Spuk und Schauer: 9 besondere Grusel-Städte in Europa

Halloween steht vor der Tür – und damit auch die jährlich wiederkehrende Sehnsucht nach Gruselgeschichten, geheimnisvollen Sagen und mystischen Orten. Einige Städte in Europa haben mehr Horror-Potenzial als andere, ihr Ambiente zeichnet sich durch ihre geheimnisvolle Aura und die vielen Spukgeschichten aus, die man sich über sie erzählt. Klassiker sind natürlich die englischen Städte London und York, aber auch das spanische Toledo oder die litauische Hauptstadt Vilnius stecken voller Überraschungen und Legenden.
Ob es nun geführte Geistertouren sind, historische Straßen mit esoterischen Boutiquen oder alte Krypten und Ossarien, in denen es angeblich spukt: Für Freunde des gepflegten Gruselns wird es in den folgenden neun Städten auch abseits von Halloween nie langweilig.
London, England

Fast kein anderer Ort in England bietet so viel schaurige Geschichten und Grusel-Potenzial wie die Hauptstadt London. Man denke nur an den Tower of London: In dem einst als Kerker genutzten Gebäude wurden zahlreiche Personen hingerichtet. Nicht verwunderlich also, dass Halloween-Liebhaber und abergläubige Menschen fest davon überzeugt sind: Hier spukt es. So soll der Geist von Anne Boleyn, der zweiten Frau Henrys VIII., deren Leben hier ein grausames Ende fand, noch immer gegenwärtig sein.
Und auch sonst sprudelt es in London nur so vor Spukgeschichten – zum Beispiel am 50 Berkeley Square. Auf dem Dachboden dieses Hauses soll sich, so sind sich Geisterjäger einig, der Geist einer jungen Frau umhertreiben. Und dann gibt es da noch den Grenadier Pub, die gruseligste Kneipe von London, deren Besucher über die letzten Jahrzehnte immer wieder über paranormale Aktivitäten wie sich selbst öffnende Wasserhähne oder unsichtbare Hände, die an Türklinken rütteln, berichtet haben.
London zelebriert seinen Ruf als Spuk-Stadt auf diversen Veranstaltungen. Es werden regelmäßig, etwa von London Ghost Walks, Touren zu den gruseligsten Orten der Stadt angeboten. Richard Jones, ein Experte für paranormale Aktivitäten, nimmt die Gäste mit auf eine Rundreise zu den kuriosesten und schaurigsten Orten Londons. Darüber hinaus gibt es etwa Touren, die den Spuren des Serienmörders Jack the Ripper, der in London sein Unwesen trieb, folgen. Wer an True Crime interessiert ist, dem sei auch ein Besuch des Jack the Ripper Museums empfohlen.
Auch an Halloween ist die Stadt im Aufruhr: Escape-Erlebnisse, Horror-Dinner oder Kürbis-Workshops sind nur eine Auswahl der vielen Angebote.
Übrigens: Hier haben wir weitere Sehenswürdigkeiten in London für Sie zusammen getragen.
Vilnius, Litauen

Gruselfaktor hoch zehn gibt es auch in der litauischen Kapitale Vilnius – und das ohne Menschenmengen und Sehenswürdigkeiten, bei denen man anstehen muss. Die Stadt ist noch ein Geheimtipp, das zeigt sich daran, dass die Straßen, Kirchen und Burgen weitgehend leer und Angebote wie die Ghostly Tales of Vilnius Tour nie überlaufen sind.
Ein besonders gespenstisches Flair strahlen die Überbleibsel der Gediminas-Burg aus. Der Ruine wird nachgesagt, den Geist des Großherzogs Gediminas, der Vilnius gegründet hat, zu beherbergen. Ein Frösteln befällt Besucher auch auf dem Bernhardiner-Friedhof und in der Dominikanerkirche, unter der sich eine Krypta mit mumifizierten Überresten befindet. Legendenumwoben sind darüber hinaus das Šventaragis-Tal und der Drei-Kreuze-Hügel vor den Toren der Stadt.
Verschiedene Touren führen ganzjährig zu den gruseligsten und sagenumwobenen Orten der Stadt, inklusive spannender Anekdoten zur Geschichte von Vilnius. An Halloween wird es mehrere kleine Events geben, etwa Pub Crawls oder Straßenparaden. Für alle, die es etwas ruhiger angehen lassen wollen: Im LUMINA Park im Botanischen Garten der Universität Vilnius findet sich vom 26. Oktober bis einschließlich 3. November eine kilometerlange Lichtinstallation mit Hunderten Skulpturen und Klängen.
Übrigens: Hier erfahren Sie die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Vilnius.
Prag, Tschechien

Prag, die Stadt der Alchemie: Nicht nur das Speculum Alchemiae, das Museum der Alchemie, zeugt davon, wie eng die tschechische Hauptstadt mit dieser frühen Form der Naturphilosophie verbandelt ist. Auch das Faust-Haus (Faustův dům) ist ein Zeugnis dafür, wie wichtig alchemistische Praxen für Prag schon immer gewesen sind. Heute geht man davon aus, dass dieses Gebäude nach dem Alchemisten Dr. Faust benannt wurde – obwohl der nie hier gelebt hat. Wer jedoch hier gewohnt hat: Generationen von Männern, die sich dem Alchemismus mit Leib und Seele verschrieben haben. So erzählen es zumindest die Legenden, die sich bis heute mit dem Haus am Karlsplatz beschäftigen.
Ein weiterer sagenumwobener Ort in Prag ist die Altneu-Synagoge in der Josefstadt. Rabbi Löw soll hier einst eine Lehmfigur, den Golem von Prag, geschaffen haben, um die Jüdinnen und Juden der Stadt vor Verfolgung und Mord zu beschützen. Angeblich, so raunt man es sich in Prag zu, lebt der Golem noch immer im Dachboden der Synagoge. Spuken soll es übrigens in weiten Teilen der Stadt, wenn man den Abergläubigen und Geisterflüsterern glauben mag – vor allem aber in Malá Strana, der sogenannten Kleinseite von Prag. Auch die Prager Burg gehört natürlich zu den beliebten Grusel-Orten der Stadt, alleine wegen ihrer angsteinflößenden Umrisse, die sich im Dunkeln in der Moldau spiegeln.
Verschiedene Themenführungen wie The Dark Shadows of The Old Town oder Mysteries of the Charles Bridge and Prague Castle laden Gäste dazu ein, den Mysterien und Rätseln der Stadt näherzukommen. Zu Halloween finden Straßenparaden, Pub Crawls und viele Veranstaltungen für Familien statt. Ebenfalls empfehlenswert: der Thrill Park Prague, ein Horror-Themenpark mit ganz viel Adrenalin.
Wer noch mehr von Prag sehen möchte, findet hier die besten Sehenswürdigkeiten.
Paris, Frankreich

Zugegeben, Paris verbinden die meisten zunächst nicht mit Horror, Grusel und Schreck – sondern vielmehr mit Liebe, Romantik und dem süßen Leben. Wer genauer hinschaut, wird jedoch feststellen, dass die französische Hauptstadt nur so überquillt vor schrecklich-schaurigen Geschichten, ob es sich nun um wahre Begebenheiten oder Legenden handelt. Die vielen Katakomben, Tunnel und Friedhöfe verleihen der Stadt eine düstere und mysteriöse Atmosphäre voller Geheimnisse.
Eine der unheimlichsten Sehenswürdigkeiten sind die Katakomben von Paris, hier findet sich ein Beinhaus mit den Knochen von rund sechs Millionen Menschen. Wer sich für Geschichte interessiert, sollte die Conciergerie besuchen, wo einst Marie-Antoinette inhaftiert war, sowie die Place de la Grève, die während der Französischen Revolution als Ort für Hinrichtungen galt. In der Conciergerie sind heute Gerichtsgebäude und ein Museum untergebracht, doch der Geist der Vergangenheit wabert noch umher.
Ebenfalls sehr sehenswert: der Friedhof Père-Lachaise, wo zahlreiche berühmte Persönlichkeiten wie Honoré de Balzac, Maria Callas, Frédéric Chopin und Édith Piaf bestattet wurden. Es gibt auch geführte Touren über den Friedhof, inklusive Spukgeschichten und Legenden.
Übrigens: Hier erfahren Sie mehr über die Sehenswürdigkeiten von Paris.
Bratislava, Slowakei

Auch die Slowakei hat ihre eigene Grusel-Kapitale: die Hauptstadt Bratislava. Wenngleich sich die Bewohner der Stadt an der Donau nicht allzu viel über Geistersichtungen und Spukhäuser erzählen, so ist Bratislava doch so sagenumwoben und düster wie kein anderer Ort des Landes. Ein Wahrzeichen ist die Burg von Bratislava, die über der Donau thront und am Abend einen bedrohlich wirkenden Schatten wirft.
Darüber hinaus gibt es noch die Devínburg etwas außerhalb, in deren unmittelbarer Nähe der sogenannte Jungfrauenturm gen Himmel ragt. Der Legende nach stürzte sich genau hier am Tag ihrer Hochzeit eine Braut aufgrund eines Familienstreits in die Tiefe und starb an ihren Verletzungen. Bratislava bietet aber auch zahlreiche Lost Places abseits dieser bekannten Sehenswürdigkeiten: Verlassene Häuser und verborgene Fabriken sowie alte Bunker bieten morbiden Charme am Stadtrand und in unbekannteren Vierteln.
Empfehlenswert für Grusel-Fans: die Spooky Legends of Bratislava – Free Walking Tour, ein etwa 60-minütiger Rundgang mit kuriosen Schauer-Anekdoten. Am 31. Oktober gibt es außerdem eine Halloween-Parade mit musikalischer Begleitung, Kostümwettbewerb und Live-Darstellern.
Toledo, Spanien

Im Landesinneren von Spanien, südwestlich von Madrid, liegt die 85.000-Einwohner-Stadt Toledo. Ihre Geschichte und Folklore sind geprägt von mittelalterlichen Rittern und Hexen. Davon zeugen zwei beliebte Attraktionen, die regelmäßig in Toledo angeboten werden: die Tour Magic Toledo, die zu den wichtigsten Orten einstiger Alchemisten, Hexen und Zauberer führt, sowie die Toledo Ghost Tour, die sich auf Gespenster und paranormale Orte fokussiert.
Wer Toledo alleine erkunden will, sollte sich unbedingt die Alcázar anschauen – weil das die Hauptsehenswürdigkeit der Stadt ist und sich hier unheimlich viel mittelalterliche Geschichte erleben lässt. Mehr Gruselfaktor finden Besucher in den Krypten der Stadt, die noch heute mumifizierte Überreste beherbergen. Unter der Zisterzienserinnenabtei Santo Domingo de Silos befindet sich beispielsweise eine Krypta mit dem Grab von El Greco.
Auf den Spuren einer Sage unterwegs ist man auch beim Pozo Amargo, dem Brunnen der Bitterkeit. Die Legende erzählt die tragische Geschichte von Raquel und ihrem Geliebten Christian: Nachdem Raquels Vater Christian genau hier, an dem Treffpunkt des verliebten Paares, mit einem Dolch ermordet hatte, ging Raquel jeden Abend zurück zum Ort des Geschehens, bis ihr Christian im Wasser des Brunnens erschien – und sie, trunken vor Liebe, hinein sprang, um ihm nahe zu sein.
Edinburgh, Schottland

Nebelverhangene, verwinkelte Gassen, das Schloss, das über der Stadt thront und mittelalterliche Gebäude, die unzählige Geschichten erzählen: Edinburgh liefert alleine aus ästhetischer Sicht die perfekte Kulisse für Gruselgeschichten und Gänsehaut. Eine der schaurigsten Sehenswürdigkeiten von Edinburgh ist The Real Mary King’s Close, ein unterirdisches Straßenlabyrinth unter der Straße Royal Mile. Bereits seit Jahrhunderten erzählt man sich hier von Geistersichtungen, es werden geführte Rundgänge durch den Irrgarten aus Pflasterstein angeboten.
Ein weiteres unterirdisches Gewölbe sind die The South Bridge Vaults. Dort, wo einst Lagerhallen, Tavernen, aber auch Gefängnisse angesiedelt waren, versteckten sich nach dem Bau der South Bridge vor allem Obdachlose und Kriminelle. Heute spukt es angeblich in dem unterirdischen Gewölbe der Brücke.
Ebenfalls einen Besuch wert: der Banshee Pub, in dessen Räumlichkeiten schon häufig von Gästen über paranormale Aktivitäten berichtet wurde, sowie der Greyfriar’s Kirkyard, einer der gruseligsten Friedhöfe in Europa.
In Edinburgh ist die Masse an angebotenen Gruseltouren enorm; die Free Ghost Tours sind eine kostengünstige Möglichkeit, die Schauder-Orte der Stadt zu entdecken, denn man gibt am Ende lediglich ein Trinkgeld. Bei City of the Dead Tours kommen Gäste in den Genuss von Spaziergängen, die Beststellerautor Jan-Andrew Henderson konzipiert hat und die die kuriosesten und gruseligsten Geschichten von Edinburgh erzählen. Zu Halloween finden in Edinburgh zahlreiche Feierlichkeiten statt, der Conifox Adventure Park etwa lädt zum Fest für die ganze Familie ein, mit Kürbisbeeten, Grusel-Labyrinthen und Fahrgeschäften.
Mehr Sehenswürdigkeiten in Edinburgh gefällig? Dann schauen Sie hier.
Dublin, Irland

Hier kommt Dracula her – naja, zumindest sein Schöpfer Bram Stoker, der in der irischen Hauptstadt das altehrwürdige Trinity College besucht hat und später den berühmtesten Vampir der Welt zum Leben erweckt hat. So pilgern Reisende heute nicht nur zu Orten, an denen es angeblich spukt – wie das Dublin Castle und das Clontarf Castle, das heute ein Luxushotel ist –, sondern auch zu den Straßen und Häusern, die Stokers Leben und Wirken geprägt haben und ihm als Inspirationsquelle dienten. So etwa der Merrion Square, in dessen Umgebung Stoker rund 20 Jahre lang lebte, oder die georgianisch geprägte Häuserreihe Marino Crescent – in der Hausnummer 15 verbrachte er ebenfalls einige Jahre seines Lebens. Nicht umsonst wurde der benachbarte Park nach ihm benannt.
Verschiedene Gruseltouren nehmen Bezug auf Bram Stoker und Dracula und verbinden den Schriftsteller und seine Figur mit anderen schaurigen Kulissen von Dublin. Empfehlenswert ist auch die Original Dublin Haunted Tour, die durch das touristische Viertel Temple Bar im Zentrum führt und Teilnehmer mit durch die dunkle und teils morbide Vergangenheit der Stadt nimmt. An Halloween finden in Dublin und rundherum diverse Events mit Pub Crawls, Haunted Houses, Rätseln und Prozessionen statt. Eines davon ist The Nightmare Realm in Dublin, ein anderes das Púca Festival etwas außerhalb, im County Meath. Letzteres ist besonders empfehlenswert für alle, die Halloween auf typisch irische Weise, mitsamt aller Folklore und Bräuche, erleben wollen.
Übrigens: Schriftsteller Jan Weiler war zum ersten Mal in Dublin – und hat seine Eindrücke für uns festgehalten.
York, England

Wer den Spitznamen „City of 1000 Ghosts” trägt, darf in dieser Aufzählung natürlich nicht vergessen werden. York gilt als eine der Städte mit dem meisten Spuk, mehr als 500 Geistersichtungen gab es hier (angeblich) bereits. Und auch sonst ist York immer sehenswert: Malerische Gassen mit Fachwerk, mittelalterliche Bauten und die Straße The Shambles, die tatsächlich an die Winkelgasse aus Harry Potter erinnert, laden zum Stöbern und Staunen ein und bieten die perfekte Grusel-Kulisse. In dieser Gasse können Besucher sich im Laden York Ghost Merchants sogar einen eigenen Geist als Souvenir anfertigen lassen.
In dem Pub Golden Fleece soll der Geist von Alice Peckett, einer ehemaligen Besitzerin des Gasthauses, spuken. Und im Treasurer’s House, einem historischen Gebäude, das heute im Besitz des National Trusts ist, wurden angeblich schon mehrfach die Geister römischer Legionäre gesichtet. Das passt, schließlich fand man später bei Ausgrabungen ein römisches Hauptquartiergebäude unter dem Grundstück.
Bereits seit 1973 operiert die Original Ghost Walk Tour of York – damit ist sie die älteste Geistertour der Welt. Darüber hinaus werden diverse weitere schaurige Rundgänge angeboten, etwa die 70-minütige Witches Walking Tour. Vom 23. bis einschließlich 31. Oktober findet in der Geisterstadt außerdem das Yorkshire Halloween Festival statt. Hauptaustragungsort ist die Parliament Street, aber auch viele Bars und Clubs abseits davon laden zu Feiern ein.