Europas Countryside: Die schönsten Regionen für den Landurlaub

Weit weg von pulsierenden Großstädten, hinaus in die weitläufige Natur voll schroffer Gipfel, zerklüfteter Täler und Seen: Der Traum vom Landurlaub dürfte in Zukunft bei der Reiseplanung der Deutschen immer wichtiger werden. Kein Wunder, schließlich lassen die Geräusche und Gerüche in den Städten oft keinerlei Entspannung zu, Reizüberflutung vorprogrammiert. Die Lösung: ein rustikales Cottage oder eine familiäre Ferienwohnung, am besten so weit ab vom Schuss, dass gar nicht erst die Gefahr besteht, zu arbeiten oder sich in das wuselige Treiben der umliegenden Metropolen vorzuwagen.
Filme wie „Liebe braucht keine Ferien” prägen unsere romantischen Vorstellungen vom Landurlaub bis heute – tatsächlich können diese Vorstellungen Realität werden. Wo Backsteinhäuser sich ans Flussufer schmiegen, wo Schafe und Menschen in ihren Holzhütten im Frieden koexistieren und wo die Jahreszeiten kleine Dörfer in zauberhafte Kulissen aus Rot, Braun oder Weiß verwandeln, ist Europas Countryside am schönsten.
Hier kommen sieben Reiseziele für einen unvergesslichen Landurlaub in Europa.
Engadin, Schweiz

Schroffe Gipfel treffen auf tiefblaue Bergseen und rustikalen Hüttencharme, mittendrin grasen Gämse, Steinböcke und Murmeltiere: Im Hochtal Engadin im Schweizer Kanton Graubünden ist die ländliche Idylle perfekt. Abseits von den gut besuchten Wintersportorten wie St. Moritz hält die rund 80 Kilometer lange hochalpine Gegend nämlich auch kleine, authentische Bergdörfer bereit. Die Ortschaft Sils Maria, die an den Silsersee und den Silvaplanersee grenzt, hat einst bereits Friedrich Nietzsche in ihren Bann gezogen. Die Gemeinde Guarda ist indes ein hübsches Konglomerat aus typischen Engadiner Häusern: weißgraue Steinbauten mit Sgraffito-Verzierungen. Besonders im Winter, wenn sich eine dicke Schneeschicht über das Dorf legt, lohnt ein Spaziergang.
Darüber hinaus beherbergt das Engadin den ältesten Nationalpark der Schweiz sowie spektakuläre Panoramarouten und Zugstrecken wie den Bernina-Pass. Inmitten der – je nach Jahreszeit – sattgrünen oder schneeweißen Landschaft stehen immer wieder Ferienhäuser, Hütten und Glamping-Unterkünfte, die auf einen ruhigen Landurlaub ohne Menschenmassen einladen. Rundherum: Wandertrails, Radwege und Skipisten für alle, die die Countryside mit Sport verbinden wollen.
Toskana, Italien

Die Toskana ist längst kein Geheimtipp mehr. Wer die großen Städte wie Florenz und Pisa hinter sich lässt und ins Hinterland voller Olivenhaine, Weinreben und Zypressen abtaucht, findet in der italienischen Region sein Landglück. Die typischen „Podere”, italienische Landgüter, bieten in der Regel genügend Platz für eine Großfamilie oder eine große Freundesgruppe – und zugleich Abgeschiedenheit. Die Toskana ist außerdem bekannt als Agriturismo-Region: Betreiber von Bauernhöfen oder Olivenhainen stellen ihre Unterkünfte Gästen bereit, meist gegen einen recht kleinen Beitrag. Und dann gibt es die großen, luxuriösen Weingüter und Fincas inmitten der Natur, die einen sorglosen Countryside-Urlaub versprechen.
Wer komplette Ruhe möchte, meidet am besten auch die kleineren Städte wie San Gimignano oder Lucca, die inzwischen auch schon recht voll sind – und besucht stattdessen naturbelassene Orte. Die Weinregionen der Toskana, etwa Chianti oder Montalcino, laden zu ausgiebigen Erkundungstouren mit Wine Tastings ein, die umliegenden sanften Hügellandschaften bieten beste Bedingungen für Wanderungen und Picknicks. Gerade im Sommer finden in den kleinen Ortschaften der Toskana viele Dorf- und Weinfeste statt, allerdings wird es dann sehr heiß. Unser Tipp: Reisen Sie Ende September oder im Oktober, wenn die goldene Herbstsonne die Landschaft mit ihren Zypressen und Serpentinen in ein Kaleidoskop aus Farben taucht, die Weinlese stattfindet und die Trüffelsaison beginnt. Aus kulinarischer Sicht jedenfalls gäbe es keine bessere Jahreszeit.
Småland, Schweden

Ein ganz anderes Flair herrscht in Småland, einer weitläufigen Provinz in Südschweden. Der Traum vom perfekten Scandi-Urlaub wird hier wahr: Dichte, sattgrüne Wälder, einsame Schären, zerklüftete Klippen an der wilden Küste, malerische Dörfer und die typischen Holzhäuser in Falunrot prägen das Ambiente in der Region zwischen Östergötland und Schonen. Natürlich hat die Tourismusbranche die Chance dieser Gegend längst erkannt, daher haben sich in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Ferienhäuser inmitten der ursprünglichen Natur etabliert. Viele davon kommen mit eigenem Seezugang daher und bieten alles, was man für den perfekten Landurlaub braucht. Auch landwirtschaftliche Betriebe öffnen häufig ihre kleinen Zimmer oder Cottages für Besucher.
Småland ist das Land der Seen: Tausende gibt es davon, beispielsweise den See Åsnen oder den Bolmen. Der Nationalpark Store Mossen umfasst das größte Moorgebiet von Südschweden und lädt zu ausgiebigen Wanderungen ein. Und dann wären da natürlich noch die ganzen Schären, die vor der Küste in der Ostsee liegen, häufig unbewohnt sind und daher einen ganz besonderen Charme ausstrahlen. Eines der bekanntesten Dörfer in Småland ist Vimmerby, der Geburtsort keiner Geringeren als Astrid Lindgren. Hier ist die Schweden-Idylle perfekt: Rote und gelbe Holzhäuser, wie man sie auch aus Pippi Langstrumpf kennt, säumen die Pfade der Altstadt. Auch Eksjö ist sehr sehenswert, sie ist eine der wenigen komplett aus Holz bestehenden Städte in Schweden. Wer sich für authentische Glaskunst interessiert, findet das Mekka hierfür in Växjö.
Highlands, Schottland

Zugegeben, das Wetter kann ganz schön rau und ungemütlich werden im Nordwesten von Schottland, wo sich die Highlands befinden und wo Berggipfel wie der des Ben Nevis mit 1.345 Metern Höhe in kältere Gefilde führen. Genau das macht aber den Charme des Country-Getaways aus, denn was gäbe es Schöneres, als sich nach einer langen Wanderung in einer urigen Lodge oder einem gemütlichen Cottage zu verkriechen, den Kaminofen anzufeuern und eine heiße Schokolade zu trinken, um sich aufzuwärmen? Die schottischen Highlands sind wie geschaffen für den Landurlaub, weil sie alles verbinden, was sich Reisende wünschen: stilvolle, zurückgezogene Unterkünfte, Natur, so weit das Auge blickt, Schafe und Galloways, Küste und ganz viel Tradition.
Die Landschaft wird geprägt von Berggipfeln und Hügeln, von Tälern, Mooren, Küstenabschnitten und Seen wie dem Loch Ness. Neben Schafen leben hier vor allem Hirsche, an der Küste auch Seehunde und je nach Saison sogar Wale. Wer in der Nähe eines der vielen authentischen, traditionellen Dörfer nächtigt, bekommt mit Glück einen Einblick in die vielschichtige Kultur der Schotten. Ob Highland Games – sportliche Wettkämpfe unter der Bevölkerung –, das Brennen von Whiskey, Dudelsack-Klänge oder Burgbesichtigungen: All das ist fest mit der schottischen Kultur verwoben und darf bei einer Reise nicht fehlen. Besonders eindrucksvoll ist beispielsweise das Urquhart Castle am Loch Ness, es gibt aber diverse weitere Burgen und Schlösser, die nicht so bekannt und daher nicht so überlaufen sind.
Die schottischen Highlands wurden aufgrund ihrer rauen Schönheit bereits häufig als Filmkulisse genutzt. So kennen Sie sicherlich das Glenfinnan Viadukt mit dem Jacobite Steam Train aus einigen Harry-Potter-Filmen. Auch viele Szenen der Serie „Outlander” spielen in dieser Region.
Ardennen, Belgien

Im Süden von Belgien und der Region Wallonie liegen die Ardennen, ein Mittelgebirge, das das Land sich mit Frankreich und Luxemburg teilt. Geprägt werden die belgischen Ardennen von Flüssen, die sanft durch Täler fließen – etwa die Ourthe oder die Semois – sowie Hügeln und Gipfeln, Höhlen und Wasserfällen. Ein Großteil der Gegend ist naturbelassen und der perfekte Ausgangspunkt für Wanderungen, Rad- oder Klettertouren und Kajakfahrten. In urigen Steinhäusern und familiengeführten Bed & Breakfasts lässt es sich so gut zur Ruhe kommen wie kaum irgendwo sonst.
Trotz all der imposanten Natur empfiehlt sich ein Ausflug nach Durbuy: Das ist eine der kleinsten Städte in Belgien, sie besticht durch ihre Lage direkt vor den schiefergrauen Felswänden der Ardennen, zur entgegengesetzten Seite hin wird sie begrenzt durch die Orthe. In der Altstadt: malerische Stein- und Fachwerkhäuser, Kopfsteinpflaster und süße Bistros. Auch La Roche-en-Ardenne mit der eindrucksvollen Burgruine sowie Spa, die Stadt, die der Wellnesskultur aufgrund ihrer Thermalbecken ihren Namen gab, lohnen einen Besuch.
Übrigens: In Belgien ist nicht nur die Schokolade besonders schmackhaft. Das Land ist auch für sein hochwertiges Bier bekannt, das vielerorts noch in Trappistenklöstern gebraut wird. Diese und andere Spezialitäten werden zum Beispiel auf einem der vielen Handwerkermärkte oder Mittelalterfeste, die fast das ganze Jahr über stattfinden, verkauft.
Provence, Frankreich

Wer an die Provence im Süden Frankreichs denkt, hat meist violette Lavendelfelder vor Augen. Dabei ist das nur eine Facette der vielschichtigen Region – und auch noch eine recht kurz andauernde, denn die Lavendelblüte hat ihren Höhepunkt im Juli und verweilt nur wenige Wochen. Die Provence ist im Herbst mindestens genauso schön, denn dann finden sowohl Weinernte als auch Olivenlese statt und die gesamte Region wird in ein goldgelbes Licht gehüllt. Im Frühling machen blühende Obstgärten und milde Temperaturen die Reise zum perfekten Country-Getaway. Und dann gibt es da noch die vielen Kalksteinfelsen, etwa in Luberon, und die berühmte Verdonschlucht, die ein sehr gutes Terrain zum Wandern bietet.
Historische Landhäuser und traditionelle Bauernhöfe wurden vielfach in Hotels und Ferienwohnungen inmitten der Natur umgewandelt und versprechen heute Abgeschiedenheit und französisches Flair. Häufig befinden sich die Häuser und Hütten direkt in den Weinbergen oder rund um die Lavendelfelder und bieten viel Privatsphäre. Wer sich zwischendurch doch mal nach Geselligkeit sehnt oder einfach mal einen Tapetenwechsel braucht, kann die zahlreichen pittoresken Dörfer der Provence besuchen: Avignon mit dem einstigen Papstpalast zum Beispiel, Aix-en-Provence oder Arles. In Arles hat Van Gogh gelebt, die Stadt floriert von seinem künstlerischen Erbe. In zahlreichen Gemeinden finden regelmäßig Märkte mit lokalem Handwerk und Erzeugnissen statt. Dann wandern Kräuter der Provence über den Verkaufstresen, aber auch hochwertiger Käse und Wein, Olivenöl und allerlei Lavendel-Produkte.
Cotswolds, England

Die Cotswolds sind wohl genau das, was man sich unter Europas Countryside im besten aller Fälle vorstellt. Geprägt wurde die Vorstellung vieler Reisender von der Region tatsächlich durch den Weihnachtsklassiker „Liebe braucht keine Ferien” mit Kate Winslet und Cameron Diaz – dabei wurden die Szenen für diesen Film in Surrey und nicht in den Cotswolds gedreht. Das Ambiente ist aber das gleiche: Im Südwesten von England, zwischen Bath, Oxford, Gloucestershire und Stratford-upon-Avon, liegt die geschützte „Area of Outstanding Natural Beauty” namens Cotswolds, die neben weitläufigen Feldern und Wiesen mit vielen Schafen hauptsächlich traditionelle, kleine Dörfer mit authentischem Charme beherbergt. Gefertigt wurden viele davon aus dem gelben Jurakalkstein, der heute sogar als „Cotswold-Stein" bekannt ist. Ob Kirchen, Cottages oder andere Gebäude: Weiler wie Bibury oder Bourton-on-the-Water sind geprägt von diesem Material.
Und noch etwas Anderes ist typisch für die Cotswolds-Dörfer: Steinmauern und verwinkelte Pfade, im Sommer häufig blühende Gärten und meist auch ein idyllisches Flussufer machen das Stadtbild aus. Hinzu kommen traditionelle Kirchen aus dem Mittelalter. Nicht verwunderlich also, dass durchaus Filmproduktionen auf diese Kulisse zurückgegriffen haben: Die Cotswolds sind beispielsweise in „Bridget Jones” oder „Downton Abbey” zu sehen.
In den Cotswolds werden viele Hütten und Häuschen zum Übernachten angeboten, denn diese Unterkünfte lösen ein Versprechen ein: das vom perfekten Landurlaub. Tagsüber Herbst-Spaziergänge oder Wanderungen im Schnee, nachmittags dann auf einen Cream Tea und Shepherd’s Pie im Pub einkehren und abends mit Buch und Tee vorm knisternden Kamin sitzen: Wer denkt da noch an die Arbeit?