Klein, aber fein: Die 6 Zwergstaaten in Europa

Für Zwerg- oder Kleinststaaten gibt es keine eindeutige Definition, doch meist werden souveräne Staaten, die eine gewisse Landfläche oder Einwohnerzahl nicht überschreiten, als solche bezeichnet. Laut dem Informationsdienst Statista zählt Europa demnach sechs Zwergstaaten.
Zugegeben, nicht alle Zwergstaaten in Europa sind noch Geheimtipps. Das zwei Quadratkilometer große Monaco etwa ist das am dichtesten besiedelte Land der Erde – und daher nicht unbedingt auf der Suche nach neuen Tagesgästen und Touristen. Andere, etwa Andorra oder Liechtenstein, stehen aber definitiv noch im Schatten ihrer Nachbarländer und punkten nicht nur mit malerischen Dörfern, sondern auch mit beeindruckenden Naturlandschaften.
Merian stellt Ihnen im Folgenden die sechs Zwergstaaten Europas vor und gibt Tipps für die Reise.
Monaco

Mit einer Fläche von rund zwei Quadratkilometern ist das Fürstentum Monaco, das an der Côte d’Azur zwischen Nizza und Menton liegt, der zweitkleinste Staat der Welt. Jedoch leben rund 38.000 Menschen in Monaco, daher ist das Land zugleich extrem dicht besiedelt. Wer etwa durch Monte-Carlo schlendert und sich den Fürstenpalais der Familie Grimaldi oder den Hafen Port Hercule mit all seinen Luxusyachten anschaut, der bekommt rasch einen Eindruck davon, dass Monaco sich nicht (mehr) um Touristen bemühen muss.
Jedes Jahr finden in Monaco außerdem zwei besondere Events statt: zum Einen die Monaco Yacht Show mit den teuersten und edelsten Luxusyachten weltweit. Und zum Anderen der Monaco Grand Prix, das Formel-Eins-Rennen durch die engen Gassen Monacos. Zu diesen Zeitpunkten ist der Kleinststaat dann noch dichter besiedelt als sonst und platzt beinahe aus allen Nähten.
Unser Tipp für alle, die es ruhiger mögen: Suchen Sie sich einen Ort im Hinterland zum Übernachten – schließlich ist es an der Côte d’Azur überall sehr voll – und machen Sie einen Tagesausflug nach Monaco. Sehr sehenswert sind auch das Monte-Carlo Casino, ein Gebäude im Belle Époque-Stil aus 1863, die gesamte Altstadt namens Monaco-Ville (häufig auch Le Rocher genannt) und die Gärten Jardin Exotique und Jardin Japonais, die grüne Rückzugsoasen inmitten des Trubels bieten.
Malta

Auch Malta zählt aufgrund der überschaubaren Größe von 316 Quadratkilometern und der Tatsache, dass es sich bei dem Archipel um ein unabhängiges, souveränes Land handelt, zur Riege der europäischen Zwergstaaten. Insgesamt besteht Malta aus sieben Inseln, darunter sind nur drei bewohnt: die gleichnamige Hauptinsel, Gozo und Comino. Auf Malta selbst liegt auch die Hauptstadt Valletta, die zum Unesco-Welterbe zählt und mit barocken Gebäuden und Palästen sowie eindrucksvollen Panoramen, etwa von den Upper Barakka Gardens aus, punktet.
Empfehlenswert ist es auch, einen Ausflug nach Gozo zu unternehmen; die kleine Nachbarinsel ist insbesondere aufgrund ihrer Salzpfannen bekannt, die schon seit 2.000 Jahren und noch immer für die Salzgewinnung genutzt werden. Insgesamt ist Gozo etwas grüner, naturbelassener und noch ruhiger als die Hauptinsel Malta, welche auch vielfach von Partytouristen angesteuert wird.
Malta verfügt über zahlreiche Megalith-Tempel, die nicht nur Geschichtsinteressierte in ihren Bann ziehen. Einer der bekanntesten ist der Ġgantija-Tempel auf Gozo, der 1980 von der Unesco zum Weltkulturerbe deklariert wurde. Darüber hinaus hält der Archipel einige der besten Tauch- und Schnorchelspots des Mittelmeers bereit. Und auch diejenigen, die nicht gerne tauchen, lässt der Anblick des türkisfarbenen Wassers, etwa bei der Blauen Lagune oder dem St. Peter’s Pool, nicht kalt.
Kulinarischer Tipp: Probieren Sie, egal wo auf der Inselgruppe, unbedingt die typische Spezialität Pastizzi. Dabei handelt es sich um eine Teigtasche mit herzhafter Füllung, meist mit Ricotta oder Curryerbsen.
Hier finden Sie außerdem die schönsten Natursehenswürdigkeiten auf Malta.
Vatikanstadt

Es ist das kleinste offiziell anerkannte Land der Welt: die Vatikanstadt im Herzen von Rom. Rund 800 Einwohner leben in der Enklave voller sakraler Prachtbauten, der bekannteste Bewohner ist natürlich das Oberhaupt der katholischen Kirche, Papst Leo XIV., der zugleich das Staatsoberhaupt ist.
Die Grenzen zwischen der italienischen Hauptstadt und dem Mini-Land sind fließend, Touristen merken häufig gar nicht, dass sie beim Besuch des Petersdoms oder der Sixtinischen Kapelle eigentlich keinen italienischen Boden mehr unter den Füßen haben. Gleichzeitig hält die Vatikanstadt ein paar Besonderheiten bereit, die bei genauerem Hinsehen doch einen Hinweis hierauf geben. Etwa das eigene Münzprägerecht – die Euro-Münzen aus Vatikanstadt sind bei Sammlern heiß begehrt. Gleiches gilt für die Briefmarken des hiesigen Postamts. Und natürlich beschützt die Schweizer Garde die Vatikanstadt, manchmal sieht man ihre Mitglieder rund um den Petersdom.
Wer nun den Weg in das kleinste Land der Welt findet, sollte unbedingt den Vatikanischen Museen einen Besuch abstatten. Dazu gehört die Sixtinische Kapelle mit dem weltberühmten Fresko von Michelangelo, aber auch die Vatikanische Pinakothek. Und natürlich ist auch der Petersdom nicht zu verachten, dessen Kuppel von Michelangelo nur einer von vielen Bestandteilen ist, die Staunen hervorrufen.
Interessant: Tatsächlich ist seit 1984 das gesamte Land Vatikanstadt als Unesco-Weltkulturerbe gelistet.
Andorra

In den östlichen Pyrenäen, zwischen Spanien und Frankreich, liegt das ursprüngliche, wildromantische Andorra. Rund 82.000 Einwohner verteilen sich über das Kleinstland, das mit 468 Quadratkilometern Fläche deutlich größer ist als Monaco oder Malta. Andorra ist vielen insbesondere als Steueroase bekannt, denn einige Waren – beispielsweise Parfüms, Textilien, Elektronik und Alkohol – lassen sich hier zollfrei beziehen und sind mit sehr wenigen bis gar keinen Steuern belegt.
Allerdings ist Andorra nicht nur für Shoppingliebhaber ein Paradies, sondern vor allem für Aktivurlauber. Ob Mountainbiken, Paragliden, Wandern, Klettern oder Skifahren: Hier kommt jeder auf seine Kosten. Zum Wandern bietet sich das Madriu-Perafita-Claror-Tal an, wo naturbelassene Pfade und Hirtenhütten das Ambiente inmitten der Pyrenäen perfekt machen. Und die vielen Höhenmeter, die in Andorra locken, lassen die Herzen von Radfahrern und Skifahrern höher schlagen. In Andorra gibt es tatsächlich rund 60 Berggipfel über 2.000 Metern. Das Skigebiet Grandvalira gilt als eines der größten in Europa, das Gebiet Pal/Arinsal Vallnord ist kleiner und besser für Familien mit Kindern geeignet.
Die Hauptstadt Andorra la Vella liegt auf einer Höhe von 1.023 Metern und hält neben grandiosen Ausblicken das Centre Termolúdic Caldea – ein großes Thermalbad – sowie verwinkelte Gassen und hübsche Gebäude wie das Casa de la Vall bereit. Darüber hinaus hat Andorra verschiedene authentische Bergdörfer wie Ordino oder Canillo zu bieten.
Reisende bemerken schnell die Einflüsse aus den Nachbarstaaten: Es wird vorwiegend Katalanisch gesprochen, aber auch Spanisch, Französisch und gar Portugiesisch. Auch die Küche ist geprägt von der geografischen Lage: Neben Trinxat, einem Gericht aus Kartoffeln, Kohl und Schweinefleisch, das in der katalanischen Küche sehr beliebt ist, wandern Wild und Käse auf die Teller.
Interessant zu wissen: Andorra wird tatsächlich von zwei Staatsoberhäuptern regiert – vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron und dem spanischen Bischof Seu d’Urgell.
San Marino

Auch San Marino hat sich für eine interessante Form der Staatsführung entschieden: In dem Zwergstaat regieren zwei Staatsoberhäupter, die „Capitani Reggenti”, die sich halbjährlich abwechseln. Das kleine Land liegt eingebettet in Italien – in der Nähe von Rimini und damit nahe der Adriaküste. Hauptstadt ist San Marino Città, der historische Ortskern mit seinen mittelalterlichen Gebäuden und engen, verwinkelten Pfaden ist Unesco-Welterbe. Sehr sehenswert in der Hauptstadt sind auch die neoklassizistische Basilica del Santo Marino, der Palazzo Pubblico sowie verschiedene Museen. Etwa das Museo di Stato mit archäologischen Relikten und Kunst oder das Museo di criminologia medioevale e della tortura (Museum für mittelalterliche Kriminologie und Folter).
Die Wahrzeichen von San Marino sind aber zweifelsohne andere: nämlich der 739 Meter hohe Monte Titano mit den drei Türmen von San Marino. Auf dem Berg thronen nämlich noch immer die alten Wachtürme Guaita, Cesta und Montale der gleichnamigen Burgen. Auf dem Monte Titano geht es vor allem in der Adventszeit zauberhaft zu: Dann finden hier diverse Weihnachtsmärkte und weihnachtliche Events statt. Rundherum lässt es sich – das aber eher zu anderen Jahreszeiten – bestens wandern.
Die Küche in San Marino ist aufgrund der geografischen Gegebenheiten stark von Italien geprägt. Es gibt jedoch eine speziell für den Zwergstaat typische Spezialität, die Besucher unbedingt kosten sollten: die Torta Tre Monti, eine Haselnuss-Schoko-Waffeltorte, umhüllt von Fondant.
Liechtenstein

Liechtenstein ist den meisten Europäern ein Begriff – vor allem als wohlhabendes Land mit hohem Bruttoinlandsprodukt. Dass der 160 Quadratkilometer kleine Staat, der sich im Alpenrheintal an Österreich und die Schweiz schmiegt, auch beeindruckende Natur zu bieten hat und ein hervorragendes Reiseziel ist, wissen aber die wenigsten. Rund 400 Kilometer Wanderwege führen durch das Fürstentum, für jedes Schwierigkeitslevel ist der passende Weg dabei. Wer es etwas adrenalinreicher und anstrengender mag, wird beispielsweise auf dem Fürstin-Gina-Weg glücklich, der in schwindelerregende Höhen führt und beispiellose Panoramen bereithält. Der Rheinradweg hingegen ist bei Radfahrern ein beliebtes Ausflugsziel. Und in Malbun lässt es sich sogar Skifahren.
Nicht nur der Mix aus alpinem Hochland und sattgrünen Tälern macht Liechtenstein aus. Der Kleinstaat bietet auch viele authentische Dörfer, die – zugegeben – nicht viel Action versprechen, aber für Ruhesuchende genau das richtige Ambiente versprechen. Da wären Eschen und Nendeln, kleine Weiler mit hübschen romanischen Kirchen und vielen Handwerksbetrieben, die schon seit Generationen hier angesiedelt sind. Oder die Gemeinde Balzers mit der mittelalterlichen Burg Gutenberg.
Und natürlich hat Liechtenstein auch sehr sehenswerte Städte im Repertoire. Die größte des Landes ist Schenna, Vaduz aber ist Hauptstadt. Hier gibt es dann doch ein bisschen mehr zu sehen: zum Beispiel das Schloss von Vaduz, in dem die Fürstenfamilie residiert (Achtung: Es werden keine Führungen angeboten, das Schloss ist aber auch von außen sehr sehenswert). Im Kunstmuseum Liechtenstein wird vor allem zeitgenössische und moderne Kunst ausgestellt, und das Liechtensteinische LandesMuseum ist für Geschichtsinteressierte genau das Richtige. Hierzu gehört übrigens auch das Liechtensteinische PostMuseum – die Briefmarken des Landes sind unter Sammlern weltberühmt.