Die 7 schönsten Bahnstrecken in Deutschland

Oft ist die Reise per Zug nicht nur eine Art der Fortbewegung, sondern auch ein Erlebnis an sich. Wenn alles nach Plan läuft, kann die Bahnfahrt durchaus der Erholung dienen. Zum Beispiel dann, wenn Passagiere – statt mit Verspätungen und Ausfällen – mit grandiosen Ausblicken, vorbeiziehenden Panoramen und sehenswerten Kulissen belohnt werden.
So fährt etwa die steilste Bahn Deutschlands durch den Schwarzwald oder die Mittelrheinbahn durch geschütztes UNESCO-Welterbe. Merian zeigt sieben der schönsten Bahnstrecken in Deutschland und gibt Tipps für lohnenswerte Zwischenhalte.
Marschbahn, Schleswig-Holstein

Oft für ihre Ausfälle beklagt und doch beliebt: Die rund 230 Kilometer lange Route der norddeutschen Marschbahn. Die Reise beginnt am Fernbahnhof Hamburg-Altona, in rund drei Stunden führt die Strecke quer durchs westliche Schleswig-Holstein, durch Nordfriesland bis nach Westerland auf der Nordseeinsel Sylt.
Unterwegs passiert die Marschbahn mehrere besondere Aussichtspunkte. Aus dem Fenster schauen sollten Passagiere zum Beispiel kurz hinter Kleve, denn dann überquert der Zug die Hochbrücke Hochdonn und den darunterliegenden Nord-Ostsee-Kanals auf einer Höhe von 40 Metern.
Weiter geht es durch die flache Marschlandschaft, vorbei an Feldern, Heide- und Sielen. Besonders beeindruckend ist die Fahrt über den acht Kilometer langen Hindenburgdamm, der das Festland mit der Insel Sylt verbindet und tolle Aussichten aufs Wattenmeer gewährt.
Fahrtplan der Marschbahn zwischen Hamburg und Sylt
Die Marschbahn fährt stündlich je ab Hamburg sowie Westerland. Unterwegs hält der Zug an mehreren Stationen, darunter größere Städte wie Elmshorn, Itzehoe, Heide, Husum und Niebüll.
Zwei besonders sehenswerte Orte auf dem Weg sind Husum und das von Kanälen durchzogene Friedrichstadt. Wer Zeit hat, kann hier einen Zwischenstopp einlegen und durch typisch norddeutsche Backsteinstraßen mit maritimem Charme streifen. Auf Sylt hält die Marschbahn dann in Morsum, Keitum und Westerland.
Mittelrheinbahn, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen

Als eine der schönsten Bahnstrecken Deutschlands gilt die Route der Mittelrheinbahn. Die Regionalzüge verbinden die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt Mainz mit Köln und führen am linken Flussufer entlang durch das UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal. Unterwegs entdecken Reisende Burgruinen, Weinberge, Kapellen und steile Felsen. Allgegenwärtig ist dabei der namengebende Rhein und sein idyllisches Ufer.
Ein Highlight der Strecke ist der berühmte Loreley-Felsen, der sich über den Fluss erhebt und zahlreiche Künstler und Literaten inspirierte. Nur wenige Kilometer weiter nördlich folgt Boppard, eine Stadt mit langer Weinkultur. Ein Zwischenstopp lohnt, denn der Bopparder Hamm und der Wanderweg „Traumschleife Rheingold“ laden zu ausgiebigen Erkundungen mit Blick auf den Fluss ein.
Wie fährt die Mittelrheinbahn?
Reisende können mit der Mittelrheinbahn von Köln nach Mainz oder in umgekehrter Richtung von Mainz nach Köln fahren. Unterwegs halten die Züge auch an vielen kleineren Orten wie Heidesheim, Ingelheim, St. Goar, Boppard, Andernach, Sinzig am Rhein oder Sechtem. Zwischenstopps, die sich besonders gut für einen kleinen Ausflug eignen, sind neben Boppard auch Bingen, Koblenz und Bonn. Einer der schönste Abschnitt der Zugstrecke liegt zwischen Bingen und Koblenz. Insgesamt ist die Route der Mittelrheinbahn rund 190 Kilometer lang. Die RB26 fährt täglich, meistens zweimal stündlich. Die Fahrzeit zwischen Mainz und Köln beträgt etwas mehr als drei Stunden.
Nationalparkbahn, Sachsen

Besondere Naturorte per Bahn erkunden? Das geht mit der Nationalparkbahn U28, die Reisende durch das Elbsandsteingebirge sowie die Böhmische Schweiz führt. Die Bahnstrecke beginnt und endet Tschechien; passiert unterwegs jedoch Landschaften in Sachsen. Immer wieder gibt die Strecke Ausblicke auf Berge, Elbe und Täler frei, etwa das Sebnitztal oder die schroffen Schluckenauer Zipfel.
Die Deutsche Bahn betreibt die grenzübergreifende Strecke gemeinsam mit der tschechischen Bahngesellschaft České dráhy. Vom sächsischen Bad Schandau bis zur Endhaltestelle Rumburk sind Passagiere etwas mehr als eine Stunde unterwegs. Wer die ganze Strecke fährt, benötigt dafür knapp zwei Stunden. Die Nationalparkbahn fährt neunmal täglich, an den Wochenenden achtmal täglich. Von Ende März bis Oktober erhöhen zusätzliche Züge der Linie T2 die Frequenz.
Route der Nationalparkbahn U28
Die Nationalparkbahn startet ihre Route im tschechischen Děčín. Reisende passieren auf dem Weg unter anderem Bad Schandau, Rathmannsdorf, Ulbersdorf, Sebnitz, Dolní Poustevna und Mikulášovice dolní nádraží. Das Ziel ist Rumburk.
Moselstrecke, Rheinland-Pfalz

Parallel zum Flussufer führt die malerische Moselstecke quer durch die Landschaft von Rheinland-Pfalz. Die zweieinhalbstündige Route verbindet die Städte Trier und Koblenz miteinander und führt an Perlen wie Cochem und Treis-Karden vorbei. Unterwegs laden Wanderwege, Burgen und Weingüter zu ausgiebigen Zwischenstopps ein. Wer auf halber Strecke in Neef aussteigt, gelangt von hier nach Bremm und zum Calmont-Klettersteig. Auch die Burg Eltz ist ein beliebtes Ausflugsziel der Region. Ab dem Bahnhof Moselkern erreicht man die Burg nach einer einstündigen Wanderung.
Übrigens: Bis in die 1960er Jahre war die frühere Moseltalbahn in Betrieb, die auf der anderen Seite des Flusses entlangführte. Heute sind weite Teile der einstigen Trasse Rad- und Wanderwege.
Wo führt die Moselstrecke lang?
Gut 30 Haltestellen umfasst die Moselstrecke. Neben Trier und Koblenz als Startpunkt bzw. Zielort hält der Zug unter anderem in Quint, Schweich, Wittlich, Bullay, Neef, Cochem, Treis-Karden, Müden, Moselkern, Löf und Lehmen. Die gesamte Strecke wird unter der Linie RB81 einmal pro Stunde befahren.
Bodenseegürtelbahn, Bayern und Baden-Württemberg

An Deutschlands größten See schmiegt sich eine besondere Panoramaroute: Unter dem Namen Bodenseegürtelbahn laufen mehrere Streckenabschnitte ineinander über. Vom baden-württembergischen Radolfzell geht’s – mit Umstieg in Friedrichshafen – bis ins bayerische Lindau. Die gemütliche Ausflugsfahrt dauert rund zwei Stunden und führt auf 74 Kilometern überwiegend direkt am Ufer des Sees entlang. Während der Zugfahrt haben Fahrgäste eine unverbaute Aussicht auf das Nordufer mit seinen Rebstöcken und Obstplantagen. Bei gutem Wetter reicht der Blick bis hin zu den Alpengipfeln.
Wenn es nicht sowieso geplant ist, empfehlen wir einen Aufenthalt in Lindau. Das Zentrum der Kleinstadt und seine breite Promenade sind äußerst charmant.
Wo hält die Bodenseegürtelbahn?
Teilstrecken der Bodenseegürtelbahn können mit der Regionalbahn, aber auch mit dem Interregio-Express zurückgelegt werden. Die Bodenseegürtelbahn hält auf der westlichen Zugstrecke zwischen Radolfzell und Friedrichshafen zum Beispiel in Ludwigshafen, Sipplingen, Überlingen und Markdorf. Auf östlicher Strecke verkehrt unter anderem die Regionalbahn 93 mit Halt in Eriskirch, Langenargen, Kressbronn, Nonnenhorn und Wasserburg.
Schwarzwaldbahn, Baden-Württemberg

Auch die Schwarzwaldbahn fährt mit dem Ziel Konstanz eine Stadt am Bodensee an. Auf 250 Kilometern schlängelt sie sich durch die berühmte Landschaft, über etliche Brücken und durch 39 Tunnel führt ihre Route. Besonders schöne Ausblicke hält der 26 Kilometer lange und rund 450 Höhenmeter bergauf führende Teilabschnitt zwischen Hornberg und Sommerau bereit. Ein Highlight der Bahnstrecke ist auch das Hornberger Eisenbahnviadukt, das den Blick auf das umliegende Mittelgebirge gewährt.
Bereits Ende des 19. Jahrhunderts wurde unter der Leitung von Ingenieur Robert Gerwig der erste Abschnitt zwischen Offenburg und Villingen erbaut. Die vielen Tunnel, Schleifen und Höhenmeter erforderten millimetergenaue Planung und Präzision. Später wurde die Strecke bis nach Karlsruhe und Konstanz erweitert.
Welche Strecke fährt die Schwarzwaldbahn?
Die Schwarzwaldbahn verkehrt stündlich zwischen Karlsruhe und Konstanz. Die Route dauert rund vier Stunden und beinhaltet spannende Zwischenstopps wie Offenburg und Triberg. Auch Rastatt, Baden-Baden, Haslach, St. Georgen, Villingen, Donaueschingen, Singen und Radolfzell werden angefahren.
Höllentalbahn, Baden-Württemberg

Die steilste Bahn Deutschlands fährt durch Baden-Württemberg – von Freiburg im Breisgau durch den Schwarzwald bis nach Donauschingen. Ihren Namen verdankt sie dem Streckenabschnitt zwischen Himmelreich und Hinterzarten: Auf zwölf Kilometern legt die Höllentalbahn hier rund 400 Höhenmeter über das gleichnamige Tal zurück – so viel wie keine andere Bahn in Deutschland.
Das Highlight ist die Überquerung des mehr als 200 Meter langen Ravenna-Viadukts. Passagiere können hier einen atemberaubenden Ausblick auf die Schlucht zu ihren Füßen genießen. Ebenfalls sehenswert: der Abschnitt Titisee, der am nördlichen Seeufer vorbeifährt.
Route der Höllentalbahn: Highlights auf der Bahnstrecke
Bereits die Stadt Freiburg ist einen Ausflug wert. Doch auch auf der 76 Kilometer langen Strecke der Höllentalbahn befinden sich spannende Orte, die zu einem Zwischenstopp einladen, darunter Himmelreich, Titisee, Donauschingen und Rötenbach mit seinen Wanderwegen und Wasserfällen.
Die Höllentalbahn ist Teil des Regionalverkehrs und läuft unter den Liniennamen S10 bzw. RE2. Züge fahren in der Regel zweimal stündlich. Die Fahrt von Freiburg nach Donaueschingen dauert eineinhalb Stunden.