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Zugreisen

Die 10 schönsten Bahnhöfe der Welt

Goldverzierte Wände, Stuck an den Decken, Kronleuchter: Weltweit finden sich spektakuläre Bahnhöfe, die an sich bereits eine Reise wert sind. Wir stellen Ihnen zehn besondere Gebäude vor.

Datum 04.07.2023

Wussten Sie, dass der weltweit erste Bahnhof im nordenglischen Darlington eröffnet wurde? Das war 1826. In dieser Zeit entstanden grandiose Bauwerke, Zeugen für den Aufbruch in die moderne Reiselandschaft. Mit ihren oft überdimensionierten Hallen wurden sie als „Kathedralen des 19. Jahrhunderts” bezeichnet. 

Bis heute werden an Bahnhöfen nicht nur die Weichen immer wieder neu gestellt. Sie sind auch Sehnsuchtsorte all jener, die sich auf den Weg machen und besondere Reisen antreten – sei es von Manhattan ins amerikanische Hinterland oder von Pretoria aus durch den afrikanischen Kontinent. Manche dieser Knotenpunkte beeindrucken schon allein durch ihre Größe wie das Grand Central Terminal in New York; Millionen Reisende kommen hier an und fahren von hier weg. Andere bestechen durch künstlerische Monumente oder ihre ungewöhnliche architektonische Gestalt. MERIAN verrät die zehn schönsten Bahnhöfe der Welt.

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Beijing South Railway Station: Das Raumschiff von Peking

Beijing South Railway Station, Peking © ZHANG Ying
Unglaublich, aber wahr: Die Bauzeit für die Beijing South Railway Station betrug nur drei Jahre.

Von oben betrachtet sieht er ein bisschen aus wie ein Raumschiff aus einer fernen Galaxie. Bei dem Pekinger Südbahnhof handelt es sich um einen, wenn nicht sogar den verkehrsreichsten Fernbahnhof Asiens. Die Erbauer:innen rechneten mit 30.000 Fahrgäst:innen – pro Stunde, wohlgemerkt – und 250 Millionen im Jahr. 

Gigantisch ist auch die Wartehalle, die jeder Reisende durchquert. Das Dach ist in Form einer Ellipse gebaut, erstreckt sich auf 500 Meter Breite und ist 380 Meter lang. Design und Verwirklichung stammen aus einer britisch-chinesischen Koproduktion. Der britische Architekt Terry Farrell verwirklichte seine Ideen gemeinsam mit dem Tianjin Design Institute. Die Bauzeit betrug lediglich drei Jahre. 2008, pünktlich zu den damaligen Olympischen Sommerspielen, war er fertiggestellt und ersetzte den Yongdingmen Südbahnhof, der nach über 100 Jahren Dienstzeit (Eisenbahn)-Geschichte ist. Die Baukosten für seinen Nachfolger beliefen sich auf 6,3 Milliarden chinesische Yuan.

Grand Central Terminal: Der größte Bahnhof der Welt

© Steffen Thalemann
Der größte – und vielleicht auch schönste – Bahnhof der Welt ist Grand Central Terminal in New York City.

Seit mehr als 100 Jahren ist das New Yorker Grand Central Terminal in Betrieb. 1913 als Kopfbahnhof in Manhattan fertiggestellt, gilt er heute noch als größter Bahnhof der Welt – gemessen an den Gleisen. Davon hat das Grand Central Terminal 67 Stück, die je nach Perspektive und Reiseziel aus der Stadt hinaus oder hineinführen. In der riesigen Haupthalle mag man sich mitunter ein bisschen verloren vorkommen: 143 Meter ist sie lang und reicht 45 Meter hoch. Außerdem ungewöhnlich: Es handelt sich um einen Etagenbahnhof mit zwei Stockwerken. Auf der unteren Ebene sind 26 Gleise angeordnet, auf der oberen Ebene gar 41. 

Der Terminal als Sehenswürdigkeit ist einen Besuch wert, selbst wenn Sie nicht planen, New York mit der Bahn zu verlassen. Attraktiv ist die Decke mit dem dunkelblaugrünen Sternenhimmel, ebenso berühmt der Hauptkiosk inklusiver seiner vier Uhren. Seit seinem hundertjährigen Jubiläum im Jahr 2013 rangiert das Bauwerk in der List of Historic Civil engineering Landmarks. Für die Kunstbeflissenen sei angemerkt: Dieser Bahnhof stammt aus der Epoche der Beaux-Arts. Eine halbe Million Menschen nutzen Grand Central täglich, darunter viele Pendler:innen. 

Übrigens: Wer auf große Tour gehen will, kann von New York City aus eine einzigartige transkontinentale Reise starten und in einer 14-tägigen Zug-Erlebnisreise nicht nur weitere Metropolen, sondern auch wunderbare Nationalparks bestaunen.

Capital Park: Pretorias Privatschatz

Capital Park, Pretoria © Walter Schmitz
Capital Park ist der wohl exklusivste Bahnhof Afrikas – oder der ganzen Welt.

Noch nie gehört von diesem Bahnhof? Kein Wunder, Capital Park ist ein Kleinod, ein exklusiver Bahnhof in privater Hand. Wer sich so etwas leistet? Rohan Vos. Er ist Gründer und Eigentümer der Rovos Rail, die mit dem „Pride of Africa“ den vermutlich exklusivsten Zug der Welt betreibt. 1989 startete der Selfmademan seinen ersten Zug mit vier Passagier:innen. Heute erstreckt sich sein erfolgreiches Bahnunternehmen von der Südspitze Afrikas bis zum Äquator. Vom Capital Park in Pretoria können Sie im 5-Sterne-Luxusstil auf Schienen nicht nur Richtung Kapstadt, sondern auch quer durch den afrikanischen Kontinent reisen. 

Das Foyer des Privatbahnhofs mutet an wie eine Szenerie eines großen privaten Salons im Fin de Siècle: Sessel, Sofamöbel, Ventilatoren fächern von der Decke einen angenehmen Windzug – ein echter Sehnsuchtsort für Freund:innen exquisiter Reisen. Ein Abteil ist bei Rovos Rail kein Abteil, sondern eine Suite aus Mahagoniholz, in der sich der afrikanische Kontinent von seiner spektakulärsten Seite präsentiert. 

St. Pancras International: Viktorianische Architektur und Filmkulisse

St. Pancras International in London, von oben © IMAGO/Felix Mizioznikov
Der Bahnhof St. Pancras International ist der schönste in ganz London.

Schon der Name dieses Bahnhofs zeigt, wie gut er an den internationalen Fernverkehr angebunden ist: St. Pancras International ist der wichtigste Bahnhof der Stadt London, um Reisende aus etwa Deutschland, Belgien oder den Niederlanden zu begrüßen. Gleichzeitig verfügt kein anderer Bahnhof der Metropole über so viele Metro-Stationen wie St. Pancras. 

Verantwortlich für die Architektur im Stil des viktorianischen Zeitalters ist William Henry Barlow, der den Verkehrsknotenpunkt im 19. Jahrhundert im Auftrag der Midland Railway entwarf. 1886 folgte die Grundsteinlegung für diesen hübschen Bahnhof nördlich von Soho. Er befindet sich direkt neben dem Bahnhof King’s Cross, der in den Harry-Potter-Filmen eine große Rolle spielt. Was viele nicht wissen: Für die Außenaufnahmen wurde St. Pancras International genutzt – das viktorianische Gebäude mit seinen Türmen und Kuppeln passte offenbar sehr viel besser zu der Zaubererwelt von Harry Potter. 

Antwerpen Centraal: Die Eisenbahnkathedrale Belgiens

 Bahnhof Antwerpen Centraal © Unsplash/Mika Baumeister
Sieht aus wie eine Kathedrale, ist aber ein Bahnhof: Antwerpen Centraal.

Als „Eisenbahnkathedrale“ bezeichnen viele Belgier:innen diesen Bahnhof – und wer ihm einen Besuch abstattet, weiß direkt, wieso. Eine barocke Verkleidung, zahlreiche unterschiedliche Steinsorten, edler Marmor und hübsche Türme prägen das Bild von Antwerpen Centraal. Sehr zentral liegt der Bahnhof am Koningin Astridplein, direkt neben dem Zoo der Stadt. Zunächst wurde er – von 1895 bis 1905 – als Kopfbahnhof konzipiert und gebaut. Doch Ende der 1990er begannen Umbauarbeiten mit dem Zweck der Erweiterung: Züge auf der Strecke Amsterdam-Brüssel sollten den Bahnhof von nun an in beiden Richtungen passieren können.

Heute beherbergt Antwerpen Centraal 14 Bahnsteige und ist auf europäische Hochgeschwindigkeitszüge ausgelegt. Rund 550 Züge passieren diesen Bahnhof pro Tag. Neben der imposanten Eingangshalle finden sich im Inneren viele Läden und Juweliere – schließlich ist Antwerpen auch für das Diamantenviertel bekannt. Mittlerweile steht der Steinbau unter Denkmalschutz. 

Puerta de Atocha: Madrids grüne Oase

Tropischer Garten im Bahnhof Madrid Atocha © iStock/thehague
Alleine wegen des tropischen Gartens in der alten Bahnhofshalle ist Madrid Atocha einen Ausflug wert.

Einen tropischen Garten mitten in der Bahnhofshalle – das sieht man nicht alle Tage. Im Stadtzentrum von Madrid, südlich vom „Museo del Prado“, ist es möglich. Der Bahnhof Puerta de Atocha wurde bereits 1851 als erster Bahnhof der Stadt eröffnet – allerdings handelte es sich hierbei um eine schlichte Holzbrücke. Nach Ausbauten in den Jahren 1865 und 1892 gewann Madrid Atocha immer mehr an Bedeutung. Zwischen 1984 und 1992 wurde der Verkehrsknotenpunkt dann nochmals durch den Architekten Rafael Moneo verändert. Erhalten geblieben sind neben vielen Jugendstil-Elementen zwei Bahnhofshallen, der alte und der neue Bahnhof. 

In der neuen Bahnhofshalle finden Reisende etliche Fern- und Nahverkehrsanbindungen auf 24 Gleisen, in der alten Halle warten Boutiquen und Cafés sowie ein ein tropischer Garten auf Besucher:innen. Mehr als 7.000 Pflanzen und rund 400 unterschiedliche Arten gedeihen und blühen hier auf einer Fläche von rund 4.000 Quadratmetern. Madrid Atocha wird von vielen Tourist:innen allein deshalb besucht. Unser Tipp: Wenn Sie schon hier sind, machen Sie einen Ausflug nach Aranjuez mit dem sogenannten Erdbeerzug. Eine historische Dampflok bringt Sie in diese charmante Stadt am Tajo. 

Dunedin Railway Station: Eisenbahnromantik in Neuseeland

© iStock/trabantos
Die Dunedin Railway Station ist noch immer, obwohl sie kaum als Bahnhof genutzt wird, ein Wahrzeichen der Stadt.

Im flämischen Renaissancestil, gespickt mit opulenten Verzierungen und ausgestattet mit rund 750.000 Porzellanfliesen im Inneren, kommt die Dunedin Railway Station im Süden von Neuseeland daher. Architekt George A. Troup hat dieses wunderschöne Gebäude aus dunklem Basalt und hellem Kalkstein, das dank seiner Farbgebung an ein Lebkuchenhaus erinnert, entworfen. Ein rund 37 Meter hoher, rechteckiger Turm und ein deutlich kleinerer, spitz zulaufender Turm säumen den Bau, der in einer akkurat gepflegten Parkanlage steht. Schauen Sie sich bei einem Rundgang durch das Innere genau um: Viele Mosaike zeigen Eisenbahnen und Lokomotiven.

Die Dunedin Railway Station wurde 1906 eröffnet, als die gleichnamige Stadt das kommerzielle Zentrum Neuseelands war. Etwa 100 Züge pro Tag verkehrten hier im frühen 20. Jahrhundert; später zog sich jedoch unter anderem die staatliche Eisenbahn New Zealand Rail zurück und Bahnfahrten von Dunedin aus wurden immer seltener. Heute rattert hier nur noch ein einziger Zug über die Schienen: die „Taieri Gorge Railway“, eine Museumseisenbahn, die Tourist:innen auf eine Zeitreise zum Eisenbahnerlebnis früherer Epochen mitnimmt.

Der Bahnsteig, der mit rund einem Kilometer Länge der längste in ganz Neuseeland ist, wird noch immer jedes Jahr für die größte Modenschau der Insel genutzt. Und das Bahnhofsgebäude selbst beherbergt nun die „New Zealand Sports Hall of Fame“, eine Kunstgalerie, ein Restaurant und Büroräume der Stadtverwaltung von Dunedin.

Rotterdam Centraal: Futuristisches Gebäude mit großer Bedeutung

© iStock/BrasilNut1
Ein futuristischer Prachtbau: Rotterdam Centraal.

Der Bahnhof Rotterdam Centraal, wie man ihn heute kennt, ist eines der neuesten Bauwerke unter den europäischen Bahnhöfen. Das futuristische silberne Gebäude, das ein bisschen an einen Schiffsbug erinnert, wurde erst im Jahr 2014 eingeweiht. Vorher war hier ein gänzlich anderes Gebäude von Architekt Sybold van Ravesteyn aus dem Jahr 1957 zu sehen. Die Stadt Rotterdam musste auf die immer steigenden Zahlen an Passagier:innen reagieren, die den Hauptbahnhof nutzten. Waren es beispielsweise im Jahr 2018 schon rund 97.000 Menschen pro Tag, wurde bereits damals ein Anstieg in den folgenden Jahren auf 320.000 Passagier:innen täglich prognostiziert. 

Dass die Größe und Ausstattung des alten Bahnhofsgebäudes nicht ausreichen würde, war schon viel früher klar, weshalb bereits 2005 der Neubau startete. Rotterdam Centraal ist einer der bedeutendsten Bahnhöfe der Niederlande, nicht zuletzt wegen des Fernverkehr-Angebots. Täglich fahren hier Züge etwa nach Lille, Paris und Brüssel ab. 

Union Station: Prächtiges Beaux-Arts-Gebäude in Washington

Union Station in Washington D.C., Haupthalle © Unsplash/Caleb Fisher
Die Haupthalle der Union Station ist auch ohne bevorstehende Zugreise einen Besuch wert.

Rund 40 Millionen Besucher:innen zählt die Union Station in der US-amerikanischen Landeshauptstadt Washington D.C. jährlich. Der schneeweiße Prachtbau am Columbus Circle, vor dem eigentlich immer die amerikanische Flagge weht, ist von innen mindestens genauso imposant wie von außen. Passagier:innen erhaschen beim Betreten des Gebäudes eine traumhaft schöne Haupthalle im neoklassizistischen Stil mit Kuppeldach. Überall finden sich Elemente aus Marmor und Blattgold sowie Figuren im Beaux-Arts-Stil. Zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten und Cafés, aber auch Fast-Food-Ketten finden sich auf zwei verschiedenen Ebenen des Bahnhofs, von Walgreens über Chipotle bis hin zu Jamba Juice.

Entworfen wurde das architektonische Juwel von Daniel Burnham, im Auftrag der Pennsylvania Railroad und der Baltimore Ohio Railroad. Die Eröffnung fand im Jahr 1908 statt; die Union Station D.C. wurde von da an rege besucht und genutzt. Bis nach dem Zweiten Weltkrieg: Flugreisen wurden nun immer beliebter, was zum Rückgang der Passagier:innen führte. Hinzu kam, dass das Gebäude schon marode wurde und erhebliche Mängel aufwies. Im Jahr 1967 wurde der Bahnhof zunächst in ein Besucherzentrum umgewandelt – doch ohne Erfolg. Weder wurde das Angebot besonders gut angenommen noch konnten die Baumängel länger ignoriert werden.

Eine Restaurierung verschiedener Elemente wie des Hauptdaches führte dazu, dass die Union Station in den späten 1980er Jahren wieder als Bahnhof eröffnet werden konnte. Erst 2016 wurde dann die Haupthalle restauriert; der Beaux-Arts-Stil von Burnham blieb aber erhalten. Heute zählt dieser Bahnhof zu den Kulturdenkmalen mit nationaler Bedeutung.

Chhatrapati Shivaji Maharaj Terminus: UNESCO-Weltkulturerbe

Chhatrapati Shivaji Maharaj Terminus in Mumbai © iStock/tabishere
Der Bahnhof Chhatrapati Shivaji Maharaj Terminus ist UNESCO-Weltkulturerbe.

Der Chhatrapati Shivaji Maharaj Terminus ist definitiv der Bahnhof der Superlative: Er ist nicht nur der berühmteste und schönste in ganz Indien, sondern auch der verkehrsreichste. Mehr als 1.000 Züge und etwa drei Millionen Menschen sind hier jeden einzelnen Tag unterwegs. 

Besucher:innen sollten sich im Klaren darüber sein, dass Chhatrapati Shivaji Maharaj Terminus ein Ergebnis der kolonialen Herrschaft Großbritanniens über Indien ist. Das Gebäude wurde vom britischen Architekten Frederick William Stevens entworfen, der sich vom St. Pancras-Bahnhof in London inspirieren ließ. Das ist bereits anhand der Fassade deutlich zu erkennen: Hier mischen sich viktorianische Architektur mit Elementen indischer Baukunst. Neoklassizistische Skulpturen und Steinschnitzereien, Elemente aus Marmor und viel Kalk- sowie Sandstein machen das Gebäude zu einem wahren architektonischen Juwel. 

Der Bahnhof im Süden von Mumbai wurde im späten 19. Jahrhundert errichtet und hieß zunächst „Victoria Terminus“ – nach Queen Victoria. Er war damals nicht nur das teuerste Gebäude, das bis dahin in Mumbai errichtet wurde, sondern galt auch als als wichtigstes Gebäude des sogenannten Britisch-Indien.

Erst im Jahr 1996 folgte die Umbenennung nach dem hinduistischen Marathenführer Chhatrapati Shivaji; 2016 folgte der Zusatz „Maharaj“ (eine Kurzform des indischen Herrschertitels). Heute befindet sich im Inneren auch ein Heimatmuseum. 2004 nahm die UNESCO den Bahnhof als Weltkulturerbe auf.

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