Food-Guide: Die 12 besten Restaurants in Hongkong

Ganz Hongkong ist ein flirrender Melting Pot, insbesondere die Kulinarik der glitzernden Hafenstadt verbindet unzählige Kulturen, Zutaten und Historien. Ob die traditionellen Straßenlokale Dai Pai Dongs oder Sterneküche der Spitzenklasse – das gastronomische Angebot ist gegensätzlich, geschmacksintensiv und scheinbar grenzenlos.
Abhilfe schafft Merian-Autor Olaf Deharde. Er hat sich durch kleine Läden, prämierte Restaurants und heiße Streetfood-Stände probiert und verrät seine zwölf besten Food-Spots für Hongkong.
Mak An Kee

Dieser kleine, unscheinbare Laden ist ein Stück gelebte Esskultur – ideal, um lokale Küche abseits der Touristenströme zu entdecken. Es gibt keine Tischdecken, keine Servietten und keine große Auswahl, der Fokus liegt schlicht und einfach auf gefüllten Wan Tans. Am hinteren Tisch werden die zarten Teiglinge frisch mit Garnelen gefüllt und vorne vom Koch in einer klaren, aromatischen Brühe vollendet. Alles im Mak An Kee konzentriert sich hier auf den Geschmack von perfekt gegartem Nudelteig und eine lang gehegte Familientradition.
Wing Hap Lung Charcoal Char Siu

Char Siu ist eines der bekanntesten und vielleicht auch beliebtesten Gerichte der kantonesischen Küche. Wörtlich übersetzt heißt sein Name so viel wie „auf einem Spieß gegrillt“. Wing Hap Lung ist einer der letzten Läden, der das Fleisch noch auf Holzkohle grillt. In einer Marinade aus Hoisin-Soße, Sojasoße, Honig, Gewürzen und Reiswein wird das Fleisch über Nacht eingelegt, im Ofen gebacken und anschließend bei hoher Temperatur aufgeknuspert. Die fertigen Stücke, Nacken, Bauchfleisch oder Schulter, werden dann ins Schaufenster gehängt, bei Bedarf zu kleinen Portionen geschnitten und mit Reis serviert. Mehr braucht es nicht. Die Perfektion der Zubereitung und die Balance aus Süße, Würze und Umami ist umwerfend.
Oi Man Sang

Dai Pai Dongs sind die gastronomische Seele Hongkongs: kleine Restaurants am Straßenrand mit offener Küche und einfachem Essen – Orte, wo alle zusammenkommen und ihr Essen teilen. Leider werden die Lizenzen, die von Generation zu Generation übertragen werden, seit einiger Zeit nicht mehr verlängert, und so sterben nach und nach wichtige Begegnungsstätten für die Menschen weg.
Eines der beliebtesten Dai Pai Dongs ist das Oi Man Sang. Ticket ziehen und warten, bis auf dem großen Bildschirm die darauf angezeigte Nummer erscheint. Die Wartezeit vergeht wie im Fluge, während die Wok-Virtuosen für alle sichtbar das Essen zubereiten. Bei enormer Hitze werden die Woks zu glühenden Metall-Ufos, die innerhalb weniger Sekunden die frischen Zutaten abflämmen. Im Affentempo kommen so Hunderte Gerichte zu der hungrigen Meute. Das ist bei den herrschenden Temperaturen eine sportliche Höchstleistung.
Good Spring Company

Trotz des Wandels und der Modernisierung Hongkongs – oder vielleicht gerade deshalb – halten viele Geschäfte an ihren Traditionen fest. Familie Lam ist mit ihrer Good Spring Company seit 1916 Anlaufstelle Nummer eins für Heilkräuter und Teemischungen für den medizinischen Gebrauch. Das bestgehütete Familienrezept gibt es nur vor Ort zu trinken: Der 24-Kräuter-Tee verspricht Linderung bei Halsschmerzen, Kopfweh oder Verdauungsproblemen. Die 24 geheimen Zutaten werden nach einem festgelegten Ritual und sorgfältig abgestimmter Reihenfolge und Dauer gekocht. Der kalte Tee ist bitter und hilft, im richtigen Moment wieder auf die Beine zu kommen.
Lin Heung Lau

Wer einmal so richtig in die kantonesische Dim-Sum-Küche abtauchen möchte, sollte sich zur Mittagszeit im Lin Heung Lau einfinden. Dann wirkt es, als ginge es hier um den Rekord im Dim-Sum-Dämpfen. Massen an Bambus-Dämpfkörben werden via Servierwagen durch die eng gestellten Tische gefahren. Per Bestellkarte auf den gewünschten Korb zeigen, abzeichnen lassen und durchprobieren! Funfact: In diesen traditionellen Häusern spült jeder Gast sein Geschirr vor dem Essen mit heißem Tee ab. Aber keine Sorge, alles wird natürlich schon vorher in der Küche gereinigt.
The Chairman

Sobald Hotel und Flug gebucht sind, sollte dringend die Reservierung im The Chairman folgen. Die Tische werden in der Regel quartalsweise vergeben und sind nur online und nur an bestimmten Tagen buchbar. Dass sie so begehrt sind, hat einen einfachen und sehr guten Grund: die sensationelle Küche. Signature Dish und absoluter Kracher ist die gedämpfte Blütenkrabbe, die mit gereiftem chinesischen Weißwein, Hühnerfett und Muschelsud zubereitet wird. Die dazu gereichten flachen Reisnudeln und die Soße bilden eine perfekte Geschmacks-Symbiose mit dem köstlichen Krabbenfleisch. Dazu gibt es Champagner, gute Stimmung und einen aufmerksamen und humorvollen Service.
Cheung Hing Kee
Ich warne vor zweierlei: Zum einen stehen, wie nicht anders zu erwarten, vor diesem kleinen Laden unzählige andere Menschen, zum anderen wird sich, wenn man endlich die Pappschachtel mit dem ersehnten Inhalt vor sich hat, die saftige Füllung beim ersten Bissen über die Kleider ergießen. Zweiteres lässt sich verhindern, Ersteres nicht. Zu angesagt sind die handgefertigten Teigtaschen des Cheung Hing Kee mit wahlweise Schweinefleisch oder Garnelen oder sogar Trüffel oder extra Chili angeboten. Die fluffigen Back-Kunstwerke mit knusprig gebratenem Boden kommen ursprünglich aus Shanghai, sind aber hier der absolute Brüller.
Lai Ching Heen

Im unteren Bereich des neuen Regent Hotels befindet sich dieses mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnete Dim-Sum-Paradies Lai Ching Heen. Die Empfehlung des Chefkochs mit Weinbegleitung oder dank großartiger Unterstützung des Tee-Sommeliers mit alkoholfreier Begleitung: Beides ist überragend. Mit Blick auf den Victoria Harbour lässt dieses Restaurant keine Wünsche offen. Die zarten Dim-Sum-Kreationen aus Krabben-Rogen oder Trüffel sind fein abgestimmt und schmelzen förmlich im Mund. Die Champagner-Karte beherbergt Schätze wie einen Cristal 2009 von Louis Roederer oder einen 96er Clos du Mesnil Blanc de Blancs aus dem legendären Hause Krug. Ein Mittagstisch kann schöner nicht sein. Aber natürlich ist ein Dinner mit dem unglaublichen Blick auf die Skyline auch nicht zu unterschätzen.
Very Good Seafood Restaurant
Es wimmelt von „very good Seafood Restaurants“ in Hongkong. Wer sich aber dazu entscheidet, gleich seinen Laden so zu nennen, hat Großes vor. Im Souterrain versammeln sich vorwiegend Einheimische, die sich die frischen Meeresbewohner wahlweise dämpfen, frittieren oder grillen lassen. Krabben, Langusten, Hummer und Muscheln werden zu authentischen Gerichten der kantonesischen Küche zubereitet. Pepper Crab, schwarze Bohnensoße oder die Austern im Teigmantel stehen hier ganz hoch im Kurs.
Chan Kan Kee

Seit mehr als 70 Jahren berühmt für die gekochte Gans! Ursprünglich als Straßenstand gestartet, hat sich das Chan Kan Kee zu einem renommierten Restaurant entwickelt, das für seine authentischen Gerichte und seinen einzigartigen Gewürzsud bekannt ist. Die „Teochew-Küche“ ist ebenso berühmt für ausgefallene Meeresspezialitäten wie das Congee mit Baby-Austern: eine reichhaltige Fleischbrühe mit gekochtem Reis und einer großen Portion Austern. Dazu gibt es, typisch für die Region, einen starken Oolong-Tee.
Brut!

Bei all den gerösteten Enten, Gänsen, Schweinebäuchen und Nudelgerichten braucht es zwischendurch mal eine kleine Abwechslung. In der Weinbar Brut! der in den USA aufgewachsenen Camille Glass wird es bunt und international. Der Koch kommt von den Philippinen, die anderen Mitarbeiter aus allen Himmelsrichtungen, Camille selbst hat französische Wurzeln. Passend, dass hier ohne nationalen Fokus gekocht wird. Kreativ, modern und sehr lecker sind die kleinen Gerichte – und die Weinbegleitung dazu ist sensationell. Camille ist Gastgeberin aus vollem Herzen. Vor Kurzem wurde ihre Bar als beste Weinbar Hongkongs ausgezeichnet.
La Cabane
Ein kleiner Geheimtipp ist das französische Weinbistro La Cabane, obwohl es bereits seit 2012 existiert. Ein Pilot, der häufig die Strecke Paris-Hongkong flog und in Hongkong vergeblich nach naturbelassenen Weinen suchte, beschloss kurzerhand, französische Weine in die Stadt zu importieren und im eigenen Bistro auszuschenken. Das Bistro wurde mehrfach ausgezeichnet, darunter als Finalist der „Sustainable Wine List of the Year Asia“ in den Jahren 2023 und 2024. Auf der Karte findet sich die wohl beste Auswahl französischer Rohmilchkäse, das Tatar ist zum Niederknien. Und auch sonst wird so ziemlich alles dafür getan, dass man hier für ein paar Stunden echtes Paris-Feeling hat.