Hoch hinaus: 13 spektakuläre Brücken in Deutschland

Eine Verbindung zu schaffen, Täler oder Flüsse zu überwinden, das hat ihren Baumeistern nicht gereicht. Diese Brücken sind Hunderte Meter lange Skulpturen, Machtdemonstrationen oder gebaute Träume. Und: Jede ist ein ganz besonderes Erlebnis.
Datum29.11.2025

Brücken aller Arten haben in der Regel hauptsächlich einen praktischen Nutzen: Sie verbinden zwei Orte, verkürzen Wege, überwinden Hindernisse. Einige der Bauwerke sind jedoch viel mehr als das. Egal, ob architektonisches Meisterwerk, abenteuerliche Hängekonstruktion oder historische Schönheit: Wir zeigen Ihnen 13 außergewöhnliche Brücken in ganz Deutschland. 

Seebrücke Kellenhusen: Die Show-Promenade

Am Abend wird die Seebrücke in Kellenhusen an der Ostsee beleuchtet.

Erlebnis-Seebrücken, nicht zu verwechseln mit den kleineren Stegen, sind unter Ostsee-Urlaubern beliebt, so auch die im schleswig-holsteinischen Kellenhusen. Drei Meter breit ist das ansehnliche Werk aus Stahl, Beton und Holz, auf etwas mehr als 300 Metern führt es über Strand und Wasser. Unterwegs liegen drei breitere Stellen mit Platz zum Sonnenbaden oder Ins-Wasser-Springen. Und natürlich ist die Konstruktion ein Fest für jeden Beleuchter, täglich nach Sonnenuntergang gehen hier bunte Lichter an.

Hängeseilbrücke Geierlay: Die Abenteuerliche

Seit ihrer Eröffnung 2015 ein absoluter Besuchermagnet im Hunsrück: die Hängebrücke Geierlay.

„Brückenträumer“ nannte man in Mörsdorf im Hunsrück jene Menschen, die als Erste daran glaubten, dass dieser gewagte Brückenschlag über das Mörsdorfer Bachtal realisierbar ist. 2015 wurde aus ihrem Traum 360 Meter lange Wirklichkeit: die Hängeseilbrücke Geierlay, ein Besuchermagnet in der Wanderregion. Bis zu 100 Meter geht es unter ihr in die Tiefe, konstruiert wurde sie nach nepalesischem Vorbild. Und so filigran sie wirkt (in der Mitte ist sie nicht mal einen Meter breit): Sie trägt bis zu 50 Tonnen.

Hohenzollernbrücke Köln: Verbindung fürs Leben

Die Kölner Hohenzollernbrücke führt über den Rhein direkt zum Dom – und ist ein Sammelsurium an Liebesschlössern.

Viele, die mit dem Zug nach Köln reisen, nehmen diesen Weg über den Rhein: über die Hohenzollernbrücke zum Hauptbahnhof, der direkt neben dem Dom liegt. Wer verliebt nach Köln kommt, wird sich eventuell auch auf der Brücke wiederfinden, am Zaun zwischen Gleisen und Fußweg ein Schloss anbringen und den Schlüssel in den Rhein werfen – so hunderttausende Mal geschehen. So ist die Brücke nicht mehr nur die meistbefahrene Eisenbahnbrücke, sondern auch einer der Liebesschloss-Hotspots des Landes.

Schweriner Schlossbrücke: Die Altehrwürdige

Das Schweriner Schloss ist UNESCO-Welterbe und eines der schönsten Gebäude in Deutschland – doch auch die Schlossbrücke, die hinführt, ist nicht zu verachten.

Besonders lang ist sie nicht (48 Meter), auch ihre Höhe ist nicht nennenswert, theoretisch könnte man von der Schweriner Schlossbrücke in den Burgsee auf der einen oder in den Schweriner See auf der anderen Seite springen (was man aber lieber unterlassen sollte, beide sind nicht sehr tief). Was die nordwestliche Verbindung von Schlossinsel und Innenstadt besonders macht, ist ihre Pracht, die seit ihrem Bau 1844 immer weiter ausgeschmückt wurde und so dem Schloss, zu dem sie führt, einigermaßen gerecht wird.

Tatzlwurm: Die Drachenbrücke

Nur 190 Meter lang, aber trotzdem ein Blickfang: die Holzbrücke namens Tatzlwurm im bayerischen Altmühltal.

Der Tatzlwurm ist ein bayerisches Fabelwesen, ein länglicher Halbdrachen. Bei Essing im Altmühltal hat man diesem Wesen ein beeindruckendes Denkmal gesetzt, dessen Zweck eigentlich ein Übergang über den Main-Donau-Kanal ist: die Holzbrücke Tatzlwurm. 3,20 Meter breit und um die 190 Meter lang ist sie. Nach der Einweihung 1986 blieb sie 20 Jahre lang die längste Holzbrücke Europas – bis Ronneburg in Thüringen nachlegte. Dort heißt die noch etwas längere Holzbrücke „Drachenschwanz“.

Göltzschtalbrücke: Die größte Ziegelsteinbrücke der Welt

Die Göltzschtalbrücke in Netzschkau ist die größte Ziegelsteinbrücke der Welt.

Mehr als 26 Millionen Ziegel stecken in diesem Wunderwerk aus 81 Bögen, das den vergleichsweise unscheinbaren Fluss Göltzsch im sächsischen Vogtland überspannt: die Göltzschtalbrücke. Dass sie den Rekord als größte Ziegelsteinbrücke der Welt hält, ist nicht ganz so beeindruckend wie ihr Anblick. Was wie ein Aquädukt aus der Römerzeit wirkt, entstand in den 1840er-Jahren, um die Eisenbahnstrecke von Leipzig nach Nürnberg, eine wichtige Nord-Süd-Achse, möglich zu machen.

Noch eine Besonderheit der Göltzschtalbrücke: Seit diesem Jahr reift ein sächsisches Whisky-Destillat innerhalb ihrer Säulen und Bögen. Wo genau, bleibt jedoch erst mal geheim. Voraussichtlich 2026 sollen die ersten Tropfen davon verköstigt werden.

Marienbrücke: Blick auf Schloss Neuschwanstein

Die Marienbrücke gibt den Blick auf eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Deutschlands – Schloss Neuschwanstein – frei.

Die Verbindung über die Pöllatschlucht bei Schwangau im Allgäu ist älter als Schloss Neuschwanstein, auf dessen millionenfach fotografierte Südfassade sie einen idealen Blick ermöglicht: Die Marienbrücke, benannt nach der bayerischen Königin Marie, entstand 1845 als hölzerner Steg. Ludwig II. ließ ihn 1866 durch die schmale Eisenbrücke ersetzen – drei Jahre später begann der Bau seines Märchenschlosses. Damit die filigrane Optik erhalten bleibt, muss sie immer wieder renoviert werden.

Oberbaumbrücke: Die schönste Brücke von Berlin

Die Oberbaumbrücke verbindet die Kieze Friedrichshain und Kreuzberg miteinander.

Auf der oberen Etage der 150 Meter langen Oberbaumbrücke rattern die Berliner U-Bahnen der Linie 1 zwischen Friedrichshain und Kreuzberg hin und her. Die Schönheit im neogotischen Stil mit ihren zwei 34 Meter hohen mittleren Türmen wurde von 1894 bis 1896 über die Spree gebaut, zur DDR-Zeit war die Brücke ein Grenzübergang. Heute verbindet sie zwei Party-Kieze – Friedrichshain und Kreuzberg – und ist längst selbst zur Partymeile geworden. Früher wurde die Oberbaumbrücke nachts illuminiert, seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und der damit verbundenen Energiekrise in Europa bleibt sie nachts dunkel. 

Spektakuläre Hängebrücke im Harz: Titan RT

Bevor der Skywalk von Willingen eröffnet wurde, galt die Titan RT als die längste Hängebrücke Deutschlands.

Mitten im wilden Tal der Rappbodetalsperre im Harz befindet sich die Titan RT — eine filigrane Hängebrücke, die seit 2017 über dem Wasser schwebt und Landschaft, Abenteuer und Architektur aufs Schönste miteinander verbindet. Auf stolzen 458,5 Metern Länge überspannt sie das Staubecken auf etwa 100 Metern Höhe und gehört zu den längsten Fußgänger-Seilhängebrücken Europas. 

Vier Haupttragseile mit 65 mm Durchmesser, fixiert mit gewaltigen 947 Tonnen Zugkraft, halten das 120 Tonnen schwere Bauwerk sicher im Fels. Wer die Titan RT betritt, dem eröffnet sich ein fast poetisches Panorama aus dunklem Wasser, grünen Hängen und dramatischem Himmel — bei Dämmerung erstrahlt die Brücke zudem in sanftem Licht und verleiht dem Moment fast schon märchenhafte Tiefe. Und wer nach dem stillen Schweben über dem Tal noch mehr Nervenkitzel sucht, kann nur wenige Meter unter der Brücke den berühmten GigaSwing wagen — einen 70-Meter-Pendelsprung in die Tiefe.

Die längste Hängebrücke Deutschlands: Skywalk Willingen

Im Jahr 2023 eröffnete der spektakuläre Skywalk in Willingen.

Der Skywalk in Willingen spannt sich seit seiner Eröffnung im Sommer 2023 als silbrig glänzender Steg über die Wälder des Sauerlandes und hält mit seinen 665 Metern den Titel als längste Hängebrücke Deutschlands. Rund 100 Meter über dem Tal führt die filigrane Hängebrücke über die dramatische Landschaft und lässt Besucher in die Natur eintauchen. Mit jedem Schritt öffnet sich der Blick weiter: auf sanft geschwungene Bergkuppen, dichte Wälder und das weite Blau des Himmels, das sich über die Stahlseilkonstruktion legt wie ein zweites Dach. Getragen von massiven Stahlseilen und einem schmalen Gitterrostweg fügt sich die Brücke elegant in die Landschaft ein — ein technisches Statement, das sich überraschend natürlich anfühlt.

Mystisch und märchenhaft: Die Rakotzbrücke

Die Brücke und ihr Spiegelbild bilden bei guten Witterungsbedingungen einen perfekten, symmetrischen Kreis.

Sie wirkt, als sei sie einem Märchen entsprungen: die Rakotzbrücke im Azaleen- und Rhododendronpark Kromlau. Ein schmaler Bogen aus sorgfältig geschichteten Basaltsteinen spannt sich seit seiner Entstehung Mitte des 19. Jahrhunderts fast vollkommen symmetrisch über den Rakotzsee. Ihr besonderer Zauber entfaltet sich im Spiegelbild — wenn Wasser und Himmel ruhig genug sind, schließen sich Brücke und Reflexion zu einem perfekten Kreis. 

Errichtet wurde das außergewöhnliche Bauwerk damals im Auftrag des lokalen Rittergutsbesitzers Friedrich Hermann Rötschke, der die Brücke bewusst als „Teufelsbrücke“ inszenieren ließ, angelehnt an die alten Sagen um scheinbar unmögliche Bauwerke. Heute ist sie eines der meistfotografierten Motive Sachsens, ein Kunstwerk aus Stein, Natur und Illusion — so fragil und mystisch, dass man fast vergisst, dass sie von Menschenhand geschaffen wurde.

Müngstener Brücke: Technische Meisterleistung

Mit 107 Metern ist die Müngstener Brücke die höchste Eisenbahnbrücke in Deutschland.

Seit ihrer Eröffnung im Jahr 1897 gilt die Müngstener Brücke in Nordrhein-Westfalen als technisches Meisterwerk des deutschen Industriezeitalters. Mit 107 Metern Höhe ist sie bis heute die höchste Eisenbahnbrücke des Landes – ein kühner Stahlbogen, der sich zwischen Solingen und Remscheid spannt und die Landschaft mit einer fast filigranen Leichtigkeit durchschneidet. Über 930.000 Nieten halten die Konstruktion zusammen, die einst Kaiser-Wilhelm-Brücke hieß und später nach dem nahegelegenen Ort Müngsten benannt wurde. Heute steht das Bauwerk unter Denkmalschutz und bildet das Herzstück des Müngstener Brückenparks, wo Spazierwege, Aussichtspunkte und die gemächlich über die Wupper gleitende Schwebefähre das imposante Bauwerk aus neuen Perspektiven erlebbar machen.

Hamburgs alternatives Wahrzeichen: Die Köhlbrandbrücke

Die Köhlbrandbrücke ist eines der markantesten Wahrzeichen von Hamburg.

Die Köhlbrandbrücke spannt sich seit 1974 mit ihrer markanten Schrägseilkonstruktion über den südlichen Arm der Elbe und gehört zu den charakteristischen Silhouetten des Hamburger Hafens. Mit 3,6 Kilometern Länge und einer Durchfahrtshöhe von 55 Metern für die Containerschiffe ist sie eines der bedeutendsten Verkehrsbauwerke der Stadt — ein geschwungener Stahlrücken, der den Hafen verbindet und zugleich über ihn wacht. Zwei mächtige Pylone tragen das elegante Seilwerk, das sich bei Sonnenuntergang oft wie ein grafisches Zeichen gegen den Himmel abzeichnet. Trotz ihres industriellen Umfelds besitzt die Brücke eine überraschende ästhetische Präsenz: Wer sie überquert, fährt nicht nur von einem Ufer zum anderen, sondern durch ein Panorama aus Kränen, Wasserwegen und Schiffen, das Hamburgs maritime Identität sichtbar macht.