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Kultur

Mission Mittelalter

Ob als Landsknechte in Rüstung, als Edelleute von der Burg oder als Wirt in der Hofschenke. MERIAN hat Menschen getroffen, die regelmäßig auf Zeitreise gehen – zurück in die Welt der Ritter und Burgherren.

Datum 06.11.2020

Die »Katzbalgerey« auf Burg Rabenstein

Hebt auf die Wehr!«, tönt Chris Wagner, der jetzt gerade anders heißt. Als Christian von Laineck trägt er den roten Hauptmann-Hut, dazu Rüstung samt Handschuhen. »Hoo«, rufen die Landsknechte hinter ihm, strecken die Hellebarden in die Höhe. »Reeeeechts um!«, erwidert der Hauptmann. Und schon setzen sich seine Mannen in Bewegung. Das Blech an ihren Körpern scheppert bei jedem Schritt. Dazwischen rasselt ein Kettenhemd.

Die Herren von der »Baieruther Katzbalgerey anno 1475« sind so etwas wie die Profis unter den Mittelalter-Darstellern. Die Bayreuther werden für mittelalterliche Festivals wie auf der Burg Rabenstein in Franken gebucht. Dann schlagen sie dort ihr Lager auf und zeigen ihre Rüstungen, führen Schaukämpfe auf, schießen mit Hakenbüchsen und Kanonen. Und erzählen über das Leben im späten 15. Jahrhundert. »Meist zogen die dritten Söhne von Adeligen in Rüstungen durch die Welt und ließen sich von Dienstherren zum Kämpfen anheuern«, weiß Wagner, der im wahren Leben Architekt ist.

Heute wie damals sind die Rüstungen nicht billig. Die Herren von der »Katzbalgerey« lassen ihr blechernes Outfit maßanfertigen. Es soll originalgetreu sein, exakt so wie in der Zeit um 1475. Das sind ihnen die 3000 bis 5000 Euro, die so eine Rüstung heute kostet, wert. 30 bis 40 Kilo wiege so eine Landsknecht-Montur, »aber Kreuzweh bekommt man davon nicht«, sagt Wagner. »Das ganze Gewicht sitzt auf den Hüften. Deswegen sind Rüstungen tailliert.« Neben ihm steht Gerd der Barde, eigentlich Diplom-Verwaltungswirt namens Gerd Heinz, und grinst: »Wir leiden nach den Mittelalter-Märkten höchstens unter Schlafmangel.«

Leben können sie von ihren Auftritten nicht. »Was wir dabei verdienen, geht gleich in die Vereinskasse«, so Wagner. Das Geld verwenden sie etwa für ihre Zelte, in denen sie während der Festivals kampieren, denn auch die sollen den historischen Originalen möglichst nah kommen. Welcher Landsknecht mit maßgeschneiderter Rüstung schläft schon gern in einem Zelt aus Plastik.

Angefangen hat 1997 alles aus einer »Bierlaune« heraus. »Unser Verein ist aus der Karate-Abteilung der Bayreuther Turnerschaft hervorgegangen«, erklärt Pedro de Alvarez, alias Peter Sperner und normalerweise technischer Fachwirt. Die Männer treffen sich seitdem einmal die Woche zum Trainieren der historischen Kampfkünste. Meist sind ihre Familien mit auf den Märkten. »Man entschleunigt ziemlich dabei«, schwärmt Heinz. »Kein Handy, keine Uhr, man hackt Holz, kocht am Feuer und feiert zusammen.« Ob sie gern in der Zeit gelebt hätten? »Nein!«, sagt Wagner entschieden. »Es macht riesig Spaß, aber nach den Märkten bin ich immer wieder froh, wenn ich aus der Rüstung steigen kann und daheim meinen Kühlschrank habe.«

Mittelaltermarkt Bad Rabenstein

Zweimal im Jahr findet auf Burg Rabenstein in Oberfranken der Mittelaltermarkt statt: im Mai/Juni von Fronleichnams-Donnerstag bis Sonntag – und drei Tage Ende Juli/Anfang August zu Beginn der bayerischen Sommerferien. Man kann dort zelten, auf einer Turnierfläche werden Schaukämpfe veranstaltet, Gaukler treten auf, Lautenspieler machen Musik – und auch die Landsknechte von der »Katzbalgerey« sind dabei, außerdem viele Stände von Handwerkern und Händlern – alles möglichst so wie im Mittelalter. 

www.burg-rabenstein.de

Pfarrerssohn und Waffenmeister anno 1631

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Matthias ist zehn Jahre alt, trägt lange blonde Haare und an diesem Nachmittag sein Kostüm als Pfarrerskind im Dreißigjährigen Krieg: eine braune Jacke mit edlen bronzefarbenen Bordüren und roten Ärmeln sowie eine beige Pluderhose. »Nur die Strümpfe sind total kratzig«, gesteht er. Ansonsten fühlt sich Matthias Koch pudelwohl mit der Verkleidung, in der er bei den großen Aufführungen seiner Stadt auf der Bühne steht.

Beim historischen Festspiel »Der Meistertrunk«, das seit 1881 und heutzutage an zwei Wochenenden im Jahr in Rothenburg ob der Tauber aufgeführt wird, geht es um die Eroberung der Stadt durch den katholischen Herrführer Tilly im Dreißigjährigen Krieg. Der Heerführer verurteilte damals Bürgermeister und Räte zum Tode. Allerdings machte er zuvor ein Angebot: Wenn jemand es schaffen würde, einen Humpen mit 31⁄4 Liter Frankenwein in einem Zuge zu leeren, würde er die Stadt verschonen. Ein Altbürgermeister schaffte es, den Becher zu leeren.

In dem Stück, das ein Rothenburger Glasermeister mit poetischer Ader nach der alten Legende geschrieben hat, spielt Matthias den Sohn des evangelischen Pfarrers. »Es ist meine erste Sprechrolle«, erzählt er. Die Jahre davor war ich eines der Bürgerkinder, ohne Text.«

Matthias hat noch Großes vor. Wenn er etwas älter ist, will er in die Rolle eines Verteidigers der Stadtmauer schlüpfen, dann als Graf zu Pappenheim mit Rüstung auftreten. Und irgendwann einmal vielleicht sogar Heerführer Tilly sein.

Über 100 Rothenburger spielen jedes Jahr mit, viele von ihnen stehen seit über 20 Jahren auf der Bühne. So wie Uwe Weinhardt, Vorsitzender des Vereins Historisches Festspiel »Der Meistertrunk«. Als Waffenmeister Scheiblein begleitet der Schreiner Matthias heute zum Fototermin. Und der sprudelt wieder vor Begeisterung. Seine Lieblingsszene sei die, in der der Altbürgermeister den ganzen Humpen austrinkt. Matthias weiß natürlich, dass da gar kein Wein drin ist. »Sondern Pflaumensaft«, flüstert er. »Das hat mir einer der Mitspieler verraten.«

Matthias liebt auch das Mittelalter. Er verkleidet sich gerne mit Kittel, Schwert und Schild. So streift er dann bei Stadtfesten durch die Gassen der historischen Altstadt. »Ich glaube, Matthias ist in seinen Kostümen schon in vielen Fotoalben japanischer Touristen gelandet«, sagt sein Vater. Matthias nickt: »Ich finde Geschichte spannend. Später will ich Geschichtslehrer werden wie mein Papa.«

Sein edles Kostüm darf Matthias allerdings nicht privat anziehen. Und schon gar nicht zum Karneval, »da sind die vom Festspiel ganz streng«, sagt er. »Im Fasching bin ich dann dieses Jahr lieber als Drache gegangen.«

Pfingstspiele Rothenburg ob der Tauber

Jedes Jahr am Pfingstwochenende wird das Stück »Der Meistertrunk« in Rothenburg ob der Tauber mehrmals aufgeführt. Zeitgleich gibt es in der Stadt Festzüge, Markttreiben, Musik und ein historisches Lagerleben. 

www.meistertrunk.de

Reichsstadt-Festtage Rotenburg ob der Tauber

Am ersten September-Wochenende verwandelt sich Rothenburg in ein riesiges mittelalterliches Lager: Ritterscharen zelten dort, abends gibt es Fackelumzüge und Feuerwerk. Auch das Stück »Der Meistertrunk« wird dabei aufgeführt. 

www.rothenburg-tourismus.de

Ein Stauferpaar in Bad Wimpfen

Reinhard Stüwe schreitet langsam durch die Vereinsräume, hinter ihm stehen sechs Computer, Unterlagen stapeln sich auf den Schreibtischen. Weiter hinten sieht man eine Schneiderei mit Bügelbrett. In einem anderen Zimmer lagern Kettenhemden in Kisten, mittelalterliche Kindergewänder hängen an Kleiderstangen. 

Der Verein »Zunftmarkt« ist sein Leben. Seit Stüwe in Rente ist, arbeitet der ehemalige IT-Spezialist hier manchmal 70 Stunden pro Woche. Tut alles dafür, um den Zunftmarkt in Bad Wimpfen zu organisieren – und eine alte Tradition weiterzuführen. Für die Veranstaltung, die es in der Stadt schon im Jahr 1391 gab, lassen Stüwe und seine rund 40 ehrenamtlichen Helfer Flyer drucken, machen Werbung, schließen Verträge mit Handwerkern, die auf dem Markt alte Techniken wie Korb echten, Glasbläserei, Flachsweberei oder Fassdeckelschnitzerei zeigen. Rund 5000 Gäste kommen bei gutem Wetter, viele davon in mittelalterlichen Gewändern. Mitglieder des Vereins patrouillieren als Stauferwache durch den Ort. Auch der Vereinsvorsitzende Stüwe und seine Frau Ingeborg sind dann mittendrin – gewandet als Edelherr Herrmann von Ehrenberg und Edelfrau Siegrid von Ehrenberg.

»Herrmann von Ehrenberg gab es wirklich«, sagt Reinhard Stüwe, blickt durch die Arkaden des ehemaligen Kaiserpalastes auf den Neckar hinab und deutet auf eine Burgruine mit Bergfried, einem Turm, weiter oben am Flussufer. »Dort lebte der Adelige. Man nimmt an, dass er wahrscheinlich mit in die Verwaltung der Pfalz eingebunden war.« Stüwe hat das alles in alten Quellen recherchiert. »Wir wollen den Leuten die Geschichte von Bad Wimpfen lebendig näherbringen«, sagt er. Schließlich ist Bad Wimpfen die größte Kaiserpfalz nördlich der Alpen. Im 12. und 13. Jahrhundert hielt Kaiser Friedrich II. hier mehrere Male Hof. »Schon beeindruckend, dass der hier mal stand und wie wir jetzt auf den Neckar gesehen hat.«

Die Mitglieder des Zunftmarkt-Vereins legen Wert auf originalgetreue Gewänder. Alle Nähte und Säume sind handgenäht. Schließlich gab es früher noch keine Nähmaschinen. »Zehn Stunden nähe ich da an einem einfachen Kleid«, sagt Dorothea Claßen vom Verein. »Aber das macht Spaß. Das ist wie Yoga für mich.«

»Und die Wolle ist toll«, schwärmt Stüwe. »Kühl bei Hitze, warm im Winter, und Regen kommt so gut wie nicht durch.« Sein Edelherr-Gewand ist bunt. Farben konnten sich nur die reicheren Leute leisten, die Bauern waren meist braun und erdfarben gekleidet. Auf dem Kopf trägt er die Bundhaube. »Meine Frau sagt immer Badekappe dazu.«

Ingeborg Stüwe war anfangs skeptisch, doch dann hat auch sie Feuer gefangen. Nun streift sie bei gegebenen Anlässen gern mit ihrem Mann als Edelfrau durch die Gassen. »Wir ziehen dann das Gewand an und sind in einer anderen Welt«.

Zukunftsmarkt Bad Wimpfen

Jedes Jahr am letzten August-Wochenende findet der mittelalterliche Markt in der alten Kaiserpfalz in Bad Wimpfen statt – mit mittelalterlichen Ständen, an denen Fassdeckelschnitzer, Salzsieder, Wetterfahnenmacher, Instrumentenbauer oder Drechsler ihr Handwerk zeigen. Dazu treten Gaukler auf, Minnesänger und Tanzgruppen führen historische Darbietungen auf. Für Kinder gibt es eine kostenlose Spielstraße mit Basteln, Wappen-Malen und Märchen-Erzählen. 

www.zunftmarkt.de

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Hier kommt keiner durch: Die Ritter der »Baieruther Katzbalgerey« auf Burg Rabenstein.
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Haben beim historischen Festspiel »Der Meistertrunk« in Rothenburg ob der Tauber ihren großen Auftritt: Matthias Koch als Pfarrerssohn und Waffenmeister Uwe Weinhardt.
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Die Edelleute Siegrid und Herrmann von Ehrenberg lebten vor vor gut 800 Jahren in Bad Wimpfen. Ingeborg und Reinhard Stüwe halten ihr Andenken lebendig – in handgenähten Kostümen.

Die Wirtsleute aus Sinsheim

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Nur ein paar Kilometer vom Fußballstadion der TSG Hoffenheim entfernt liegt das Reich von Ritter Uwe und Edelfrau Uta. Die Straße dorthin windet sich vorbei an Getreidefeldern und durch schmale Alleen. Am Ende eines Weinberges erheben sich die Mauern der Burg Steinsberg, in ihrer Mitte ragt der achteckige, 30 Meter hohe Bergfried auf. Hier, zwischen dem ehemaligen Wehrturm aus der Stauferzeit und dem Wirtschaftsgebäude, wohl aus dem 16. Jahrhundert, steht die »Burgschenke«.

Uta trägt ein hellbeiges Barett über ihren schwarzen, glatten Haaren, Uwe zu Pferdeschwanz und Bart ein mittelalterliches Lederwams – ihre Dienstkleidung als Wirtsleute. Uta gießt gerade Met, Honigwein, aus einem Tonkrug in ein Gefäß aus Rinderhorn. »Aufpassen, der steigt schnell zu Kopf«, grinst Uwe. »Den vertragen nicht alle.« Uta Kannegießer und Uwe Welz sind vor vielen Jahren eher aus Zufall im Mittelalter gelandet. Ein glücklicher Zufall, »denn sonst wäre ich jetzt wahrscheinlich Food & Beverage-Manager in irgendeinem Hotel«, sagt Welz. Das wäre nichts für ihn.

Welz stammt aus Stuttgart. Er lernte Hotelbetriebswirt in Heidelberg, arbeitete später auf Schloss Auerbach und Burg Guttenberg, wo viele Mittelalter-Events stattfanden. Und er verliebte sich in Uta aus Sachsen-Anhalt, die nach ihrem Studium eine Ausbildung in der Gastronomie absolvierte. Stück für Stück tauchten die beiden immer tiefer in die Sitten und Gebräuche des Mittelalters ein, organisierten Rittermahle, Burgfeste und Hexenspektakel. Bis der entscheidende Tipp kam: Das Restaurant in der Burg Steinsberg sei frei. Und so stürzten sie sich in ihr eigenes Mittelalter-Abenteuer. Bauten einen Festsaal aus, mit hohen Holzstühlen für Brautpaare und Kerzen an den groben Steinmauern. Bestellten braunes Tongeschirr und ließen Trinkbecher aus Rinderhörnern anfertigen.

Seit vier Jahren bieten sie in ihrer Burgschenke nun einige mittelalterliche Spezialitäten an, etwa »Brodt mit Gruibenschmaltz und Kreyterquark«. Bei Rittermahlen oder Mittelalter-Hochzeiten servieren sie Suppe im ausgehöhlten Roggenbrötchen. Uwe schlägt Gäste zu Rittern, auf Wunsch organisieren die beiden auch Hofnarren oder Ritterspiele wie Bogenschießen, sogar mittelalterliche Kampfkunst-Seminare für Frauen kann man sich von ihnen ausrichten lassen.

»Im Mittelalter haben die Leute vor allem gekochten Haferbrei gegessen«, weiß Uta. Ihre Küche haben sie aber auch an moderne Zeiten angepasst. Deswegen gibt es auf Burg Steinsberg auch Rindergulasch mit typischen mittelalterlichen Kräutern wie Koriander und Anis oder Spanferkel. Von Uta und Uwe serviert – stilecht mit Barett und im Wams.

Burgschenke Burg Steinsberg

Das Restaurant mit schönem Außenbereich bietet neben moderner Küche auch mittelalterliche Spezialitäten, außerdem organisieren Uwe Welz und Uta Kannegießer Rittermahle mit Gaukler-, Musikanten- und Hofnarr-Auftritten. Auch Paare, die sich im mittelalterlichen Stil das Ja-Wort geben, finden hier das perfekte Ambiente. 

Sinsheim-Weiler, Steinsberg 1, Tel. 0726165266, www.burg-steinsberg.de

Die Heldin von Kronach

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Die großen Rollen waren früher meist den Männern vorbehalten. In Kronach ist das anders. Hier haben die Frauen im Dreißigjährigen Krieg der Legende nach die Stadt gerettet. Es war im März 1634, als die Schweden Kronach belagerten. Die protestantischen Truppen hatten bereits eine Bresche in die Stadtmauer gebrochen. Doch dann haben die Frauen einfach alles gekocht, was man heiß machen konnte – Wasser und Jauche – und es von oben auf die Köpfe der Feinde gegossen. Daraufhin zogen die Schweden ab und klagten: »Die Kronacher kämpfen wie die Teufel, aber ihre Weiber sind neunmal schlimmer.« Und so blieb Kronach auch dank der Frauen unbesiegt und damit eine katholische Enklave mitten im protestantischen Umland.

»Deswegen dürfen die Kronacher Frauen heute noch bei der Schwedenprozession am Sonntag nach Fronleichnam voranschreiten – noch vor dem Pfarrer und den Herren«, sagt Rosi Ross. Sie ist Stadtführerin und oft im Gewand eines der »Tapferen Weiber von Kronach« anzutreffen. Vor 40 Jahren zog sie der Liebe wegen aus der Nähe von Mönchengladbach nach Kronach und war begeistert von der spannenden Vergangenheit der fränkischen Stadt. »Allein die Festung Rosenberg ist von der Bauweise und der Geschichte so faszinierend. Ich bin bis heute davon beeindruckt.«

Rosi Ross ist seit den Anfängen Mitglied und seit etlichen Jahren stellvertretende Vorsitzende des Historischen Vereins Kronach e.V. Damit die Geschichte der wehrhaften Frauen lebendig bleibt, haben einige Frauen »Die wahrhaft Tapferen Weiber von Kronach« ins Leben gerufen. Die Kleidung haben sie nach alten Vorlagen selbst genäht oder anfertigen lassen, sie präsentieren das historische Kronach bei vielen Festen im In- und Ausland. Wichtig ist ihnen die Detailgenauigkeit. »Hier an meiner Bluse sind zum Beispiel Knöpfe. Denn im 16. und 17. Jahrhundert hatte man nicht mehr die Schnürbänder wie im Mittelalter«, sagt Rosi Ross. Dazu trägt sie über dem langen Rock eine Schürze für den Alltag. Und eine Haube. »Verheiratete Frauen trugen ihr Haar immer bedeckt – sie kamen unter die Haube. Nur unverheiratete Mädchen zeigten ihr Haar.«

Hinter ihrem Engagement steht für Rosi Ross nicht der Spaß am Kostümieren oder ein verklärtes Eintauchen in vergangene Zeiten. Sie möchte vom Alltag der Frauen damals erzählen. »Sie mussten Holz hacken für das Feuer zum Kochen, Wasser in Eimern aus den Brunnen holen. Daheim machten die Frauen fast alles selbst, und sogar beim Bau der Festung mussten sie mitarbeiten.« Eine harte Zeit, in der die Frauen von Kronach es dennoch schafften, eine so entscheidende Rolle zu spielen.

Schweden-Prozession in Kronach

Immer am Sonntag nach Fronleichnam schreiten die Kronacher Frauen voran, eine Reihe von ihnen im historischen Gewand der »Tapferen Weiber«. Von der Altstadt geht es zur Festung Rosenberg. Dort gibt es einen Gottesdienst, danach Kronacher Bratwürste und Bier.

Führung durch Kronach

Rosi Ross bietet Gästeführungen durch Kronach, die Festung Rosenberg und die Umgebung von Kronach an. Gern macht sie das auch im historischen Kostüm, passend zum jeweiligen Thema. Kontakt: 015207346811.

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