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Natur

Zwei Jahre nach dem Vulkanausbruch: La Palma blüht wieder auf

Im Schatten von Gran Canaria und Teneriffa liegt das Traumziel La Palma. Gebeutelt vom Vulkanausbruch 2021, blüht das naturbelassene Eiland mittlerweile wieder auf.

Datum 15.08.2023

La „Isla Bonita“, die schöne Insel La Palma im milden Klima des Atlantiks, ist vom Massentourismus bisher verschont geblieben. Atemberaubende Landschaften, unberührte Natur, gastfreundliche Menschen und ein auch im Winter mildes Klima zeichnen die Insel aus.

Aber die Pandemie und der Vulkanausbruch von September bis kurz vor Weihnachten im Jahr 2021 hat die Besucherzahlen kräftig gedrückt. Die schaurigen Bilder rotglühender Lavaströme, die sich aus dem inzwischen Tajogaite getauften Vulkan Richtung Meer ergossen, waren zwar interessant. Aber zu nahe wollten viele den entfesselten Naturgewalten, die Wohnhäuser, Schulen, Kirchen und Bananenpflanzungen zerstörten, auch nicht kommen.

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La Palma nach dem Vulkanausbruch: Fokus auf dem Tourismus

Vulkan auf La Palma © iStock/Kristyna Sindelkova
Nach dem verheerenden Vulkanausbruch im Jahr 2021 erholt sich La Palma langsam wieder.

Im Rahmen des Wiederaufbaus setzt die Inselregierung nun aber wieder auf mehr Urlauber:innen. „Der Tourismus wird ein ganz wichtiges Standbein bei der Wiedergeburt von La Palma“, sagt der Tourismusbeauftragte der Inselregierung, Raúl Camacho. Besorgte Inselbewohner:innen mahnen, dabei nicht über das Ziel hinauszuschießen.

Die in Sichtweite liegende Nachbarinsel Teneriffa mit ihren Bettenburgen ist ihnen ein abschreckendes Beispiel. Dorthin zieht es pro Jahr um die fünf Millionen Tourist:innen. „Ich wünsche mir neugierige Urlauber, die an der Insel interessiert sind und Respekt für ihre Menschen und die Natur zeigen“, sagt der Umweltaktivist und Künstler Gustavo Diaz.

Das bisher beste Jahr für die Tourismusbranche La Palmas war 2017, als rund 300.000 Gäst:innen gezählt wurden. Nach den verheerenden Jahren der Pandemie und des Vulkanausbruchs erholt sich die Branche langsam von den Rückschlägen. Nordeuropäer:innen kommen besonders dann, wenn es zuhause dunkel und kalt ist, im Winter. Während auf den größeren Kanareninseln Gran Canaria und Teneriffa die Brit:innen die größte Besuchergruppe stellen, kommen die meisten Besucher:innen La Palmas traditionell aus Deutschland. 2019 stellten sie dort 40 Prozent aller Urlauber:innen.

La Palma: Aktivurlaub in unberührter Natur

Observatorium auf La Palma (Observatorio del Roque de los Muchachos) © iStock/Simon Skafar
Auch Sternegucken geht auf La Palma prima – zum Beispiel am Observatorio del Roque de los Muchachos.

Die typischen Urlauber:innen auf La Palma sind nicht in erster Linie an Sonnenbaden am Strand, dem Nachtleben oder Shopping-Möglichkeiten interessiert, wie sich aus einer Erhebung der Regierung der Kanaren ergibt. La Palma lockt eher Aktivurlauber:innen, die in unberührter Natur mit Guides zu erloschenen Vulkanen wandern, Bootsausflüge zu Walen und Delfinen unternehmen oder bei Tauchkursen die Unterwasserwelt bewundern wollen.

Übrigens: Mehr über die schönsten Sehenswürdigkeiten und Wandermöglichkeiten auf La Palma lesen Sie hier.

Fuente Santa: Thermalbad an der heiligen Quelle

Berühmt ist auch die Heilquelle Fuente Santa im Süden der Insel. Schon die Ureinwohner:innen nutzten sie und auch die Spanier:innen wurden Ende des 15. Jahrhunderts auf die Quelle aufmerksam. Sie brachte der Insel in den folgenden Jahrhunderten Wohlstand, weil Wohlhabende auf von weither anreisten, um sich von Plagen wie Syphillis oder Lepra zu kurieren.

Aber 1677 brach der Vulkan San Antonio aus und verschüttete die Quelle. 300 Jahre lang suchten die Insulaner:innen vergeblich nach der „heiligen Quelle“, erst 2005 wurde sie durch Probebohrungen lokalisiert. Nun soll dort ein Thermalbad gebaut werden, um wie vor Jahrhunderten Wohlhabende aus aller Welt anzulocken.

Umweltschutz auf La Palma

La Palma, Kanarische Inseln © Unsplash/Bastian Pudill
Ein ständig wiederkehrendes Thema auf La Palma ist die Verbindung von Tourismus und Umweltschutz.

Umweltaktivist Diaz hat seine Zweifel, ob das Projekt Fuente Santa nicht eine Nummer zu groß ist und zu wenig Rücksicht auf Landschaft und Natur nimmt. „Wir stehen in einem Wettlauf gegen den Klimawandel. Wir verbrauchen einfach viel zu viel Natur, alles wird langsam verdreckt und zugebaut“, klagt er in seinem kleinen Haus in Fuencaliente. Sichtbar ist das an Stränden und der felsigen Küste der Insel, die vor allem mit angeschwemmten Plastik vollgemüllt sind.

„Das stört mich unglaublich. Aber es liegt mir nicht, Krach zu schlagen, nach Hilfe zu rufen“, sagt Diaz und schaut von der Terrasse seines Hauses auf den endlosen Atlantik. Statt die Hände in den Schoß zu legen, organisiert Diaz immer wieder Aufräumaktionen. Er spannt die Gemeinde, Parkverwaltungen und Sponsor:innen ein und ruft über seine Facebook-Seite „Herrumbre Vivo“ (Lebender Rost) Freiwillige zum Mitmachen auf.

„Vor kurzem haben wir mit 15 Freiwilligen an drei Tagen an einem Strand elf Tonnen Treibgut, darunter viel Plastikmüll und Treibholz, eingesammelt“, erzählt er. Die meiste Arbeit mache es, den Müll die Steilhänge hinaufzuschleppen, sagt Diaz. „Auch Urlauber sind willkommen, das wäre dann Öko-Tourismus“, sagt er.

Einzigartige Skulpturen aus Müll

Der Abfall landet nicht einfach in der Müllabfuhr. Aus dem, was andere wegwerfen, vor allem aus Metallschrott, schweißt und schraubt Diaz einzigartige Skulpturen zusammen. „Für mich ist das die ideale Antwort auf die Umwelt- und Klimakrise: die Wiederverwendung ausrangierter Arbeitsgeräte und von Müll“, sagt Diaz und hält eine bizarr-schöne Fischskulptur in die Höhe, der Bauch war im früheren Leben der Tank eines Mopeds.

Seine Arbeiten haben eine ganz eigene Ästhetik und sind zugleich immer überraschend, weil man in den Tierskulpturen plötzlich vertraute Alltagsgegenstände wiedererkennt. Gut möglich, dass Diaz mit diese Verknüpfung zwischen Umweltschutz und Kunst noch mehr Urlauber:innen anlockt.

- dpa