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Natur

Cumbre Vieja: Die schaurig-schöne Vulkankette auf La Palma

Die Cumbre Vieja erstreckt sich als karge Vulkanlandschaft mit etlichen Kratern und Kegeln vom Süden La Palmas bis ins Zentrum der Kanareninsel. Alle Infos rund um den Vulkanrücken – und wie Sie ihn besuchen können – erfahren Sie hier.

Text Milena Härich
Datum 24.09.2023

2021 zog der Ausbruch der Cumbre Vieja große mediale Aufmerksamkeit auf sich. Die austretende Lava und Asche begruben etliche Siedlungen und Häuser unter sich; der neu entstandene Vulkan Tajogaite stößt bis heute vulkanische Gase aus. Trotzdem haben sich weite Teile der „Isla Bonita“ und der Gegend rund um die Vulkankette Cumbre Vieja wieder erholt. 

Der Kontrast aus sattgrüner Vegetation und karger Vulkanlandschaft, aus bewaldeten Hängen mit grandiosen Ausblicken und idyllischen Lavastränden macht die Insel La Palma so besonders. Sie ist die grünste aller Kanarischen Inseln; rund 40 Prozent des Eilandes sind von Wäldern bedeckt. Nach El Hierro ist sie außerdem die zweitjüngste der vulkanisch geprägten Inseln.

Alle Infos rund um vergangene Ausbrüche an der Cumbre Vieja, Wanderungen auf dem Vulkanrücken und die schönsten Hotels auf der Insel lesen Sie hier. 

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Was genau ist die Cumbre Vieja?

Vulkankrater der Cumbre Vieja, Luftaufnahme © iStock/Michael Workman
Zahlreiche Vulkankrater der Cumbre Vieja bergen Gefahrenpotenzial.

Die Cumbre Vieja ist eine 14 Kilometer lange Vulkankette – bestehend aus zahlreichen Kratern und bedeckt von etlichen Schlackenkegeln. Neben verschiedenen Schloten finden sich hier auch Ablagerungen aus Lava, Tuff und andere Eruptionsprodukte. Der höchste Punkt der Cumbre Vieja (deutsch: „alter Höhenrücken“) ist der La Deseada mit 1.949 Metern. 

Insgesamt weist die Vulkankette rund 120 Vulkankrater auf. Viele davon sind noch recht jung und erst in den letzten 500 Jahren durch verschiedene Eruptionen entstanden.

Wo liegt die Cumbre Vieja?

Süden von La Palma mit der Cumbre Vieja, Luftaufnahme © iStock/Michael Workman
Hier zu sehen: die Südseite von La Palma mit den Ausläufern der Cumbre Vieja.

Die Kanarischen Inseln gehören auf administrativer Ebene zwar zu Spanien, liegen aber westlich von Marokko im Atlantik. La Palma gehört mit El Hierro zu den westlichsten Eilanden des Archipels.

Die Cumbre Vieja erstreckt sich von der Südspitze der Insel La Palma bis ins Zentrum. Am Nordwestrücken der Vulkankette entstand im Jahr 2021 beim Ausbruch der neue Vulkan namens Tajogaite. Im Süden der Insel erstreckt sich der Vulkan auch unter dem Meeresspiegel des Atlantischen Ozeans – Forschende gehen sogar davon aus, dass der submarine Teil des Feuerbergs noch aktiver ist als der an Land. 

Cumbre Vieja auf La Palma: Vergangene Ausbrüche

Der jüngste Ausbruch der Cumbre Vieja dauerte von September bis einschließlich Dezember 2021 und gilt als der längste bekannte Vulkanausbruch auf La Palma. Trotzdem gab es in den vorangegangenen Jahrhunderten schon die ein oder andere große Eruption – sie formten die Kraterlandschaft, wie wir sie heute kennen.

Große Eruptionen im 20. Jahrhundert fanden 1949 und 1971 statt. Im Jahr 1949 brach auf dem Bergrücken der Cumbre Vieja ein mehrere Kilometer langes Spaltensystem an gleich drei Stellen auf. Vom 24. Juni bis zum 30. Juli wurde eine enorme Menge an Asche und Lava ausgeworfen. Die Bewohner:innen La Palmas nennen diesen Vulkanausbruch heute oft „San-Juan-Eruption“, denn am 24. Juni, dem ersten Tag des Ausbruchs, wird auf der Insel der Festtag des Heiligen Johannes gefeiert.

22 Jahre später (1971) brach dann der südlich liegende Vulkankegel San Antonio aus. Es bildete sich eine 300 Meter lange Eruptionsspalte – dabei entstand der Schlackenkegel Teneguía. Insgesamt dauerte dieser Vulkanausbruch 24 Tage an. In dieser Zeit flossen 40 Millionen Kubikmeter Lava aus der Eruptionsspalte; große Teile landeten im Atlantischen Ozean zu Füßen der Cumbre Vieja. Bis heute beweisen Dampfaustrittsstellen am Teneguía die vulkanische Aktivität. Der Vulkanausbruch forderte zwei Todesopfer.

Vulkanausbruch auf La Palma im Jahr 2021: Verheerendes Naturschauspiel

Vulkanausbruch Cumbre Vieja im Jahr 2021, La Palma © iStock/Gilberto Martin
Die Eruption im Jahr 2021 gilt als der längste Vulkanausbruch der Geschichte auf La Palma.

Nachdem die Cumbre Vieja 50 Jahre lang geruht hatte, öffneten sich im September 2021 nach einer mehrere Tage andauernden Erdbebenserie zwei Eruptionszentren im Nordwesten der Vulkankette. Vom 19. September bis zum 13. Dezember spie die Vulkankette Asche und Lava – und das mit verheerenden Folgen. Aschewolken stiegen bis auf eine Höhe von mehreren Kilometern auf, vulkanisches Gas sowie Lavafontänen bildeten sich. Schon binnen weniger Stunden waren die Lavaströme in der Siedlung El Paraíso angekommen. Auch die umliegenden Gemeinden, zum Beispiel Los Llanos, Tazacorte und Puerto Naos, wurden stark in Mitleidenschaft gezogen und teilweise unter den Asche- und Lavaströmen begraben.

Insgesamt wurden bei diesem Vulkanausbruch rund 3.000 Gebäude zerstört. Die Lava begrub etliche landwirtschaftliche Flächen unter sich – was blieb, war ein Lavafeld mit einer Größe von etwa 12 Quadratkilometern. Der Ausbruch war eine Katastrophe für die Bevölkerung; nach Schätzungen des Nationalen Institut für Statistik kamen 70 Menschen durch die Folgen der Eruption ums Leben.

Die Vulkanrücken ist bis heute nicht ganz zur Ruhe gekommen. Der 1.120 Meter hohe Tajogaite, der durch den Ausbruch entstand, stößt noch immer vulkanische Dämpfe aus.

Vulkanausbrüche auf La Palma: Wie gefährlich ist die Cumbre Vieja?

Dampfender Krater der Cumbre Vieja © IMAGO/Pond5 Images
Die Vulkane der Cumbre Vieja sind noch immer aktiv – große Magmamengen befinden sich im Inneren der Vulkankegel.

Bereits vor dem letzten Vulkanausbruch im Jahr 2021 befürchteten Forschende, dass bei einer erneuten Eruption ein Tsunami ausgelöst werden könnte. Heute sind sich viele Wissenschaftler:innen jedoch einig, dass die Tsunami-Gefahr durch Ausbrüche der Vulkane an der Cumbre Vieja recht gering ist. 

So hat beispielsweise ein Forschungsteam der Universität in Delft (Niederlande) herausgefunden, dass ein erneuter Bergrutsch und ein dadurch ausgelöster Tsunami zumindest in den kommenden 10.000 Jahren sehr unwahrscheinlich sind – denn dafür müssten mehrere wiederum unwahrscheinliche Ereignisse gemeinsam auftreten. Bei der derzeitigen Höhe der Cumbre Vieja bräuchte es dafür schon einen extrem starken Vulkanausbruch, kombiniert mit außerordentlich starkem Regen.

Cumbre Vieja: Die Magma brodelt weiter

Die Tsunami-Gefahr rund um La Palma ist also gering – aber die Cumbre Vieja ist weiter aktiv. Und in den letzten 500 Jahren sind etliche neue Krater bei vulkanischen Aktivitäten des Massivs entstanden, die wiederum neues Gefahrenpotenzial bergen. Nicht vollständig abschätzbar ist auch die Gefahr des submarinen Teils der Cumbre Vieja.

Das kanarische vulkanologische Institut „Involcan“ bestätigte erst jüngst, dass sich weiterhin eine sehr große Menge brodelnder Magma unter dem Bergrücken der Cumbre Vieja befindet. Mehrere deutsche Medien zitieren Nemesio Pérez, einen der Koordinatoren des Instituts, der zu bedenken gab, dass die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Vulkanausbruchs auf La Palma in den kommenden 50 Jahren bei fast 50 Prozent liege. 

Die Inselbehörden waren auf den Vulkanausbruch 2021 zwar durchaus vorbereitet und die Evakuierung der Bewohner:innen und Tourist:innen verlief weitestgehend wie erhofft. Dennoch rechnete man nicht mit einem Vulkanausbruch von so großer Dauer und Stärke. Für die Zukunft wird es also umso wichtiger, Katastrophenmaßnahmen und Notfallpläne zu verbessern. 

Vorboten eines Ausbruchs werden in aller Regel früh genug erkannt, um Schutzzonen zu errichten und Reisende zu evakuieren. Grundsätzlich sind eine Reise nach La Palma und eine Wanderung auf der Cumbre Vieja daher ungefährlich. 

Wanderung auf der Cumbre Vieja

© iStock/Michael Workman
Die Ruta de los Volcanes eröffnet traumhafte Ausblicke.

Weil sich die Insel größtenteils vom verheerenden Vulkanausbruch 2021 erholt hat, sind auch die meisten Wanderwege auf den Spuren der Vulkane wieder freigegeben. Einer der beliebtesten Wanderwege auf La Palma ist die Ruta de los Volcanes, die von Refugio del Pilar im Herzen der Insel bis nach Fuencaliente an der Südspitze führt. Der Wanderweg heißt auch GR 131 und ist sehr gut ausgeschildert. 

Auf rund 24 Kilometern kommen Wandernde an fast allen Vulkankegeln vorbei; unterwegs eröffnen sich Ausblicke auf die Nachbarinseln El Hierro, Teneriffa und La Gomera. Die Ruta de los Volcanes ist nur für erprobte Wandernde geeignet.

Wanderung zum neuen Vulkan Tajogaite

hinterer Krater des Tajogaite auf La Palma © IMAGO/CHROMORANGE
Der 2021 entstandene Tajogaite darf nur mit vorheriger Anmeldung und Erlaubnis erkundet werden.

Der neue Vulkan Tajogaite am Nordwestkamm der Cumbre Vieja ist kein Teil der öffentlich zugänglichen Wanderwege – zumindest noch nicht. Derzeit befindet sich rund um den Tajogaite eine Schutzzone, das Betreten ist nur bestimmten Gruppen erlaubt. Denn der Vulkan stößt noch immer Gase aus. 

Reisende können sich jedoch geführten Wanderungen anschließen, bei denen sich die gesamte Gruppe vor der Annäherung an den Tajogaite beim Cabildo de La Palma, dem Stadtrat, anmelden muss. Vor Ort gibt es außerdem Personal, das sich mit Hilfe von Messgeräten vergewissert, dass der Gasaustritt am Vulkan nicht zu hoch ist. 

Folgende Anbieter nehmen Reisende mit auf eine Wanderung zum Tajogaite:

Nachdem sich der Tourismus auf der Isla Bonita weitestgehend von der Naturkatastrophe erholt hat, sind auch die Übernachtungszahlen wieder deutlich gestiegen. Wir empfehlen Ihnen zwei besondere Hotels auf der Insel.

Hotel Hacienda de Abajo

Das „Hotel Hacienda de Abajo“ befindet sich im Zentrum von Tazacorte, auf dem Gelände einer ehemaligen Zuckerplantage. Das Haupthaus wurde zwischen 2010 und 2012 nach Entwürfen der Architektin María del Carmen Alemañ García restauriert. Viele Elemente des historischen Gebäudes – wie Türen und Fenster, kanarische Wandteppiche, edle Möbel und Schnitzereien – stammen noch aus dem 16. bis 19. Jahrhundert und wurden beibehalten. Das 4-Sterne-Hotel besteht aus mehreren Gebäuden und wird von einer Mauer umgeben, was für viel Privatsphäre sorgt. Der wunderschön bepflanzte Garten ist eine Ruheoase. Balkone an der Westfassade mit Blick aufs Meer und verschiedene kleine Türme machen das Ambiente perfekt.

Das „Hotel Hacienda de Abajo“ verfügt nur über 32 Zimmer, die meisten haben entweder einen Balkon oder eine Terrasse mit Zugang zum Gemüsegarten. Im hauseigenen Restaurant „El Sitio“ werden mittags und abends erlesene kanarische Gerichte serviert. Das Hotel ist für Erwachsene ab 16 Jahren. 

Esencia de La Palma by Princess

Auch das „Esencia de La Palma by Princess“ ist ein Adults-Only-Hotel. Es befindet sich im Südwesten der Insel und ist ein Ableger des benachbarten Hauses namens „La Palma & Teneguia Princess“. Gäste der beiden Hotels können zum Abendessen auch das jeweils andere Haus besuchen. Im „Esencia de La Palma by Princess“ gibt es ein hervorragendes Wellnessangebot – vom beheizten Pool über verschiedene Saunen bis hin zum Dampfbad. Im Restaurant „Origen“ wartet ein Buffet mit köstlichen spanischen und internationalen Speisen. Darüber hinaus gibt es erfrischende Drinks an der hauseigenen Poolbar.

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