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Kultur

Die 10 schönsten Kirchen und Klöster Deutschlands

Von der ältesten Bischofskirche bis zum höchsten Kirchturm der Welt: In ganz Deutschland zeugen stolze Kirchen, sagenumwobene Klöster und imposante Dome von Glauben, Macht und mittelalterlicher Baukunst. Ein Reise von Nord nach Süd.

Datum 19.12.2022

Ihr Gemäuer zählen zu den ältesten des Landes, ihre Türme zu den höchsten und ihr Inneres bewahrt die wertvollsten Kostbarkeiten: Deutschlands Kirchen und Klöster sind eindrucksvoll und einzigartig.

Ihren Geschichten und ihren architektonischen Besonderheiten auf der Spur, zeigen wir Ihnen Dome, Münster und Klosteranlagen. Von der Hansestadt Lübeck geht es bis tief ins Allgäu auf der Suche nach den zehn schönsten Gotteshäusern des Landes. 

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1

St. Marien zu Lübeck

© Natalie Kriwy
Die Marienkirche ragt über den umliegenden Gebäuden der Stadt auf.

Schon der irische Reisende und Gelehrte Thomas Nugent zeigte sich beeindruckt. 1748 notierte er: „Die Marienkirche ist ein sehr edles, hohes Gebäude, das die übrigen Gebäude in Lübek bey weitem übertrifft.“ Wie recht er hatte, auch heute noch. Seit Mitte des 13. Jahrhunderts reckt sich die Kirche St. Marien 125 Meter hoch in den Himmel, seit 1987 gehört sie, als Teil der Altstadt ringsum, zum UNESCO-Weltkulturerbe. 

Ein Meisterwerk im Stil der französischen Gotik, aber erstmals errichtet aus rotem Backstein, wie er für den Hausbau in Norddeutschland üblich war. Angeblich half sogar der Teufel beim Bau dieser „Mutterkirche der Backsteingotik“, weil die Lübecker:innen ihm erzählt hatten, sie würden ein Wirtshaus errichten. Also stapelte er Stein auf Stein und wurde erst wütend, als er die fertige Kirche sah. Heute grinst der Teufel, in Bronze gegossen, am Fuße der Kirche, unweit vom Ratsweinkeller entfernt. Sieht so aus, als hätte er seinen Willen bekommen.

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2

Kloster Corvey

© Darshana Borges

Corveys Geschichte beginnt mit Ludwig dem Frommen, der 822 nahe Paderborn Land für einen Klosterbau stiftet. In der dreischiffigen Basilika halten bald Kaiser Reichstage ab, das Kloster wird zum bedeutenden Glaubenszentrum. Im Dreißigjährigen Krieg wird das Kloster mit seiner berühmten Bibliothek zerstört, bald darauf abgerissen. Mit einer Ausnahme: Das Westwerk, das weltweit älteste, bleibt erhalten. 

Später entsteht hier der heutige Barockbau, das alte Kloster hat sich in ein Schloss verwandelt. Heute beherbergt Kloster Corvey in seinen Gemächern eine der größten Privatbibliotheken Deutschlands. Über 74.000 Bände sind in den 15 Sälen mit ihren 200 Bücherschränken versammelt, sowohl Belletristik als auch Sachliteratur. Geprägt hat die renommierte Sammlung ein ebenso berühmter Bibliothekar: August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874), der Germanist und Dichter des Deutschlandliedes. Corveys ehemaliges Kloster gehört seit 2014 zum Weltkulturerbe der UNESCO.

3

Nikolaikirche Leipzig

© Pixabay

Kein Gebäude ist so sehr mit der friedlichen Revolution von 1989 verbunden wie Leipzigs größtes Gotteshaus. Hier begannen die gewaltfreien Montagsdemonstrationen, die wesentlich zum Zusammenbruch der DDR beitrugen. Die Kirche, an deren westlicher Fassade noch romanische Rundbögen zu erkennen sind, wird um 1165 dem Schutzpatron der Kaufleute geweiht und dann zu einer spätgotischen Hallenkirche umgebaut. 

Die barocke Haube auf dem 75 Meter hohen Mittelturm entsteht Mitte des 18. Jahrhunderts, kurz nach der Zeit, als der Komponist Johann Sebastian Bach Musikdirektor der Nikolaikirche ist. Seit 1862 beherbergt das Gotteshaus auch noch Sachsens größte Kirchenorgel, ein Instrument mit 6804 Pfeifen, 103 Registern und fünf Manualen. Der Osterlichtbaum „Gesprengte Fessel“ im Mittelgang erinnert an die Umwälzungen von 1989.

4

Kölner Dom

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Ohne Frage: Der Kölner Dom dominiert die Stadt. Die gotischen Spitzbögen, seine verspielt wirkenden Türme, seine schieren Maße verleihen der ganzen Stadt Pathos und Größe. 1248 beginnen die Bauarbeiten, um 1520 kommen sie für die nächsten 300 Jahre zum Erliegen, weil Geld für den Weiterbau fehlt. Erst 1880 wird das imposante Gotteshaus vollendet. In seinem Innern funkelt heute das größte Reliquar des Mittelalters, der Dreikönigenschrein, verziert mit goldenen Figuren, Edelsteinen und Schmuckwerk. 

Ein Schrein der Superlative. Wie der gesamte Kölner Dom. Zahlen gefällig? Mit knapp 8000 Quadratmetern Grundfläche gehört er zu den größten Kirchen Deutschlands, mit seinen 157 Metern war er sogar vier Jahre lang (1880-1884) das höchste Gebäude der Welt. Könnte man ihn wiegen, würde er wohl 120.000 Tonnen auf die Waage bringen. Und der „Dicke Pitter“, wie die frei schwingende St. Petersglocke genannt wird, wiegt 24 Tonnen und hat einen Durchmesser von 3,22 Metern – deutscher Rekord! In Zahlen gar nicht auszudrücken ist der Wert des Domschatzes mit seinen Reliquiaren, Handschriften und Gewändern.

5

Dom von Trier

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Der Dom von Trier ist Deutschlands älteste Bischofskirche. Fast 1700 Jahre alt, UNESCO-Weltkulturerbe seit 1986. Zweimal wird er zerstört, erst von den Franken, dann von den Wikingern. Ab 1030 wird der Dom wieder aufgebaut: Die Westfassade, die dabei entsteht, prägt sein Aussehen bis heute. Davor liegt seit 1614 der schwarze und mächtige Domstein, eine vier Meter lange und fast 65 Tonnen schwere Dioritsäule. 

Später fügen dann französische Baumeister dem Trierer Dom Prachtstücke der Frühgotik hinzu: den Kreuzgang und Liebfrauen, Deutschlands älteste gotische Kirche. Ihr Grundriss gleicht einer zwölfblättrigen Rose, ihre zwölf Säulen verkörpern die Apostel. Kleiner Tipp: Wer sich hinterm Haupteingang auf die sternförmige Markierung stellt, kann auf einen Blick alle Säulen bewundern, die im 15. Jahrhundert mit jeweils einem der Jünger bemalt wurden. Glanzpunkt ist auch die Heilig-Rock-Kapelle, in der sich die kostbarste Reliquie des Doms befindet: die Tunika Christi. Und in den Domschatzkammern an der Südseite des Kirchenbaus ist die Sandalensohle des Apostels Andreas ausgestellt.

6

Dom zu Speyer

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Am 2. Juni 1689 wurde der 600 Jahre alte Dom durch französische Soldaten niedergebrannt: Jahrzehntelang bleibt nur der Torso stehen von einer der größten Kirchen des Abendlandes. Bis Fürstbischof August von Limburg-Stirum das Gotteshaus um 1775 wieder aufbauen lässt: Ein Langhaus entsteht, ein einfaches westliches Querhaus, und auf die Reste der alten Türme werden Rundbauten gesetzt. 

Der nächste Wandel für den Bau kommt, als Bayerns König Ludwig I. tatkräftig verkündet: „Ich habe mich entschlossen, den Dom malen zu lassen. Im Jahr 1845 wird angefangen.“ Mit monumentalen Fresken der Bibelgeschichte wird der Dom zu Speyer geschmückt, das Langhaus mit einem Marienzyklus, der Chor mit den zwölf Aposteln. Der alte Westbau wird abgerissen und die heutige Fassade aus gelbem und rotem Sandstein errichtet. Heutzutage kann man den Dom von oben genießen: 304 Stufen führen auf der Westseite zu einer Aussichtsplattform. In rund 60 Meter Höhe schweift der Blick über Speyer, die Vorderpfalz bis weit ins badische Land.

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Kloster Weltenburg

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Dort, wo die Donau einen beachtlichen Schlenker vollführt, unweit der Stadt Kelheim, erhebt sich das Kloster Weltenburg. Gegründet vor anderthalb Jahrtausenden, erlebt das Kloster ab 1713 seine Blüte. Abt Maurus I. lässt die Frauenbergkirche errichten und beauftragt die bis dahin unbekannten Gebrüder Asam damit, die spätbarocke Abteikirche zu gestalten. Und was die beiden erschaffen! 

Cosmas Damians Fresken und Egid Quirins Seitenaltäre gelten bis heute als Meisterwerke des Barock, als traumhafter Farb- und Formenrausch aus Stuck und Malereien. Die zum Kloster gehörende Brauerei gilt als älteste der Welt: Seit 1050 wird hier Bier hergestellt. Also auf keinen Fall einen Krug vom süffigen „Barock Dunkel“ verpassen!

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Ulmer Münster

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Allein die Grundsteinlegung des Ulmer Münster im Juni 1377 ist mehr als symbolisch: In der Baugrube überhäuft Ulms Bürgermeister den Fundamentstein mit Goldstücken, dann entrichten die Bürger:innen ihren Obolus. Ob die Ulmer:innen da schon ahnen, wie viel Geld ihr Prestigemünster verschlingen wird? 

166 Jahre lang wächst der Bau, 51 Altäre entstehen, mehr als in allen anderen Kirchen. 1543 ist das Geld alle. Bis der Bau weitergeht, dauert es 300 Jahre, dann aber schließt Baumeister August von Beyer das Werk mit einem Rekord ab: Er verlängert den 151 Meter hoch geplanten Kirchturm um zehn Meter – und der ist damit bis heute der höchste der Welt.

9

Freiburger Münster

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Rund 6000 Menschen leben um das Jahr 1200 in Freiburg, viel zu viele für die einzige Pfarrkirche des Ortes. Ein größeres Gotteshaus muss also her: In rund 300 Jahren entsteht ein Prachtbau, begonnen im romanischen Stil, vollendet in der Gotik. 

Ein wahres Wunderwerk ist der 116 Meter hohe Westturm des Freiburger Münsters. Sein Unterbau ist viereckig, weiter oben formt er sich zu einer zwölfeckigen Steingalerie und läuft dann zu einer luftig durchwirkten Spitze mit imposanter Kreuzblume aus. Kein Wunder, dass dieser Fingerzeig in den Himmel als schönster Turm der Erde beschrieben wird.

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Prädikanten-Bibliothek Isny

Kaum etwas hat sich in dem winzigen Raum seit 1475 verändert: nicht das bemalte Kreuzgewölbe, nicht die Terrakottafliesen, nicht die Bücher in den Regalen. Die Bibliothek in Isny hatte der Domherr von Konstanz gestiftet, um die Prediger der Freien Reichsstadt zu schulen. 

Seitdem stehen im Turmzimmer der Nikolaikirche 70 Handschriften und Hunderte von kostbaren Drucken, darunter 171 Inkunabeln, Druckschriften aus der Anfangszeit dieses Handwerks, und über 300 Drucke aus der Reformationszeit. Es sind kunstvolle Werke, darunter Bücher von Luther und Melanchthon, auch Topographien von Matthaeus Merian. Zur Sammlung gehört sogar ein Exemplar der „Schedelschen Weltchronik“, gedruckt 1493 in Nürnberg – das mit Holzschnitten bebilderte Werk ist ein Spiegel des damaligen Wissens.

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