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Skiurlaub ohne Schnee: Tipps, Alternativen und Rechte

Eigentlich hat die Skisaison Hochkonjunktur. Doch aufgrund der milden Temperaturen im Frühjahr 2023 liegt in den beliebten Skigebieten kaum Schnee. Wir informieren, welche Rechte Winterurlauber:innen haben und welche alternativen Aktivitäten sich anbieten.

Datum 02.01.2023

Der Jahreswechsel ist vollzogen und der Silvestertag 2022 geht als der wärmste in die Geschichte ein. Mancherorts wurden Temperaturen von bis zu 20 Grad gemessen. Das warme Wetter hat erhebliche Auswirkungen auf den Wintersport: viele verbringen ihren diesjährigen Skiurlaub ohne Schnee

Nicht nur in Deutschland, auch in der Schweiz, Österreich und Teilen Italiens sind derzeit viele Skipisten grün und schneefrei. Auch die Produktion von Kunstschnee ist bei Temperaturen um die zehn Grad nicht mehr möglich, weswegen Wintersportler:innen auf Ski und Snowboard verzichten müssen. 

Wir informieren über die aktuelle Lage in den Skigebieten, geben Tipps für alternative Aktivitäten in Wintersport-Orten und informieren über die Rechte bei Rücktritt oder Stornierung.

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Skiurlaub ohne Schnee: Aktuelle Wetterlage

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Eigentlich hatte die Saison Anfang Dezember vielversprechend begonnen. Eisige Temperaturen bescherten den deutschen Skiregionen zum Auftakt viel Neuschnee und weiße Landschaften. Seit Tagen aber bereiten Regen, Wind und Tauwetter Liftbetreiber:innen und Veranstalter:innen Sorgen. Manche Pisten sind bereits geschlossen. Auch für die kommenden Tage meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) weiter außergewöhnlich milde Temperaturen. Viele Gäst:innen müssen daher mit einem Skiurlaub ohne Schnee rechnen.

Dabei hätten die Wintersportler:innen, so heißt es allerorten, nach zwei Jahren Corona-Pause große Lust auf's Skifahren. Die Nachfrage sei groß. Auch höhere Preise und Energiesparmaßnahmen wie ungeheizte Sessellift-Sitze und der Verzicht auf Heizstrahler an Hütten schreckten sie nicht ab.

Tauwetter und Schneemangel: Skigebiete im Überblick

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Die Winterstimmung aber fehlt. Rund um die Pisten liegt die Landschaft grün da. Auch neben den mit Schneekanonen beschneiten Pisten liegt kaum Schnee. Tauwetter um Weihnachten ist nicht selten. Doch in diesem Jahr waren die Tage ungewöhnlich mild. Im Flachland stieg die Temperatur teils auf frühlingshafte 15 Grad. Nur weit oben wie etwa an der Zugspitze (2962 Meter) gab es zuletzt Schnee statt Regen.

Reit im Winkl

In Reit im Winkl auf der Winklmoosalm, Heimat der Ex-Skirennläuferin Rosi Mittermaier, ist das Skigebiet seit Heiligabend geschlossen. „Aufgrund des anhaltenden Tau- und Regenwetters“ müsse die Saison pausieren. „Wir hoffen auf baldigen Schnee und halten euch an dieser Stelle informiert“, heißt es auf der Webseite von Reit im Winkl. 

Steinplatte

Im österreichischen Nachbar-Gebiet Steinplatte verunglückten zwei 17-Jährige aus Bayern beim Skifahren. Ein Sprecher der Polizei warnte grundsätzlich: „Aufgrund der geringen Schneelage ist es nicht ratsam, außerhalb des präparierten Geländes zu fahren.“ Rutsche man bei einem Sturz auf der Piste über diese hinaus, sei die Verletzungsgefahr etwa an Steinen höher als bei viel Schnee.

Bayerischer Wald

Am Großen Arber im Bayerischen Wald wurde der Saisonstart gerade erneut verschoben - inzwischen „auf unbestimmte Zeit“. Auch auf den Loipen geht praktisch nichts mehr. 

Oberbayern

Es sei nicht sicher, in welchem Umfang der Skibetrieb bis zum Ende der Ferien laufen könne, sagt die Sprecherin der oberbayerischen Alpen-Plus-Gebiete Brauneck, Spitzingsee, Wallberg und Sudelfeld, Antonia Asenstorfer. Am Spitzingsee und Sudelfeld sehe es aber aktuell nicht so schlecht aus. „Eine Zeit lang warme Temperaturen macht den Pisten nicht so viel aus. Aber der Regen und der Wind setzen ihnen zu“, sagt sie. „Es hat bis oben hin geregnet. Wir schauen von Tag zu Tag, was wir erhalten können.“

Winterberg

In Winterberg im Sauerland, wo die Bergstationen auf bis 840 Metern Höhe liegen, leidet die Schneedecke ebenfalls. In der Region liefen noch 35 Lifte - nach mehr als 40 vor Weihnachten Der Umfang des Wintersports hänge weiterhin vom Wetter ab, sagte die Sprecherin der Wintersportarena Sauerland, Susanne Schulten. Kleinere Gebiete hätten gar nicht geöffnet, größere hätten vor Weihnachten Depots aus Maschinenschnee angelegt. Diese würden nun genutzt. „Es ist sehr aufwendig.“

Sudelfeld

Der Geschäftsführer der Bergbahnen Sudelfeld, Egid Stadler, bleibt optimistisch. „Zumachen müssen wir bestimmt nicht.“ Etwa 60 bis 70 Prozent der Pisten seien offen, die Hauptabfahrten „gut in Schuss“. „Mit den beschneiten Pisten haben wir kein Problem.“ Aber: „Ohne Beschneiung hätten wir schon zu.“ Tauwetter um Weihnachten kenne man auch von früher. Der Klimawandel zeige sich aber immer deutlicher.

Zugspitze

Bei der Bayerischen Zugspitzbahn macht man sich indes keine großen Sorgen. Deutschlands höchstgelegenes Skigebiet an der Zugspitze kommt seit jeher ohne Kunstschnee aus. In Garmisch-Partenkirchen liegen die anderen Pisten eher nordseitig. „In den letzten Wochen war es ja extrem kalt, das waren optimale Bedingungen für die Beschneiung“, sagte Sprecherin Verena Tanzer. Dieser Schnee sowie Naturschnee bildeten nun eine Grundlage, die den milden Temperaturen gut standhalte.

Einsatz von Schneekanonen

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Auch in anderen Wintersportgebieten schaut man besorgt auf den Wetterbericht. Ohne die umstrittenen Schneekanonen, da sind sich die Liftbetreiber:innen einig, wäre eine Skisaison nicht mehr möglich. Doch wenn das Thermometer auf über 10 Grad klettert, sind auch die Kanonen keine Option mehr

Wegen der hohen Temperaturen konnten die Pisten zuletzt nicht einmal mehr nachts beschneit werden. Umweltschützer:innen hatten gewarnt, dass Schneekanonen den Betrieb niedrigerer Gebiete auf Dauer nicht retten können, und in der Energiekrise einen kompletten Verzicht auf Beschneiung verlangt. In Garmisch-Partenkirchen etwa hatten Naturschützer:innen vor Weihnachten gegen den Einsatz von Schneekanonen protestiert. An der Talstation der Hausbergbahn im Garmisch Classic Skigebiet machten die Mitglieder:innen der Naturschutzorganisation „Mountain Wilderness“ auf den Energie- und Wasserverbrauch durch Schneekanonen aufmerksam.

Alternative Aktivitäten in Skigebieten

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Winterliche Postkartenlandschaft: Das Hotel „Bergkristall“

Auch wenn Skier und Snowboard stehen bleiben müssen: In vielen Skigebieten gibt es eine Reihe an Aktivitäten, die eine Alternative zum Wintersport bieten. Beliebt sind etwa Rodelbahnen wie im Schweizerischen Skigebiet Sattel-Hochstuckli. 

Rodelbahnen

Unterwegs auf der Sommerrodelbahn: In größeren Skigebieten können schnelle Abfahrten auch unabhängig vom Schnee erfolgen, denn mancherorts haben die Sommerrodelbahnen wegen der milden Temperaturen wieder geöffnet. Zum Beispiel in Garmisch-Patenkrichen, die Alpsee Bergwelt in Immenstadt oder der Rittisberg-Coaster im österreichischen Ramsau. 

Alpaka- und Ziegenwanderungen

Eine Alternative zur gängigen Wanderung und zum Wintersport: Rundtouren mit Alpakas, Lamas oder Ziegen. Unweit der Skigebiete gibt es mehrere Anbieter für Wanderungen mit den neugierigen Tieren. So etwa im Wintersportort Flumserberg in der Ostschweiz, in Grainau oder bei den „AlpenAlpakas“ in Lechbruck. Tipp: Aufgrund der hohen Nachfrage empfiehlt sich eine Buchung vorab.

Wellness

Auch bei milderen Temperaturen steht einem ausgiebigen Wellness-Tag nichts im Wege. In den meisten Skiorten finden sich größere Hotelanlagen mit Spa-Bereichen, Pools und Massageangeboten. Fragen Sie an den Rezeptionen nach Tagespässen. Auch Thermen und Bäder sind eine entspannte Alternative zum Pistensport. Etwa das Römerbad in Bad Kleinkirchheim, die Alpentherme in Gastein, der Aqua Dome in Längenfeld oder die Rupertustherme in Berchtesgaden. 

Skiurlaub ohne Schnee: Rücktritt und Stornierung

Wenn der Skiurlaub aufgrund von Schneemangel ins Wasser fällt, ist das ärgerlich. Als Reisemangel gilt fehlender Schnee in der Regel allerdings nicht. „Ob man vor Ort tatsächlich Skifahren kann, liegt nicht in der Steuerungsfähigkeit des Veranstalters. Der kann keinen Schnee zaubern“, erklärt der auf Reiserecht spezialisierte Anwalt Paul Degott. Wetterbedingungen fallen demnach ins allgemeine Lebensrisiko der Reisenden.

Eine Ausnahme ist, wenn das Reiseunternehmen vorab bestimmte Zusagen zum Reiseziel gemacht hat - eine „Schneegarantie“ oder „Schneesicherheit“ zum Beispiel. „Oder wenn er Bilder von verschneiten Landschaften und vollen Pisten zeigt und Schneeabenteuer verspricht“, sagt Degott.

Die Beschreibung des Reisegebiets sei eine Art vertragliche Zusicherung, erklärt der Reiserechtler. Ist sie derartig vollmundig, könnten Minderungsansprüche für die Reisetage bestehen, an denen kein Skifahren möglich war.

Und wenn man liest, dass das Skigebiet gar nicht geöffnet hat aufgrund von Schneemangel? Ist die Pauschalreise dann kostenfrei stornierbar? Eher nein, so Degott. „Das Rücktrittsrecht besteht nur bei einer erheblichen Mangelhaftigkeit der Reiseleistung. In so einem Fall müsste der Veranstalter schon enorme Zusagen getroffen haben und die Reise etwa als Schneeabenteuer ausgeschrieben haben.“ Um im Zweifel einen Nachweis dafür zu haben, empfiehlt sich: Den Katalog aufheben oder während der Online-Buchung einen Screenshot von der Beschreibung der Reise auf der Website des Veranstalters machen.

All das gilt nur für Pauschalreisen. Viele Winterurlauber:innen buchen ihre Unterkunft aber selbst und reisen individuell mit Auto oder Zug an. Dann sieht es mit kostenfreien Stornierungen noch schlechter aus. „Zimmerbuchungen bleiben in so einem Fall bestehen, der Anbieter erbringt ja seine Leistung“, sagt Degott. Hier kann man nur auf Kulanz hoffen.

- dpa/mkr

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