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Genuss

Goldener Genuss: 8 Bier-Tipps für Prag

Unschlagbar günstig, unglaublich gut und an jeder Ecke zu haben: Bier ist Kult in Prag. Acht Tipps, wo und wie Sie Ihr Pivo am besten genießen.

Datum 17.11.2022

Ein Paradies für Bierexpert:innen und welche, die es werden wollen: In der tschechischen Hauptstadt dreht sich viel rund um das flüssige Gold mit der perfekten Schaumkrone. In der prächtigen Kulisse rund um Karlsbrücke und die Prager Burg können Sie eintauchen in Kneipen und Lokale, Brauereien und Museen rund um das Pivo. Und wer nicht genug bekommt, kann sich sogar in einem Bier-Spa einmieten. 

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Die besten Bierlokale von Prag

Zum goldenen Tiger und Zum schwarzen Ochsen, Zu den zwei Katzen und Beim Kater, Zum Nilpferd und Zum Eichhörnchen, Dicke Maus und Dicker Koala – wer in Prags Kneipenszene unterwegs ist, kommt sich vor wie im Zoo. In welches Gehege Sie sich nun trauen sollten? Egal. Die „tierischen“ Kneipen sind eine gute Auswahl unter den zig Prager Bierstätten, und in allen schmeckt das Pivo bestens. 

Wohin zuerst? Der „Goldene Tiger“ ist ein einziger Raum mit langen Tischen und Bänken, in dem schon Präsident Václav Havel mit Bill Clinton angestoßen hat. Auch den „Schwarzen Ochsen“ nahe des Hradschin sollten Sie besuchen und unbedingt ein dunkles Kozel ordern. So günstig wie hier kommt man selten zum Rausch. Aber seien Sie auf der Hut: Manches Lokal hat seine eigenen Regeln. Im „Nilpferd“ etwa bekommen Sie als Tourist:in meistens nur einen Stehplatz. Auf den Stühlen sitzen hier die Stammgäste. Und falls Sie die Bedienung anpflaumt, dass Sie auf Ihrem Stehplatz im Weg stehen, verlassen Sie nicht gleich erbost die Kneipe. Der Ton ist rau, das sind in Prag ganz normale Wirtschafts-Verhältnisse.

Rund 150 Liter Bier trinkt eine Person in Tschechien pro Jahr im Schnitt, das ist Weltrekord. Entsprechend groß ist das Angebot an Gasthäusern. Neben den „Tierkneipen“ gehören dazu in Prag auch weltbekannte Klassiker wie Zum Kelch, bekannt aus dem „Schwejk“, und Zum Fleck.

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Mikrobrauereien in Prag

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Im „U Sadu“ ist nicht viel Platz. Seit 1929 hat sich eine Menge angesammelt

Nach dem Zusammenbruch des Sozialismus ging es mit der Braubranche bergab. Traditionsmarken wurden aufgekauft, unrentable Betriebe geschlossen. Anfang 2000 gab es gerade noch rund 50 Brauereien im ganzen Land. Jetzt kommt die Vielfalt zurück. „Mikrobrauereien“ ist das Zauberwort. Kleine, unabhängige Betriebe produzieren neue Sorten mit Charakter. Mittlerweile gibt es fast 200 solcher Unternehmen in Tschechien. 

Das schlägt sich in der Kneipenszene nieder, dort hat der Trend schon einen Namen: „Bar des vierten Hahns“. Der Pionier dieses Konzepts heißt Jirka Stehlíček. In seiner Kneipe „První Pivní Tramway“ an der Endstation der Trambahn-Linie 11 installierte er eine vierte Zapfanlage. 

Während aus den anderen drei Hähnen die Biere der Marktführer wie Pilsner Urquell und Gambrinus fließen, laufen aus Rohr Nummer vier weniger bekannte Biere. Seine Idee macht Schule. Immer mehr Lokale rüsten mit neuen Hähnen und speziellen Sorten auf. Jan Charvát ist dabei der unangefochtene König. In seinem Bierkeller „Zlý Časy“ schäumt es aus fast 50 Hähnen.

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Wellness im Bier-Spa

Nein, Sie baden hier nicht in Bier. Aber fast! Sie sitzen in ausladenden Whirl-Bottichen aus Königseiche, um Sie herum sprudelt das mit Hopfen, Brauereihefe und Malz verfeinerte Wasser. Die Prospekte der Prager Bier-Spas versprechen nahezu alles: Das Bad vitalisiert und regeneriert die Haut, der Stoffwechsel wird angeregt, Schadstoffe werden ausgeschwemmt, Müdigkeit und Stress abgebaut. Selbst gegen Pickel und Cellulite soll es helfen. Schön und gut, das Wichtigste im „Beer Spa Bernard“ aber ist der Zapfhahn, der mittig an der Wanne sitzt, und aus dem man sich so viel Gerstensaft in die bereitstehenden Krüge zapfen kann, dass einem am Ende des Wellnessprogramms vielleicht auch egal ist, ob das Bier-Spa wirklich so gesund ist. Entspannend ist es allemal. Ein etwas anderes Wellness-Erlebnis verspricht auch das„Prager Beerland“.

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Auf Brauerei-Tour

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Das glänzende „S“ hat Tradition: Staropramen heißt wörtlich alte Quelle

Prags große Traditionsbrauerei heißt Staropramen. 1869 gegründet, wird ihr Bier schnell beliebt. Kaiser Franz Joseph I. beehrt 1880 die Brauerei mit einem Besuch und befindet das Bier als „excellent“. Beste Werbung: Vier Jahre später beginnt der Export nach Wien, Deutschland, in die Schweiz und sogar in die USA. Heute ist Staropramen nach Pilsner Urquell der zweitgrößte Bierproduzent in Tschechien. Die 50-minütige Führung – mit Getränk ca. 7 Euro – lohnt sich.

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Beim Zapf-Weltmeister

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Gute Stimmung in der Halle: Wie hier im „Lokál“ geht es in vielen Prager Kneipen oft laut zu. Kaltes Bier und deftiges Essen sind wichtiger als Ruhe und Gemütlichkeit.

Der massige Edelstahlbehälter unter dem Tresen verströmt nicht gerade Gasthausgemütlichkeit. Doch das Bier, das im „Lokál U Bílé Kuželky“ ins Glas rauscht, ist herrlich frisch und kalt. Darauf achtet der Chef: Lukáš Svoboda wurde 2010 offiziell zum Weltmeister im Bierzapfen gekürt. Wenn Sie ihm nacheifern wollen: nur zu! Svoboda bietet Zapfkurse an, bei denen er vier bis acht Teilnehmern erklärt, wie man hladinka (normale Krone, dicker, cremiger Schaum), šnyt (ein Drittel Bier, zwei Drittel Schaum) und mlíko (fast nur Schaum) fachgerecht ins Glas bekommt. Rund 115 Euro kostet der Vier-Stunden-Spaß. Was sich rentieren kann: Jedes selbst gezapfte Bierchen darf getrunken werden.

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Im Biermuseum

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Viel Stoff im „Prague Beer Museum“: 30 Sorten verlangen Stehvermögen

Natürlich können Sie tage- und nächtelang durch die Kneipen ziehen und dann sagen, Sie wüssten alles über tschechisches Bier. Sie können sich aber auch ernsthaft informieren. Im Biermuseum lernen Sie auf zwei Etagen alle Schritte des Bierbrauens kennen, riechen Hopfen und Malz und probieren im 800 Jahre alten Keller einige Sorten. Und wenn Sie das Museum mit dem „Prague Beer Museum“ verwechselt haben, dann genießen Sie es einfach. In dieser Kneipe in der Altstadt können Sie gleich 30 Sorten kosten. Neben klassischen Blonden und Dunklen gibt’s wilde Mischungen, etwa Urban Raspberry mit Himbeer-Note oder das Černá Hora Kvasar mit Honig.

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Über Nacht im Brauereihotel

Das „U Medvídků“, bei „den kleinen Bären“, wirbt mit dem „stärksten Bier der Welt“: Das selbst gebraute X33, ein Semi Dark Lager, hat 12,6 Prozent Alkohol. Schon das erste haut rein. Wer ein zweites und drittes trinkt und sich nicht mit der leckeren böhmischen Küche eine Grundlage geschaffen hat, kommt vielleicht nicht mehr nach Hause. Was kein Problem sein muss: Das „U Medvídků“ ist Prags einziges Brauereihotel. In einem der 43 Zimmer können Sie Ihren Rausch gemütlich und auf 3-Sterne-Niveau ausschlafen. Am nächsten Tag schaut man sich dann die kleine Hausbrauerei an und gönnt sich noch ein X33 – oder auch nicht.

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Der Prager Bierphilosoph

2001 will der Argentinier Max Bahnson von Buenos Aires nach Ägypten, um die Pyramiden zu sehen. Da es keine direkte Flugverbindung gibt, überlegt er sich, für einige Tage in einer europäischen Hauptstadt Station zu machen. Er wählt Prag – und weiß schnell: Hier will ich leben. Die Pyramiden schaut er sich noch an, doch seine Entscheidung steht. Und ein paar Jahre später findet er seine Berufung: Bahnson ernennt sich zum Bierphilosophen.

MERIAN: Wie kommt man denn auf so eine Idee?
Bahnson: Ein Mann braucht ein Hobby. Ich hatte damals schon über Food, Restaurants und Bier gebloggt. Bier wurde schließlich mein Hauptthema, der Blog gefiel den Leuten, das hat mich ermutigt, weiterzuschreiben.

Verdient man als Bierphilosoph Geld?
Nicht wirklich viel. Ich bin Übersetzer, damit verdiene ich am meisten, und ich schreibe über Bier. Bierphilosoph ist mehr ein Künstlername. Er klingt lustig, auf Englisch wie auch auf Spanisch und Tschechisch.

Was macht ein Bierphilosoph den ganzen Tag und vor allem am Abend?
Sie werden es nicht glauben: Die Abende verbringe ich gern mit meiner Familie. Ich geh am liebsten tagsüber trinken, wann immer es die Zeit erlaubt.

Sie trinken jeden Tag?
Ja. Manchmal nur eine Flasche mit meiner Frau, manchmal zehn Halbe.

Was ist Ihre zentrale Erkenntnis als Bierphilosoph?
Am Ende des Tages ist Bier einfach Bier. Manche glauben, es wäre das Zentrum des Universums. Hab ich auch geglaubt, aber heute nicht mehr. Wenn du Bier zu ernst nimmst, kannst du es nicht mehr genießen.

Was hassen Sie als Biertrinker?
Das Schlimmste ist ein abgestandenes Bier in der Kneipe. Manche Wirte kapieren nicht, dass eine Kneipe der Platz ist, wo das Bier am besten sein muss. Das Bier kann die Brauerei noch so gut verlassen, wenn es nicht ordentlich gezapft und frisch serviert wird, schmeckt es nicht. Eine gute Kneipe kann ein mittelmäßiges Bier besser machen, eine schlechte auch das beste Bier ruinieren.

Ihr Rat für Bier trinkende Besucher:innen?
Gehen Sie mal raus aus dem Zentrum, rein in die Vororte und besuchen Sie jede Kneipe, die irgendwie attraktiv aussieht. Sie werden es nicht bereuen.

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