© Simão Moreira/Pexels
Kultur

Porto: Die Heimat des Portweins

Köstliche Portweine von Ruby bis Tawny warten in der portugiesischen Küstenstadt Porto auf Besucher:innen. MERIAN verrät die besten Spots für guten Portwein – und gibt Tipps für den perfekten Genuss.

Datum 09.12.2022

Wussten Sie, dass Portwein seinen Ursprung im Dourotal bei Porto hat? Die Metropole gab diesem süßen Getränk, das bis zur nötigen Reife in großen Fabriken am Douro lagert, seinen Namen. Aus alten Portweinlagern ist mittlerweile ein Kulturdistrikt in Vila Nova de Gaia entstanden, das zu Museumsbesuchen und Verkostungen rund ums Thema Wein einlädt. Besonders die süßen Portweine haben es den Einheimischen, aber auch den Tourist:innen angetan.

 Expert:innen gibt es in der „World of Wine zur Genüge - zum Beispiel José Sá, der allen Besucher:innen gerne erklärt, welcher Portwein zu welcher Schokolade gereicht werden sollte oder sich als Aperitif eignet. Kommen Sie mit MERIAN auf die Reise und lernen Spannendes über die bis zu einem halben Jahrhundert gereiften Portweine der Stadt. 

Auch interessant:

Portugiesischer Portwein: Aperitif und Abschluss

© Maksym Kaharlytskyi/Unsplash

Portwein und Schokolade: Allein beim Gedanken an diese Kombination schmelzen manche dahin. Wer mag, eifert Kenner José Sá nach, der beim diesjährigen Weihnachtsdinner Besonderes vorhat.

Zwei Pairings werden das Festmahl im Kreis der Lieben einklammern. „Ein trockener weißer Portwein mit weißer Schokolade ist ideal als Aperitif. Der Magen schafft Raum, weil er den Zucker spürt”, sagt er. Und wenn das Festmahl verspeist ist, gibt es den passenden Abschluss: „Ein fruchtiger, vollaromatischer Ruby mit dunkler Schokolade, die 58 Prozent Kakaoanteil hat. Beim Nachgeschmack hält sich die Schokolade sehr, sehr lang. Das ist ein fantastisches Ende des Weihnachtsessens”, so Sá.

World of Wine

José Sá ist erst Anfang 30 und gilt als anerkannter Fachmann in Sachen Portwein und kulinarischen Kombinationen. Er leitet die Weinschule des neuen Erlebnis- und Museumskomplexes „World of Wine” (kurz: WOW), der über den Ufern des Douro aus alten Portweinlagern erwachsen ist. Allerdings nicht auf der Seite der Stadt Porto, die dem Wein ihren Namen gegeben hat, sondern auf der Gegenseite des Flusses in Vila Nova de Gaia.

Ebendort sind seit Jahrhunderten die Kellereien von Weltruf ansässig, in denen der Portwein langsam zu süffiger Reife gelangt.

Ruby und Tawny

© Maksym Kaharlytskyi/Unsplash

Es riecht holzig, süß, durchdringend: Wer ein Portweinlager wie das von „Taylor's” besucht, wird schon beim Eintritt von Aromen umspült. Man geht zwischen endlos scheinenden Fässer-Reihen hindurch. Schade, dass Audioguides hier die leibhaftigen Führungen ersetzt haben. Andererseits: Besucher:innen müssen sich nicht nach festen Führungszeiten richten. Der Audioguide lässt sich auch auf Deutsch einstellen.

Fixpunkte im Basiswissen des Portwein-Vokabulars sind Ruby und Tawny. Der Ruby reift vorrangig in der Flasche, der Tawny im Fass. Beide sind Verschnitte verschiedener Jahrgänge von roten Trauben, bei denen gut Ding über viele Jahre Weile haben will. Ein Tawny etwa kann durchaus ein Jahrzehnt, aber auch ein halbes Jahrhundert reifen.

Zeit für eine kurze Einführung für alle, die mit Portwein noch nicht in Berührung gekommen sind: Es handelt sich um einen Süßwein, der stärker und gehaltvoller ist als ein gewöhnlicher Wein.

Die Heimat des Portweins

José Sá liefert die Zahlen: „Portweine haben zwischen 17 und 22 Volumenprozent Alkohol und pro Liter zwischen 80 und 120 Gramm Zucker.” Der hohe Zuckergehalt macht die Ports lange lagerfähig – aber nicht nur das. Die Zugabe von Weingeist stoppt die Gärung, weshalb man von einem verstärkten, aufgespriteten Wein spricht.

Heimat des Portweins ist das obere Dourotal. Dort gedeihen die Trauben in einem heißen, trockenen Klima, abgeschirmt durch Berge. Im Frühjahr transportiert man den jungen Wein ins Atlantikklima von Vila Nova de Gaia, damit er unweit der Küste in kühlen, dunklen Hallen zwischen Granitmauern reift, bevor er verschnitten und abgefüllt wird. Das Gros der Produktion fließt in den Export.

Krönender Abschluss eines Kellereibesuchs ist die Probe. Gewöhnlich kostet man zwei Tropfen.

Museen in Porto: Neun Jahrtausende Trinkkultur

© Kanan Khasmammadov/Unsplash

Nachschläge anderer Art bietet die „World of Wine“. Der Distrikt besteht aus einem Dutzend Restaurants und sieben Museen, bei denen es um Themen wie Kork, Mode und Portos Geschichte geht.

Das, was in der „World of Wine” am unspektakulärsten klingt, ist absolut beeindruckend und ein Höhepunkt in Nordportugal: die „Bridge Collection”, benannt nach dem Sammler und WOW-Chef Adrian Bridge. Hier spaziert man durch neun Jahrtausende Trinkkultur und an Vitrinen mit 2000 Exponaten vorbei. Der weltweit erste Wein, erfährt man, stammte aus China, gefolgt von Georgien und dem Iran.

 „Unsere Exponate sind alles Originale, und jedes Stück hat einen Bezug zum Wein”, sagt Führerin Susana Vilas-Boas. Zu sehen sind Becher, Trinkschalen, Trinkhörner, Karaffen quer durch Epochen, Länder und Zivilisationen – bis hin zu radioaktiven Gefäßen, die in einem abgedunkelten Raum grün durch eine Scheibe leuchten.

Das Roséweinmuseum Pink Palace“ ist poppig und mit typischen Instagram-Selfiespots wie zum Beispiel einem Bällebad, einer Badewanne und einem nordamerikanischen Straßenkreuzer aufgezogen. 

Übrigens: Wer noch mehr Inspiration für Sehenswürdigkeiten und Unterkünfte in Porto sucht, wird hier fündig. 

Portwein und Schokolade: Tipps vom Experten

© Hayffield L./Unsplash

Die Gastroadressen der World of Wine geben Gelegenheit, Reb-Erzeugnisse zu testen. Ein beliebter Drink, frisch und spritzig, ist „Port-Tonic”, ein weißer Port mit Tonic Water und Eiswürfeln. Kostenlos obendrauf gibt es vom Zentralplatz des neuen Distrikts den Blick über den Douro auf die Altstadt von Porto, wo sich die Hausfassaden wie ein gigantisches Steckspiel aufstaffeln.

In der Weinschule dringen Besucher:innen tief in die Kernthematik vor. Leiter José Sá gibt Workshops und Probiertipps wie diesen: „Portwein passt wunderbar zu schwarzen oder weißen Trüffeln. Oder ein älterer Tropfen zu Foie gras.” Beim Portwein-Schokoladen-Tasting hält er dazu an, zunächst die Schokolade im Mund aufzulösen und dann nachzuspülen.

Dabei geht es ihm vor allem um die Balance zwischen Bitternoten und Süße. Für „eine Herausforderung” hält er es, gewöhnliche Milchschokolade mit einem Portwein zu kombinieren: „Das ist nicht unmöglich, aber man muss es wirklich sehr süß mögen.”

Wie Portwein am besten serviert wird

Sá, der in seinem früheren Arbeitsleben Maschinenbauingenieur war, scheut sich nicht, mit Mythen aufzuräumen: „Das mit der Raum- als Trinktemperatur ist eine große Lüge. Zwölf bis fünfzehn Grad sind perfekt, um jeden Portwein zu servieren.” Zuhause hat er stets eine Flasche im Kühlschrank.

Dann verrät er noch ein Geheimnis, das er nicht als Stilbruch wertet: „Der Port ist solch ein komplexer Wein, der viel zugänglicher in einem größeren Glas ist, um alles zu entdecken, was in ihm steckt. Deshalb trinke ich Portwein zuhause nicht aus einem Portweinglas, sondern aus einem Weißweinglas.”

Da dürfte er beim Weihnachtsessen keine Ausnahme machen.

- dpa 

Das könnte Sie auch interessieren

© iStock/trabantos
Sehenswürdigkeiten
Port de Pollença: Mallorquinischer Hafenort mit romantischem Flair

Edle Seafood-Restaurants, von Pinien gesäumte Straßen mit Meerblick und hübsche Sandstrände: Willkommen in Port de Pollença auf Mallorca! MERIAN verrät Ihnen die Top-Sehenswürdigkeiten und gibt Tipps für den Besuch.

© Markus Bassler
Genuss
Haidhausen: Die 10 besten Spots in Münchens Kultur- und Genussviertel

Cafés, Boutiquehotels, schicke Bars, urige Wirtshäuser und athmosphärische Restaurants: Das Münchner Szeneviertel Haidhausen bietet alles davon. MERIAN zeigt Ihnen die besten und gibt Tipps für den Besuch.

© Unsplash/Hendrik Cornelissen
Natur
Wandern auf Teneriffa: Die schönsten Landschaften auf der Vulkaninsel

Wer auf Teneriffa wandert, findet zum Beispiel beeindruckende Kraterlandschaften, endemische Pflanzen und das ursprüngliche Anaga-Gebirge. Merian verrät Ihnen, wo die Natur auf Teneriffa am schönsten ist – und gibt Tipps für Wandertouren.

© IMAGO/Cavan Images
Natur
Schwimmende Schweine und Schnorchelreviere: Die Inselwelt Exuma

Türkisblaues Wasser, weiße Traumstrände und schwimmende Schweine: Die Inselwelt Exuma auf den Bahamas ist ein paradiesisches Urlaubsziel. Doch es gibt auch Schattenseiten. Merian gibt Tipps für die Reise.