© Kai Otto Melau/The Arctic Triple
Natur

Die Lofoten: Zu Besuch auf den Trauminseln im hohen Norden

Wenn die Sonne durch die Wolken bricht und die Farben der Lofoten zum Leuchten bringt, dann scheint ein Zauber über diesem Archipel zu liegen. Wer sich ihm hingibt, versteht gut, wie Reisende hier das ganze Jahr über Ruhe und Glück finden – oder einfach die perfekte Welle.

Text Antonia Aust
Datum 06.12.2023

Der Sand ist helles Puder, der Atlantik leuchtet dunkeltürkis, das Licht glitzert auf seinen Wellen. „Karibik“ mag die Assoziation für einen kurzen Moment sein. Aber die Augen finden keine Palme. Kantige Felsen ragen direkt neben dem Traumstrand aus dem Meer empor. Ein Surfer in Neoprenanzug mit Kapuze läuft vorbei, rudert bäuchlings auf seinem Brett hinaus, ein zweiter Surfer rennt ihm hinterher, gemeinsam suchen sie die nächste heranrollende Welle. Als sie sich später am Ufer ausruhen, sagt einer von ihnen: „Wenn man hierherkommt, verliebt man sich einfach in diesen Ort.“ 

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Die Lofoten: Surfparadies in Norwegen

Strand und tosendes Meer in Unstad, Lofoten © Antonia Aust
Wenn sich der Wind um die Felswand biegt, sind die Bedingungen in Unstad perfekt zum Surfen.

Frode Goa ist der Name des Surfers, gerade war er in Kalifornien, hat dort für das norwegische Team an den ISA World Surfing Games teilgenommen. „Hier zu surfen, ist wirklich etwas Besonderes, auch wenn es immer ein kleiner Schock ist, ins Wasser zu gehen.“ Der Strand liegt in Norwegen, auf einer der nördlichsten Inselgruppen Europas, den Lofoten, etwa 180 Kilometer nördlich des Polarkreises. 

Unstad, das winzige Dorf beim Strand, sieht aus, als hätte ein Riese ein paar bunte Häuschen in dieses kleine grüne Tal gestreut. Etwa 20 Menschen leben hier dauerhaft, um die 24.000 in der gesamten Region Lofoten, deren Landfläche etwa so groß ist wie Bremen und Berlin zusammen. 

Wann ist die beste Reisezeit für die Lofoten?

© Antonia Aust
Kontrastreich und wild: Das sind die Lofoten.
© Antonia Aust
Sattgrüne Landschaften, gesprenkelt von Schafen, ...
© Antonia Aust
... und rote Holzhäuser prägen weite Teile des Archipels.

Die knapp 80 Inseln, die zur Region gehören, liegen zwischen 100 und 300 Kilometer nördlich des Polarkreises. Und wer sich nun fragt, wann sich denn das kleine Reisezeitfenster auftut, so weit im Norden, der orientiere sich an den Surfer:innen: Die Hartgesottenen kommen auch im Winter. Und nicht nur sie, auf den Lofoten hat jede Jahreszeit ihren Charme – und ihr ganz besonderes Licht. 

Im Sommer ist das Licht nie ganz weg, die Nächte sind nicht dunkel, sondern ein Fest der Pastellfarben. In der Zeit um die Sommersonnenwende am 21. Juni wandert die Sonne jeden Tag in einer sanften Wellenlinie über dem Horizont, berührt ihn dabei kaum. Das ist die schönste Zeit, um auf den vielen Wanderrouten unterwegs zu sein, die Wege sind meist gut markiert. 

Übrigens: Unter dem vielversprechenden Namen „Lofoten Lights“ bietet Claudia Gasperini seit etwa 15 Jahren die schönsten Touren zu jeder Jahreszeit auf den Lofoten an. 

Das kulinarische Wahrzeichen der Lofoten: Der Skrei

Fischerboot und Kajak am Kerkfjorden © visitnorway.com/Tomasz Furmanek
Zwischen Januar und April wird auf den Lofoten Skrei gefangen.

Die Berge wachsen hier an vielen Stellen direkt aus dem Meer, sattgrüne Täler sind nur mit ein paar Schafen gesprenkelt, Felsen bilden skurrile Formationen. Diese Landschaft erzählt allen, die hinsehen, unzählige Geschichten. Am schmalen Trollfjord, einem der berühmtesten und spektakulärsten hier im Norden, handeln sie von waghalsigen Wendemanövern und einem legendären Kampf zwischen verfeindeten Fischern. 

Seit jeher leben die Inselbewohner:innen vom Meer. Der Skrei, der norwegische Winterkabeljau, bestimmt den Jahresrhythmus der Fischer:innen, zwischen Januar und April ist Fangsaison. Der Skrei ist das kulinarische Aushängeschild der Lofoten. Auf großen Holzgerüsten wird er zum Trocknen aufgehängt; überall auf den Lofoten trifft man früh im Jahr auf die Trockengerüste, riecht sie oft schon von Weitem.

Kulinarischer Geheimtipp: Lofoten Seaweed

Angelita Eriksen (links) und Tamara Singer in ihrem Laden Lofoten Seaweed © Antonia Aust
„Die Zukunft der Ernährung liegt im Meer“, finden Angelita Eriksen (links) und Tamara Singer.

Angelita Eriksen, Tochter eines Lofotenfischers, hat ihre Kindheit mit dem Skrei verbracht. Heute lebt auch sie vom Meer – von einem lange unterschätzten Schatz der Lofoten: Seetang. Gemeinsam mit ihrer Geschäftspartnerin Tamara Singer, die aus Neuseeland stammt und durch ihre japanische Mutter den Wert der Algen als Nahrungsmittel kennt, betreibt sie die Firma Lofoten Seaweed

Die beiden Frauen ernten verschiedene Arten von Algen und verarbeiten sie zu Lebensmitteln und Kosmetik. Die Unterwassergewächse gelten als enorm nährstoffreich. In Angelitas Heimatort Napp, ein gutes Stück südlich von Unstad, betreiben sie einen kleinen Laden mit Café. Ob Seetang mit Trüffelaroma, Würzmischungen für Fischgerichte oder Schokolade mit dem gesunden Zusatz: Im Shop von Lofoten Seaweed gibt es Seetang in allen Varianten. Ihre Zimtschnecke mit Algenzusatz ist eine überraschend gute Variante des norwegischen Traditionsgebäcks. 

Highlight in Unstad: Surfschule Unstad Arctic Surf

Tommy Olsen mit Surfbrett in Unstad © Antonia Aust
Tommy Olsen hat mit seiner Frau Marion Frantzen eine Surfschule in Unstad gegründet.

Der Golfstrom bringt warmes Wasser in den Nordatlantik und mildert das Klima etwas im Vergleich zu anderen Regionen auf dem 68. Breitengrad. Im Sommer erwärmt er das Polarmeer hier immerhin auf etwa 13 Grad. Gut für die Surfer:innen von Unstad. Es gibt dort sogar eine Surfschule, ihre Gründer sind Tommy Olsen, ein großer, blonder Mann mit beinahe arktisblauen Augen, und seine Frau Marion Frantzen. In der ehemaligen Dorfschule sorgen sie für alles, was man für das eisige Wellenreiten braucht: Surfbretter, Unterricht, Unterkünfte, Verpflegung und natürlich Neoprenanzüge – die extradicken. Als die ersten Surfer in Unstad in den 1960er Jahren ins Wasser gingen, hatten sie all das nicht. 

Thor Frantzen und Hans Egil Krane hatten als Seeleute in Sydney das Surfen ausprobiert und wollten es, zurück in ihrer Heimat, nicht aufgeben. Dort gab es aber keine Surfbretter, also bastelten sie aus Schaumstoff, Zeitungspapier und Polyesterharz ihre eigenen. Eins in Bananengelb, das andere inspiriert vom „Surfin’ Safari“-Cover der Beach Boys von 1962: weiß mit blauen Längsstreifen. Es hängt heute im Wohnzimmer der Surfschule, Marion Frantzen ist die Tochter von einem der Pioniere. 

Arktische Temperaturen und perfekte Surfbedingungen

Die arktischen Temperaturen tut man hier mit einem Schulterzucken ab, in Portugal müsse man ja auch einen Neoprenanzug tragen. „Wir haben eben noch Schuhe und Handschuhe dazu“, sagt Tommy Olsen. „Aber wenn der Wind sich hier um die Felswände biegt, bekommen wir perfekte Surfbedingungen. Außerdem ist die Landschaft toll.“

Wer sich in die arktischen Fluten wagt, wird mit einem einzigartigen Panorama belohnt. Hier zu surfen, ist ganz großes Kino – im Winter manchmal auch mit Polarlichtern als Kulisse. Und überhaupt, das Licht! Das Wetter ist hier immer gut für Kapriolen, mit viel Regen – wenn sich dann aber die Sonne durch die steingrauen Wolken kämpft und die zerklüftete Küste punktuell erleuchtet, ist jeder Augenblick einfach nur magisch. 

Wie komme ich auf die Lofoten?

Wasser und Berge auf den Lofoten © Antonia Aust
Auf die Lofoten kommen Reisende per Flugzeug, Schiff oder mit dem Auto.

Reisende erreichen die Lofoten sowohl über den Land-, Luft- als auch den Seeweg. Die Postschiffe der Hurtigruten legen in Svolvær, dem größten Ort auf den Lofoten, und in Stamsund an. Wer mit dem Auto anreist, kann eine Fähre etwa von Bodø nach Moskenes nehmen. Per Flugzeug bietet sich die Anreise über den Flughafen Harstad/Narvik (EVE) an, knapp 160 Kilometer nordwestlich von Svolvær. Kleine Regionalflughäfen gibt es in Svolvær und Leknes. 

Unsere Hotel-Tipps für die Lofoten

Blick auf die Fischerhütten im Svinøya Rorbuer, Lofoten © Wouter Boer
Urig und mit tollem Ausblick kommen die Fischerhütten im „Svinøya Rorbuer“ daher.

Wir stellen Ihnen im Folgenden zwei besondere Unterkünfte auf den Lofoten vor. 

Svinøya Rorbuer 

Besonders beliebt sind die schön hergerichteten traditionellen Fischerhäuschen des 3-Sterne-Hotels. Sie werden „Rorbuer“ genannt. Aber auch moderne Ferienwohnungen und ein etwa 200 Jahre altes Herrenhaus kann man hier mieten.

Holmen Lofoten 

Im „Holmen Lofoten“ trifft cooler Scandi-Style auf traditionelle Architektur und Nachhaltigkeit. Dazu kommen die malerische Landschaft im Süden der Lofoten und ein sehr gutes saisonales und regionales Restaurant, das mit der Eventreihe „Kitchen On The Edge“ immer wieder Gastköche und -köchinnen aus aller Welt empfängt. 

© Holmen Lofoten
Holzhütten im „Holmen Lofoten“
© Holmen Lofoten
Köche im Restaurant des „Holmen Lofoten“
© Holmen Lofoten
Der Speisesaal

Die besten Restaurants auf den Lofoten

Wir waren vor Ort – und empfehlen Ihnen zwei besondere Restaurants auf der Inselgruppe.

Kjøkkenet

„Die Küche“, wie das Restaurant übersetzt heißt, liegt mitten im Hafen von Svolvær. Das gemütliche, traditionell nordnorwegische Restaurant gehört zu „Anker Brygge“, die Betreiber:innen vermieten auch Gästewohnungen in den typischen Rorbuer-Häuschen. 

Trevarefabrikken 

Wer zwischendurch eine Fisch-Pause braucht, ist hier richtig. Die alte Fabrikhalle vereint ein cooles, modernes Konzept mit Café, Pizzeria und Bar. Ein paar Gästezimmer gibt es dort auch.