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Torbole: Windsurf-Paradies am Gardasee

Die starke Brise am nördlichen Gardasee war für das Dorf Torbole lange mehr Fluch als Segen. Bis vor fast fünfzig Jahren die ersten Windsurfer:innen hier ihre Segel setzten und aus dem kleinen Fischerdorf ein Wassersport-Paradies machten...

Datum 04.08.2023

„Windmaschine Europas“, so nennen Surfer:innen den Norden des Gardasees. Insbesondere Torbole gilt als einer der besten Segel- und Surfspots Europas. Ein starkes Prädikat für die kleine Ortschaft mit ihren bunten Häusern, die sich wie ein Amphitheater von der Mündung des Sarca-Flusses bis hinauf an den Hang des Monte Baldo ausbreitet. Am obersten Zipfel des größten Sees Italiens strecken die Gipfel ihre Füße ins Wasser und schaffen eine fjordähnliche Landschaft, Olivenhaine wachsen an den Hängen, am Seeufer blühen Zitronenbäume.

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Torbole: Die besondere Thermik des Gardasees

Torbole am Gardasee von oben © iStock/Wirestock
In Torbole finden sich zahlreiche Cafés und Restaurants, doch besonders Wassersportler:innen kommen hier auf ihre Kosten.

Hier trifft der Norden auf den Süden: So entstehen auch die intensiven Windströme, die von März bis Oktober konstant über den See blasen. Die kühle Luft der Alpen vermischt sich mit der warmen Luft der Po-Ebene und schafft die besondere Thermik, für die der Gardasee bekannt ist. Durch die steilen Felswände wird die Windstärke zusätzlich potenziert – eine Art Düseneffekt entsteht.

Der einheimische Surf-Pionier Vasco erzählt so von seiner ersten Begegnung mit einem Windsurfer Mitte der 70er-Jahre: „Ich war 16 und mit Freunden draußen auf dem See beim Fischen, als dieses Gerät an uns vorbeizog. Wir hatten keine Ahnung, was das ist. Aber wir wussten: Sowas brauchen wir auch!“ Gemeinsam kauften sich Vasco und seine Freund:innen eigene Bretter mit Segeln und lernten, damit über das Wasser zu gleiten.

Sport in Torbole: Klettern, Wandern, Radfahren

Windsurfer:innen auf dem Gardasee bei Torbole © iStock/PetrBonek
Bei gutem Wind tummeln sich die Surfer:innen vor Torbole.

Wer konnte schon ahnen, dass genau dieses Holzbrett das krisengebeutelte Torbole so berühmt machen würde? Der Fischfang war seit Jahren kein gutes Geschäft mehr für die Dorfbewohner:innen. Und „der Wind war in Torbole lange das Synonym für ein Problem. Sobald die Gäste eine Brise spürten, flohen sie“, erinnert sich Vasco. Plötzlich war er die Rettung: Praktisch über Nacht wurde das Fischerdorf Torbole unter Surfer:innen zum Geheimtipp. In den Surfmagazinen stand „Torbole, Lake Garda“ gleich neben Hawaii. Ein gewaltiger Ansturm überrumpelte das Dorf.

Nach 2000 flaute der Hype ab – zum Glück für die „normalen“ Besucher:innen. Am Festland tummeln sich nun auch Kletter-, Wander- und Radsport-Fans. Längst gehört die sportliche Atmosphäre zu Torboles DNA.

Sehenswürdigkeiten in Torbole

Blick vom Nordufer des Gardasees auf Torbole © iStock/PetrBonek
Blick vom Nordufer des Gardasees auf Torbole

Die Surfer:innen und Segler:innen haben in Torbole vor allem das Wasser und die Windfahne im Blick. Dabei gibt es in und um den Ort am Nordufer des Gardasees auch sonst einiges zu entdecken.

So etwa den Hafen von Torbole, der lange ein wichtiger Umschlagplatz und Grenzposten zwischen Venetien und Tirol war. Ein Relikt jener Zeit ist das schmucke Zollhäuschen Casa del Dazio aus dem 18. Jahrhundert. Wer in einem Hotel der Besitzerfamilie Tonelli nächtigt, darf nach Vereinbarung ins Innere des Gebäudes. Das Antonius-Fresko am roten Haus gleich daneben, der Casa Beust (15. Jh.), stammt vom Berliner Maler Hans Lietzmann (1872-1955).

Die besten Restaurants und Bars in Torbole

Agritur Madonna delle Vittorie

Weingut, Ölmühle und Restaurant in einem: Vieles, was hier aufgetischt wird, stammt vom eigenen Hof. Rund einen Kilometer vom Seeufer entfernt gibt es bei „Madonna delle Vittorie“ neben diversen Weinen Sekt und Olivenöl, bodenständige Trentiner Küche, handgemachte Pasta und Rindfleisch aus eigener Zucht. Mittags kann man spontan vorbeischauen, abends sollte man besser reservieren.

La Terrazza

Der Name ist Programm. Wer wirklich einen Terrassenplatz mit Seeblick will, sollte allerdings reservieren. Seit fast 30 Jahren ist das Restaurant „La Terrazza“ für seine Fischgerichte bekannt: Süßwasserfische aus dem Gardasee werden regional-typisch zubereitet. Zu Polenta etwa wird gerne „Sisàm alla Torbolana“ serviert, Ukelei – eine kleine Fischart – mit Zwiebeln und Essig.

Vineria Rèfol

Der kleine Weinladen mit gemütlicher Bar und guter Beratung ist die beste Adresse für alle, die abends ein gutes Glas Wein trinken wollen – idealerweise draußen an den alten Weinfässern inmitten der Einheimischen.

Wind’s Bar

Das Lokal direkt neben der Straße hat zwar keinen Seeblick, dafür ist immer was los. Morgens gibt’s guten Kaffee, tagsüber Snacks und Eis zu chilliger Musik. Surfer:innen und Biker:nnen treffen sich in der „Wind‘s Bar“ gerne zum Aperitif oder zum Feiern mit guten Cocktails am Abend. 

Windsurfen lernen in Torbole

SURF Segnana

Die Bucht westlich der Sarca-Mündung ist ein guter Spot für die ersten Versuche im Windsurfen. Hier bietet Marco Segnana seit über 35 Jahren Surf- und Katamaran-Kurse an. Mittlerweile führt er ein „Multisport Center“: Ob Bike, Kite, Segelboot, SUP oder Kajak, hier gibt’s die nötige Ausrüstung zum Verleih.

Vasco Renna Windsurfing Center

Von Anfänger:innen bis Profis: In der renommierten Surfschule von Vasco Renna finden alle ein passendes Angebot. Laut dem Experten schafft man es mit einem guten Kurs in etwa vier Tagen, selbstständig und entspannt raus auf den See und wieder ans Ufer zu segeln. Direkt vor der Surfschule liegt ein großzügiger Spot zum Einstieg. Für windfreie Stunden gibt es SUPs und Kajaks.