© Tim Langlotz
Wohin im Trentino

Beneidenswert schön

Millionenmetropolen gibt es vielleicht keine, aber trotzdem ist das Trentino prall gefüllt mit Leben: MERIAN-­Redakteur Kalle Harberg liebt an der Region ihre majestätischen Gipfel und Seen genauso wie ihre vor Tradition strotzenden Städte

Text Kalle Harberg
Datum 07.12.2020
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Trento

© Christina Körte
Der Domplatz mit dem Neptunbrunnen ist historische Zentrum von Trient.

Nur 118000 Menschen leben in der größten Stadt der Provinz – aber wahre Größe hat ja zum Glück nichts mit der Einwohnerzahl zu tun. Trento gehört zu den lebenswertesten Städten Italiens und ist ein spannender Cocktail aus historischem Charme und einer jungen Kreativszene. Keine Frage: Must­sees beim Städtetrip sind der Dom und das Castello del Buonconsiglio, in dem einst die mächtigen Fürstbischöfe residierten. Aber verpassen sollte man auf keinen Fall das von Renzo Piano entworfene Wissenschaftsmuseum MUSE und das angesagte Viertel San Martino.

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Gardasee

Der größte See Italiens liegt mehrheitlich in den Provinzen Lombardei und Venetien – nur der nördliche Zipfel gehört zum Trentino. Aber was für ein Zipfel das ist! Hier oben, wo der See am schmalsten ist, schmiegen sich die Orte Torbole und Riva del Garda ans Ufer. Auch im Herbst, wenn die Hotels leer sind, habe ich in Riva noch traumhaft sonnige Tage verbracht. Wer sich nach Gesellschaft sehnt, hockt sich neben die Einheimischen in der »Bar Maroni« und beobachtet das Treiben auf der Piazza Cavour.

Bar Maroni Via S. Maria 2

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Dolomiten

Die zum Weltnaturerbe gehörende Gebirgsgruppe zieht sich vorwiegend über den Nordosten der Provinz und schenkt ihr Gipfel von unwirtlicher Schönheit. Für Bergsteiger ist die Region ein Paradies, aber auch weniger sportliche Urlauber können die Landschaft zum Beispiel bei einer Schneeschuhwanderung genießen. Wer dabei lieber mit einem Guide unterwegs ist, kann keine bessere Wahl treffen, als mit den Bergführern der »Aquile di San Martino« auf Tour zu gehen.

www.aquilesanmartino.com

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Spezialitäten

Zwei gastronomische Welten prallen im Trentino aufeinander: die deftige Küche des Alpenraums und die geliebten Klassiker Italiens. Als Hauptgang könnte man etwa die exzellenten Pastavariationen Felicettis genießen und dann, falls noch Platz ist, gleich einen Apfelstrudel hinterher. Und dazu als Getränk einen der Sekte von Ferrari, die auf der ganzen Welt getrunken werden.

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Rovereto

Auch die zweitgrößte Stadt der Region besticht mit einer herrlichen Altstadt. Am besten setzt man sich an die Piazza Cesare Battisti und lässt Rovereto an sich vorbeiziehen, auch Abstecher in die Kirche San Marco und in die Traditionsläden zwischen den Palazzi lohnen sich. Das Aushängeschild der Stadt ist aber das tolle Museum für moderne und zeitgenössische Kunst – kurz MART.

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Castel Pergine

Als Kind träumte ich oft davon, einmal wie ein Ritter in einer echten Burg zu übernachten. Das Trentino lässt solch einen Wunsch in Erfüllung gehen: Das mittelalterliche Castel Pergine im Valsugana-Tal ist heute ein Schlosshotel mit historisch eingerichteten Zimmern – in denen man aber zum Glück viel gemütlicher schläft als einst die Ritter.

www.castelpergine.it

 

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Open-Air-Kunst

Große Kunst wird hier nicht nur im Museum gezeigt, sondern auch in der Natur. Zum Beispiel bei der Arte Sella, wo derzeit 44 Freiluft-Installationen zu bestaunen sind, oder beim Musifestival »I Suoni delle Dolomiti«, das jeden Sommer einzigartige Konzerte vor großem Bergpanorama organisiert.

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Canale di Tenno

Die große Mehrheit der Trentiner lebt nicht in der Stadt, sondern in kleinen Orten auf dem Land, von denen einige ganz offiziell zu den schönsten Dörfern Italiens gehören: den Borghi più belli d’Italia. So wie Canale di Tenno über dem Gardasee, das lange verfiel, bis es in den Sechzigern wiederentdeckt wurde – und heute mit
der Casa degli Artisti Giacomo Vittone ein tolles Künstlerhaus zu bieten hat.

www.casartisti.it/de

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Lago di Tovel

Geradezu beneidet wird das Trentino wegen seiner vielen Seen – fast 300 verteilen sich über die Region. Für jeden ist da der richtige dabei: Wem der Gardasee zu überlaufen ist, der fährt zu diesem Juwel im Naturpark Adamello Brenta. In den 1960er Jahren ging der Lago di Tovel durch die Nachrichten, als sich seine Oberfläche aufgrund besonderer Algen rot färbte – die meiste Zeit strahlt er aber in seinem üblichen blendenden Grün.

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Sentiero della Pace

Rund 5000 Kilometer an Wanderwegen ziehen sich durch die spektakulär schöne Landschaft der Region. Wer sich unterwegs nicht nur bezaubern, sondern auch bewegen lassen will, sollte zumindest eine Etappe auf dem langen »Friedensweg« laufen, der dem Frontverlauf des Ersten Weltkriegs folgt, und an nach mehr als hundert Jahren noch erhaltenen Festungsanlagen vorbeiführt.