Apulien: Die 9 schönsten Orte der süditalienischen Region

Sie ist mindestens genauso schön und vielfältig wie die Toskana mit ihren Prunkstädten oder Kampanien mit der Amalfiküste – aber noch nicht so voll: Apulien. Die Region im Süden Italiens bildet den Stiefelabsatz und einen Teil des Schafts – und beherbergt neben Hafenstädten wie Bari die vielfältigsten Naturabschnitte, von Olivenhainen über Karstlandschaften bis hin zu gigantischen Salzpfannen an der Küste. Der Tourismus zieht zwar seit einigen Jahren ordentlich an im italienischen Stiefelabsatz, gleichzeitig finden Reisende hier noch unberührte und authentische Orte mit enorm viel Tradition.
Wir nehmen Sie mit in das süditalienische Apulien – und verraten neun besonders schöne Orte.
Die Hauptstadt von Apulien: Bari

Bari ist die bekannteste Stadt der Region, schließlich fungiert sie als Kapitale. Etwa 315.000 Menschen leben in der Küstenstadt an der Adria im friedlichen Nebeneinander mit den Touristen, die Bari schon vor einer Weile für sich entdeckt haben. Die Stadt unterteilt sich in die Neustadt, die größtenteils im 19. Jahrhundert entstanden ist, und das historische Zentrum Bari Vecchia. Zwischen seinen engen Gassen können Besucher tief ins authentische Flair von Apulien eintauchen: Es ist ein Konglomerat aus gepflasterten Pfaden, bunten Häusern und mit Blumen verzierten Balkonen sowie Wäscheleinen, die das Ganze überspannen. Eine Besonderheit: die Strada delle Orecchiette. Diese berühmte Straße im Ortskern wird gesäumt von rustikalen Holztischen, auf denen die Nonnas der Stadt hausgemachte Pasta fertigen und sie verkaufen. Unbedingt besuchen! Eine sehr beliebte Sorte in und um Bari sind die Orecchiette con cime di rapa, Pasta mit Stängelkohl aus der Gegend.
Das Ambiente am und rund um den Hafen ist ein ganz anderes: geschäftig, quirlig, modern. Mit der Fähre lässt es sich bis nach Albanien, Griechenland, Kroatien oder Montenegro schippern – die mediterrane Welt steht Besuchern in Bari also offen.
Tropfsteinhöhle in Apulien: Grotte di Castellana

Nur etwa 40 Kilometer südlich von Bari liegen die Grotte di Castellana, ein System aus Tropfsteinhöhlen, das zu den bekanntesten in ganz Italien gehört. Rund drei Kilometer begehbare Höhlengänge schlängeln sich durch das System, das 1938 von Forscher Franco Anelli entdeckt wurde. Nach ihm benannt ist das benachbarte Höhlenkundemuseum, das Museo Speleologico Franco Anelli. Die Grotte di Castellana reichen bis zu 120 Meter in die Tiefe. Insbesondere die Grotta Bianca, die „weiße Grotte”, löst bei Besuchern regelmäßiges Staunen aus: Die vielen Stalaktiten und Stalagmiten kommen in Schneeweiß und mit dem einfallenden Licht nochmal imposanter daher.
Die Grotte di Castellana können nur im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Bei manchen Touren geht es durch das gesamte unterirdische Höhlensystem, andere nehmen die Besucher mit auf eine rund ein Kilometer lange Runde. Bereits jetzt kommen pro Jahr Hunderttausende Besucher, bald könnten die Höhlen jedoch für noch mehr Aufmerksamkeit sorgen: Sie gelten als heißer Anwärter auf das Unesco-Welterbe.
Küstenort mit Charme: Polignano a Mare

Diese Kulisse wirkt wie gemalt: Zwischen den pastellfarbenen Häusern von Polignano a Mare, die sich auf den Klippen der Stadt befinden und über dem Meer thronen, erstreckt sich eine weiße Bucht aus Kies, die in perfektem Kontrast zum türkisfarbenen Meer steht. Dahinter: eine monumentale Steinbrücke, die die komplette Szenerie überragt. Für genau diesen Anblick ist Polignano a Mare in Apulien bekannt geworden: die Altstadt, die über dem Meer ragt und deren Gebäude aus den schroffen Felsklippen hinauszuwachsen scheinen. Zugegeben, der Strand taugt mehr als ein Fotomotiv denn als Badeort, denn hier ist mittlerweile zu jeder Saison einiges los. Taucher und Schnorchler werden hier dennoch glücklich: Rund um Polignano a Mare finden sich diverse Grotten und Höhlen, die hervorragende Bedingungen bieten. In der Altstadt selbst liegt die Grotta Palazzese, in der ein Hotel mit Restaurant untergebracht ist. Die Tische und Stühle stehen direkt am Abgrund, der Blick ist phänomenal.
Viele in Weiß getünchte Häuser, malerische Gassen und Plätze und zahlreiche Eisdielen prägen Polignano. Die Altstadt ist schnell durchlaufen, der Küstenort daher ein passendes Tagesausflugsziel. Wer mag, kann sogar mit dem Zug anreisen: Der Ort liegt auf der Strecke Bari-Brindisi.
Natur pur: Saline di Margherita di Savoia

Wer vollkommene Ruhe und Abgeschiedenheit sucht, dem empfehlen wir einen Besuch der Salzpfannen von Margherita di Savoia, die mit 4.500 Hektar Fläche zu den größten Salinen weltweit gehören. Direkt an der Adriaküste, am Golf von Manfredonia, liegen die Salzpfannen, die im Licht des Sonnenuntergangs rot, pink und blau schimmern. Schon in der Antike wurden die Saline di Margherita di Savoia zur Salzgewinnung genutzt, im 19. Jahrhundert benannte man dieses Naturschauspiel dann nach Königin Margherita di Savoia. Bis heute werden hier jährlich Hunderttausende Tonnen an Salz gewonnen.
Besonders sehenswert ist diese Naturlandschaft aber auch wegen des Drumherums: So können Besucher mit Glück Flamingos sehen, die durch die Lagunen stolzieren. Darüber hinaus rasten hier zahlreiche Zug- und Wasservögel. Ganz in der Nähe ist ein Besucherzentrum angesiedelt, das außerdem das Il Museo delle Saline beherbergt.
Geheimtipp in der Adria: Die Tremiti-Inseln

Pinienwälder und Kiefern, schroffe Steilküsten und verborgene Badebuchten – und dazu eine Unterwasserwelt voller Grotten und Geheimnisse. Am nördlichsten Ende von Apulien, rund 45 Kilometer vom Festland entfernt, liegen die Tremiti-Inseln inmitten des Adriatischen Meeres. Fünf Eilande machen die Inselgruppe aus, nur zwei davon sind bewohnt. Zum einen San Domino, die größte Insel, die für naturbelassene Strände und Wälder steht. Zum anderen San Nicola; sie gilt aufgrund ihrer altehrwürdigen Bauten, die sich hier hervorragend in die Landschaft einfügen, als das historische Zentrum der Tremiti-Inseln. Eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten ist das einstige Benediktinerkloster namens Santuario di Santa Maria a Mare aus dem 9. Jahrhundert, das noch heute über dem Rest des Eilandes thront. Alte Festungsanlagen erinnern an die wechselvolle Geschichte der Inseln, die einst als bedeutender Ort der Verbannung eine Rolle spielten – schon Kaiser Augustus nutzte den Archipel seinerzeit als eine Art Strafkolonie.
Die übrigen Inseln – Capraia, Cretaccio und Pianosa – sind unbewohnt, Hotels und Unterkünfte gibt es nur auf der größten Insel San Domino. Auf Taucher üben die Tremiti-Inseln eine starke Anziehungskraft aus: Rundherum öffnen sich etliche Grotten und Höhlen, die in die Unterwasserwelt einladen. Am besten erreichen Reisende den Archipel mit der Fähre von Termoli aus, je nach Saison verkehren auch Fähren ab Vieste, Rodi Garganico und Peschici.
Das Florenz des Südens: Lecce

Die beige- bis elfenbeinfarbenen Gemäuer leuchten goldgelb, der Stuck an den zahlreichen Prunkkirchen von Lecce wird in schimmerndes Licht getaucht: Wenn die Sonne über Lecce aufgeht, ist das „Florenz des Südens”, wie die Stadt oft genannt wird, vollkommen. Dabei hebt Lecce sich eigentlich von der Hauptstadt der Toskana ab: Denn hier wurde zum einen ein besonderes Material, ein weicher, goldgelber Kalkstein (Pietra Leccese) benutzt, zum anderen findet sich hier eine regionale Sonderform des Barockbaustils, der heute als „Lecceser Barock” bekannt ist. Der Spitzname „Florenz des Südens” ist trotzdem ganz passend, schließlich finden sich an beinahe jeder Ecke von Lecce prächtige Fassaden mit üppigen Ornamenten und Stuck. Die Basilica di Santa Croce gilt bis heute als Meisterwerk des Barock, aber auch der Piazza del Duomo, der Hauptplatz von Lecce, wird von prunkvollen Gebäuden wie der Kathedrale Santa Maria Assunta und dem Campanile eingerahmt.
Eine weitere wichtige Sehenswürdigkeit ist das Castello Carlo V di Lecce, eine Festung, die auf Karl den Großen zurückgeht und in der heute das Museo della Cartapesta, das Pappmachée-Museum, untergebracht ist. Lecce ist nämlich nicht nur die apulische Stadt des Barock, sondern auch Zentrum der Pappmaché-Kunst. Noch heute finden sich an vielen Ecken Künstler und Ateliers, die sich diesem Handwerk widmen. Kulinarischer Tipp: Probieren Sie ein Pasticciotto, ein Gebäck mit Puddingcreme, und dazu einen typischen Caffè Leccese – das ist ein Espresso auf Eis mit Mandelsirup.
Alta Murgia Nationalpark mit der Stadt Gravina in Puglia

Ein ganz anderes Ambiente als in Lecce erwartet Reisende hier, im nördlichen Hinterland von Apulien, wo sich der Alta Murgia Nationalpark über rund 680 Quadratkilometer erstreckt. Dabei handelt es sich vornehmlich um eine Karsthochfläche mit vielen weitläufigen Ebenen, immer wieder durchbrochen von spektakulären Schluchten und Kesseln sowie kargen Steinlandschaften. Die Gegend steht bereits seit 2004 unter Schutz und ist bei Wanderern ein beliebtes Ziel; die Idylle aus Schäferhütten, Trockenmauern und den sogenannten „masserie” (alte Gutshöfe) verspricht Rückzug und Abgeschiedenheit. Die Landschaft wird geprägt von Thymian, Mandelbäumen, Weizenfeldern und Steineichen, hier haben viele Tierarten ihr Zuhause gefunden – etwa Habichtsadler und Uhus.
Vor allem Geschichtsinteressierte und Hobby-Archäologen zieht es immer wieder hierher, denn in Altamura am Rande des Nationalparks wurden sowohl ein Dinosaurierskelett als auch Tausende von Fußspuren von Dinosauriern entdeckt. Ohnehin hält der Alta Murgia Nationalpark etliche Höhlen und Senken bereit, die für archäologische Forschungen bis heute spannend sind und sicher noch viele Geheimnisse bergen. Auch das Castel del Monte ist ein beliebtes Ausflugsziel im Nationalpark, es gilt als Wahrzeichen der Region Apulien.
Eine besonders sehenswerte Stadt im Nationalpark ist Gravina in Puglia, benannt nach der Schlucht, die sich durch die Stadt zieht und an deren Hang sich noch immer Häuser schmiegen. Die Schlucht wird von einer Steinbrücke aus dem 17. Jahrhundert, der Ponte Acquedotto, überspannt. Vielleicht kennen Sie diese Ansicht auch aus dem James-Bond-Film „No Time to Die”, denn Gravina in Puglia wurde als Filmkulisse für den Blockbuster genutzt. In der Stadt befinden sich noch immer diverse unterirdische Ölmühlen und Wohnungen, die einst von den Arbeitern der Gegend genutzt wurden. Einen Abstecher wert ist auch die San Michele delle Grotte, eine imposante Felsenkirche.
Ein Stück Kultur: Die Olivenhaine im Salento

Der Salento ist der südlichste Teil von Apulien, quasi der Stiefelabsatz. Über Jahrhunderte hinweg sind hier gigantische Olivenhaine entstanden, man geht von 50 bis 60 Millionen Bäumen aus, die ältesten davon zählen mehr als 3.000 Jahre Lebenszeit. Allerdings ereilte viele der Olivenbäume im Salento in den vergangenen Jahren ein trauriges Schicksal: Das Bakterium Xylella fastidiosa hat einen Großteil des Bestands der hiesigen Olivenhaine befallen und lässt sie absterben. Die Medaille hat aber auch eine Kehrseite: Es haben sich in der Folge verschiedene Projekte etabliert, die den Schutz der Olivenhaine und die teilweise Wiederaufforstung anstreben, sodass dieses Stück Kulturgut bewahrt werden kann.
Das Olivenöl aus der Salento-Gegend ist DOP-zertifiziert und gilt als eines der besten aus ganz Italien. Bei Führungen durch die Olivenhaine und unterirdischen Ölmühlen (frantoi), Tastings und sogar Übernachtungen auf Gutshöfen können Besucher sich einen Einblick in die kulinarische Tradition verschaffen. Im Frühling ist die Kulisse besonders eindrucksvoll, wenn zwischen den knorrigen Baumstämmen Wildblumen aller Art wachsen und die Sonne die Szenerie in ein warmes Farbenspiel taucht.
Valle d’Itria mit dem Dorf Alberobello

Sanfte Hügel, Weinberge, Olivenbäume, kleine Höfe und Ölmühlen sowie authentische Dörfer: Das Valle d’Itria bietet all das und rundet den Apulien-Urlaub ab. Im Herzen der Region, zwischen Bari, Brindisi und Tarent gelegen, erstreckt sich das Itriatal und bietet auch im Sommer aufgrund seiner Lage abseits der Küste angenehme Frische – perfekt also für Wandernde. In der Karstsenke warten zahlreiche Agriturismi und Bauernhöfe auf Reisende, verkauft werden vor allem lokale Spezialitäten wie der Weißwein Locorotondo DOC, Käse, Fleisch und Olivenöl.
Das schönste und auch bekannteste Dorf im Valle d’Itria ist Alberobello, ein weiß getünchter Ort voller „Trulli”, der mittlerweile zum Instagram-Fotomotiv schlechthin avanciert ist. Die Trulli sind runde Steinhäuser mit spitz zulaufendem Dach, die früher vor allem der Aufbewahrung von Lebensmitteln dienten. Heute sind diese Häuser ein Ort des Zusammenlebens, beherbergen Cafés, Museen und vieles mehr. In Alberobello gibt es zwei große Trulli-Siedlungen, wo sich die hübschen Häuser aneinanderreihen wie Perlen auf einer Kette: Das bekanntere und daher häufig volle Viertel ist Rione Monti, leerer ist es im Rione Aia Piccola. Seit 1996 sind die Trulli sogar Teil des Unesco-Welterbes.
Nicht so voll wie Alberobello, aber ebenfalls sehr sehenswert ist Martina Franca: Auch diese Stadt besteht hauptsächlich aus weißen Gebäuden, sie liegt direkt im Herzen des Valle d’Itria. Der historische Ortskern besticht durch labyrinthartige, kleine Gassen, Rundbögen und lebendige Plätze, auf denen sich die Einheimischen treffen, sowie viele Paläste und Kirchen im Barockstil. In Martina Franca findet jeden Sommer das Festival della Valle d’Itria statt, ein international bekanntes Opernfest. Wer noch mehr Muße hat, die Umgebung zu erkunden, kann sich außerdem noch Locorotondo anschauen, ein Dorf mit kreisförmig angelegter Altstadt – daher der Name –, das offiziell zu den „Borghi più belli d’Italia“ (schönste Dörfer Italiens) zählt.