Diese 9 italienischen Inseln sind noch immer Geheimtipps

Es muss nicht immer Sardinien oder Sizilien sein: Die geheimen italienischen Perlen des Mittelmeeres sind mindestens genauso schön. Womit Inseln wie Ponza und Asinara locken, erfahren Sie hier.
Text Mila Krull
Datum15.09.2025

Am Horizont strecken sich die schroffen Eilande vulkanischen Ursprungs gen Himmel. An den bunt getupften Häfen mit schaukelnden Fischerbooten und beschirmten Terrassen laden die Fähren neue Gäste ab. Italienische Inseln wie Favignara, Asinara oder Pantelleria begeistern mit kaum berührter Schönheit, leeren Stränden und Wanderwegen. Und jede für sich erzählt eine eigene Geschichte...

Hier kommen neun Geheimtipps für italienische Inseln.

1

Asinara

Vor der Nordküste von Sardinien liegt die viel unbekanntere Insel Asinara.

Die vorgelagerte Insel im Nordwesten Sardiniens beginnt hinter dem berühmten Strand Stintino la Pelosa und diente einst als Quarantäne-Station und Gefängnis. Die Reste der Haftanstalt Carcere di Fornelli verbreiten heute noch einen morbiden Charme. 1997 wurde das Eiland vollständig zum Naturschutzgebiet erklärt, der Tourismus ist seither nur eingeschränkt möglich. Deswegen gedeihen auf Asinara seltene Tier- und Pflanzenwelten in nahezu unberührter Umgebung. Außergewöhnlich sind die hier grasenden weißen Esel, die der Insel vermutlich ihren Namen gaben. Die Guides des Parks führen Besucher per Jeep, zu Fuß oder mit dem Rad entlang der menschenleeren Strände und Steineichenwälder.

2

Giglio

Der Hafen von Giglio besticht mit pastellfarbenen Häusern und tiefblauem Wasser.

Als strategisch wichtiger Ort vor der toskanischen Küste war die Insel Giglio in der Vergangenheit hart umkämpft. Etrusker, Römer und spätere Dynastien besetzten das felsige Eiland und errichteten Handels- und Militärbasen. Ihre Spuren sind noch heute in Form von Ruinen und Festungsanlagen zu sehen. Den Geschichten nach entwickelten die Gigliesen ihre ganz eigene Methode, um sich hartnäckigen Belagerern zu entledigen. Sie lockten Piraten und andere Feinde mit bestem Wein, sodass diese im Rausch Säbel und Munition vergaßen. „Ansonica“ heißt das friedensstiftende Getränk, das im Sonnenlicht des Mittelmeers bernsteinfarben leuchtet. Im September verwandeln sich die gepflasterten Straßen von Giglio Castello in ein Wohnzimmer: Unter Lampions und Lichterketten zelebrieren Einwohner – rund 1.300 Menschen leben auf der Insel – und Gäste den Wein im Rahmen eines Festivals.

3

Ponza

Die Chiaia di Luna ist eine der schönsten Buchten auf der zerklüfteten Insel Ponza – besonders während des Sonnenuntergangs.

Obwohl die größte der Pontinische Inseln in Deutschland kaum bekannt ist, kann es hier im Sommer durchaus voll werden. Von Rom und Neapel aus zieht es dann viele Besucher auf die pittoreske Perle, die rund 40 Kilometer vom Festland entfernt ist. Die Cala del Core, die Herzbucht, ist die meiste Zeit des Jahres jedoch kaum besucht und lässt sich nur per Boot erreichen. Sowieso eignet sich Ponza bestens für Erkundungen vom Meer aus – vom Deck öffnet sich der Blick auf Grotten, Felswände und Strände. Wer selbst eintauchen will, findet in der Cala Felce einen perfekten Ort zum Schnorcheln. Ein einzigartiges Erlebnis sind Übernachtungen in den typischen Case Grotte, den in Stein gebauten Höhlenhäusern.

Tipp: Weil Ponza bei den Italienern natürlich längst kein Geheimtipp mehr ist, lohnt sich eine Reise im Frühling oder Frühherbst, dann ist das Eiland noch nicht überfüllt.

4

Pantelleria

Vor der südwestlichen Küste von Sizilien liegt die wildromantische, schroffe Insel Pantelleria.

Einst stieg südöstlich von Sizilien diese Vulkanformation aus dem Mittelmeer empor. Der Ausbruch eines Kraters vor rund 45.000 Jahren formte die fruchtbaren Ebenen und Täler. Um diese Zeit entstand der Specchio di Venere, ein bis zu 50 Grad heißer Thermalsee, in dessen schwefelhaltigem Schlamm einige Besucher gern baden. Auch prominente Gäste zieht es regelmäßig nach Pantelleria, unter ihnen Madonna und einst auch Giorgio Armani. Sie genießen das milde Klima der Insel, das das Wachstum wilder Kapernsträuche begünstigt. Sie waren fast in Vergessenheit geraten, doch mittlerweile haben Landwirte ihren Wert wiederentdeckt. Von Mai bis Juni ernten sie die kostbaren Früchte in mühevoller Handarbeit. In Meersalz eingelegt, gehen sie dann als Spezialitäten um die Welt.

Nach Pantelleria führen übrigens viele Wege: Es gibt auf dem Eiland einen Flughafen, der von Palermo, Trapani und Catania aus angeflogen wird, je nach Saison auch von Mailand und Rom aus. Von Trapani aus setzt auch eine Fähre über.

5

Favignana

Zauberhaft: Die italienische Insel Favignana mit der Cala Rossa und ihren steilen Klippen.

Vor der Westküste von Sizilien befindet sich die Ägädische Insel Favignana. Lange lagen die einstigen Tuffsteinbrüche von Favignana verlassen, doch mittlerweile keimt in ihnen neues Leben. Viele bezweifelten, dass die Kultivierung des öden Bodens möglich sei. Doch die Insulanerin Maria Gabriella Campo bewies das Gegenteil und schuf mit dem Giardino dell’Impossibile („Garten des Unmöglichen“) ein botanisches Meisterwerk. Heute werden in ihrem Gartenparadies Ferienwohnungen vermietet. Die ältesten Steinbrüche der Insel sind mittlerweile vom Meer bedeckt und zu natürlichen Pools geworden. Noch älter sind die punischen Inschriften an den Höhlenwänden der Grotta del Pozzo. Rund um die Grotten und zerklüfteten Küsten erstrecken sich Tauch- und Schnorchelgebiete, in denen Kraken, Seesterne, Muränen und Barrakudas leben.

6

Procida

Das Fischerdorf Marina Corricella ist das Aushängeschild der Insel Procida.

Kaum zu übertreffen ist der Ausblick auf das Fischerdorf Marina Corricella. Häuser in Pastelltönen, sandgelbe Gassen und die seichte Bucht verschmelzen zu einer Kulisse, die bereits Hollywood begeisterte. Dass die „architektonische und landschaftliche Dimension des Ortes außergewöhnlich ist“, befand auch die Kommission der Italienischen Kulturhauptstadt 2022 und verlieh mit Procida erstmals einer Insel den Titel. Um sich zu präsentieren, zündete das Kleinod im Golf von Neapel 2022 ein kulturelles Feuerwerk mit mehr als 200 Künstlern, 40 Projekten und 300 Programmtagen. Gleichzeitig will Procida ein Vorbild für „Slow Tourism“ bleiben und Nachhaltigkeit, Regionalität und den respektvollen Umgang mit Natur und Bewohnern der Insel fördern. Erreichbar ist Procida ausschließlich per Fähre von Neapel oder Pozzuoli.

7

Lipari

Lipari ist die größte der Äolischen Inseln, die häufig auch einfach Liparische Inseln genannt werden.

Lipari, die größte der Äolischen Inseln nördlich von Sizilien, besticht durch ihre vulkanisch geprägte Landschaft, üppige Macchia und steile Klippen, die immer wieder spektakuläre Ausblicke über das Tyrrhenische Meer und auf benachbarte Inseln wie Salina oder Vulcano bieten. Die Natur lässt sich bei Wanderungen, etwa entlang der Westküste von Quattropani nach Pianoconte oder Terme di San Calogero, oder auf dem Monte Fossa delle Felci, dem mit 962 Metern höchsten Punkt der Insel, besonders gut erleben. 

Sehr sehenswert sind auch die verwinkelte Altstadt mit der romanisch-barocken Kathedrale San Bartolomeo, das hügelige Areal rund um das Castello und vor allem das Musée archéologique éolien de Lipari, wo Funde Interessantes von der Urgeschichte über griechische und römische Besiedlung bis zur Vulkanologie erzählen. Lipari hat keinen Flughafen – die Anreise erfolgt über Fähre oder Tragflügelboote, meist ab Milazzo, je nach Saison auch ab Palermo oder Neapel. 

Übrigens: Hier erfahren Sie mehr über den Archipel der Äolischen Inseln – auch Liparische Inseln genannt.

8

Ventotene

Ventotene gehört wie Ponza zu den Pontinischen Inseln in der Nähe von Latium.

Ventotene – eine kleine Perle im Tyrrhenischen Meer, rund 50 Kilometer von der Küste Latiums entfernt, gehört wie Ponza zu den Pontinischen Inseln. Das Eiland misst kaum 1,5 km² bei fast 700 Einwohnern. Die Insel vulkanischen Ursprungs besticht durch ursprüngliche mediterrane Natur, kristallklares Wasser, weiße Sand- und Kiesbuchten sowie eine reiche Unterwasserwelt, seit 1997 geschützt durch ein offizielles Meeresschutzgebiet. Historisches Flair atmet Ventotene vor allem durch die Überreste der römischen Villa Giulia, einst Exil-Ort für die älteste Tochter von Kaiser Augustus, mit prächtigen Thermen und Zisternen. Die Ortsmitte mit der Kirche Parrocchia di Santa Candida, dem traditionsreichen Hafen und pastellfarbenen Häusern vermittelt das Bild eines lebendigen Dorfes, das im September mit dem Fest zu Ehren der Schutzheiligen namens Santa Candida besonders feierlich wird. Dann gibt es eine große Prozession, ein Feuerwerk und diverse Aufführungen, bei denen nahezu alle Bürger anwesend sind.

Übrigens: In der Nähe befindet sich die Gefängnisinsel Santo Stefano. Die winzige Nachbarinsel von Ventotene ist unbewohnt, aber geschichtsträchtig: Auf ihr thront ein kreisrundes Bourbonen-Gefängnis aus dem 18. Jahrhundert. Es wurde bis in die 1960er Jahre genutzt und für schreckliche Gräueltaten missbraucht, weshalb es heute als eindrucksvolles Mahnmal gilt. Umgeben von steilen Klippen und kristallklarem Wasser, wirkt Santo Stefano wie ein abgeschlossener Mikrokosmos. Von Ventotene aus ist die Insel in wenigen Minuten mit kleinen Ausflugsbooten erreichbar – ein kurzer Sprung über das Meer, der tief in Italiens Geschichte führt.

9

Palmarola

Die naturbelassenste Pontinische Insel ist Palmarola.

Nordwestlich von Ponza erhebt sich die kleine Pontinische Insel aus dem Tyrrhenischen Meer. Sie gilt als die ursprünglichste der Inselgruppe, unbewohnt und geprägt von spektakulären Felsformationen aus Tuff und Trachyt, die in Jahrtausenden von Wind und Wasser zu bizarren Türmen, Bögen und Höhlen geformt wurden. Palmarola steht komplett unter Naturschutz und verzaubert mit einsamen Buchten, glasklarem Wasser und einer erstaunlich vielfältigen Unterwasserwelt, die Schnorchler und Taucher gleichermaßen begeistert. Erreichbar ist Palmarola nur per Boot von Ponza aus, meist im Rahmen von Tagesausflügen, die rund um die Insel führen und ihre Grotten und Strände zugänglich machen.