Entlang der Burgenstraße Kunst erleben in Schwäbisch Hall
Solide, seriös, gediegen. Vielleicht liegt es an der Bausparkasse, die so heißt wie die Stadt, vielleicht an den Fachwerkfassaden, das Image dieser Stadt ist eher beschaulich als cool. Dabei hat die schwäbische Stadt an der Grenze zu Franken eine ganz andere Seite: nämlich lässig, lebensfroh, kulturversessen. Schwäbisch Hall ist trotz des gut erhaltenen mittelalterlichen Stadtkerns kein Denkmal, sondern höchst lebendig.
Mit einem Spaziergang durch die Haller Altstadt sollte man den Tag beginnen. Los geht es am Marktplatz: Der weite Platz ist das Wohnzimmer der Stadt, mit der Kirche St. Michael steht hier ihr Wahrzeichen. Eine steile Freitreppe führt hoch ins Gotteshaus, im Sommer wird auf den 53 Stufen Theater gespielt – die Haller Freilichtspiele haben eine fast 100-jährige Tradition. Heute kümmert sich der umtriebige Intendant Christian Doll nicht nur um die Sommerbühne, sondern sorgt auch im Neuen Globe für ein gutes Kulturprogramm.Erkunden Sie beim Bummel durch den alten Stadtkern die Gassen, Plätze, und: Schauen Sie sich die alten Häuser an. An vielen finden sich »Haller Haustafeln«, die über die Geschichte der Gebäude Auskunft geben. Dass die Stadt heute so prächtig dasteht, verdankt sie übrigens zu großen Teilen dem »weißen Gold«: Mit der Salzgewinnung wurde sie früh reich.
Sightseeing vom Café-Tisch aus: In der Unteren Herrngasse lässt sich Schwäbisch Halls mittelalterliches Zentrum entspannt bestaunen
Lange sammelte Würth, Jahrgang 1935, vor allem junge oder moderne Kunst, erst spät wandte er sich den alten Meistern zu. Auch die kann man heute in Schwäbisch Hall besichtigen: in der Johanniterkirche, die allein schon wegen ihres spektakulären, mittelalterlichen Dachstuhls aus Holz sehenswert ist. Herausragendes von Lucas Cranach d. Ä. und Tilman Riemenschneider kann man dort entdecken, vor allem aber die berühmte Schutzmantelmadonna von Hans Holbein. 50 Millionen Euro soll der Unternehmer investiert haben, um das Meisterwerk der Renaissance zu kaufen. Wer nach so viel Kunst quer durch alle Epochen eine Stärkung braucht, der sollte sich ein Stück der großartigen Torten im Café Ableitner bestellen, das Café liegt nur ein paar Schritte von Kunsthalle und Johanniterkirche entfernt.
Jetzt ist es Zeit, in die Geschichte der Stadt und der Region einzutauchen: Das Hällisch-Fränkische Museum im Keckenturm und in der früheren Stadtmühle spannt einen großen Bogen vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Besonders faszinierend ist die Judaica-Sammlung des Museums mit der bunt verzierten Zimmersynagoge, die der Wandermaler Eliezer Sussmann im 18. Jahrhundert erschuf und die den Nationalsozialismus überlebte.
Insel der Glückseligen: Im »Biergarten Unterwöhrd« auf der Kocherinsel trinkt man sein Frischgezapftes mit Blick auf die Altstadt
Text: Alexander Jürgs
HIGHLIGHT IN SCHWÄBISCH HALL
Neues Globe
Der kreisrunde Theaterbau ist eine Hommage an William Shakespeare und das Elisabethanische Zeitalter: In dem 2019 eröffneten Haus erlebt man Bühnenkunst wie im legendären Londoner Globe Theatre, in dem Shakespeares Stücke einst Premiere feierten. Die Zuschauer sind nah dran am Geschehen, gespielt wird auf bis zu drei Stockwerken. Anders als das historische Vorbild hat dieses Globe jedoch auch ein verschließbares Dach und kann beheizt werden.
Kocherinsel
ADRESSEN
- Teecafé Blau’sch, Gelbinger Gasse 9, www.teecafe-blausch.de
- Kunsthalle Würth, Lange Str. 35, www.kunst.wuerth.com
- Johanniterkirche, Im Weiler 1, www.kunst.wuerth.com
- Café Ableitner, Bahnhofstr. 5-7, www.cafe-ableitner.com
- Hällisch-Fränkisches Museum, Keckenhof 6, www.haellisch-fraenkisches-museum.de
- Biergarten Unterwöhrd, Steinerner Steg, www.biergarten-hall.de
- Sudhaus an der Kunsthalle Würth, Lange Str. 35/1, www.sudhaus-sha.de
- Anlagencafé, Ackeranlagen 6, www.anlagencafe.de