6 ungewöhnliche Denkmäler in Deutschland

An manchen von ihnen läuft man achtlos vorbei, andere ziehen Tourist:innen aus aller Welt an. Wie immer man auch zu oder vor ihnen steht: Denkmäler sollen hierzulande in Gegenwart und Zukunft an die Vergangenheit erinnern. Zum diesjährigen Tag des offenen Denkmals am 8. September lohnt ein Blick auf diese sechs ungewöhnlichen Orte – und die Geschichten dahinter.
Kronleuchtersaal in der Kölner Kanalisation

Wer denkt, Köln habe außer dem Dom keine weiteren Sehenswürdigkeiten zu bieten, sollte unter dem Theodor-Heuss-Park die Kanalisation besuchen. Im späten 19. Jahrhundert, als die Bevölkerung wuchs und ein größeres Kanalsystem her musste, entstand das Klinkergewölbe, das Schmutz- und Regenwasser aufnahm.
Doch warum die prunkvollen Leuchter? Bei der feierlichen Einweihung sollte Kaiser Wilhelm II. vorbeischauen – ein Anlass, das Gewölbe mit zwei Kronleuchtern auszustatten. Die Kopie eines der Leuchter hängt bis heute im sogenannten Kronleuchtersaal, der noch immer funktionierender Bestandteil des Abwassersystems ist. Regelmäßig finden dort Führungen statt, manchmal auch Konzerte.
Hamburgs Marktfrau: Die Zitronenjette

„Zitroon, Zitroon, frische Zitroon!” Mit diesem Ruf verkaufte die „Zitronenjette” von 1854 bis 1894 ganze 40 Jahre lang tagsüber ihre Zitronen auf den Straßen Hamburgs; nachts zog sie mit ihrem Korb durch Kneipen und Bars. Die nur 1,30 Meter große Frau, die mit bürgerlichem Namen Johanne Henriette Marie Müller hieß, wurde zu einem stadtbekannten Original.
Manche machten sich einen Spaß daraus, der alten Dame einen Schnaps auszugeben. Den Spott hinter den vermeintlich netten Gesten bemerkte sie nicht. Tragisch: Im Alter verfiel Zitronenjette dem Alkohol und wurde wegen Trunkenheit und ihrer mentalen Gesundheit in eine Anstalt eingewiesen. Heute erinnert eine Bronzeskulptur im Stadtteil St. Pauli an ihr schweres Leben – natürlich mit einem Korb voll ihrer geliebten Südfrüchte.
„Unterm Schwanz” in Hannover treffen

Wer sich am Hauptbahnhof von Hannover verabredet, trifft sich oft „unterm Schwanz”. Damit ist der Schweif eines Reiterdenkmals gemeint, zu Ehren des Landesherren des ehemaligen Königreichs Hannover, König Ernst August. Das Denkmal hat sich zu einem der zentralen Treffpunkte in Hannover etabliert – und stand sogar schon im Mittelpunkt eines Strafprozesses.
2023 wurde eine Aktivistin der Gruppe Letzte Generation wegen gemeinschädlicher Sachbeschädigung verurteilt, weil sie das Denkmal mit Farbe beschädigt haben soll. Berichten zufolge kletterte sie auf die Statue, bemalte den Schweif des Pferdes orange und kippte dann Farbe über den vorderen linken Sockel des Denkmals.
Trümmer des World Trade Centers in Bayern
In Oberviechtach, einer kleinen Stadt in der Oberpfalz, wurde zum zehnten Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September 2001 ein Mahnmal errichtet. Mit dabei: ein 160 Zentimeter langes Stück vom Original-Stahlträger aus den Trümmern des zerstörten World Trade Centers in New York. Damit ist die Kleinstadt der einzige Ort in Deutschland, der ein Stück der zerstörten Zwillingstürme besitzt.
Doch wie hat es das Stahlstück dorthin geschafft? Martin Zimmermann, damaliger Vorsitzender des Vereins deutsch-amerikanischer Feuerwehrleute und Freunde, hatte sich um ein Trümmerteil des World Trade Centers beworben und den Zuschlag erhalten.
Insel Riems: Das Meerschweinchen-Denkmal
Putzig und tragisch zugleich: An der Ostseeküste nahe der Insel Riems (Mecklenburg-Vorpommern) stehen drei steinerne Meerschweinchen. Auf der Insel liegt das virologische Forschungszentrum des Friedrich-Loeffler-Instituts. Was auf den ersten Blick niedlich erscheint, soll an die Tausende von Meerschweinchen erinnern, die ab 1920 im Namen der Wissenschaft jährlich als Versuchstiere für die Impfstoffentwicklung der Maul-und-Klauenseuche starben.
Nachdem Forschenden entdeckt hatten, dass Meerschweinchen für das Tiervirus empfänglich sind, konnte ein Teil der zuvor mit Rindern durchgeführten Studien mit den günstigeren und einfacher zu haltenden Nagern durchgeführt werden. Heute stellt sich die Frage, ob moderne Technologien den Einsatz von Tieren in der Forschung reduzieren können – und sollten.
Das Buswartehäuschen von Buschvitz

Das Buswartehäuschen in der Gemeinde Buschvitz auf der Insel Rügen ist ein eher ungewöhnliches Denkmal – und ein Beispiel für DDR-Architektur. Als 1973 ein Sturm sämtliche Wartehäuschen auf der Insel zerstörte, war eine Lösung für den Schulbusverkehr nötig. Daraufhin entwickelten die damalige Bürgermeisterin Eva Preuhs und der mit ihr befreundete DDR-Pionier Ulrich Müther die Idee für das Wartehäuschen.
Nachdem das Projekt zunächst abgelehnt wurde, war der Bau im Frühjahr 1974 abgeschlossen. Wegen seiner Schalenbauweise und seinen seitlichen Bullaugen wird das windsichere Häuschen im Volksmund auch „Taucherhelm” genannt.
-Evelyn Denich, dpa