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Wanderung auf dem Lykischen Weg: Die Highlights der ursprünglichen Türkei

Archäologisches Kulturgut, traumhafte Fotomotive und Persönlichkeiten, die eine Menge über die ursprüngliche Türkei und ihre Geschichte zu erzählen wissen: Der Lykische Weg hält zahlreiche Highlights und Geheimtipps bereit.

Datum 06.02.2023

Der Lykische Weg gilt als einer der schönsten Wanderwege der Welt. Wer ihm folgt, entdeckt antike Ruinen, die ursprüngliche Türkei – und ewiges Feuer. Auf insgesamt 26 Etappen führt der Lykische Weg Wandernde von Fethiye bis nach Antalya, inklusive einzigartiger Panoramen über den Ozean und verschiedene Halbinseln. Im Landesinneren entdecken Sie interessante Ruinenstädte, sattgrüne Landschaften sowie Oliven- und Zitronenbäume in mediterranem Flair. Kommen Sie mit auf eine Wanderung auf dem Lykischen Weg – und entdecken die Highlights und Besonderheiten dieses Fernwanderwegs.

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Der Lykische Weg: Sehenswertes und Geschichte

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Man sollte der Versuchung widerstehen, ständig stehen zu bleiben, um ein Foto zu machen. Denn auf dem Lykischen Weg übertrifft gefühlt jeder Panoramablick den vorherigen. „Wartet lieber, bis ihr ganz oben seid“, sagt Çiğdem Gündoğan. Seit Jahren erkundet sie Stück für Stück den einstigen Handelspfad der Antike und taucht dabei immer tiefer in die Geschichte und die Mythen ein, die ihn umranken.

Der Lykische Weg wurde 1999 als erster Fernwanderweg der Türkei eingeweiht und gilt heute als einer der schönsten der Welt. Mit einer Länge von mehr als 500 Kilometern führt er in 26 Etappen auf der Teke-Halbinsel von Fethiye bis nach Antalya. Fast jeder Wegabschnitt hält Highlights bereit. Mal sind es die hohen Felsengräber von Myra, mal die gut erhaltene Ruinenstadt Patara oder die antike lykische Hauptstadt Xanthos, ein Unesco-Weltkulturerbe. „Hier atmet man Geschichte auf Schritt und Tritt“, sagt Çiğdem.

Der Weg ist nach Lykien benannt. So hieß diese Landschaft in der Antike. Einige der Ruinen stammen aus der Zeit um 800 vor Christus, als die Lykier:innen schon hier lebten. Dann kamen die Perser:innen, die Griech:innen und die Römer:innen und zwischendurch immer wieder Piraten, die in den versteckten Buchten ankerten.

Highlight auf dem Lykischen Weg: Der Gelidonya-Leuchtturm

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Ein schmaler Pfad führt hinauf zum Gelidonya-Leuchtturm. Er thront auf einer Felsklippe 227 Meter über dem Meer und ist das Wahrzeichen des Weges. Der Blick fällt von hier auf eine Kette fünf unbewohnter Inseln. Wie grüne Tupfer ragen sie aus dem Meer heraus. Es ist ein sehr bekanntes Fotomotiv, viele kommen nur deshalb hierher.

Murtaza Çam profitiert vom Ruhm des Postkartenidylls. Neben seinem Grundstück verkauft er frisch gepressten Granatapfelsaft. „Die Leute sind durstig und bekommen Stielaugen, wenn sie meine schönen dunkelroten Früchte sehen“, sagt er und lacht. Er hat ein halbes Dutzend Granatäpfel zum Probieren aufgeschnitten. Auch selbst getrocknete schwarze Oliven bietet er an, viele verschenkt er auch.

Beeindruckende mediterrane Pflanzenwelt

Oliven-, Zitronen- und Feigenbäume, Ginsterbüsche, Pinien und Zedern sind allgegenwärtig auf dem Pfad, den die in Antalya lebende Britin Kate Clow 1999 mit ihrem Wanderführer weltberühmt machte. Und dann ist da noch dieses Licht, das die Landschaft in die schönsten Farben taucht.

Wer den ganzen Weg gehen möchte, braucht Zeit. Einen Monat mindestens. Doch man kann auch einzelne Etappen gehen.

Das antike Lykien: Wo schon Alexander der Große weilte

Lykien wird mit „Land des Lichts“ übersetzt, wobei nicht ganz klar ist, ob der Name vom lateinischen „Lux“ abstammt oder ob dieser Landstrich so heiβt, weil der in der griechischen Mythologie als Lichtgott überlieferte Apollon hier geboren sein soll. „Die Menschen hier sind stolz auf ihre Geschichte“, sagt Çidğem. Schon Homer erwähnte das tapfere Volk der Lykier:innen in seiner Ilias. Sie waren Trojas Verbündete beim Kampf gegen die Griech:innen.

Alexander der Groβe verbrachte laut Chroniken einen Winter in der am Lykischen Weg gelegenen Hafenstadt Phaselis, einem wichtigen Haltepunkt an der Handelsstraße zwischen Ägypten und Rom. Vom Amphitheater aus der hellenistischen Zeit in Phaselis hat man einen herrlichen Blick auf den lykischen Olymp, den fast 2.400 Meter hohen Tahtali Daği. Den Griech:innen war eine imposante Kulisse in ihren Theatern eben immer wichtig.

Çirali: Türkischer Ökotourismus nimmt an Bedeutung zu

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Der lykische Olymp, dessen Gipfel oft bis in den April hinein mit Schnee bedeckt sind, ist auch vom drei Kilometer langen Sandstrand von Çirali gut zu sehen. Für viele Wandernde ist es ein beliebtes Ziel zum Ausspannen. In diesem Badeort, reich an Ruinen, befand sich einst die antike Stadt Olympos, die der römische Historiker Cicero als Stadt des Reichtums und der Kunst beschrieb.

Heute ist Çirali ein Aushängeschild des türkischen Ökotourismus. Es dürfen keine groβen Hotels gebaut werden, nachts wird die Beleuchtung gedimmt. Denn von Mai bis Juli kommen die Unechten Karettschildkröten (Caretta caretta) hier nachts an Land und legen Eier im Sand ab. Von Juli bis September schlüpfen sie. Daher wird der Strand über die Sommermonate hinweg geschützt.

Die Sage vom ewigen Feuer

Am östlichen Ende des Strandes führt ein Weg den Berg hinauf zu den Flammenfeldern von Chimaira, einem Spektakel, das allabendlich viele Besucher:innen anzieht. Flammen schlagen hier aus dem felsigen Boden. Es ist ein Naturphänomen, das es schon in der Antike gab.

Früher glaubten die Menschen, dass hier Chimäre - dreiköpfige Fabelwesen - unter der Erde ihr Unwesen treiben. In Wirklichkeit handelt es sich um Methangas, das sich seinen Weg nach oben bahnt. Die ewigen Feuer wiesen schon vor 2.000 Jahren Seefahrern den Weg.

Abseits der Küste: Geheimtipps auf dem Lykischen Weg

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Sobald man sich von der Küste entfernt, ist man schnell ganz für sich, nur ganz selten trifft man andere Wandernde. Man findet dafür eine ganz ursprüngliche Türkei vor. Etwa im Bergdorf Bezirgan. Kurz vor dem Ortseingang stehen mehrere Reihen Kornspeicher aus Zedern- und Pinienholz in Reih und Glied, sie sind bis zu 400 Jahre alt. Ihre Form erinnert an lykische Sarkophage; sie zählen zum kulturellen Erbe der Region.

„Das Getreide ist hier oben besser aufgehoben und vor Schädlingen sicher“, sagt Davut Karadeniz. Er betreibt im Ort das urige „Dervish Café“. Unter einem 900 Jahre alten Ahornbaum lädt er seine Gäst:innen gerne mal zu einer Partie Backgammon ein. Das Gastzimmer sieht aus wie eine gute Stube, der Kamin brennt, von den Wänden grüβen Familienfotos. Über dem Fernseher hängt ein riesiges Porträt von Atatürk, dem Gründer der türkischen Republik.

Archäologisches Kulturgut in Dodurga

Im Hinterland stöβt man immer wieder auf Ruinenfelder, die nie ausgegraben wurden. So wie in der antiken Stadt Sidyma, die heute Dodurga heiβt. Neben monumentalen Torbögen liegen hier Ruinen aus der Römerzeit einfach auf einer Wiese: Die Säulen und Kapitelle würden wohl das Herz jedes Archäologen höher schlagen lassen. 

Hühner picken gleichgültig Körner im Schatten eines lykischen Hochgrabes. Bei vielen der Häuser sieht man, dass antikes Baumaterial verwendet wurde. Selbst die Moschee, die über den einstigen römischen Thermen errichtet wurde, weist auf ihrer Rückseite einen riesigen Quaderstein mit lykischer Inschrift auf.

Direkt gegenüber wohnt der Bürgermeister mit seiner Frau Bediha Mete. Bei einem Tee, zu dem sie die Süβspeise Halva und getrocknete Feigen serviert, erzählt sie vom beschaulichen Leben im Ort. Im Garten brodelt ein Zuber mit Lorbeer- und Weinblättern. Es sind Zutaten für ein Mittel gegen Gelenkschmerzen, auf das die Bewohner:innen von Dodurga schwören. Für wenig Geld bietet Bediha es, in kleinen Flaschen abgefüllt, zum Verkauf an.

Der wohl berühmteste Lykier: Nikolaus von Myra

Auch Familie Özdoğan hat sich von der Küste zurückgezogen; sie hat ein kleines Hotel in den Bergen oberhalb des Sandstrands von Patara eröffnet. Daneben gedeihen Oliven für das eigene Öl. Sohn Emre erzählt, wie er Teile von einer originalen lykischen Mauer in eines der Gastzimmer integrierte. Stolz zeigt er das Reisetagebuch eines Österreichers, der die Lykische Küste im Jahr 1892 mit einem Expeditionsteam besuchte und dabei zufällig das heutige Haus der Familie fotografierte.

Ein Fuβweg führt von hier zu den Ruinen von Patara, einem antiken Verkehrsknotenpunkt zwischen dem Nahen Osten und Europa. Der Ort ist auch bekannt, weil hier um 270 nach Christus der wohl berühmteste Lykier geboren wurde: Nikolaus von Myra. Die Christen huldigen seinem Todestag am 6. Dezember, die Kinder schauen dann in ihre Stiefel.

Naturgewalten auf dem Lykischen Weg

Noch heute ist Patara ein Highlight für Archäolog:innen, der Sand gibt immer neue Schätze frei. Vor nicht allzu langer Zeit wurde ein gut erhaltener römischer Leuchtturm, den Kaiser Nero erbauen lieβ, gefunden und wieder aufgerichtet. Ein Tsunami, so die Vermutung, hatte hier einst die Küste heimgesucht.

Ein Opfer der Naturgewalt wurde einige Kilometer weiter auch die Stadt Dolichiste auf der Insel Kekova. Sie wurde von einem Erdbeben zerstört. Vom Schiff aus sieht man hier die Ruinen von Häusern, einer Kirche und den Hafenmauern der versunkenen Stadt, die größtenteils unter türkisfarbenem Wasser liegen.

Heute leben nur ein paar Wildziegen auf dem noch aus dem Meer herausragenden Teil der Insel, die man nicht betreten darf. Vom Dorf Kaleköy auf dem Festland mit seiner mittelalterlichen Burg hat man einen schönen Blick auf das Eiland.

Start der Wanderung auf dem Lykischen Weg

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Der Lykische Weg wird seit Jahren von Freiwilligen gepflegt. Die rot-weiβen Markierungen sind bei den vielen Steinen, die hier liegen, leicht zu übersehen. Da kann man sich auch mal verlaufen. „In diesem Fall geht man am besten zurück an die Stelle, an der man die letzte Markierung gesehen hat“, sagt Çiğdem Gündoğan.

Einen Punkt finden alle Wandernde, nämlich den Holzbogen von Ovacik. Er steht mitten in einem Pinienwald. „Likka Yolu, Lycian Way“ prangt in schwarzen Lettern auf knallgelbem Untergrund. Es ist der offizielle Startpunkt des Wegs, den man je nach Lust und Zeit drei Tage, drei Wochen oder drei Monate erkunden kann.

Infos zur Anreise und Routenplanung

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Mehrere Airlines bieten von verschiedenen deutschen Flughäfen Direktflüge nach Antalya an. Die beste Reisezeit ist von April bis Juni und von September bis November. Im Sommer ist es sehr heiß. Es bietet sich an, schon vor der Reise Teilstrecken auszuwählen.

- Ute Müller/dpa 

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