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Usedoms neue Zufahrt: Swinetunnel ist eröffnet

Im Juni wurde der Swinetunnel eröffnet – die Zufahrt bringt Autofahrer:innen schneller ans Ziel, etwa auf die Insel Usedom. Alle Infos finden Sie hier.

Datum 27.06.2023

Die beliebte Urlaubsinsel Usedom an der Ostsee hat eine neue feste Zufahrt. Sie führt im Gegensatz zu den bestehenden unters Wasser und könnte auch für Insel-Fans etwa aus Berlin und Brandenburg interessant sein. Der neue Swinetunnel wurde Ende Juni eröffnet. 2019 hatten die Arbeiten am Tunnel begonnen, im Mai diesen Jahres wurde er fertiggestellt. Hintergrundinfos zum Bau und zur Eröffnung des Tunnels finden Sie im Folgenden. 

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Eröffnung des Swinetunnels im Juni

Kühlfrachter auf der Swine © IMAGO/Christian Grube
Hier zu sehen: Kühlfrachter auf der Swine, dem Ostsee-Arm, der Usedom von der polnischen Insel Wollin trennt.

Vor kurzem herrschte noch Cezary Iwanowski über das Reich aus Beton mehrere Meter unter der Swine – dem Ostsee-Meeresarm, der nicht nur Swinemünde, sondern auch die beliebte Urlaubsinsel Usedom von der polnischen Insel Wollin trennt. Iwanowski war stellvertretender Leiter auf der Baustelle des gerade fertiggestellten Swinetunnels – ein Großprojekt, das mit großen Hoffnungen, aber auf deutscher Seite auch mit Sorgen verbunden ist. 

Er sei stolz auf das Projekt, sagt Iwanowski der Deutschen Presse-Agentur. Es sei technisch herausfordernd gewesen. Rund 1,8 Kilometer ist der bereits im Mai fertiggestellte Tunnel lang. Das Projekt hat mehr als 200 Millionen Euro gekostet, wobei ein Großteil des Geldes von der EU stammt. Zuletzt fehlte noch die Genehmigung der Nutzung des Tunnels von der Woiwodschaft Westpommern. Es wird davon ausgegangen, dass die regierende nationalkonservative Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) die Eröffnung auch für den Wahlkampf vor der Parlamentswahl im Herbst nutzen will.

Neue Zufahrt auf die Insel Usedom

Usedom bei Sonnenuntergang © Unsplash/Stefan Pasch
Für zahlreiche Usedom-Liebhaber:innen etwas aus Brandenburg und Berlin wird der Swinetunnel Abhilfe schaffen.

Der Tunnel schafft neben den Brücken auf deutscher Seite in Wolgast und bei Zecherin, die beide von technischen Problemen geplagt sind, eine dritte feste Zufahrt auf die Insel Usedom. Bislang gab es nur zwei Fähren für die Überfahrt über die Swine. Gerade zur Urlaubssaison staut sich der Verkehr regelmäßig vor den Brücken, zumal es dort wegen Reparaturarbeiten auch zu Sperrungen und Einschränkungen kommt. Und auch vor der für auswärtige Autofahrer:innen freien Fähre über die Swine staut sich der Verkehr mitunter kilometerlang. Hier soll der Tunnel Abhilfe schaffen. Die Durchfahrt bis zu 16,5 Meter unterhalb des Swine-Grundes ist kostenlos und soll etwa zwei Minuten dauern. Für Fußgänger:innen oder Fahrräder ist der Tunnel gesperrt.

Usedom wird auch als „Badewanne der Berliner“ bezeichnet. Die zahlreichen Fans der Insel aus Brandenburg und Berlin könnten ebenfalls von dem Tunnel profitieren. Zwar ist die Route über die Autobahn 11 über Stettin (Szczecin) länger, führt aber länger über Autobahnen. Außerdem läuft auf polnischer Seite der Ausbau einer Schnellstraße zur Anbindung.

Großprojekt Swinetunnel: Hoffnungen und Sorgen

Ostseebad Swinemünde, Polen © iStock/MikeMareen
Swinemünde wird dank des Swinetunnels ans polnische Festland angebunden.

Kritiker:innen befürchten mehr Durchgangsverkehr auf der Insel. „Meine Hauptangst bestand darin, dass es auch Schwerlasttransporte geben wird durch die Gemeinde“, sagte die für die Kaiserbäder Ahlbeck, Bansin und Heringsdorf zuständige Bürgermeisterin Laura Isabelle Marisken. „Wir sind Luft-, Kur- und Erholungsort.“ Polen plant in Swinemünde ein großes Containerterminal. Die Befürchtungen hätten sich aber nicht bestätigt – schon wegen Tonnage-Begrenzungen an den deutsch-polnischen Grenzübergängen.

Auf der anderen Seite hofft Marisken neben der Entlastung der übrigen Inselzufahrten auf mehr polnische Fachkräfte. „Schon Stand jetzt haben wir überdurchschnittlich viele polnische Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die bei uns arbeiten.“ Der Tunnel könnte auch Pol:innen weiter aus dem Binnenland anlocken, hofft sie.

Für das bei Deutschen beliebte Ostseebad Swinemünde sei der neue Tunnel „die Erfüllung der Träume und Bedürfnisse mehrerer Generationen von Einwohnern“ schreibt die Stadt euphorisch. Er werde Familien näher zusammenbringen, die Pendelzeiten zur Arbeit und zur Schule verkürzen und die Fahrt zur Insel Usedom von vierzig auf zwei bis fünf Minuten verkürzen. Mindestens seit den 1960er Jahren habe es Überlegungen über eine dauerhafte Verbindung gegeben.

Bau des Swinetunnels: Konstruktion und Bauzeit

Im November 2019 hatten die ersten Vorarbeiten begonnen. Ab Mitte März 2021 grub sich die mehr als 3.000 Tonnen schwere Tunnelbohrmaschine in rund sechs Monaten unter der Swine durch. Der mehr als 100 Meter lange Koloss war eigens per Schiff aus China gekommen. So einen Tunnel unter einem Fluss zu bauen, sei nicht ungefährlich, sagt Iwanowski. Zumal der Untergrund teilweise loser gewesen sei als gedacht. Im Durchschnitt lägen acht Meter zwischen dem Tunnel und dem Grund der Swine. Vom tiefsten Punkt des Tunnels bis zur Wasseroberfläche seien es mehr als 34 Meter. 

In Deutschland zeigte man sich mitunter beeindruckt von der Bauzeit. Der zügige Bau war laut Iwanowski durch die Verwendung vorgefertigter Betonteile möglich. Die Hülle bestehe aus mehr als 6.000 dieser Elemente, die parallel zum Vortrieb des Tunnelbohrers zusammengesetzt wurden. Auch die Fahrbahn und ein Fluchtkorridor darunter wurden parallel aus solchen Teilen gebaut. Besonders sei die Konstruktion der Notausgänge an den Seiten des Tunnels gewesen. Um außerhalb der rund 13 Meter durchmessenden Tunnelhülle arbeiten zu können, sei der Untergrund dort eingefroren worden. Er sei teilweise immer noch gefroren, obwohl die entsprechenden Arbeiten bereits im August letzten Jahres beendet worden seien. 

Von all dem Aufwand oder auch den installierten High-Tech-Sicherheitsvorkehrungen werden Autofahrer:innen während der kurzen Durchfahrt kaum Notiz nehmen. Und wenn sie sich an Tempo 50 halten, werden sie auch von den eingebauten Geschwindigkeitskontrollen nichts mitbekommen.

Kuriose Wendemanöver am Tag nach der Eröffnung

Einen Tag nach der Eröffnung des Swinetunnels wurden per Videoaufnahme kuriose Manöver festgestellt: Einige Pkw-Fahrer:innen wandten während ihrer Fahrt durch den Tunnel im laufenden Verkehr, um ihn in der gleichen Richtung wieder zu verlassen, von der sie gekommen waren. Die Ostsee-Zeitung erklärt das folgendermaßen: Die neue Zufahrt sei noch nicht in Navigationsgeräten und -tools gespeichert – sodass Autofahrer:innen angewiesen wurden, den Tunnel wieder zu verlassen, um nicht in der Ostsee zu landen. Swinemündes Staatspräsident Janusz Zmurkiewicz kündigte bereits an, dass betroffene Autofahrer:innen mit Strafen rechnen müssen. 

- mit Christopher Hirsch, dpa

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