Große Show im Nirgendwo: Norwegens außergewöhnliche Design-Orte

Wer nach Oslo reist, kommt am zukunftsweisenden Design der Stadt kaum vorbei. Ob Oper, Bibliothek oder Nationalmuseum: In Norwegens Hauptstadt reiht sich ein Architektur-Highlight an das nächste.
Doch auch fernab der urbanen Zentren liegt das ein oder andere bauliche Meisterwerk. Mal als skulpturales Toilettenhäuschen, mal als futuristisches Unterwasser-Restaurant oder als Brückenhybrid zieren sie den Wegesrand der berühmten Landschaftsrouten. Wir haben acht außergewöhnliche Design-Orte in Norwegen gesammelt.
Loo with a View

Klingt ulkig, ist aber wahr: Entlang der norwegischen Panoramastraßen sind Toiletten zu einer Art Phänomen geworden – manche sogar zu einer echten Sehenswürdigkeit. Bekannt geworden sind die außergewöhnlichen WCs unter dem Begriff „Loo with a View“.
Das liegt zum einen an der oft spektakulären Aussicht, in deren Genuss die Besucher kommen. Zum anderen findet sich unter den Toilettenhäuschen das ein oder andere Architektur-Juwel. Ein Beispiel ist jenes an der Raststätte Utsikten auf der Gaularfjellet-Route. Von außen erinnert die Anlage einer Beton-Skulptur, von innen setzt sie das umliegenden Tal in Szene.
Nicht minder beeindruckend ist das WC am Wasserfall Skjervsfossen entlang der Hardangar-Route. Während im Inneren einfaches Sperrholz verbaut ist, fügt sich die Fassadee aus Stahl und Schiefer perfekt in die norwegische Landschaft ein. Hinter dem Bau steckt das Büro Fortunen Arkitektur.
Salmon Eye

Wie ein glänzender Kieselstein schimmert das Salmon Eye mitten im Hardangerfjord. Wer mit dem Elektroboot anlegt, findet in der schwimmenden Kunstinstallation ein Besucherzentrum, das über Aquakultur informiert, und das Sternerestaurant Iris unter der Leitung der Dänin Anika Madsen. Das 18-Gänge- Menü orientiert sich an den Produkten der Region. Hier isst das Auge eben mit.
Under

Fünf Meter unterhalb des Meeresspiegels speisen die Gäste dieses Restaurants an der oft stürmischen Südküste Norwegens. Under bedeutet auf Deutsch nicht nur „unter“, sondern ist zugleich das norwegische Wort für „Wunder“. Und wunderlich wirkt der dunkle Koloss in Lindesnes, der halb versunken aus dem Meer ragt, tatsächlich. Entworfen wurde das sensationelle Gebäude vom Architekturbüro Snøhetta, das bereits mit der Osloer Oper für Furore sorgte. Ein Erlebnis ist auch das saisonale Menü, das vor dem Panoramafenster serviert wird.
The Twist

Eine Stunde nördlich von Oslo legt sich dieses außergewöhnliche Bauwerk über ein bewaldetes Tal. Seit 2019 dient The Twist nicht nur als Brücke, sondern auch als Galerie. Im Skulpturenpark Kistefos fügt sich die skulpturale Architektur selbstbewusst in die umgebende Landschaft ein und schafft ein faszinierendes Zusammenspiel aus Kunst, Natur und Design. Der Entwurf stammt aus der Feder des dänischen Architekten Bjarke Ingels.
Aussichtspunkt Stegastein

650 Meter überragt die Aussichtsplattform Stegastein den Aurlandsfjord und gibt einen grandiosen Blick auf Felshänge, Wälder und den tiefblauen Meeresarm frei. Was aus der Ferne wie Beton scheint, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als geschwungener Steig aus Brettschichtholz, der gut 30 Meter über den Hang hinausragt. Schwindelfrei sollten Reisende also besser sein, wenn sie das Werk des Architekten-Duos Todd Saunders und Tommie Wilhelmsen betreten.
Zinkminenmuseum in Allmannajuvet

Vier gradlinige Holzbauten verteilen sich über die Allmanjuvet-Schlucht bei Sauda. In ihrem Inneren finden Besucher die Ausstellungsräume eines Zinkminenmuseum, dazu ein Café und eine Sanitäranlage. Für die Entwürfe zeigt sich der Schweizer Architekt Peter Zumthor verantwortlich, der sich bewusst für ein zurückhaltendes Design entlang des historischen Minenwegs entschied. Die Dächer aus Zink greifen den für die Region wichtigen Rohstoff und die industrielle Vergangenheit auf.
Høsebrua-Brücke

Nördlich von Stavanger liegt das kleine Örtchen Sand am Hylsfjord. Ein kurzer Abstecher von der Ryfylke-Route 13 lohnt, denn hier liegt die Høsebrua-Brücke. Anders als andere meisterhafte Brücken des Landes, ist diese Querung über den Fluss Suldalslågen Fußgängern vorbehalten. Das avantgardistische Design der Architekten Rintala und Eggertsson vereint Elemente aus Holz und rostendem Stahl. Lohnenswert ist der Anblick auch bei Nacht, wenn die Konstruktion durch Scheinwerfer in Szene gesetzt wird.
Rastplatz Selvika

Ein weiteres Design-Highlight finden Reisende jenseits des Polarkreises unweit des Nordkaps. Südlich von Havøysund passiert die Selvika-Route einen der wohl spektakulärsten Rastplätze Europas. Passend zur kargen, arktischen Landschaft werden Reisende von imposanten Betonstrukturen in Empfang genommen. Kunstvoll lenken diese den Blick immer wieder auf die umgebende Landschaft. Im Inneren der zylinderförmigen Gebilde verbergen sich WCs, Grillplätze und ein Fahrradunterstand.