Lago Maggiore: 7 Insider-Tipps rund um den See

Ob Cannabio, Luino, Locarno oder Stresa: Die mondänen Hafenstädte und kleinen Örtchen, die den Lago Maggiore säumen, sind längst in aller Munde – und zur Hochsaison im Sommer mindestens genauso voll wie schön. Wer trotzdem Urlaub am zweitgrößten See Italiens machen möchte, freut sich über Oasen am Ufer oder im Hinterland, die Ruhe und Abgeschiedenheit versprechen. Und die gibt es noch: schroffe Täler wie das Val Veddasca etwa oder pittoreske Ortschaften wie Ronco sopra Ascona in der Schweiz.
Wir geben Insider-Tipps für den Lago Maggiore und seine Umgebung – für Italien und die Schweiz.
Alpe di Neggia, Schweiz

Auf einer Höhe von 1.395 Metern liegt der Gebirgspass Alpe di Neggia im Schweizer Kanton Tessin – und verspricht beeindruckende Aussichten. Von hier aus geht der Blick direkt auf den Lago Maggiore, auf die Brissago-Inseln innerhalb des Sees sowie auf das Magadino-Tal. Bei guten Witterungsbedingungen sind sogar der Monte Rosa und die Walliser Alpen sichtbar. Erreichbar ist der Gebirgspass über Panoramastraßen ab Vira oder Indemini – diese beiden Orte verbindet er mit dem italienischen Maccagno.
Der Pass Alpe di Neggia ist ein beliebter Startpunkt für Wanderungen im Hinterland des Lago Maggiore, etwa auf den Monte Gambarogno oder Richtung italienisch-schweizerischer Grenze. Wandernde befinden sich hier in einer typischen Almlandschaft mit ländlichem Flair, Nadelwäldern und bunten Bergblumen im Sommer. Besonders schön ist die Alpe di Neggia, wenn die Sonne in der Ferne über dem Lago Maggiore untergeht oder sich leichter Nebel über den See legt.
Cascata Fermona, Italien
Rund 15 Kilometer vom Ostufer des Lago Maggiore entfernt, in der italienischen Region Lombardei, befindet sich dieser Wasserfall. Eigentlich handelt es sich dabei sogar um zwei Kaskaden, eine kleinere und eine große. Gespeist wird die Cascata Fermona vom Wildbach Margorabbia, auf einer Fallhöhe von fast 35 Metern rauscht das Wasser in ein türkisfarbenes Becken. Besonders imposant zeigt sich dieses Naturschauspiel im Frühjahr und nach großen Regenfällen, denn dann fließt das Wasser in Strömen. Rundherum: Moos, Farne und Bäume, so weit das Auge blickt. Und kaum Menschen – obwohl der Wasserfall so nahe an Luino am Seeufer liegt, ist er noch nicht auf dem Touristen-Radar angekommen.
Rund um die Cascata Fermona lässt es sich bestens wandern, die Umgebung ist geprägt durch kleine Höhlen, Felsvorsprünge und Brücken. Zum Wasserfall selbst gelangen Besucher ebenfalls über einen kleinen Wanderpfad, der Fußweg vom Parkplatz in Ferrera di Varese ist kurz und unbeschwerlich.
Riserva Naturale Speciale di Fondotoce, Italien

Noch mehr Ruhe und Abgeschiedenheit bietet das Riserva Naturale Speciale di Fondotoce, ein geschütztes Naturreservat am südwestlichen Zipfel des Lago Maggiore. Genau hier fließt der namensgebende Toce in den See. Das Gebiet wird dominiert von Wasserarmen und Lagunen sowie Feuchtwiesen und Auwäldern – und, am wichtigsten, von Schilf. Das Riserva Naturale Speciale di Fondotoce ist nämlich eines der größten noch erhaltenen Schilfgebiete der Region und bietet verschiedenen Tieren ein Rückzugsgebiet. So leben hier etwa Libellen, Feldmäuse, Frösche und mehr als 130 Vogelarten gemeinsam auf einem Raum, viele der hier vorkommenden Arten sind woanders schon längst gefährdet oder gar ausgestorben.
Zahlreiche Spazierwege führen durch das Naturreservat und gewähren beste Bedingungen für Vogelbeobachtungen oder einfach fürs Durchatmen in der Natur. Besonders schön ist der Wanderweg namens Percorso Natura Fondotoce, der etwa zwei Stunden in Anspruch nimmt. Erreichbar ist das Gebiet per Auto, Fahrrad oder Zug – in Fondotoce gibt es einen Bahnhof.
Ronco sopra Ascona, Schweiz

Verwinkelte, steile Gassen, traditionelle Häuser im Tessiner Stil und eine hervorragende, in Terrassen angelegte Lage: Das Dorf Ronco sopra Ascona am nördlichen Westufer des Lago Maggiore hat sich seine Ursprünglichkeit bewahrt und gilt als eines der authentischsten am Seeufer. In Hanglage thront Ronco sopra Ascona auf einer Höhe von 353 Metern und bietet weitreichende Aussichten auf den See und die gegenüberliegende Küste. Die malerischen Gassen und Pfade in Ronco sopra Ascona haben schon den ein oder anderen Künstler inspiriert, Erich Maria Remarque etwa lebte hier und wurde auf dem hiesigen Friedhof bestattet.
Übrigens: Vom Ortsteil Porto Ronco aus können Reisende per Boot oder Kajak zu den Brissago-Inseln schippern – sehr empfehlenswert. In Porto Ronco findet sich auch eine kleine, aber ruhige Badebucht. Besonders viel Infrastruktur findet man in dem kleinen Weiler zwar nicht, es haben sich aber mehrere Boutiquehotels und charmante Ferienwohnungen wie das Casa Dragendorff hier angesiedelt – ein Zeichen dafür, dass Ronco sopra Ascona genau wie sein Nachbar Ascona trotz aller Authentizität durchaus auf den Tourismus setzt.
Arcumeggia, Italien

Zugegen, Arcumeggia ist nicht ganz unbekannt – zumindest die Einwohner rund um den Lago Maggiore kennen das kleine Dorf ziemlich gut. In den 50er-Jahren wurde Arcumeggia nämlich von der hiesigen Tourismusbehörde in ein „borgo dipinto”, ein „Dorf der Malerei”, verwandelt. Für die Initiative kamen zahlreiche Maler und andere Kunstschaffende vor Ort zusammen und kreierten ein Freiluftmuseum der ganz besonderen Art. In dem Bergdorf – Arcumeggia liegt auf einer Höhe von etwa 550 Metern – kommen nun zahlreiche Hausfassaden mit einzigartigen Fresken und Wandmalereien daher. Interessant: Für dieses Projekt standen einige der renommiertesten Maler des 20. Jahrhunderts bereit, etwa Achille Funi und Aligi Sassu. Abgebildet sind vor allem religiöse und spirituelle Allegorien, aber auch das Landleben.
In Arcumeggia leben gerade mal 60 Einwohner, was das Bergdorf zu einem sehr ruhigen Ort macht. Es ist zwar touristisch nicht ganz unbekannt, aber auch selten voll. Rundherum schmiegt sich eine sattgrüne Hügellandschaft, die Ausgangspunkt für zahlreiche Wanderrouten ist.
Curiglia con Monteviasco, Italien

Wie eine Skulptur, gehauen in die Vareser Voralpen, wirkt dieses 150-Einwohner-Dorf im Val Veddasca östlich des Lago Maggiore. Der historische Ortskern namens Monteviasco besticht mit autofreien Pfaden, altehrwürdigen Häusern aus Naturstein, urigen Gaststätten und völliger Ruhe. Die muss man sich allerdings verdienen: Früher führte eine Seilbahn auf das Dorf, das in einer Höhe von 1.000 Metern liegt, diese ist allerdings nicht mehr in Betrieb. Besucher müssen rund 1.000 Treppenstufen ab Ponte di Pier zurücklegen, um Curiglia con Monteviasco zu erreichen. Rund um den Weiler erstrecken sich Kastanienbäume und Buchen, der Blick reicht bis ins Tessiner Hinterland. Besonders schön ist das Ambiente im Herbst, wenn die umliegenden Wälder in Rot, Orange und Gelb leuchten.
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Valle Cannobina, Italien

Ebenfalls im Hinterland des Lago Maggiore, aber in diesem Fall westlich, im Piemont, befindet sich das Valle Cannobina, ein wildromantisches und naturbelassenes Tal, durch das sich der Fluss Cannobino seinen Weg bahnt. Schroffe Schluchten, smaragdgrüne Naturpools, Wasserfälle und Kastanienbäume prägen die Atmosphäre im Valle Cannobina, immer wieder tauchen am Rande des Tals verlassene Steindörfer und Almen auf. Wichtig: In die Becken, die der Cannobino bildet, sollten nur erfahrene Schwimmer eintauchen.
Zu den schönsten Dörfern im Valle Cannobina zählen Cursolo-Orasso und Falmenta. Auch Gurro ist sehr sehenswert und beherbergt ein spannendes ethnografisches Museum. Das imposanteste Fotomotiv gibt aber sicherlich die Klamm namens Orrido di Sant’Anna her. Dieser fast surreal wirkende Ort liegt ganz in der Nähe von Cannobio, im unteren Abschnitt des Tals. Die Wände der Schlucht ragen steil über dem Cannobino, der hier ein Becken gebildet hat, auf. Über der Szenerie thront die Kirche Sant’Anna aus dem 17. Jahrhundert auf einem Felsvorsprung. Ergänzt wird die Kulisse durch Berge und eine Steinbrücke.