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Genuss

Südtiroler Weinbau: Die Jungen kommen

In wenigen Jahrzehnten hat sich Südtirol von einem verschlafenen zu einem weltbekannten Weinbaugebiet entwickelt. Die Winzerinnen und Winzer, die diesen Aufstieg geprägt haben, geben ihre erfolgreichen Betriebe jetzt nach und nach in neue Hände.

Text Jens Priewe
Datum 30.03.2021
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Pfannenstielhof

Der Pfannenstielhof liegt versteckt am Rande eines Gewerbegebiets im Osten von Bozen, in siebter Generation von Johannes Pfeifer geführt. Weithin bekannt ist der Winzer für seine St. Magdalener. Sie bestehen größtenteils aus Vernatsch – und es ist Pfeifer, der dieser unterschätzten Rebsorte zu neuen Höhen verholfen hat.

„Noch weiß er mehr als wir“

Irgendwann müssen und sollen die Töchter Anna und Veronika Pfeifer, beide Anfang 20, übernehmen. Was sie vorhaben? „Noch weiß er mehr als wir“, sagt Veronika. Und die Töchter haben auch nicht vor, eines Tages alles umzukrempeln: „Wir sind mit den Weinen unseres Vaters sehr zufrieden.“ Anna hat einen Bachelor in der Tasche, Veronika studiert in Geisenheim. Die beiden diskutieren auf dem Weingut mit – beste Voraussetzungen für einen sanften Übergang.

Hohe Erwartungen an die Nachfolger

Wie dem Pfannenstielhof geht es vielen Weingütern in Südtirol. Langsam tritt die Generation ab, die vor 30 oder 40 Jahren den Aufschwung eingeleitet und Südtirol von einem verschlafenen zu einem florierenden Weinanbaugebiet gemacht hat. Nicht überall sind die Voraussetzungen so ideal wie auf dem Pfannenstielhof. Wer jetzt die Nachfolge antritt, mag besser ausgebildet sein als die Eltern es waren, muss aber auch hohen Erwartungen gerecht werden.

Exotische Sauvignon-Interpretation

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Lageder

Oft sind die Fußstapfen der alten Generation schlichtweg zu groß, um erst mal klein anzufangen. Weine wie die exotische Sauvignon-Interpretation „Lieben Aich“ vom Weingut Manincor oder der ausdrucksstarke Cabernet Sauvignon „Cor Römigberg“ vom Weingut Alois Lageder begeistern Kenner und Experten in aller Welt. Inzwischen sind manche Spitzenweine wie die Weißwein-Cuvée „Appius“ der Kellerei St. Michael-Eppan so begehrt, dass eine Flasche durchaus um die 100 Euro kosten kann.

„Wir brauche hitzefeste Trauben“

Es sind eher Details der Arbeit, die die Jungen in Angriff nehmen müssen. Clemens Lageder hat auf dem bekanntesten Weingut Südtirols das Ruder übernommen. Er sieht die Herausforderung im Klimawandel: „Der Süden Südtirols wird immer wärmer, für unsere heimischen weißen Rebsorten gibt es hier keine Zukunft. Wir brauchen hitzebeständige Trauben.“ Deswegen steht in einigen Jahren vielleicht auch ein Assyrtiko im Regal. Die griechische Weißweinsorte befindet sich bereits im Anbau. Ebenso die rote Tannat, die eigentlich im Pyrenäenvorland zu Hause ist.

Pfannenstielhof

Johannes Pfeifer, der den Hof in siebter Generation führt, beschränkt sich auf die zwei Rebsorten Vernatsch und Lagrein. Bekannt ist er vor allem für seine St. Magdalener. Dafür wird Vernatsch mit etwas Lagrein ergänzt – traditionell als gemischter Satz direkt im Weinberg.
www.pfannenstielhof.it

Kuenhof

Mit großem Engagement haben Peter und Brigitte Pliger an steilen Weinterrassen Trockenmauern wiederaufgebaut und den jahrhundertealten Hof renoviert. Zusammen mit ihrem Sohn Simon produzieren sie nach biodynamischen Richtlinien vier herausragende, sortenreine Weißweine.
www.kuenhof.com

Alois Lageder

Auf 55 biodynamisch bewirtschafteten Hektar reifen hier Trauben für Glanzstücke wie der Chardonnay „Löwengang“ und der Pinot Grigio „Porer“. Famos sind die Kometen-Weine, für die Familie Lageder viel experimentiert. Bester Ort zum Probieren ist der Glyzinien-bewachsene Innenhof des „Paradeis“, Weinladen und Restaurant in einem historischen Ansitz.
www.aloislageder.eu

Kellerei St. Michael-Eppan

Vor allem für exzellente, zum Teil im Barrique ausgebaute Weißweine ist der Genossenschaftsbetrieb mit 330 Mitgliedern bekannt. Zu den Highlights gehören der cremige Weißburgunder „Schulthauser“ und der elegante Sauvignon der Premiumlinie  „Sanct Valentin“.
www.stmichael.it

Elena Walch

Mehrere gute Lagen gehören zu diesem viel beachteten Weingut, das Elena Walch vor einigen Jahren an ihre Töchter Julia und Karoline überschrieben hat. Die rund 30 Weine des vielfältigen Sortiments können im kleinen Ort Tramin gekauft oder dort in aller Ruhe im Gartenbistro gekostet werden.
www.elenawalch.com

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