© iStock/f11photo
Erleben

Mont-Saint-Michel: Wunder im Wattenmeer

An der normannischen Küste erhebt sich ein majestätischer Fels am Horizont: der Mont-Saint-Michel. Merian verrät, was es mit der berühmten Gezeiteninsel auf sich hat und gibt Tipps für einen Besuch.

Datum 03.02.2025

Es ist genau dieser ikonische Blick auf den geheimnisvollen Berg am Horizont, für den Menschen aus der ganzen Welt an die raue Atlantikküste der französischen Normandie reisen: Aus Polderwiesen und Wattenmeer erhebt sich ein Gebilde, dessen Felsen, Grün und Mauerwerk miteinander zu verschmelzen scheinen und kegelförmig in den dramatischen Wolkenhimmel wachsen. Der Mont-Saint-Michel

Welch große Anziehungskraft von diesem mystischen Granitsporns ausgeht, zeigt seine Geschichte. Kloster- und Kirchenbauten haben eindrucksvolle Bauten errichtet und Mont-Saint-Michel in ein  „Wunder des Abendlandes“ verwandelt. Schriftsteller Victor Hugo verglich ihn mit der Cheopspyramide und für die UNESCO gehört er zum Welterbe der Menschheit.

Was einem beim Anblick des Mont-Saint-Michel auch immer durch den Kopf gehen mag – seine imposanten Erscheinung wird wohl kaum ein Besucher je wieder vergessen. Wir geben Tipps für einen Besuch am heiligen Klosterberg.

Der Klosterberg Mont-Saint-Michel

Mont-Saint-Michel, Ebbe © Dan Wilding/Unsplash
Thront erhaben über dem Rest der Landschaft: Mont-Saint-Michel

Neben Rouen, den Kreidefelsen von Éretat und Bayeux zählt der Mont-Saint-Michel zu den berühmtesten Sehenswürdigkeiten der Normandie. Seit Jahrtausenden liegt der markante Granitfels vor der nordfranzösischen Küste, rund 65 Kilometer nördlich von Rennes.

Recht jung hingegen ist seine Verwandlung zum heiligen Klosterberg. Verantwortlich für ebendiese war der Legende nach der Bischof von Avranches, dem im Jahr 708 n. Christus gleich mehrmals der Erzengel Michael erschienen war. Als Folge dieser überirdischen Begegnungen ließ der Geistliche eine heilige Stätte auf dem Fels errichten und widmete sie dem Erzengel.

Schnell erweckte der neue Ort namens Mont-Saint-Michel-au-péril-de-la-Mer überregionales Aufsehen. Pilger kamen herbei und trotz ihrer herausfordernden Lage inmitten des Wattenmeers siedelten erste Bewohner auf der Insel an. Über die Jahre entwickelte sich Berg zu einem einzigartigen Mischwesen aus gewachsenem Fels, verschachtelten Bauwerken und verschlungenen Gassen. 

Zu Beginn des 10. Jahrhunderts wuchs der Berg schließlich um seine ikonische Abteikirche an der Spitze und die Klosteranlagen, in denen noch bis ins Jahr 2001 durchgehend Benedektinermönche lebten. Mittlerweile ist der Mont-Saint-Michel vor allem als Sehenswürdigkeit und Reiseziel bekannt. Rund 3,5 Millionen Touristen besuchen den Felsenberg jedes Jahr. 

Hilfe für ein bedrohtes Welterbe

© Timo Wielink/Unsplash
Im März und April gibt es die meisten starken Gezeiten. Dann wird der Mont-Saint-Michel regelmäßig zur Insel.

In der Vergangenheit haben die Gezeiten die Bucht um den Berg fast gänzlich verlanden lassen. Grund dafür ist die natürliche Sedimentation, die durch den 1869 angelegten Straßendamm zur Insel lange Zeit begünstigt wurde. 

Der Mont-Saint-Michel ohne Meer – mon Dieu, das wäre undenkbar! Deswegen hat die französische Regierung zu Beginn der Nullerjahre mehr als 200 Millionen Euro investiert, um die einstige Landschaftsform zu erhalten. Mittlerweile ist das Hauptwerk getan: Der alte Parkplatz ist aus der Bucht verschwunden und statt des Dammes liegt eine Stelzenbrücke wie ein Pinselstrich in der Wattlandschaft, begünstigt den Wasserfluss und ermöglicht mit wechselnden Perspektiven eine fast schon meditative Annäherung an das Heiligtum.

Gewaltig waren die Arbeiten am Fluss Couesnon: Er wurde mit einem Stausystem versehen, das sich bei Flut füllt, bei Ebbe geöffnet wird und durch einen schnellen Wasserabfluss den Sand aus der Bucht ins Meer schwemmt. Die Maßnahmen zeigen inzwischen ihre Wirkung, bei starken Springfluten wird der Welterbe-Berg wieder zur Insel. Fast schon tragisch: Gleichzeitig bedroht der Anstieg des Meeresspiegels durch den Klimawandel das Kulturerbe nun in der anderen Richtung. 

Mont-Saint-Michel: Besuch und Anreise

© iStock/bluejayphoto
Früh am Morgen oder bei Sonnenuntergang ist es am Mont-Saint-Michel besonders romantisch.

Noch können Reisende das Wunderwerk im Wattenmeer jedoch selbst erleben. Als eine der bekanntesten Attraktionen der Normandie verzeichnet Mont-Saint-Michel vor allem in den Sommermonaten ein hohes Besuchsaufkommen.

Ein guter Ausgangspunkt für eine Reise in die Normandie und einen Besuch des Mont-Saint-Michel sind zum Beispiel die nahe Hafenstadt Saint Malo oder die bretonische Hauptstadt Rennes mit ihrem internationalen Flughafen. 

Neben organisierten Bustouren haben Besucher die Möglichkeit, mit dem eigenen Pkw anzureisen. Tipp: Geben Sie bei der Navigation direkt die Adresse des örtlichen Parkplatzes ein (Parking Mont Saint Michel, 50170 Beauvoir). Der gebührenpflichtige Hauptparkplatz befindet sich knapp drei Kilometer landeinwärts. 

Von hieraus bringen der Shuttlebus „Le Passeur“ Besucher bis an die 400 Meter lange Stegbrücke, die das Festland mit dem Klosterberg verbindet. Wer auf den Bustransfer verzichten will, kann sich eigenständig auf den Weg machen. Für den Fußweg sollten Besucher etwa 30 bis 40 Minuten einplanen. Alternativ gibt es die Möglichkeit Mont-Saint-Michel per Pferdewagen zu Fuß zu erreichen. 

Die beste Reisezeit für einen Besuch des Mont-Saint-Michel

Vor allem in den Sommermonaten ist Mont-Saint-Michel stets gut besucht. Wer die Atmosphäre eher in Ruhe genießen will, sollte die Gemeinde daher im Herbst, Winter oder Frühling besuchen. Ein weiterer Tipp, um den Besuchermassen zu entgehen: Kommen Sie frühmorgens oder spätabends. Mit etwas Glück liegt Mont-Saint-Michel bei Sonnenaufgang oder -untergang nahezu verlassen da.

Übrigens: In diesem Gezeitenkalender sehen Sie, wann der Klosterberg durch die Flut zur Insel wird – immer für ungefähr eine Stunde. In dieser Zeit ist der Zugang zum Mont-Saint-Michel für alle gesperrt.

Die Abbaye du Mont-Saint-Michel

© iStock/Joel Carillet
Ein wortwörtliches Highlight von Mont-Saint-Michel: der Kreuzgang der Abtei

Auf dem Klosterberg angekommen, zieht es Reisende vor allem in die eindrucksvolle Abtei auf dem Gipfel, die ab 966 den Benediktinermönchen anvertraut wurde. Die Gemeinschaft kümmerte sich mehr als 800 Jahre lang um die Geschicke des Monts und den Erhalt der hiesigen Gebäude. Bis ins 18. Jahrhundert war die Abbaye du Mont-Saint-Michel einer der wichtigsten Pilgerorte in ganz Frankreich. Im Zuge der Französischen Revolution ließ man den Orden und die Abtei auf Geheiß von Napoleon jedoch auflösen. Zwischenzeitlich wurde die Anlage in ein Gefängnis umfunktioniert. Mangelnde Hygiene und eine schlechte Versorgung machte jedoch nicht nur den Gefangenen, sondern auch den auf Mont-Saint-Michel ansässigen Wärtern und stationierten Soldaten zu schaffen. Mit der Rückkehr der Mönche Mitte des 20. Jahrhunderts erlebten Klosterberg und Abtei einen neuen Aufschwung. 

Heute kann man die eindrucksvolle Abtei, die Elemente der Romanik, der Gotik und des Klassizismus vereint, ganzjährig besuchen. Wer von der Stelzenbrücke die Treppen hinauf steigt, kann unterwegs bestens erkennen, was den Zauber dieses Ortes ausmacht. Für sämtliche Bauwerke wurden Granitsteine der benachbarten Inseln Îles Chasuey verwendet. So scheinen die Mauern von Mont-Saint-Michel tatsächlich mit dem Felsen zu verschmelzen.

Einen großartigen Ausblick hat man übrigens vom Kreuzgang der Abtei: Hier eröffnen sich die flachen Weiten des angrenzenden Wattenmeers. Auch die Westterrasse ist ein beliebter Aussichtspunkt. 

Die Öffnungszeiten der Abtei variieren je nach Saison. Tickets für einen Timeslot können Besucher vor Ort oder vorab Online erwerben. Es gibt Gruppenführung oder die Möglichkeit, einen Audio-Guide zu leihen. Koffer und größere Rucksäcke dürfen nicht mitgeführt werden. Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite der Abbaye du Mont-Saint-Michel

Kann man auf dem Mont-Saint-Michel übernachten?

© Aurora Borealis/Unsplash
Blick auf die Küste von Mont-Saint-Michel aus

Mont-Saint-Michel eignet sich nicht nur als Tagesausflugsziel. Wer den Klosterberg nach oder vor der Rushhour erleben will, kann über Nacht bleiben. Entlang der Grande Rue finden sich neben Restaurants auch einige Herbergen wie das Mère Poulard oder das Hôtel Les Terrasses Poulard. Wer jedoch höheren Komfort und gute Küche sucht, wird eher auf dem Festland fündig. 

Am nahen Ufer des Couesnon ist die Auswahl an Hotels und Restaurants um einiges größer, das Preis-Leistungsverhältnis angemessen und die Ausstattung weniger rustikal. 

Das könnte Sie auch interessieren

© iStock/OLyal
Erleben
Das sind die besten Reiseziele im Dezember

Wo auf der Welt ist es im Dezember eigentlich warm genug für einen Badeurlaub? Und welche europäischen Städte eignen sich am besten, um die Vorweihnachtszeit in all ihren Facetten aufzusaugen? Merian verrät es Ihnen hier.

© Antoine Rakotozafy/Unsplash
article-type-ad-big-white
Advertorial
Sicherheit auf Reisen: Unterwegs and der Côte d’Azur

Mit ihren Stränden, den hübschen Städten und der wilden Natur im Hinterland ist die Côte d’Azur ein beliebtes Reiseziel. HanseMerkur und MERIAN geben Tipps für einen sicheren Urlaub an der Küste.

© iStock/Belus
Erleben
Europas letzte geteilte Stadt: Nova Gorica

Nova Gorica in Slowenien trägt 2025 mit dem italienischen Gorizia gleich hinter der Grenze den Titel Europäische Kulturhauptstadt. Was es mit der Geschichte der grenzüberschreitenden Stadt auf sich hat und was es dort zu sehen gibt, lesen Sie hier.

© IMAGO/ZUMA Wire
Erleben
Fallas in Valencia: Das Frühlingsfest der Superlative

Wenn im spanischen Valencia die Fallas beginnen, herrscht in der gesamten Stadt Ausnahmezustand. Die traditionsreiche Fiesta dauert mehrere Tage und kündigt lautstark den Frühling an. Merian erklärt, was es mit den Fallas auf sich hat.