Die 13 wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Brügge

Bei einem Spaziergang durch romantische Gassen oder einer Bootsfahrt auf den Kanälen lassen sich Türme, Kirchen und Plätze der mittelalterlichen Stadt entdecken. Hier kommen die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Brügge.
Datum07.10.2025

„Bruges la morte” heißt ein Roman von 1892 des flämisch-französischen Schriftstellers Georges Rodenbach, der Brügge als mysteriöse Schönheit im Tiefschlaf beschreibt. Denn nach der Versandung des Zwins im 16. Jahrhundert, der Hafenzufahrt von Brügge, hatte sich der Handel nach Antwerpen verlagert: Brügge war in einen tiefen Schlaf gefallen und zum Armenhaus von Flandern geworden. Doch der Stillstand hatte auch einen Vorteil: Er bescherte Brügge ein weltweit einzigartiges, geschlossenes mittelalterliches Stadtbild und machte es zu einer der romantischsten Städte der Welt. Sowohl Industrialisierung als auch zwei Weltkriege gingen so gut wie spurlos an Brügge vorüber. Nicht umsonst erklärte die Unesco die gesamte Innenstadt 2000 zum Weltkulturerbe. So wurde ihre geheimnisvolle Stille zu ihrem größten Trumpf. 

Inzwischen zieht es Millionen von Besuchern aus aller Welt in das „Venedig des Nordens”. Mit ihren knapp 120.000 Einwohnern ist Brügge die kleinste der drei großen flämischen Städte – und das historische Zentrum ist dementsprechend kompakt. Alle Sehenswürdigkeiten lassen sich leicht zu Fuß erkunden und zeugen vom Reichtum der Burgunderzeit im 15. Jahrhundert. Damals erlebte Brügge sein Goldenes Zeitalter und konnte sich als wichtigstes Handels- und Kulturzentrum Nordeuropas mit Florenz und Mailand messen. 

Am malerischsten ist die Entdeckung der Stadt vom Wasser aus. Wer zum ersten Mal kommt, sollte deshalb unbedingt eine Bootsfahrt unternehmen. Für die Frischverliebten ist die kleine Bonifaciusbrücke ein absolutes Muss — am besten an einem nebligen Novembertag und in der Abenddämmerung. Mit sehr viel Glück stehen Sie allein zwischen mittelalterlichen Gemäuern und Türmen auf der verwunschenen Brücke. Und würden sich nicht weiter wundern, wenn plötzlich ein galanter Ritter oder Minnesänger um eine Ecke käme, auf dem Weg zum Rendezvous mit seinem Burgfräulein…

Merian verrät, wo es in Brügge am schönsten ist und gibt Tipps für den Besuch. 

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Begijnhof

Der Begijnhof in Brügge gilt als einer der schönsten Beginenhöfe in der Region Flandern.

Mit weiß gekalkten Mauern und dem verträumten Klostergarten gilt er als schönster Beginenhof Flanderns. Die schlichte, 1245 gegründete Anlage wurde einst von Frauen bewohnt, die sich wie Nonnen kleideten und auch wie diese, fern dem weltlichen Treiben, ein hinter Mauern zurückgezogenes Leben führten – allerdings ohne den klösterlichen Eid abzulegen. Diese sogenannten Beginen konnten jederzeit zurück ins weltliche Leben kehren. Gebetet wird im Beginenhof heute noch, allerdings von Benediktinerinnen, die aus Achtung vor den Beginen immer noch deren beigefarbene Tracht tragen. Eines der weißen Häuschen kann als Museum besichtigt werden und zeigt, wie die Beginen hier im 17. Jahrhundert lebten.

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Burg mit Justizpalast, Propstei und mehr

Blick auf die Heilig-Blut-Basilika in Brügge

Die Burg, nur wenige Meter vom Markt entfernt, ist Brügges schönster und architektonisch bedeutendster Platz, denn er lädt zu einem Streifzug durch sieben Jahrhunderte Architekturgeschichte ein. Hier schlug das politische und religiöse Herz von Brügge. Und hier stand im 9. Jahrhundert auch die Festung, mit der die Küste gegen Wikinger verteidigt werden sollte – deshalb der Name des Platzes: Burg. 

Das jüngste der historischen Gebäude, die ihn säumen, ist der ehemalige Justizpalast von 1727 mit seiner klassizistischen Fassade. Seit 1895 ist hier das Stadtarchiv untergebracht. Die Propstei wurde im Jahr 1666 aus grauem Naturstein im Barockstil fertiggestellt. Und die alte Zivilkanzlei kann mit einer Renaissancefassade prunken. Sie entstand bereits zwischen 1534 und 1537.

Der älteste Bau auf der Burg: die Heilig-Blut-Kapelle, eine mystische Doppelkirche. Sie besteht aus einer 1149 vollendeten romanischen Unterkirche, der St.-Basiliuskapelle, sowie einer Oberkirche, die 1790 von französischen Truppen zerstört und erst im 19. Jahrhundert als neogotische Basilika wiederaufgebaut wurde. In dieser Oberkirche befindet sich eine der wichtigsten Reliquien Europas: eine Ampulle mit dem Blut Christi. Sie liegt in einem silbernen, reich verzierten Tabernakel aus dem Jahr 1661. Diederich von Elsass, ein aus Brügge stammender Graf und Kreuzritter, soll die Blutstropfen für seine tapferen Taten während des zweiten Kreuzzugs bekommen haben. Er brachte sie 1150 aus Jerusalem mit. Seitdem werden sie in Brügge in der Heilig-Blut-Kapelle aufbewahrt und seit 1291 jedes Jahr am Himmelfahrtstag während der Heilig-Blut-Prozession durch die Stadt getragen – ein sehenswertes Ereignis, das jedes Mal ganz Brügge in seinen Bann zieht.

Merian-Tipp: Das spektakulärste Gebäude der Burg ist das 1375 vollendete gotische Stadhuis, das zugleich das älteste in ganz Belgien ist und als Vorbild für Rathäuser in Löwen, Oudenaarde und Brüssel diente.

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Concertgebouw

Vielleicht nicht das schönste Gebäude in Brügge, aber ein kulturell sehr bedeutsames: der Concertgebouw.

Ein markanter, moderner Kulturtempel, den Brügge für sein Kulturhauptstadtjahr 2002 bekam und an dem sich bis heute die Geister scheiden: Manchem Brügger ist der wuchtige Bau, dessen Wände mit Tausenden roter Terrakotta-Ziegeln bekleidet ist, zu dominant. Die Akustik ist allerdings perfekt. Der Entwurf des Gebäudes stammt von dem bekannten flämischen Architektenduo Paul Robbrecht und Hilde Daem.

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Brauerei De Halve Maan

Die älteste Stadtbrauerei von Brügge existiert seit 1564. Sie ist die einzige Familienbrauerei, die es in der Stadt noch gibt. Angeschlossen sind ein Biermuseum sowie ein gemütliches Restaurant. Spezialität der Brauerei ist das „Brugse Zot”, ein würziges obergäriges Bier, das auf den Spitznamen der Brügger verweist, den ihnen Maximilian von Österreich verpasst hat: „Zot” bedeutet Narr oder Irrer. Auch nicht zu verachten: der „Straffe Hendrik”, eine weitere Bierspezialität. 

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Engels Klooster

Als nach der Exekution von Karl I. 1642 in England die Terrorherrschaft von Cromwell begann, flüchtete eine Reihe englischer Katholiken nach Brügge und suchte in diesem Kloster Schutz. Es ist nicht öffentlich zugänglich, aber auf Anfrage kann die Klosterkirche, die einzige Kuppelkirche von Brügge, unter der Leitung von Nonnen besichtigt werden. Besonders stolz sind diese auf den Altar, der aus 20 verschiedenen Sorten Marmor besteht.

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Grote Markt mit Provinciaal Hof, Belfort und Hallen

Der Grote Markt mit dem Belfort ist eines der Wahrzeichen von Brügge.

So wie viele flämische Handelsstädte wurde auch Brügge rund um seinen Grote Markt gebaut. Schon im 13. Jahrhundert stellten die Händler hier ihre Stände auf – und tun das noch heute jeden Mittwoch und Samstag. Früher war der Markt auch per Schiff erreichbar, die Kaufleute konnten direkt in eine große Tuchhalle einfahren und dort anlegen. Doch die Gracht wurde zugeschüttet, die Halle abgerissen. 

An ihrer Stelle erhebt sich nun der Provinciaal Hof, das neugotische Regierungsgebäude der Provinz Westflandern mit seiner reich verzierten Fassade. Viele halten ihn irrtümlicherweise für das Rathaus, das sich jedoch auf dem Burgplatz befindet. Der Provinciaal Hof wurde Ende des 19. Jahrhunderts von Architekt Louis de la Censerie (1838-1909) entworfen, der damals die gesamten Sanierungsarbeiten im mittelalterlichen Stadtkern leitete. 

Mitten auf dem Marktplatz steht das Standbild von Pieter de Coninck und Jan Breydel, zwei Gildenmitgliedern, die 1302 den Aufstand gegen die Franzosen leiteten, den Feind besiegten und Brügge die Unabhängigkeit sicherten: Rechte wie der Freihandel gehörten bis zum 15. Jahrhundert zu den Privilegien der Stadt. Direkt gegenüber, an der Ecke zur Sint-Amandsstraat, steht das Huis Bouchotte, das älteste am Platz aus dem 15. Jahrhundert. Hier weilte der Englische König Karl II. während seiner Verbannung 1656-1657. 

Auf der anderen Seite der Sint-Amandsstraat liegt das beliebte Café Craenenburg. Es ist heute ein beliebter Einheimischentreff. In diesem gotischen Haus haben die Brügger im Jahr 1488 Erzherzog Maximilian von Österreich einige Monate gefangen gehalten und damit schwer gedemütigt.

Der mächtige, den gesamten Markt beherrschende Belfort mit seinem 83 Meter hohen achteckigen Glockenturm und den darunterliegenden Hallen wurde im 13. Jahrhundert gebaut. Er demonstriert die Macht des selbstbewussten, reichen Bürgertums und diente ursprünglich als Brandwache. Noch heute darf ihn nichts überragen, die Ansicht stören. Neubauten müssen deutlich niedriger sein. Die unter ihm liegenden Hallen stammen ebenfalls aus gotischer Zeit und werden noch heute als Markthallen sowie für Festivitäten aller Art genutzt. Der Turm kann bestiegen werden, 366 Stufen führen zu einer Plattform in Höhe des Glockenspiels mit seinen 47 Bronzeglocken. Von hier aus hat man eine prächtige Aussicht über das einzigartige mittelalterliche Stadtbild. 

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Hof Bladelin

In diesem eleganten Komplex mit Innenhof befand sich im 15. Jahrhundert eine Filiale der Florentiner Medici-Bank. Er wurde von Tommaso Portinari bewohnt, Bankier und Vertreter von Lorenzo de Medici und seiner Frau Clarissa Orsini in Brügge. Die in Stein gehauenen Porträts des Florentiner Ehepaars zieren den Innenhof noch heute. Der Komplex ist nach Peter Bladelin benannt, Schatzmeister des Ordens vom Goldenen Vlies, der 1440 den Bauauftrag erteilte. 

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Jeruzalemkerk

Besonderes Detail der Jeruzalemkerk: die Zinnkugel, die den Turm krönt.

Die ungewöhnlichste und orientalisch anmutende Kirche von Brügge wurde 1497 im Auftrag der Adornes gebaut, einer reichen Kaufmannsfamilie, die ursprünglich aus Italien stammte und die in dieser Kirche auch in einem schwarzen Marmorgrab bestattet liegt. Zwei Adornes-Brüder ließen die Kirche nach einer Reise ins Heilige Land nach dem Vorbild der Heilig-Grab-Kirche in Jerusalem bauen, am stärksten ins Auge fällt ihr mit einer Zinnkugel geschmückter Turm.

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Kruispoort mit Windmühlen

Im Mittelalter wachte der Kruispoort über einen der Stadtzugänge – und ist bis heute erhalten geblieben.

Im Mittelalter glich Brügge einer Festung mit Stadtmauern, Wassergraben und schweren Zugangspforten. Die Gracht gibt es immer noch – und auch einige der Pforten, darunter den Kruispoort von 1402, der einst den östlichen Zugang zur Stadt bewachte. Auf dem Erdwall außerhalb dieses wuchtigen Portals, dem Kruisvest, stehen noch vier von einst 20 Windmühlen. Die Mühle Sint-Janshuismolen ist noch immer in Betrieb und mahlt Korn. Sie kann besichtigt werden.

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Minnewater

Einer der idyllischsten Orte in Brügge: das Minnewater.

Südlich vom Beginenhof liegt das Minnewater, ein kleiner See mit Schwänen und Enten in einem romantischen Park. Einst herrschte hier emsiges Treiben, denn das Minnewater ist ein altes Hafenbecken, das die Grachten Brügges mit der See verband. Heute können Touristen hier Boote mieten, Spaziergänge machen, picknicken und dabei das Portal aus dem 15. Jahrhundert und den Poedertoren, den alten Pulverturm von 1398, bewundern. 

Die Schwäne schwimmen schon seit 1448 auf dem Minnewater und Brügges Grachten. Maximilian von Österreich soll die aufmüpfigen Bürger von Brügge dazu verdammt haben, sie zu halten. Denn als er nach dem Tod seiner Frau Maria von Burgund das gleichnamige Herzogtum erbte und neue Steuern einführen wollte, wehrten sich die Brügger und sperrten ihn kurzerhand auf dem Grote Markt in das Haus Craenenburg ein. Von dort aus musste er durch ein Gitterfenster mit ansehen, wie sein aus Brüssel stammender Verwalter und Berater Pierre Lanchals, auch Lankhals genannt, gefoltert und dann enthauptet wurde. Als Maximilian wieder frei und an der Macht war, so jedenfalls erzählt es die Legende, verurteilte er Brügge dazu, auf Ewigkeit „Langhälse”, sprich: Schwäne, auf den Gewässern der Stadt zu halten.

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Onze-Lieve-Vrouwekerk

Auch von außen ein Hingucker: die Onze-Lieve-Vrouwekerk in Brügge, die unter anderem die berühmte Michelangelo-Madonna beherbergt.

Mit dem Bau dieser gotischen Kirche wurde bereits im 9. Jahrhundert begonnen, der heutige Bau stammt größtenteils aus dem 13. Jahrhundert. Auffällig ist der markante, gedrungene Turm mit seiner dünnen Turmspitze im Stil der sogenannten Schelde-Gotik. Im Kirchenchor liegen in prächtigen Bronze- und Marmorgräbern Karl der Kühne und seine Tochter Maria von Burgund. Im Chor befinden sich Gemälde von Pieter Pourbus, unter anderem ein Abendmahl von 1562. Das Chorgestühl aus dem 15. Jahrhundert ist mit dem Wappen der Ritter vom Orden des Goldenen Vlieses geschmückt, hier hielt der Orden 1468 sein 11. Kapitel ab. 

Bedeutendstes Werk der Kirche ist die Michelangelo-Madonna. Schon Victor Hugo fand eben diese Madonna „unaussprechlich schön” und das Jesuskind das „göttlichste der Welt”: Die Madonna mit Kind von Michelangelo in der Liebfrauenkirche dokumentiert die engen Handelsbeziehungen mit Italien und entstand 1501-1506 aus weißem Carrara-Marmor.

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Die Reien von Brügge

Romantischer geht es kaum: Die Reien in Brügge bieten die perfekte Kulisse für Verliebte.

Die von vielen Bogenbrücken überspannten Grachten heißen Reien, benannt nach dem Fluss Reie, der durch die Stadt fließt. Ein Besuch in Brügge sollte nicht ohne eine Bootsfahrt auf diesen Reien enden, da sich die Stadt vom Wasser aus am romantischsten erkunden lässt. Es gibt fünf Anlegestellen, alle im Zentrum, an denen man einsteigen kann: Huidenvettersplein, Rozenhoedkaai, Wollestraat, Nieuwstraat und Katelijnestraat.

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Groeningemuseum

Dieses zwischen 1929 und 1930 gebaute Museum ist das wichtigste der Stadt und bietet eine Übersicht über die Geschichte der belgischen Kunst. Höhepunkt ist die Sammlung mit Werken der sogenannten „Flämischen Primitiven”, altniederländischen Meistern wie Jan van Eyck, Hans Memling oder Hieronymus Bosch. Zu den wichtigsten Gemälden zählen Jan van Eycks „Madonna des Kanonikus van der Paele” von 1436 und das Porträt seiner Frau Margareta von 1439, der „Marientod” von Hugo van der Goes von 1482 und das „Moreel-Triptychon” aus dem Jahre 1484 von Hans Memling. Ebenfalls sehenswert: Arbeiten belgischer Maler aus dem 19. und 20. Jahrhundert, unter anderem von Paul Delvaux und René Magritte. 

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