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Kultur

Der Naumburger Dom: Wunderwerk und Kulturerbe

Er ist berühmt für die schöne Uta, aber auch für seine besondere Architektur aus verschiedenen Stilrichtungen: Willkommen im Naumburger Dom!

Aktualisiert 06.06.2024

Schon von Weitem erblickt man die vier Türme des Naumburger Doms, die in der hügeligen Landschaft zwischen den Flüssen Saale und Unstrut in Sachsen-Anhalt herausstechen. Der Dom ist eines der bedeutendsten Kulturdenkmäler des Hochmittelalters: Weltweit einzigartig sind seine Architektur und die Bildhauerkunst.

Insbesondere die Stifterfiguren faszinieren Gäste – zum Beispiel die die „schönste Frau des Mittelalters“ namens Uta. Ihr Schöpfer ist namenlos, aber einer der größten Künstler der Geschichte. Seit 2018 zählt der Dom zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Wir nehmen Sie mit zum Kulturerbe in Naumburg (Saale) und verraten, was Sie über den Naumburger Dom wissen müssen. 

Wann wurde der Dom in Naumburg erbaut?

Naumburger Dom in Sachsen-Anhalt © IMAGO/Eberhard Thonfeld
Der Naumburger Dom wurde im 13. und 14. Jahrhundert erbaut.

Eigentlich heißt die Kirche „Naumburger Dom St. Peter und Paul“. Rund 95 Meter lang ist der Naumburger Dom – und etwa 22 Meter breit. Sein Bau im 13. und 14. Jahrhundert dauerte etwa 100 Jahre. Das erklärt die verschiedenen Baustile, von spätromanisch bis hochgotisch.

Stifterfiguren im Naumburger Dom

Die Stifterfiguren Ekkehard II. und Uta im Naumburger Dom © IMAGO/Steffen Schellhorn
Die Stifterfiguren Ekkehard II. und Uta sind die beliebtesten im Naumburger Dom.

Berühmt ist die Kirche für ihre zwölf Stifterfiguren aus Sandstein. Besonders eine davon zieht immer wieder Besucher:innen an: die Plastik der Uta. Sehr wahrscheinlich soll diese Sandsteinfigur Uta von Ballenstedt darstellen, die Frau von Markgraf Ekkehard II., der ebenfalls als Stifterfigur im Naumburger Dom ausgestellt ist. Forschende sind sich hierbei aber unsicher, denn die Krone der Naumburger Plastik ist untypisch für eine Gräfin des Mittelalters. 

Der Schriftsteller Umberto Eco („Der Name der Rose“) bezeichnete diese Uta als die „schönste Frau des Mittelalters“. Viel ist über ihren Ausdruck gerätselt worden: stolz, streng, aber auch geheimnisvoll, jedenfalls schön. Aus einem Block Muschelkalk legte der unbekannte Künstler das Wesen einer jungen Frau frei. Und das im Hochmittelalter, als die meisten Darstellungen von Menschen eher schematisch und ausdruckslos waren. Dieser Realismus sei, so die Formulierung der UNESCO, „historisch einmalig“.

Insiderwissen: Uta von Naumburg war das Vorbild für Walt Disneys böse Königin in „Schneewittchen und die 7 Zwerge“ – ihr strenger Ausdruck, aber auch die Krone und der Umhang dienten als Inspiration.

Wo steht die Uta im Naumburger Dom?

Die schöne Uta ist im Westchor des Naumburger Doms zu finden, welcher durch einen Lettner vom restlichen Kirchenschiff abgetrennt wird. 

Der unbekannte „Naumburger Meister“

Der Namen des Schöpfers der Uta ist nicht überliefert. Man weiß, dass er mit seiner Bauhütte in der Mitte des 13. Jahrhunderts, inspiriert durch die französische Gotik, nach Naumburg kam und hier in nur sechs Jahren sein Hauptwerk errichtete.

Den Weg des Naumburger Meisters von Frankreich bis Deutschland zeigt eine Dauerausstellung im Dom-Areal. Sie eröffnet Einblicke in die Arbeit des Bildhauers, der zugleich Architekt war. Zu bewundern sind wertvolle Originale, kunstvoll gefertigte Duplikate des Bamberger Reiters oder des Mainzer Westlettners, Kirchenmodelle und Handschriften.

Weitere Sehenswürdigkeiten im Naumburger Dom

Naumburger Dom mit Glasmalereien und Stifterfiguren © IMAGO/Eberhard Thon
Der Naumburger Dom überrascht mit zahlreichen beeindruckenden Sehenswürdigkeiten – vom Domschatz bis zur Ägidienkapelle.

Auch die anderen Arbeiten des Naumburger Meisters sind großartig, etwa die weiteren Stifterfiguren. Weitere Sehenswürdigkeiten sind folgende:

  • zwei erhaltene hochmittelalterliche Lettner in einer Kirche – das ist einzigartig auf der Welt
  • das Domschatzgewölbe mit gut 30 Kunstwerken des Mittelalters und der Renaissance, darunter ein von Lucas Cranach geschaffener Altarflügel
  • drei Glasfenster mit Motiven aus dem Leben der heiligen Elisabeth von Thüringen, die der Leipziger Maler Neo Rauch 2007 entwarf und dem Dom stiftete
  • Marienaltar von Lucas Cranach d.Ä. aus dem Jahr 1519 
  • Ägidienkapelle (ehemalige Privatkapelle der Domherren) – sie ist nur auf Anfrage zu besichtigen (Kosten: 2 Euro)
  • Wunderschön und ruhig ist das fast ein Hektar große Gartenensemble rund um den Dom – zwischen mittelalterlichen Mauern und Bastionen finden sich malerische Teiche sowie die Gärten der ehemaligen Domherrenhäuser. 

Naumburger Dom: Öffnungszeiten

Naumburger Dom von außen, Sachsen-Anhalt © IMAGO/Panthermedia
Der Naumburger Dom ist jeden Tag für Besucher:innen geöffnet.

Die Öffnungszeiten des Naumburger Doms unterscheiden sich je nach Saison. Von April bis Oktober können Interessierte den Dom montags bis samstags zwischen 9 und 18 Uhr, sonntags zwischen 11 und 18 Uhr besuchen. Von November bis März öffnet die Kirche zwischen 10 und 16 Uhr ihre Pforten, sonntags zwischen 12 und 16 Uhr. An Heiligabend ist der Dom von 9 bis 12 Uhr geöffnet. 

Was kostet der Eintritt in den Naumburger Dom?

Erwachsene zahlen für den Eintritt in den Naumburger Dom inklusive Audioguide 9,50 Euro (ermäßigt: 6 Euro). Wer beim Besuch an einer öffentlichen Domführung teilnehmen möchte, zahlt 12,50 Euro (ermäßigt: 9 Euro). Sonderführungen und spezielle Veranstaltungen im Dom sind hiervon ausgenommen. 

Führungen im Naumburger Dom

Öffentliche Domführungen werden mehrmals täglich angeboten. Von Freitag bis Sonntag findet außerdem jeweils um 15 Uhr eine Turmführung statt (Kosten: 6 Euro). Wer den Dom ohne Guide besichtigen möchte, erfährt dank Audioguide spannende Fakten rund um die Sehenswürdigkeiten der Kirche. Tickets für verschiedene Führungen können Sie hier kaufen. 

Veranstaltungen im Naumburger Dom

Immer wieder finden besondere Veranstaltungen im Naumburger Dom statt – von Sonderführungen zu ausgewählten Themen über atmosphärische Klavierkonzerte bis hin zu Chorkonzerten. Den aktuellen Veranstaltungskalender finden Sie auf der Webseite des Naumburger Doms

Im Entstehen: Besucherzentrum am Naumburger Dom

Derzeit entsteht ganz in der Nähe des Naumburger Doms ein Besucherzentrum. Es soll ergänzt werden durch einen musealen und einen Veranstaltungsbereich. Darüber hinaus soll eine historische Gartenanlage wiederhergestellt werden. Die Fertigstellung ist für 2026 geplant, die Kosten liegen bei 11,4 Millionen Euro. Jährlich werden 150.000 bis 200.000 Besucher:innen erwartet.

„Mit der Errichtung des Zentrums Welterbe können wir die Vermittlung und Stärkung des Welterbegedankens vorantreiben“, erklärte der Stiftungsdirektor der Vereinigten Domstifter, Holger Kunde. Dort sollen die Welterbestätten Naumburger Dom und die umliegende Kulturlandschaft an Saale und Unstrut vorgestellt werden. Auf andere UNESCO-Welterbestätten in Sachsen-Anhalt wird verwiesen.

- mit dpa

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