Bauhaus Dessau: Welterbe und Wegweiser

Ein Ort, an dem modernes Design Geschichte schrieb: Unter dem Begriff „Bauhaus“ wird in erster Linie die von Architekt Walter Gropius gegründete gleichnamige Schule in Dessau verstanden. Innerhalb weniger Jahre konnten sich die Einrichtung und ihre Absolventen ein großes Ansehen und internationale Aufmerksamkeit erarbeiten.
Vor allem in Dessau haben die Bauhaus-Schüler mit gut 300 Werken prägende Spuren hinterlassen. Ihre bedeutendsten Gebäude zählen heute zum UNESCO-Weltkulturerbe. Merian zeigt, was Besucher im Jubiläumsjahr entdecken können.
Geschichte des Bauhaus Dessau
Im Jahr 1919 gründete der Architekt Walter Gropius das Bauhaus im thüringischen Weimar. Schnell wurde aus der Schule eine stilprägende Einrichtung für neue Herangehensweisen in Kunst, Design und Architektur. Doch aufflammende politische Spannungen erschwerten Gropius' Arbeiten in Thüringen, sodass er den Hauptlehrort im Jahr 1925 schließlich nach Dessau in Sachsen-Anhalt verlegte.
Hierfür entwarf er ein hochmodernes Gebäude, symbolisch für die zum damaligen Zeitpunkt als radikal betrachteten Denk- und Bauweisen der Schule. Der Ort vereinte Kunst, Handwerk und Industrie und entwickelte wegweisende Designs in Architektur, Möbeln und Grafik. Unter Gropius’ Leitung und später unter Hannes Meyer und Ludwig Mies van der Rohe entstanden hier zahlreiche ikonische Entwürfe.
Nach nur sieben Jahren schloss die Stadt Dessau das Bauhaus 1932 unter dem Druck der Nationalsozialisten. Mit dem Ende kam der Anfang: Viele Lehrer und Absolventen flüchteten aus Deutschland und verbreiteten ihre zukunftsweisenden Ideen in aller Welt. Seit 2019 widmet sich das Bauhaus Museum Dessau dem bedeutenden Gesamtwerk.
100 Jahre Bauhaus Dessau

Ab September 2025 zelebriert die Stadt Dessau ihr 100-jähriges Bauhaus-Jubiläum mit einem umfangreichen Programm, das sich über 16 Monate erstreckt. Unter dem Motto „An die Substanz“ stehen Materialien, Konstruktionen und Handwerk im Fokus. Neben Ausstellungen im Schulgebäude und dem Bauhaus Museum Dessau öffnen sich weitere spannende Orte der Stadt, um die großen Meister zu feiern. Darunter das Technikmuseum Hugo Junkers, das Schloss Mosigkau und das Gartenreich Dessau-Wörlitz.
Das Eröffnungsfestival findet vom 4. bis 7. September statt und bietet neben Musik, Vorträgen und Performances weitere Open-Air-Events. Ab dem 26. September startet der digitale Stadtrundgang „Unsichtbares Bauhaus“. So wird die Stadt im Herbst 2025 selbst zur Bühne der eignen Geschichte.
Bauhaus-Orte in Dessau
Mehrere hundert Gebäude von Dessau sind auf die Bauhaus-Schule zurückzuführen, einige von Ihnen wurden später von der UNESCO als Weltkulturerbe gelistet. Zu den wichtigsten Bauten zählen:
Bauhausgebäude Dessau: Mit dem 1925/26 gebauten Schulhaus demonstrierte Walter Gropius eindrucksvoll seine Idee vom Neuen Bauen. Drei L-förmige Trakte ordnete der Architekt dafür wie die Flügel einer Windmühle an. Den Westflügel ziert die berühmte Glasvorhangfassade, durch die man die Schüler bei ihren Arbeiten beobachten konnte – damals eine Sensation. Der Ostflügel, das Prellerhaus, mit seinen ikonischen Balkonen galt als Deutschlands erstes Wohnheim für Studierende. Heute können Besucher hier sogar im Bauhaus-Ambiente übernachten. Vom Grundriss bis hin zu den Möbeln: Der Zustand der Zimmer ist dicht am Original.
Meisterhäuser: In der Nähe des Bauhauses, in der Ebertallee 65–71, baute Walter Gropius die Meisterhäuser als Unterkunft für die Lehrer des Bauhauses. Es waren gleichzeitig Musterhäuser für modernes Wohnen. Dort wohnten zum Beispiel die Künstler Paul Klee und Lyonel Feininger.
Bauhaus in Dessau-Törten: Die Siedlung im Süden Dessaus steht exemplarisch für den sozialen Wohnungsbau zwischen den Weltkriegen: 314 Reihenhäuser, helle, preiswert konstruierte Kuben, die für eine große Bevölkerungsschicht bezahlbar sein sollten. Dabei ragen die fünf Laubenganghäuser in der Peterholzstraße und der Mittelbreite heraus, die Ende der 1920er Jahre erbaut wurden. Aufmerksamkeit verdient auch das Stahlhaus von Georg Muche und Richard Paulick (Südstr. 5), auf dessen Stahlskelett-Konstruktion drei Millimeter starke Stahltafeln montiert wurden, die man von innen hintermauerte.
Historisches Arbeitsamt: Das Arbeitsamt, gebaut in den Jahren 1928/29, ist die Antwort auf ein neues Massenphänomen der damaligen Zeit: Arbeitslosigkeit und die Vermittlung von Jobs. Der Entwurf von Walter Gropius lässt durch das gläserne Sheddach viel Licht ins Innere des halbkreisförmigen Baus, der durch die Anordnung der Eingänge und Warteräume den damaligen Strom der Besucher kanalisierte.
Führungen im Bauhausgebäude
Bei einer einstündigen Führung durch das 1926 entstandene Bauhausgebäude entdecken Besucher historische Räume, die sonst nicht zugänglich sind. Dazu gehören die Aula, das ehemalige Direktorenzimmer und ein historisches Studentenzimmer. Aber auch bei einer selbstständigen Tour quer durch Dessau gibt es genug zu entdecken.
Bauhaus Museum Dessau

Wie das Bauhaus als Hochschule gearbeitet und gewirkt hat, wie die Ideen entstanden sind, die bis heute unsere Alltagskultur prägen – das ist Thema im Bauhaus Museum Dessau. Das von Addenda architects entworfene Gebäude mit seiner schwebenden „Black Box“ führt auf 1.500 Quadratmetern mehr als 1.000 Exponate aus der Dessauer Sammlung, die mit rund 50.000 Objekten die zweitgrößte Sammlung zum Bauhaus weltweit ist. Das Museum setzt zudem subtile architektonische Anspielungen auf Gropius’ Originalbau. Neben der Ausstellungsfläche gibt es eine offene Bühne für Veranstaltungen. Technisch modern ausgestattet, kostete der 2019 eröffnete Bau 28 Millionen Euro und wurde ein Jahr später als „Museum des Jahres“ ausgezeichnet.
Übrigens: Die größte Sammlung der Welt ist im Besitz des Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung in Berlin. Bedeutend ist auch die Sammlung des MoMa (Museum of Modern Art) in New York.
Bauhaus zum Mitnehmen
Im designshop bauhaus dessau gibt es nicht nur Literatur zum Bauhaus und zu den Ausstellungsthemen, sondern vor allem eine Auswahl an Bauhausdesign wie Möbel, Textilien, Lampen, Geschirr, Uhren und Schmuck sowie Objekte und Arbeiten zeitgenössischer Designer. Monatlich werden neue Schwerpunkte gesetzt. Zu besonderen Anlässen finden hier auch kleinere Lesungen und Konzerte statt.