Auf Hundeschlitten-Tour durch Norddeutschland

Mit einem Jugendtraum hat für Alexandra Krüger aus Gnevsdorf in Mecklenburg-Vorpommern der Weg zur Schlittenhunde-Führerin begonnen. 2021 wurde sie mit ihrem Gespann der Hunderasse Alaskan Malamute Deutsche Meisterin auf der Kurzstrecke. „Offiziell ist das jetzt meine zweite Saison, in der ich auch Fahrten für Gäste anbiete“, sagt die Hundeführerin, die im Vorjahr bei ihrem ersten Wettbewerb prompt Bundessiegerin wurde.
Eine steile Karriere dafür, dass sie sich den ersten Hund erst kurz vor Beginn der Corona-Pandemie zugelegt hat. Aus einem Tier wurden schnell zwei und schlussendlich sieben der ursprünglich von den Inuit in Alaska gezüchteten Tiere.
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Hundeschlitten-Tour ohne Schnee
Mit diesem Hobby ist Krüger in Deutschland aber nicht allein. Es gebe rund 250 Schlittenhunde-Fahrer:innen in Deutschland, die den Sport professionell betreiben, sagt Arno Steichler, Präsident der World Sleddog Association (WSA). Der im baden-württembergischen Hettingen ansässige Weltverband vertritt diejenigen sogenannten Musher, die mit klassischen Schlittenhunde-Rassen antreten. Insgesamt gibt es hierzulande laut deutschem Nationalverband VDSV über 1700 Musher:innen.
Die Mehrheit davon fährt jedoch nicht auf Schnee, sondern tritt laut Steichler bei sogenannten Dryland-Rennen an. Hierfür kommen unter anderem Wagen auf Rädern zum Einsatz. Es gebe jedoch auch Disziplinen mit dem Fahrrad oder zu Fuß. Hauptsache ein Hund zieht.
Mit sieben Hunden durch die Heide
Krüger - die im Hauptberuf einen Pferdehof mit Bisonzucht führt - verbindet mit den Schlittenhunde-Touren Beruf und Leidenschaft. Das milde Wetter und der daher seltene Schnee im Nordosten hindere dabei wenig: „Das ist sowieso eine Sportart, die Du nur von Oktober bis März betreiben kannst“, sagt sie. Im Sommer haben die Hunde frei. Zudem eigne sich Krügers Worten nach die hiesige Landschaft - die Retzower Heide - mit den Naturschutzgebieten und Wäldern sehr gut.
Für das Trainieren auf Wettkampf-Niveau zieht es die Hundeführerin mit ihrem Rudel jedoch trotzdem in den Schnee. Hierfür fahre sie in den Harz, wann immer es die Gegebenheit zulasse, wenn nötig auch nur für eine einzige Tour: „Hauptsache auf dem Schlitten stehen“. Bis zu 41 Kilometer pro Stunde könne ihr Schlitten schnell werden, wenn sie die Tiere laufen lasse, bei touristischen Touren lasse sie es aber selbstverständlich ruhiger angehen.
Krügers Traum ist es, gemeinsam mit ihren Hunden zu einer Tour nach Skandinavien aufzubrechen. Dafür müsse sie jedoch noch jemanden anlernen, der sich in dieser Zeit um ihren Hof kümmert - bislang macht sie das allein. Doch auch ihre sieben Hunde brauchen ihren Worten nach noch mehr Training, um der Herausforderung einer Langstreckentour gewachsen zu sein.
Lange Hundeschlitten-Tradition in Skandinavien

Laut WSA-Präsident Steichler ist in den nordischen Ländern die Infrastruktur für den Hundeschlitten-Sport wesentlich besser ausgebaut. Dort gebe es extra ausgebaute Strecken - vergleichbar mit Fahrradwegen hierzulande. Diese können bis zu 60 Kilometer lang sein.
Wer selbst Musher:in werden - oder gar international sportlich vorne mitfahren - will, sollte jedoch Geld mitbringen. Sponsoren machen sich laut Steichler noch rar. Die Kosten für Flüge, Transport und Unterhalt der oft bis zu 25 Hunde seien nicht zu unterschätzen. Insgesamt hat der Sport in den vergangenen Jahren seinen Worten nach eine Entwicklung durchgemacht. Stellenweise sei es schon eine „ganz schöne Materialschlacht“. Hierbei werde viel Geld in Ausrüstung wie zum Beispiel Carbon-Wägen investiert.
- dpa