Idyllische Flusslandschaft: Wasserwandern auf der Peene

Ob Biber, Schwäne oder Adler: Zahlreiche Tierarten fühlen sich auf und an der Peene wohl. Das ist nicht verwunderlich, denn die Peene und das Peenetal stehen für Naturschutz und nachhaltigen Tourismus. Wer hierher kommt, sucht Entspannung und Ruhe, ein idyllisches Fleckchen Erde abseits vom Großstadttrubel. Der Fluss kann bestens mit dem Kanu oder Kajak erkundet werden; darüber hinaus stehen Elektroboote verschiedener Anbieter zur Verfügung. Immer wieder kommen Wasserwandernde vorbei an restaurierten Gutshöfen und an hübschen Bauten wie dem Wasserschloss Quilow. Wir nehmen Sie mit auf eine Wasserwanderung entlang der Peene und geben Tipps für die besten Bootsverleiher:innen und Unterkünfte.
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Publikumsliebling an der Peene: Biber
Ausgestreckt dümpelt der Biber im Fluss, Knopfaugen, schwarze Schnauze, braunes Zottelfell. Entspannt wirkt er in der Abendsonne, doch plötzlich reißt er den Kopf herum, katapultiert seinen Hintern in die Höhe, schlägt mit der Schwanzkelle aufs Wasser und taucht kopfüber ab. „Vielleicht waren wir zu laut“, meint Kanuguide Frank Götz-Schlingmann. Macht nichts, ein paar Paddelminuten später fläzt sich der nächste Nager in einer Schneise im Schilf.
So gehe das hier jeden Abend, sagt Götz-Schlingmann, Spitzname „Peenebiber“, Markenzeichen Kopftuch. Bevor die Sonne untergeht, tauchen sie überall aus ihren Burgen auf, iglugroße Kuppelbauten aus Ästen und Zweigen. Der Fluss ist ein ideales Biberrevier: so tief, dass ihn die Tiere nirgendwo aufstauen müssen. „Man sagt, dass hier die faulsten Biber Europas leben“, sagt Schlingmann.
Die niedlichen Nager sind die Publikumslieblinge an der Peene. Und ein Symbol der Hoffnung für die Region in Vorpommern, durch die Urlauber:innen lange nur fuhren, um auf die nahe Insel Usedom zu kommen. Das ändert sich: Von Jahr zu Jahr paddeln nun mehr Gäst:innen den „Amazonas des Nordens“ hinab. Für einen norddeutschen Fluss ist die Artenvielfalt tatsächlich enorm. Orchideenfans finden hier das extrem seltene Ostseeknabenkraut, Schmetterlingsjäger den Großen Feuerfalter. Und nirgendwo in Deutschland brüten mehr Seeadler.
Beeindruckende Vogelvielfalt

Zu verdanken ist das einem der größten Renaturierungsprojekte seit der Wende. Wehre waren wegen des geringen Gefälles immer überflüssig, die Peene ist deshalb einer der letzten unverbauten Flüsse in Mitteleuropa. Hier reisen Vogelbeobachter:innen mittlerweile aus Belgien, England oder Japan an.
160 Vogelarten brüten an der Peene, darunter gleich drei Arten von Adlern. 2010 verlieh die Europäische Kommission der Region den EDEN-Preis für nachhaltigen Tourismus. „Das machte Welle“, sagt der Peenebiber.



Kultur an der Peene
Am Anleger sitzt ein Paar auf seinem Hausboot. Morgens auf dem Wasser aufzuwachen, sei für sie ein Lebenstraum gewesen, sagen die beiden. Barbara Thomsen und Thomas Thielicke heißen sie, und ihr uriges Gefährt nennen sie „Kulturfloß“. Im Sommer dürfen Musiker:innen fünf Tage gratis damit umherschippern, dafür geben sie mindestens drei Konzerte in den Dörfern. Oder sie spielen gleich auf dem Flachdach. Mittlerweile kommen auch die Einheimischen gerne, sagt Thielicke.
Ein zaghafter Aufbruch ist zu spüren auf der Fahrt entlang der Peene. In Stolpe wurde aus einem Gutshaus ein nobles Resort mit Spitzenküche, in den ehemaligen Ställen und Scheunen werden Hochzeiten gefeiert und klassische Konzerte gegeben.
Auch das nahe Wasserschloss Quilow lohnt den Landgang in Stolpe. Eine Fähre setzt ans andere Peeneufer über, dann sind es noch gut zwei Kilometer zu Fuß bis zu einem der letzten Renaissance-Schlösschen in Vorpommern, Baujahr 1575. Zu DDR-Zeiten war es Kita, Poststelle und Turnhalle, heute ist das Gewölbe im Erdgeschoss ein Ausflugscafé. Im ersten Stock erklärt eine Ausstellung die Gutswirtschaft, unterm Dach ist viel Platz für Lesungen, Kurse oder Seminare.
Paddeln im Naturpark Peenetal

Wer mit dem Kanu den gesamten Flusslauf vom Kummerower See bis zur Ostsee befahren möchte, sollte mindestens fünf Tage einplanen. Die Teilstrecken lassen sich aber auch tageweise gut befahren. Praktischer Begleiter ist das Buch „Kanu Kompakt Peene 2020“ (Thomas Kettler Verlag).
Wer sein Zelt einpackt, kann an zwölf „Wasserwanderrastplätzen“ campieren. Sie liegen bequem am Ufer, sind günstig und idyllisch. Im Informationszentrum des Naturparks in Stolpe kann man sich gut auf eine Tour einstimmen, mit Infotafeln, einem Film und einem interaktiven Kartentisch.
Kajaks und Canadier verleihen die Veranstalter „Abenteuer Flusslandschaft” in Anklam und „Abenteuer Peenetal” in Verchen. Beide bieten auch Touren mit dem Elektroboot an und, weil die Biber vor allem in der Dämmerung gut zu sehen sind, die beliebten abendlichen „Bibersafaris“. Kanuguide Frank Götz-Schlingmann lässt sich über das „Nature Guide Network“ kontaktieren.
Unterkünfte entlang der Peene: Unsere Geheimtipps
Villa Eden in Gützkow
Eine hübsche Alternative zu den Campingplätzen am Wasser bietet die Villa Eden in Gützkow. Vor dem Fachwerkhof von 1901 zelten Gäst:innen unter knorrigen Apfelbäumen. Nach einem Paddeltag steigt man ins Saunafass oder in den Badezuber, grillt überm Lagerfeuer oder setzt sich an die Freiluftbar.
Gasthof Trittelwitz
Der Landhof Trittelwitz hat vier Zimmer, fünf Ferienwohnungen im früheren Stall – und viel Flair. Das liegt vor allem an Besitzerin Gabriele Luckner, die den leer stehenden Hof Mitte der Neunziger Jahre kaufte und renovierte.
Gutshof Liepen
Zum Regenerieren von Armen und Schultern legt man sich am besten ins Solebecken oder in eine der Saunen im Gutshof Liepen, einem Hotel, zu dem ein gutes Restaurant gehört.
Stolpe und der „Fährkrug“
Auch sehr schön ist das Gutshaus Stolpe mit seinen eleganten Zimmern. Dort gibt es abends ein Gourmetmenü mit bis zu acht Gängen oder im „Fährkrug“ auch deftige Wirtshausküche.