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Verdi ruft erneut zum Streik auf: Hunderte Lufthansa-Flüge fallen aus

Die Gewerkschaft Verdi hat erneut zum Streik aufgerufen: Das Bodenpersonal der Lufthansa wird am 20. Februar und am Morgen des 21. Februar seine Arbeit niederlegen. Alle Fragen und Antworten rund um den großen Warnstreik.

Datum 20.02.2024

Passagiere der Lufthansa müssen am Dienstag improvisieren. Ein weiterer Warnstreik bei dem Unternehmen führt seit Montagabend zu zahlreichen Flugstreichungen. Mehr als 100.000 Kund:innen könnten laut Lufthansa betroffen sein. 

Am Montagabend gingen nach Verdi-Angaben Lufthansa-Beschäftigte der Technik, der Logistik, der Fracht und der IT in den Warnstreik. Für Dienstag hat die Gewerkschaft auch das Bodenpersonal in Frankfurt, München, Hamburg, Berlin, Düsseldorf, Köln/Bonn und Stuttgart aufgerufen, die Arbeit niederzulegen. Das Unternehmen rechnet mit Hunderten Flugausfällen. Schon am Montagabend strich die Gesellschaft an ihrem wichtigsten Drehkreuz Frankfurt mehr als 50 Verbindungen. Nur einige wenige Interkontinental-Flüge fanden noch statt.

Am Dienstag will die Lufthansa 10 bis 20 Prozent ihres geplanten Programms von rund 1.000 Flügen in die Luft bringen. Der Flughafen München warnte vor erheblichen Einschränkungen. In Hamburg und Düsseldorf fallen nach Angaben der Betreiber alle 23 Lufthansa-Flüge aus, in Köln/Bonn nahezu alle. Betroffen sind auch nicht bestreikte Flughäfen: So sind in Hannover und Bremen alle Lufthansa-Flüge von und nach Frankfurt und München gestrichen.

Was der Streik für Passagiere bedeutet, lesen Sie hier.

Wer streikt wann?

Als am Montag um Mitternacht wie geplant der dreitägige Pilotenstreik bei der Lufthansa-Tochter Discover endete, hatte bereits der nächste Arbeitskampf mit erheblichen Folgen für mehr als 100.000 Passagiere begonnen. Um 20 Uhr traten Techniker:innen, Informatiker:innen und Logistiker:innen als erste in den von Verdi organisierten Warnstreik des Lufthansa-Bodenpersonals. Am Dienstag folgen ab 4 Uhr die Beschäftigten in den „passagiernahen“ Bereichen wie Check-in, Information oder an den Flugsteigen. Bestreikt werden Frankfurt, München, Hamburg, Berlin, Düsseldorf, Köln/Bonn und Stuttgart. Der Streik soll in einzelnen Betriebsteilen bis 7:10 Uhr am Mittwoch dauern, in der Regel aber in der Nacht auf Mittwoch auslaufen.

Bereits seit Samstag waren Pilot:innen der Discover im Ausstand und wurden dabei am Montagvormittag mit einem Solidaritätsstreik der Kolleg:innen bei einigen Lufthansa-Fernflügen mit der Boeing 787 unterstützt. Allerdings gelang es dem Konzern, die Folgen in engen Grenzen zu halten: Die 787-Flüge fanden alle mit Ersatzpilot:innen statt, und auch Discover musste am Montag nur einen einzigen Flug von Frankfurt ins Standardziel Mallorca absagen.

Wer könnte noch streiken?

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Passagiere der betroffenen Flüge sollten am Dienstag nicht zum Flughafen kommen und lieber per App umbuchen.

Das zersplitterte Luftverkehrssystem hat für zahlreiche Berufsgruppen eine hohe Streikmacht geschaffen. Ihre Aktionen schlagen schnell durch. Im Moment laufen neben den genannten Tarifrunden Gespräche mit dem Lufthansa-Kabinenpersonal sowie mit den privaten Luftsicherheitskräften, die ebenfalls unter Leitung von Verdi in diesem Jahr schon einmal gestreikt haben und dies auch wieder tun könnten. 

Ein Lichtblick ist der jüngst von Verdi verabredete Branchentarifvertrag für die Bodenverkehrsdienste an den Flughäfen, für die bislang Dutzende Haus- und Standortverträge parallel bestehen. Für sie wird künftig an einem Termin zentral verhandelt. Nicht streiken darf die an den Flughäfen stationierte Bundespolizei, während sich die Fluglotsen in den vergangenen Jahren jeweils ohne Streiks mit der Flugsicherung einigten.

Was bedeutet der Verdi-Warnstreik für die Passagiere?

Die Fluggäste müssen erneut mit dem Ausfall Hunderter Flüge zurechtkommen. Bereits beim ersten Warnstreik vor knapp zwei Wochen fielen rund 900 von 1.000 geplanten Lufthansa-Flügen aus. Die Passagiere abgesagter Flüge werden dringend gebeten, am Dienstag nicht am Flughafen zu erscheinen. Die dortigen Umbuchungsschalter seien voraussichtlich nicht besetzt, warnt die Lufthansa. Umbuchungen sollten daher über die App, die Homepage oder die Callcenter abgewickelt werden.

Übrigens: Hier lesen Sie mehr darüber, was Passagiere bei Warnstreiken tun können und welche Rechte Sie haben.

Lufthansa: Welche Flüge finden trotz Streik statt?

Bei der Lufthansa gibt es nur wenige Ausnahmen, auch wenn die Gesellschaft angekündigt hat, zwischen 10 und 20 Prozent der Flüge stattfinden zu lassen. So gingen am Montagabend noch einige Fernflüge raus, am Dienstagvormittag sind in Frankfurt nur noch sehr vereinzelte Abflüge nach Osteuropa im Flugplan zu finden. In München ist ab Dienstagmorgen ebenfalls fast jeder Lufthansa-Flug gestrichen. Flüge anderer Gesellschaften sind von den Streiks nicht betroffen und sollten wie geplant starten. An Standorten außerhalb der Drehkreuze Frankfurt und München fallen nach Auskunft der Flughäfen nur Verbindungen eben dorthin aus.

Hintergrund des Lufthansa-Streiks am 20. Februar 2024

Hintergrund des Warnstreiks sind die konzernweiten Vergütungs-Tarifverhandlungen für die laut Verdi rund 25.000 Beschäftigten am Boden – unter anderem bei der Deutschen Lufthansa, Lufthansa Technik, Lufthansa Cargo, Lufthansa Technik Logistik Services und Lufthansa Engineering and Operational Services (Leos). Die Lufthansa spricht von rund 20.000 Beschäftigten.

Die Tarifverhandlungen sollen am Mittwoch fortgesetzt werden. Verdi bezeichnete die zweite Warnstreikwelle als notwendig, weil die Lufthansa in der vorangegangenen Verhandlung keine Anstalten gemacht habe, ihr vorliegendes Angebot nachzubessern. Auf den ersten Blick scheinen Forderung und Angebot nicht weit auseinander zu liegen: Verdi verlangt 12,5 Prozent mehr Geld sowie eine Inflationsausgleichsprämie von 3.000 Euro bei einer Laufzeit von einem Jahr. Lufthansa hat zuletzt bei einer gut doppelt so langen Laufzeit die Prämie sowie rund 10 Prozent mehr Gehalt angeboten.

Die Tarifparteien beschuldigen sich gegenseitig, bei der vergangenen Verhandlungsrunde zu wenig Kompromissbereitschaft gezeigt zu haben. Die Lufthansa weist darauf hin, dass ihr Angebot dem Abschluss im öffentlichen Dienst entspreche, dem Verdi für 3,5 Millionen Menschen zugestimmt habe. Die Gewerkschaft betont die Opfer, die die Lufthansa-Belegschaft in der Corona-Zeit und der nachfolgenden Inflation erbracht habe. Nun müssten die Leute an den Gewinnen beteiligt werden. Die Tarifverhandlungen sollen am Mittwoch fortgesetzt werden. Ein weiterer Termin ist vorsorglich für den 13. und 14. März verabredet.

-dpa 

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