Mehr als nur Ferienwohnungen: Wie Airbnb zur Erlebnisplattform werden will

Wer auf Reisen eine hübsche Wohnung im Pariser Viertel Marais, eine historische Finca auf Mallorca, ein luxuriöses Apartment in Kapstadt oder ein Designer-Bungalow in Kalifornien beziehen wollte, ging bislang auf die Plattform Airbnb und fand dort eine große Auswahl von Unterkünften weltweit. Nicht immer zum Gefallen von Anwohnern und Stadtverwaltungen, die wegen steigender Mietpreise und Wohnungsnot in beliebten Metropolen wie New York oder Barcelona immer strenger gegen die Zweitnutzung von privaten Wohnungen vorgehen. Mit dem neuen Sommer-Update vollzieht Airbnb einen strategischen Wandel: Vom reinen Buchungstool für Ferienwohnungen hin zu einer umfassenden Erlebnis- und Service-Plattform.
Über die Vermietung von Unterkünften hinaus bietet die App jetzt auch „Services auf Airbnb” und „Entdeckungen auf Airbnb” an und gibt Nutzern damit die Möglichkeit, auch Dienstleistungen und Aktivitäten über die App zu buchen, die bislang Hotels und Reiseveranstaltern vorbehalten waren. Ein Überblick über die neuen Funktionen und Angebote von Airbnb.
Airbnb jetzt mit Hotel-Services
Die neuen Services reichen von privaten Köchen und Caterings über Spa-Behandlungen bis hin zu Personal Training und professionellen Fotoshootings. Die Dienstleisterinnen und Dienstleister verfügen laut Airbnb im Schnitt über zehn Jahre Berufserfahrung, müssen ihre Identität verifizieren und relevante Lizenzen vorlegen. Einige sollen durchaus beeindruckende Hintergründe haben, etwa Köche mit Stationen in Sterne-Restaurants oder preisgekrönte Fotografen, so der Anbieter.
Damit wagt sich Airbnb über den klassischen Reisesektor hinaus – und wird zum potentiellen Konkurrenten für Unternehmen wie GetYourGuide, Viator oder auch Treatwell in Deutschland. Denn die Services können unabhängig von einer Unterkunft gebucht werden – auch am eigenen Wohnort.
Authentische Einblicke und einzigartige Erlebnisse mit Airbnb

Vor allem der neue Bereich „Entdeckungen auf Airbnb“ dürfte Bewegung in den Markt bringen. Unter dieser Kategorie werden Aktivitäten und Erlebnisse von und mit ortsansässigen Experten angeboten. Etwa Food-Touren und Museumsbesuche, aber auch Sport-, Outdoor-, Natur- oder Kunst-Erlebnisse. Hier will Airbnb offenbar seinen Markenkern wieder fester verankern, nämlich das Erleben „wie ein Local”, mit mehr Authentizität und Insiderwissen.
„Bislang bieten viele Reiseaktivitäten keine wirkliche Verbindung zu der Stadt, die man besucht“, erklärt CEO Brian Chesky die Erweiterung „Die authentischste Art, eine Stadt zu erkunden, ist mit Menschen vor Ort, die sich wirklich auskennen.”
Airbnb will aber noch mehr: Einige Erlebnisse werden unter dem Label „Airbnb Originals“ geführt, darunter exklusive Angebote mit prominenten Persönlichkeiten wie US-Musikerin Megan Thee Stallion oder Quarterback Patrick Mahomes von den Kansas City Chiefs.
Als Beispiele für die „einzigartigen Erlebnisse”, die Kunden ab sofort über die Plattform buchen können, nennt Airbnb etwa ein Beachvolleyball-Spiel mit Olympiateilnehmerin Carol Solberg am Strand von Rio de Janeiro, eine Behind-the-Scenes-Führung durch Notre-Dame mit Axelle Ponsonnet, einer Architektin des Restaurierungsteams oder einen Tag am Set mit Sabrina Carpenter. Aktuell werden laut Airbnb 18.000 Entdeckungen weltweit angeboten.
Airbnb: Neuerungen bei App und Vergrößerung der Zielgruppe
Die Airbnb-App wurde im Zuge der Neuerungen umfassend überarbeitet. Den neuen Angeboten folgend, können Nutzer ab sofort nicht nur ihre gebuchten Unterkünfte, sondern auch Services und Entdeckungen über die App verwalten. Neue Funktionen wie ein personalisierter Reiseplan, ein visuell überarbeitetes Interface, Gruppenfunktionen und ein verbesserter Gastgeberbereich ergänzen das Update, auch bewegt sich die App nun mehr in Richtung soziale Interaktionen.
Außerdem könnte die Einbindung lokaler Guides, Services und Erlebnisse die vom bisherigen Geschäftsmodell genervten Anwohner und Stadtverwaltungen anders integrieren und für das Unternehmen eine weitere Einnahmequelle eröffnen, gerade angesichts strenger werdenden Auflagen im Bereich der Kurzzeitvermietungen.
Mit dem Update positioniert sich Airbnb als umfassende Reise- und Erlebnisplattform und spricht damit nicht mehr nur Mieter von Ferienunterkünften an, sondern bietet auch Angebote für Menschen daheim.
Die Zielgruppe dürfte dadurch um einiges größer werden. Statt nur wenige Male im Jahr könnte die App nun zum ständigen Begleiter werden – durch Angebote vor der eigenen Haustür und Services, die bislang Hotels vorbehalten waren.