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Natur

Aloha Hawaii! Nachhaltiger Urlaub auf Kauai

Ja, es lohnt sich: 15 Stunden zu fliegen, um mitten im Pazifik Urlaub zu machen. Nirgendwo ist die Atmosphäre entspannter als hier – vor allem auf Kauai, der nördlichsten Insel Hawaiis.

Text Andreas Leicht

Mein Traum von Hawaii beginnt im Spätsommer '93. Im Kino läuft „Jurassic Park“, Steven Spielbergs Film über einen Erlebnispark mit Dinosauriern, gezüchtet aus konservierter DNA. Als der milliardenschwere Gründer Hammond am Anfang des Films mit einer Gruppe von Spezialisten, die ihm die Sicherheit der Anlage bescheinigen sollen, seine entlegene Insel im Pazifik an iegt, schaue ich staunend auf die Leinwand: Flach über dem Meer steuert der Helikopter auf ein monströses Küstengebirge zu, um dort in einen schmalen, üppig grünen Canyon zu schwirren, bis er mitten im Dschungel, gefährlich nah am Rand eines gigantischen Wasserfalls, in die Tiefe sinkt. Wow!

Flug über die Napali Coast

© Unsplash

Die Manawaiopuna Falls, wo der Hubschrauber landet, verstecken sich im Hanapepe Valley auf Kauai, der viertgrößten und nördlichsten Insel Hawaiis. Über 120 Meter stürzen sie hinab in den Urwald. Märchenhaft und mächtig. Und noch gewaltiger hier: die über 900 Meter hohe Napali Coast, die dann in „Jurassic Park II“ als spektakuläre Kulisse diente. Fast senkrechte, dicht bewachsene Lavahänge ragen aus dem Ozean in den Himmel empor. Eng an eng liegende Furchen, wie riesige Fächer aus Fels. Viele Jahre später werde ich vor ihnen stehen. Über sie schauen. An ihnen entlangwandern.

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Nachhaltigkeit auf Kauai: Lokale Produkte und Schutzmaßnahmen

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Symbol für Sehnsucht: Die Palmen rascheln im Wind im Waianapanapa State Park auf der Insel Maui
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Einst Kulisse für „Jurassic Park“: die wild zerklüfteten, über 900 Meter hohen Klippen der Napali Coast auf Kauai.
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Wellenreiten ist auf Hawaii nicht nur ein Sport, sondern eine Lebensphilosophie.

Für den Österreicher Thomas Kohler beginnt der Traum von Hawaii als Austauschstudent auf Oahu. So sehr verliebt er sich in die Inseln, dass er später, 2010, an der Hawaii Pacific University in der Hauptstadt Honolulu eine Stelle als Professor am College of Business antritt. Er bleibt fast zehn Jahre, rund 12.500 Kilometer von daheim entfernt, und gründet in der Zeit die Organisation „travel2change“ gemeinsam mit Gleichgesinnten. „Wir sind der Vermittler für alle, denen es um nachhaltiges Reisen geht“, sagt Kohler. „Die Plattform bringt Traveller mit den Einheimischen zusammen.“ 

So wird auf Kauai etwa eine Food-Tour angeboten, während der man bei Farmern und in Restaurants lokale Produkte probiert – wie Zuckerhut-Ananas, Litschis oder das hawaiianische Grundnahrungsmittel Poi, eine zähe Paste, die aus der Taro-Knolle erzeugt wird. Man kann auch an einem Hike entlang der einsamen Nordostküste teilnehmen, wo man Mönchsrobben und Meeresschildkröten sieht und nebenbei Plastikmüll am Strand einsammelt. „Ein Großteil der Aktivitäten ist gratis“, so Kohler. „Und bei manchen erhält man Rabatt, wenn man Arbeiten übernimmt, bei anderen gibt man eine Spende.“

Die Canyons des Kokee State Park

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Schlucht bis zum Meer: Der über tausend Meter tiefe und 22 Kilometer lange Waimea Canyon auf Kauai gilt auch als »Grand Canyon des Pazifiks«.

Bewusst reisen: Wo könnte das besser funktionieren als auf Kauai, wo die Häuser nicht höher als eine ausgewachsene Kokospalme gebaut werden dürfen? Viele Hawaii-Urlauber bleiben auf Oahu, wo Surfspots und die Hauptstadt Honolulu locken, fahren zu Mauis Stränden oder den Vulkanen auf Big Island. 

Aber nirgendwo auf Hawaii ist die Natur so überwältigend und der Impuls, sie zu schützen, so groß wie auf Kauai. Wer am Kalalau Lookout steht, von dem man der Napali Coast auf ihren brachialen Bergrücken blickt, der denkt nach über Nachhaltigkeit – unweigerlich. Wie ein Amphitheater breitet sich hier der smaragdgrüne Dschungel des Kalalau Valley aus, weit geöffnet zum Meer, flankiert von felsigen Tribünen. Noch eine Nummer größer: der Waimea Canyon im Kokee State Park, der „Grand Canyon des Pazifiks“, einst entstanden durch ein Erdbeben, das Kauai fast in zwei Hälften spaltete. Über 1000 Meter ist er tief, 22 Kilometer lang, ein in Rotbraun und Sattgrün leuchtendes Wunderwerk der Natur.

Thomas Kohler fasziniert vor allem der Kalalau Trail direkt an der Nordwestküste, ein Auf und Ab durch urwüchsige Vegetation, über oft schlammige Pfade. „Du gehst am besten bis zur ersten Bucht und dann am Bach entlang ins Hinterland zu den Hanakapiai Falls.“ Ein Traumplatz zum Baden: „An dem Wasserfall hochschauen und spüren, wie das Wasser hinabdonnert, ist berauschend.“ Wann er das nächste Mal dort sein wird, weiß er nicht. Seit Herbst 2019 wohnt der 36-Jährige erstmal wieder in Feldkirch in Vorarlberg, organisiert von hier aus die „travel2change“-Touren. Doch Hawaii bleibt Kohlers zweite Heimat: „Ich kehre sicher bald zurück.“

Auf den Spuren von Aloha

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Großer Panzer, friedliches Gemüt: Einer Honu, wie die bis zu 1,40 Meter langen Grünen Meeresschildkröten auf Hawaii heißen, darf man ruhig näherkommen.

Es ist nicht nur die Natur, die einen wie ihn süchtig nach diesen Inseln macht. Es ist die Langsamkeit des Lebens hier, das entschleunigte Gefühl, das schnell entsteht und dann bei jedem Schritt mitschwingt. Aloha-Spirit nennen sie es. Aloha, dieses Wort, mit dem man sich begrüßt und verabschiedet, heißt frei übersetzt Liebe und Zuneigung. Und bedeutet doch so viel mehr als das: geduldig sein und demütig, friedlich, zuversichtlich, gute Gedanken haben – gerade auf Kauai, wo die Menschen noch fest verwurzelt in ihrer Island Community leben, fühlt man diese Haltung. Aloha ist allgegenwärtig. Im fließenden Bogen, den die Hand einer Hula-Tänzerin beschreibt, genauso wie im weichen Rhythmus einer Slack-Key-Gitarre.

Und so ist das letzte Bild, das sich mir auf meiner Reise nach Kauai im Kopf verankert, das einer Großen Honu. So heißen die Grünen Meeresschildkröten, die 1,40 Meter lang und über 80 Jahre alt werden können – und die für mich die Botschaft Hawaiis und irgendwie auch das Leben verstanden haben. Ich sitze im Sand von Poipu Beach im Süden der Insel und schaue einer Honu im Wasser zu. Bis auf wenige Meter kommt sie ans Ufer heran. Wenn die Welle sich zum Strand bewegt, paddelt sie gerade so viel, um ihren Panzer in Position zu halten. Und wenn die Welle ins Meer hinausläuft, rudert sie schneller, um den Schwung des Wassers zu nutzen. Diese Schildkröte kämpft niemals gegen eine Welle an, vergeudet ihre Kräfte nicht. Sie lässt sich treiben. Vor und zurück, vor und zurück. Ganz entspannt.

Tipps für Hawaii

Big Island, Maui, Lanai, Molokai, Oahu, Kauai – so heißen die sechs Inseln Hawaiis, die 15 Flugstunden von Deutschland entfernt mitten im Pazifischen Ozean liegen. Hauptstadt des 50. US-Staates (seit 1959) ist Honolulu auf Oahu. Hier leben rund 900.000 der insgesamt 1,4 Millionen Einwohner.

Ankunft in Honolulu

Die meisten Flugverbindungen zu den Inseln gehen über Honolulu. Dass so weit ab im Meer eine derart quirlige Stadt liegt, erwartet man nicht. Wenigstens einen Tag sollte man hier bleiben, mal am weltberühmten Waikiki Beach baden und den Surfern zusehen, vom Diamond Head, einem erloschenen Vulkan, den Blick auf die Stadt genießen und im historischen Downtown den Iolani Palace besuchen, den einzigen Königspalast der USA.

Weiter nach Kauai

Wer nicht die Zeit hat, alle Inseln zu bereisen, und spektakuläre Natur sehen will, muss nach Kauai, 30 Flugminuten von Honolulu entfernt. Die viertgrößte Insel bietet Highlights wie die zerklüftete Napali Coast, den kolossalen Waimea Canyon oder den üppigen Regenwald im Kalalau Valley. Dazu kommen drei sehenswerte botanische Gärten, zahlreiche Wasserfälle und wunderbare Strände wie Poipu Beach im Süden und an der Hanalei Bay im Norden. Für Wanderer ist der 18 Kilometer lange Kalalau Trail direkt an der Steilküste ein echtes Abenteuer, für den man sich online anmelden muss. Nachhaltige Aktivitäten wie etwa Food-Touren zu einheimischen Produzenten organisiert der Anbieter „travel2change“. Infos zu allen Inseln unter gohawaii.com

Hawaii: Die beste Reisezeit

Auf Hawaii ist das Wetter ganzjährig warm und sonnig. Etwas günstiger wird der Urlaub, wenn man die Hauptreisezeiten (Dezember bis März sowie Juli und August) meidet. Zudem ist dann weniger los.

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