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Kultur

Kulturhauptstädte 2023: Südosteuropas verborgene Schätze

Auch im Jahr 2023 wird wieder der Titel „ Kulturhauptstadt” von der Europäischen Union verliehen. Die Gewinner stehen schon fest: Timișoara, Veszprém und Eleusis. Wir nehmen Sie mit in die drei noch recht unbekannten Städte und geben Tipps für den Besuch.

Datum 02.12.2022

Das Kulturhauptstadtjahr 2023 lockt das Publikum nach Rumänien, Ungarn und Griechenland. Die rumänische Stadt Timișoara lockt mit Kunstausstellungen und Diversität, das ungarische Veszprém in der Nähe des Plattensees hat viel mehr zu bieten als Musikfestivals, und Eleusis vor den Toren Athens möchte sich endlich aus dem Schatten der Hauptstadt wagen. 

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Timișoara: Rumänische Perle

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In Temeswar (auch „Timișoara“), einem Industriemagneten mit 300.000 Einwohner:innen am Dreiländereck Rumänien-Ungarn-Serbien, wollen die Programmmacher:innen vor allem die traditionelle Diversität zum Leuchten bringen. Neben Rumän:innen leben in der Stadt mit K.u.K-Flair ethnische Deutsche, Ungar:innen, Serb:innen, Roma, Tschech:innen, Slowak:innen und Bulgar:innen. Fast jedes Temeswarer Kind sprach vor dem Zweiten Weltkrieg mindestens drei Sprachen, darunter auch Jiddisch. Dieses Idiom ist durch die Shoah hier fast verschwunden. 

Temeswar war die Wiege von Stars: „Tarzan“ Johnny Weissmüller (1904-1984) kam hier zur Welt, und zwei Nobelpreisträger:innen machten hier Abitur: die Schriftstellerin Herta Müller sowie der Chemiker und Biophysiker Stefan Hell.

Kulturhauptstadt 2023: Das diverse Temeswar

Als Highlight für 2023 verspricht Bürgermeister Dominic Fritz eine Ausstellung des rumänischen Bildhauers Constantin Brancusi (1876-1957). Am Herzen liegt ihm das Projekt „Wege der Revolution“, das an den Volksaufstand von 1989 erinnern soll. Fertig werde dieses Projekt 2023 aber nicht – wie so viele andere Pläne. Grund der Verzögerungen ist ein seit Jahren dauernder politischer Streit. Blockaden von Geldern behindern die Fertigstellung des Projekts. Dennoch erhofft Fritz sich vom Kulturhauptstadtjahr „neuen Schwung“, den man auch für später mitnehmen könne. Der heute 38-Jährige hat sich nach eigenen Worten schlichtweg „in diese Stadt verliebt“, während seiner Arbeit 2003 als Freiwilliger in einem Temeswarer Kinderheim. „Temeswar ist deutlich europäischer als das Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, weil es sehr viel besser mit Diversität, Mehrsprachigkeit und dem Nebeneinander von Ideen umgehen kann“, schwärmt Fritz im Gespräch mit Journalist:innen. 

Das ungarische Veszprém: Kultur als Chance

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Schwung für den Tourismus erhofft sich auch Gyula Porga, Bürgermeister im westungarischen Veszprém. Zur Eröffnung des Kulturhauptstadtjahres soll es am 21. Januar ein großes Spektakel geben, unter dem Namen „Veszprém-Balaton 2023“. „Balaton“ ist der ungarische Name des Plattensees, nur wenige Kilometer von Veszprém entfernt. „Kulturhauptstadt heißt, kulturelle Antworten auf die Herausforderungen der Zeit zu finden“, meint Porga im Gespräch mit Journalist:inneen. Als Problem nennt er etwa die Abwanderung der Jungen und die schwankende Wertschöpfung des Fremdenverkehrsmagneten Plattensee, die sich auf wenige Sommermonate beschränke. Mit Kultur hingegen könne man sich das ganze Jahr hindurch attraktiv machen.

Kulturhauptstadt 2023: Das charmante Veszprém

Attraktiv ist die Stadt mit 60.000 Einwohner:innen allein schon durch ihre Lage. Sie erhebt sich auf fünf Hügeln, dazwischen schlängelt sich das Flüsschen Sed. Der Stadtkern aus dem 18. und 19. Jahrhundert vermittelt Heimeligkeit. Die Renovierung der imposanten Burg auf einem Berg soll zumindest im Außenbereich bis Anfang 2023 fertig werden. Bisher konnte sich Veszprém nur mit Musikfestivals – von Klassik über Jazz und Chormusik bis zu Straßenmusik – überregional positionieren. Musik soll auch im Kulturhauptstadtjahr den Ton angeben, ebenso wie Gastronomie und Wein: Am hügeligen Nordufer des Plattensees werden so manche Spitzenweine gekeltert.

Eleusis: Hübsche Stadt mit maritimem Flair

„Geheimnisse des Übergangs“ („Mysteries of Transition“) lautet das Motto der Athener Vorstadt Eleusis (auch „Elefsina“). Kulturdirektor Michail Marmarinos verspricht eine „noch nie dagewesene Variante der Institution Kulturhauptstadt Europa“. Sie wird am 9. Februar 2023 eröffnet. Eleusis mit seinen heute rund 30.000 Einwohner:innen war immer mit der rund 20 Kilometer östlich liegenden griechischen Hauptstadt verbunden – und stand stets in deren Schatten. Nun ist man bestrebt, sich aus dieser Randlage zu befreien und eigenständig zu werden.

Kulturhauptstadt 2023: Sagenumwobenes Eleusis

Schon im Altertum spielte Eleusis nur eine Nebenrolle, bot aber eine Besonderheit: Hier fanden damals die „Mysterien von Eleusis“ statt, eine Art Geheimkult, mit dem jährlich die Neugeburt der Natur gefeiert wurde. Diese Riten zogen damals Tausende Athener:innen an.

Die letzte Blütezeit erlebte Eleusis im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Als Kornkammer der Region und wegen des Hafens war die Stadt eines der wichtigsten Industriezentren Griechenlands. Schiffbau, Zementfabriken, Manufakturen und Lebensmittelindustrie liefen auf Hochtouren. Dann aber kam der Untergang: Piräus und Athen absorbierten so gut wie alle Wirtschaftszweige. Der Hafen von Eleusis verkam zum Friedhof für Schiffe. Von den Wracks sind noch heute Dutzende vorhanden. Genau das alles will die Stadt nun als Kulturhauptstadt Europas überwinden. 

- dpa 

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