Torbole: Windsurf-Paradies am Gardasee

Die starke Böen am nördlichen Gardasee waren für das Dorf Torbole lange mehr Fluch als Segen. Bis vor fast fünfzig Jahren die ersten Windsurfer hier ihre Segel setzten und aus dem kleinen Fischerdorf ein Wassersport-Paradies machten. Merian verrät, was es zu entdecken gibt.
Datum27.08.2025

Steife Brise, starke Böen und konstant gute Bedingungen: Als „Windmaschine Europas“ ist der nördliche Gardasee vor allem bei Wassersportlern bekannt und beliebt.  Insbesondere Torbole gilt als einer der besten Segel- und Surfspots Europas. Ein starkes Prädikat für die kleine Ortschaft mit ihren bunten Häusern, die sich wie ein Amphitheater von der Mündung des Sarca-Flusses bis hinauf an den Hang des Monte Baldo ausbreitet. 

Am obersten Zipfel des größten Sees Italiens strecken die Gipfel ihre Füße ins Wasser und schaffen eine fjordähnliche Landschaft, Olivenhaine wachsen an den Hängen, am Seeufer blühen Zitronenbäume. Wir zeigen, was es rund um das malerische Städtchen zu entdecken gibt.

Torbole: Die besondere Thermik des Gardasees

In Torbole finden sich zahlreiche Cafés und Restaurants, doch besonders Wassersportler:innen kommen hier auf ihre Kosten.

Oberhalb von Torbole treffen nördliche Alpenwinde und die warme Luft der Po-Ebene aufeinander: So entstehen eine einzigartige Thermik und die intensiven Windströme, die von März bis Oktober über den See pusten. Durch die steilen Felswände wird die Windstärke zusätzlich potenziert – eine Art Düseneffekt entsteht.

Was bei Urlaubern lange für Unmut sorgte, wurde im Laufe der 70er Jahre ein echter Benefit für den Ort. Surfer und Segler entdeckten die ausgezeichneten Bedingungen und strömten fortan ans nördliche Seeufer. Der einheimische Surf-Pionier Vasco erzählt von seiner ersten Begegnung mit einem Windsurfer Mitte der 70er: „Ich war 16 und mit Freunden draußen auf dem See beim Fischen, als dieses Gerät an uns vorbeizog. Wir hatten keine Ahnung, was das ist. Aber wir wussten: Sowas brauchen wir auch!“ Gemeinsam kauften sich Vasco und seine Freunde eigene Bretter mit Segeln und lernten, damit über das Wasser zu gleiten.

Wer konnte schon ahnen, dass genau dieses Holzbrett das krisengebeutelte Torbole so berühmt machen würde? Der Fischfang war seit Jahren kein gutes Geschäft mehr für die Dorfbewohner. Und „der Wind war in Torbole lange das Synonym für ein Problem. Sobald die Gäste eine Brise spürten, flohen sie“, erinnert sich Vasco. Plötzlich war er die Rettung: Praktisch über Nacht wurde das Fischerdorf Torbole unter Surfern zum Geheimtipp. In den Surfmagazinen stand „Torbole, Lake Garda“ gleich neben Hawaii. Ein gewaltiger Ansturm überrumpelte das Dorf.

Sport in Torbole: Klettern, Wandern, Radfahren

Bei gutem Wind tummeln sich die Surfer:innen vor Torbole.

Nach 2000 flaute der Hype ab – zum Glück für die „normalen“ Besucher. Doch die sportliche Atmosphäre ist geblieben, längst gehört sie zur unverkennbaren DNA von Torbole. Heute locken rund um das einstige Fischerdorf zahlreiche Wander- und Radwege. Zu den beliebtesten Strecken zählen der Busatte Tempesta mit seinen rund 400 Treppenstufen und der Weg zur altertümlichen Festung Forte Batteria di Mezzo

Auch Kletterer kommen auf ihre Kosten, südlich von Nago gibt es zahlreiche Natursteinwände und Tourenanbieter. Wer sich zunächst unter professioneller Anleitung ins Abenteuer stürzen möchte, findet im Busatte Adventure Park gesicherte Klettersteige, Hochseilgärten und einen Mountainbikeparcours mit Blick auf den Gardasee.

Sehenswürdigkeiten in Torbole

Häuser zieren die Promenade von Torbole am Gardasee

Die Surfer:innen und Segler haben in Torbole vor allem das Wasser und die Windfahne im Blick. Dabei gibt es in und um den Ort am Nordufer des Gardasees auch sonst einiges zu entdecken.

So etwa den Hafen von Torbole, der lange ein wichtiger Umschlagplatz und Grenzposten zwischen Venetien und Tirol war. Ein Relikt jener Zeit ist das schmucke Zollhäuschen Casa del Dazio aus dem 18. Jahrhundert. Wer in einem Hotel der Besitzerfamilie Tonelli nächtigt, kann nach Vereinbarung auch das Innere des Gebäudes besichtigen. Das Antonius-Fresko am roten Haus gleich daneben, der Casa Beust aus dem 15. Jahrhundert, stammt vom Berliner Maler Hans Lietzmann. Hier befindet sich auch eine Gedenktafel, die an den Besuch von Johann Wolfgang von Goethe im Jahr 1786 erinnert. 

Eine weitere Sehenswürdigkeit liegt nördlich des Zentrums: Bei den Marmitte dei Giganti handelt es sich um eindrucksvolle Steinformationen, die vom Schmelzwasser der Alpen geformt wurden. Die geologisch spannende Umgebung eignet sich ideal für Ausflüge und leichte Wanderungen. 

Ebenfalls ein beliebtes Ziel für Wandertouren: die Ruinen des Castel Penede. Die historische Verteidigungsanlage nördlich von Torbole bietet fantastische Ausblicke auf den Gardasee. 

Die besten Restaurants und Bars in Torbole

Auch kulinarisch kann Torbole überzeugen. Im Ort finden sich vor mehrere authentische Restaurants, die mit lokalen Spezialitäten und Rezepten arbeiten. Die Trentiner Küche ist für kräftige Eintöpfen und Pasta-Varianten bekannt. Natürlich dürfen auch die passenden Weine nicht fehlen. 

Agritur Madonna delle Vittorie

Weingut, Ölmühle und Restaurant in einem: Vieles, was hier aufgetischt wird, stammt vom eigenen Hof. Rund einen Kilometer vom Seeufer entfernt gibt es bei Madonna delle Vittorie neben diversen Weinen Sekt und Olivenöl, bodenständige Trentiner Küche, handgemachte Pasta und Rindfleisch aus eigener Zucht. Mittags kann man spontan vorbeischauen, abends sollte man besser reservieren.

La Terrazza

Der Name ist Programm. Wer wirklich einen Terrassenplatz mit Seeblick will, sollte allerdings reservieren. Seit fast 30 Jahren ist das Restaurant La Terrazza in der Via Benaco für seine Fischgerichte bekannt: Süßwasserfische aus dem Gardasee werden regional-typisch zubereitet. Zu Polenta etwa wird gerne „Sisàm alla Torbolana“ serviert, Ukelei – eine kleine Fischart – mit Zwiebeln und Essig.

Vineria Rèfol

Der kleine Weinladen mit gemütlicher Bar und guter Beratung ist die beste Adresse für alle, die abends ein gutes Glas Wein trinken wollen – idealerweise draußen an den alten Weinfässern inmitten der Einheimischen.

Wind’s Bar

Das Lokal direkt neben der Straße hat zwar keinen Seeblick, dafür ist immer was los. Morgens gibt’s guten Kaffee, tagsüber Snacks und Eis zu chilliger Musik. Surfer und Biker treffen sich in der Wind‘s Bar gerne zum Aperitif oder zum Feiern mit guten Cocktails am Abend. 

Windsurfen lernen in Torbole

Surf Segnana

Die Bucht westlich der Sarca-Mündung ist ein guter Spot für die ersten Versuche im Windsurfen. Hier bietet Marco Segnana seit über 35 Jahren Surf- und Katamaran-Kurse an. Mittlerweile führt er ein Multisport Center: Ob Bike, Kite, Segelboot, SUP oder Kajak, hier gibt’s die nötige Ausrüstung zum Verleih.

Vasco Renna Windsurfing Center

Von Anfängern bis Profis: In der renommierten Surfschule von Vasco Renna finden alle ein passendes Angebot. Laut dem Experten schafft man es mit einem guten Kurs in etwa vier Tagen, selbstständig und entspannt raus auf den See und wieder ans Ufer zu segeln. Direkt vor der Surfschule liegt ein großzügiger Spot zum Einstieg. Für windfreie Stunden gibt es SUPs und Kajaks.