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Natur

Der Ätna: Tour auf Europas größten Vulkan

Im Hinterland der sizilianischen Küstenstadt Catania ragt Europas größter Feuerkegel mehr als 3.300 Meter in den Himmel: Der Ätna ist der höchste und aktivste Vulkan des Kontinents. Erfahren Sie mehr rund um Touren, mögliche Gefahren und den jüngsten Ausbruch.

Text Mila Krull
Datum 08.09.2023

Auch 500.000 Jahre nach seiner Entstehung ist ihm noch lange nicht die Puste ausgegangen: Der Ätna auf Sizilien zischt, raucht und spuckt Lava und ist Europas größter aktiver Vulkan. Passend dazu ist sein Name, der sich aus dem Indogermanischen ableitet und „brennend“ bedeutet. Die Sizilianier:innen hingegen haben eine weitaus harmlosere Bezeichnung für ihren Vulkan gewählt: „Mongibello“ heißt einfach nur „Berg“.

Doch dieser Berg hat es in sich. Erst im Februar, Mai und August 2023 kam es zu neuen Ausbrüchen. Immer wieder müssen sich Reisende und die rund 300.000 Bewohner:innen der Inselstadt Catania deswegen auf Einschränkungen einstellen. Wir berichten, was eine Reise zu Europas größtem Vulkan mit sich bringt, verraten, welche Ätna-Touren es gibt und geben Tipps für einen Besuch.

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Wo liegt der Ätna?

Blick auf die Altstadt von Catania und im Hintergrund der Gipfel des Ätna © Nova/Unsplash
Den Vulkan immer im Blick: Catania liegt am Fuße des Ätna.

Schon vom Flugzeug aus ist der Ätna gut zu sehen: 3.357 Meter misst der Vulkan, der im Osten der italienischen Insel Sizilien liegt. Diese Region des Mittelmeers wird seit Jahrtausenden von seismischen Aktivitäten geprägt. Auch die Entstehung der Liparischen Inseln nördlich von Sizilien geht auf vulkanische Ursprünge zurück. Tief unter dem Meeresspiegel drückt sich die afrikanische unter die eurasische Kontinentalplatte und sorgt so für massive Spannungen in der Erdkruste. 

Am Fuß des Ätna erstrecken sich die Metropolregion Catania sowie die beliebten Urlaubsorte Taormina, Chianchitta und Riposto. Insgesamt umfasst das Massiv vier Hauptkrater und Hunderte Nebenkrater. Seit 2013 ist die beeindruckende Vulkanlandschaft des Ätna Teil des UNESCO-Weltnaturerbes. 

Wann ist der Ätna zuletzt ausgebrochen?

Der Ätna auf Sizilien spuckt brennende Lava © Piermanuele Sberni/Unsplash
Immer wieder kommt es an den Hängen des Ätna zu Eruptionen.

Es sind spektakuläre Bilder, die regelmäßig die rauchenden Ätna-Krater zeigen. Seit Dezember 2020 kommt es an den Hängen des Vulkans immer wieder zu Eruptionen mit Aschewolken von bis zu 3.700 Metern Höhe. Im Sommer 2023 ereignete sich der jüngste Ausbruch des Ätna. In der Nacht vom 13. auf den 14. August spie der Vulkan eine gewaltige Lavafontäne, wie das Nationale Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV) mitteilte. Auf Bildern und Videos war das orange-rote Flimmern am Gipfel deutlich zu sehen. Im Anschluss regnete es Staub und Asche, weswegen auch der Betrieb am Flughafen Catania zeitweilig ausgesetzt wurde.

Wie gefährlich ist der Ätna?

Ein Krater des Ätna ist aus der Luft zu sehen. © IMAGO/Zoonar
Einer der vielen Nebenkrater an den Hängen des Ätna

Seit rund 60.000 Jahren ist der Ätna durchgehend aktiv und wechselt zwischen milden Ausstößen und hochexplosiven Eruptionen. Der letzte verheerende Ausbruch mit 56 Toten ereignete sich im Jahr 1843. Trotz teils starker Aktivitäten hat der Vulkan in den letzten Jahren keine menschlichen Opfer mehr gefordert. Jedoch wurden Ortschaften, Wälder und Ackerflächen immer wieder zerstört. An der berühmten Seilbahn und der Vulkanwarte richtete der Ätna zuletzt 1971 größere Schäden an. 1987 wurde die Vulkanlandschaft zum Naturschutzgebiet erklärt. Mittlerweile grenzt die Bebauung daher nicht mehr unmittelbar an die Kraterhänge, die meisten Häuser halten den Eruptionen seither stand.

Aktuell ist die Bedrohung durch Tsunamis oder starke Erdbeben rund um den Ätna laut dem auf Sizilien lebenden Vulkanologen Dr. Boris Behncke nicht besonders groß. Auch die Gefahr durch pyroklastische Ströme sei derzeit gering. Höher schätzt der Experte gegenüber der ZDF-Sendung Terra X“ die Möglichkeit einer plinianischen Explosion – also eines Ausbruchs mit besonders hoher Zerstörungskraft – ein. In den vergangenen Jahren sei am Südosthang ein neuer Kegel rasant gewachsen. Dort sei ein solches Szenario denkbar.

Ein wiederkehrendes Problem ist zudem die starke Verschmutzung durch Ascheregen. Nach den jüngsten Ausbrüchen sagte die italienische Regierung den Anwohner:innen im September 2022 zwei Millionen Euro Unterstützung für entstandene Ascheschäden zu.

Der Ätna und die angrenzende Gegend werden wegen der hohen Aktivität rund um die Uhr und streng überwacht. Seitens des sizilianischen Zivilschutzes gibt es umfangreiche Notfall- und Evakuierungspläne, mit denen sich Reisende bei Ankunft vertraut machen sollten.

Touren und Wanderungen zum Ätna

Wanderwege führen auf den Gipfel des Ätna © Matteo Badini/Unsplash
Bergführer:innen bringen Reisende bis auf den Gipfel des Ätna.

Trotz vulkanischer Aktivitäten gilt der Ätna auch aufgrund seiner ständigen Überwachung als sicher. Wer den Ätna im Rahmen einer Tour erkunden will, kann daher aus einer Vielzahl an Angeboten wählen. Egal, ob mit dem Jeep, einem Quad, per Geländebus oder zu Fuß: Die Veranstalter überbieten sich mit außergewöhnlichen Erlebnissen und Ausflügen auf den Vulkan.

Ätna-Tour mit einem Guide

Eine große Auswahl bietet etwa der Veranstalter „Go Etna“, darunter das anspruchsvollere Gipfel-Trekking sowie die „Eco Green Tour“, bei der Wert auf Nachhaltigkeit gelegt wird. Wer gern in kleinen Gruppen bis zu zehn Personen unterwegs ist, kann sich bei „Etna Way“ nach der passenden Tour umschauen. Zur Auswahl stehen verschiedene Ausflüge, deren Dauer und Schwierigkeit alle Zielgruppen anspricht. Auch für Familien mit Kindern sind entsprechende Angebote zu finden. Halbtagestouren und Aktivitäten rund um den Wein des Ätna veranstaltet „Etna People“. 

Shuttle-Services gibt es in der Regel ab Catania, aber auch in Taormina und größeren Hotelanlagen starten die Shuttles der Tourveranstalter.

Ätna-Wanderung auf eigene Faust

Auch ohne Guide und Tour ist eine Wanderung auf dem Vulkan möglich. Vom südlichen Fuß des Ätna aus können Besucher:innen die Station Rifugio Sapienza in rund 1.900 Metern Höhe mit dem Auto oder Shuttlebus erreichen. Dort finden sich Parkplätze (gebührenpflichtig) sowie Gastronomie und Geschäfte. Ab hier starten Wanderwege entlang der Vulkanflanken. Wer weiter hinauf will, kann die Seilbahn sowie Geländefahrzeuge nutzen. Den Gipfel dürfen Wandernde jedoch nur an der Seite von geschulten Bergführer:innen erklimmen. Gipfeltouren starten ab dem Torre Filosofo in 2.900 Metern Höhe, den Wandernde per Geländebus erreichen.

Von Norden erreichen Besucher:innen die Station Ätna-Nord über die Orte Giarre oder Linguagossa. Von dort pendeln Geländebusse zum Vulkanobservatorium, wo ebenfalls Gipfeltouren mit ausgebildeten Bergführer:innen starten.

Helikopter-Flug zum Ätna

Näher kommt man den rauchenden Hauptkratern nicht: Wer den Ätna auf eine ganz besondere Art entdecken will, kann einen Helikopterflug direkt über den Gipfel buchen. Unter den Füßen der Gäste eröffnet sich die extraterrestrisch anmutende Vulkanlandschaft mit ihrem schwarz gelblichem Gestein, den Aschefeldern und rund 100 Spalten und Nebenkratern. Aus der Luft ergibt sich ein spektakuläres Bild der erkalteten Lavaströme und auch die Aussicht auf das türkisfarbene Mittelmeer darf nicht fehlen. Unter anderem bieten „Go Etna“ und „Etna Way“ private Helikopterflüge für Kleingruppen an. Die Preise für dieses spektakuläre Erlebnis beginnen bei 1.100 Euro. 

Mit der Seilbahn auf den Ätna

Eine grandiose Aussicht auf die Vulkanlandschaft mit ihren Lavahängen, den Weinbergen und Kratern eröffnet die Seilbahn am Ätna, die Funivia dell’Etna. Innerhalb von 15 Minuten führt sie Besucher:innen von der Station Rifugio Sapienza im Süden auf die Bergstation La Montagnola in 2.500 Metern Höhe. Erwachsene zahlen für die Hin- und Rückfahrt 50 Euro,Tickets für Kinder (5 bis 10 Jahre) kosten 30 Euro. Wer den Gipfel besteigen will, zahlt für den Transfer im Geländebus und den Service der Bergführer:innen noch einmal extra. Die Seilbahn hat das ganze Jahr über täglich von 8:30 Uhr bis 16:45 Uhr geöffnet. Die letzte Talfahrt startet um 17:15 Uhr. Bei schlechten Wetterverhältnissen oder starker vulkanischer Aktivität bleibt die Bahn geschlossen.

Ätna: Webcam mit Live-Bildern

Schon aus der Heimat auf den Gipfel schauen: Mehrere Webcams rund um den Vulkan zeigen rund um die Uhr Live-Bilder des Ätna auf Sizilien. So können Zuschauer:innen sich auch zuhause ein Bild von der Lage vor Ort, dem Wetter und möglichen Eruptionen machen.

Unterkünfte und Hotels rund um den Ätna

Das Hotel San Domenico Palace am Fuße des Ätna © IMAGO / imagebroker
Das Hotel „San Domenico Palace“ liegt am Fuße des Ätna.

Wer einen Urlaub in unmittelbarer Nähe des Vulkans verbringen will, steuert am besten den Flughafen von Catania an. Von mehreren Städten in Deutschland aus starten regelmäßig Flieger in die sizilianische Küstenstadt. Romantisch umgeben von Gärten und in direkter Strandnähe liegt etwa das „Romano Palace Luxury Hotel“ in Catania.

Gehobene Unterkünfte finden sich auch im malerischen Taormina, darunter das spektakulär in den Klippen gelegene „Atlantis“-Hotel. Einige der exklusiven Suiten verfügen über ein privates Hammam oder einen eigenen Whirlpool. Ebenfalls in Taormina befindet sich das edle „Four Seasons San Domenico Palace“, bekannt aus der HBO-Serie „The White Lotus“. Zwischen Säulengängen, Marmor und Renaissance-Gemälden lässt es sich hier traumhaft urlauben. Wer noch näher an den Vulkan will, kann sich im 5-Sterne-Hotel „Monaci delle Terre Nere“ in einem historischen Landhaus einmieten. Das Öko-Resort liegt direkt am Fuß des Ätna. Die modernen Zimmer, teils mit Lavagestein verkleidet, eröffnen einen beeindruckenden Blick auf die Weinberge am Hang des Vulkans. 

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