Sommersonnenwende: Diese 7 Feste sind eine Reise wert

Während die Sommersonnenwende in Deutschland kaum eine Rolle spielt, zählt das astrologische Ereignis in einigen Ländern zu den wichtigsten Feiertagen des Jahres. Die Ursprünge der veschiedenen Traditionen reichen teils Jahrtausende zurück.
Ob bei den Sonnenfesten in den Anden oder skandinavischen Mittsommerbräuchen: Überall steht die Verbindung von Mensch und Natur im Mittelpunkt. Die Rituale reichen von stiller Meditation bis hin zu ausgelassenen Tänzen bei lodernden Feuern, Musik und Nächten unter freiem Himmel. Wir zeigen sieben besondere Sommerfeste, die eine Reise lohnen.
Sommersonnenwende in Stonehenge

Das ganze Jahr über herrscht in Stonehenge in der südenglischen Grafschaft Wiltshire eine besondere Stimmung. Noch mystischer wird es rund um den Steinkreis aus der Jungsteinzeit, dessen Ursprung und Zweck bis heute Rätsel aufgeben, in der Nacht der Sommersonnenwende. Am 21. Juni, exakt um 4:45 Uhr morgens, erhebt sich die Sonne hinter dem sogenannten „Heel Stone“ und wirft ihr Licht durch den Steinkreis, direkt ins Zentrum der Anlage. Dieser Moment markiert den Beginn des längsten Tages des Jahres. Forschende mutmaßen deshalb, dass die Funktion von Stonehenge der eines Kalenders ähnelt.
Jahr für Jahr zieht das Ereignis bis zu 10.000 Besucher an. Neben Touristen wohnen dem Spektakel unter anderem Performance-Künstler, spirituelle Musiker und neuzeitliche Druiden bei. Und so wird die britische Sommersonnenwende zu einem bunten, sehenswerten Fest aus Trommelkreisen, barfüßigen Tänzen und meditativen Gesängen.
Mittsommer in Schweden

Auch in Schweden wird die Sommersonnenwende bereits seit Jahrhunderten in Form von Mittsommerfesten zelebriert. In Skandinavien beginnt dann die Zeit der „Weißen Nächte“, in denen die Sonne kaum mehr unterzugehen vermag.
Die Feierlichkeiten reichen von privaten Festen über öffentliche Konzerte bis hin zu Ausflügen in die Natur, etwa an die vielen Seen oder auf die Schäreninseln rund um Stockholm. Oft schmücken die Schweden ihre Häuser und Gärten mit Blumen und Girlanden, essen gemeinsam, basteln Blumenkränze und tanzen um die Mittsommerstange („Midsommarstången“). Allgemein steht das schwedische Mittsommerfest für Lebensfreude, Naturverbundenheit und Gemeinschaft. Im Jahr 2025 fällt es auf den 21. Juni.
➝ Hier erzählen wir mehr über Mittsommer in Schweden
Kupala-Nacht: Slawische Sommersonnenwende

In Polen, der Ukraine, Belarus und Teilen Russlands gehört die Kupala-Nacht zu den ältesten Festen des slawischen Kulturraums. Zwar bezieht sich der heutige Name Iwan Kupala auf den christlichen Feiertag von Johannis dem Täufer, doch die Ursprünge des Festes gehen wie anderenorts auf die vorchristlichen Bräuche zurück.
Viele Bräuche beziehen sich auf die Elemente Wasser, Erde und Feuer. Oft wird die Sommersonnenwende an den Ufern von Flüssen gefeiert, denen zu dieser Zeit eine heilende Wirkung nachgesagt wird. Zu den Bräuchen zählt zum Beispiel, dass mit Kerzen bestückte Kränze zu Wasser gelassen werden. Auch Pflanzen spielen in der Kupala-Nacht eine wichtige Rolle. Neben dem Sammeln von Kräutern und Beeren begeben sich Menschen mancherorts auf die symbolische Suche nach der „Farnblume“. Der Legende nach soll diese mythische Pflanze ausschließlich in der kürzesten Nacht des Jahres blühen. Wer sie findet, wird dem Glauben nach mit grenzenlosem Wissen belohnt.
Jaanipäev, Estland

Der Jaanipäev, das estnische Johannisfest, zählt zu den wichtigsten und ältesten Volksfesten Estlands und wird jährlich am 24. Juni gefeiert. Zentraler Bestandteil des Festes sind die weithin sichtbaren Johannisfeuer, die in Städten und auf dem Land entzündet werden, um das Licht, Fruchtbarkeit und den Sieg des Sommers über die Dunkelheit zu feiern.
In ländlichen Regionen wird das Fest oft im Familien- oder Dorfkreis begangen – mit Tanz, Gesang, traditionellen Speisen und dem Erzählen alter Geschichten. Viele Esten zieht es – ähnlich wie die Schweden – in die Natur, wo sie die Nacht durch wach bleiben und Zeit miteinander verbringen, denn der Legende nach bringt eine durchwachte Johannisnacht Glück für das kommende Jahr.
Sankthans, Dänemark

Auch in Dänemark feiert man die Zeit der Sommersonnenwende. Traditionell treffen sich die Menschen am Abend des 23. Juni, um den Sankthansaften zu begehen. Auch hier sind der christliche Gedenktag an Johannes den Täufer mit heidnischen Sonnenwendritualen verschmolzen.
Im Mittelpunkt des dänischen Festes stehen die Sankthans-Feuer, die vielerorts an Stränden, Seen oder auf öffentlichen Plätzen entzündet werden und die Nacht lang lodern. Nicht selten werden auf den Feuerhaufen noch heute Strohpuppen platziert, um symbolisch böse Geister zu vertreiben. Begleitet werden die Feuer von Feierlichkeiten mit Gesang, Musik, Reden und gemeinsamen Essen. Bekannt ist das dänische Lied „Midsommervisen“, das traditionell bei Sonnenuntergang angestimmt wird. Viele Dänen nutzen den Anlass, um mit Familie oder Freunden in der Natur zu feiern – oft mit Picknick, Grill und Meerblick.
Inti Raymi, Peru

Während in Europa die kürzeste Nacht des Jahres ansteht, feiert man auf der Südhalbkugel die längste Nacht des Jahres. In Peru kommen die Menschen zu einem der bedeutendsten Feste Südamerikas zusammen: dem Inti Raymi, dem „Fest der Sonne“. Die Zeremonie geht auf die Traditionen der Inka zurück und würdigt die Rückkehr der Sonne, die in den Anden noch heute als Fruchtbarkeitsgott verehrt wird.
Im Zentrum der Feierlichkeiten steht die peruanische Stadt Cusco. Im historischen Sonnentempel Coricancha beginnt der Tag mit einer aufwändigen Zeremonie, bei der rund 500 Menschen in traditionellen Gewändern Tänze und Rituale aufführen. Anschließend versammeln sich Besucher und Einheimische im Stadtzentrum, wo Reden in der indigenen Sprache Quechua gehalten werden. Den feierlichen Höhepunkt bildet die große Opfergabe auf dem Gelände der Festung Sacsayhuamán. Heute findet die Zeremonie jedoch in moderner Version statt, mit Gaben in Form von künstlichen Requisiten.
We Tripantu, Argentinien und Chile

Das We Tripantu ist das traditionelle Neujahrsfest der indigenen Mapuche, die in den südlichen Regionen Chiles und Argentiniens beheimatet sind. Der Begriff „We Tripantu“ bedeutet „neuer Sonnenaufgang“ oder „Rückkehr der Sonne“ auf Mapudungun und symbolisiert den Beginn eines neuen Naturzyklus.
Das Fest ist tief in der spirituellen Geschichte der Mapuche verwurzelt. Es markiert nicht nur den astronomischen Wendepunkt, sondern auch eine Zeit der Erneuerung, Reflexion und des Dankes an die Natur. Traditionell versammeln sich die Menschen rund um nächtliche Feuer, dazu werden alte Geschichten erzählt, Tänze aufgeführt und Lieder gesungen. In den frühen Morgenstunden begeben sich viele zum Waschen in fließende Gewässer, um sich symbolisch von den Lasten des vergangenen Jahres zu reinigen.