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Erleben

Australiens Great Ocean Road: Tipps für einen unvergesslichen Roadtrip

Die Great Ocean Road hat es in sich! Nicht selten kommt es vor, dass Reisende für die ersten 90 Kilometer bis zu acht Stunden brauchen. Das liegt nicht etwa an den rund 200 Kurven der australischen Küstenstraße. Vielmehr ist es ihre atemberaubende Schönheit, die Reisende immer wieder zum Anhalten zwingt.

Text Mila Krull
Datum 05.02.2025

Rund 100 Kilometer südlich von Melbourne beginnt sie, die legendäre Great Ocean Road, die sich in hunderten Kurven an Australiens Südküste entlang schlängelt. Als eine der aufregendsten Straßen der Welt ist die Route vor allem bei internationalen Reisenden und Backpackern beliebt. Wegen ihrer kulturellen und historischen Bedeutung wurde die Great Ocean Road zudem zum Australian National Heritage erklärt.

Ab dem Startpunkt in der Kleinstadt Torquay gilt für alle Fahrerinnen und Fahrer vor allem eins: „Slow down!“ Nicht nur die teils abenteuerliche Straßenführung und die geschätzt mehr als 200 Kurven erfordern einen behutsamen Fuß am Gaspedal. Die spektakuläre Küstenlinie, die weiten Strände und die charmanten Städtchen laden alle paar Kilometer zu einer kurzen Pause ein. Wir zeigen alle Highlights und geben Tipps für die schönsten Zwischenstopps entlang der Great Ocean Road.

Home of Surfing: Torquay und Bells Beach

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Der berühmte Bells Beach lockt Surfer aus aller Welt nach Victoria.

Noch bevor es überhaupt richtig losgeht, lohnt ein erster Halt am Tor zur Great Ocean Road. So wird die Kleinstadt Torquay auch genannt, die südwestlich von Melbourne den Start der Route markiert. Nicht nur liegt hier eine gut geschützte Sandbucht, die vor allem bei Familien und Badegästen beliebt ist. Auch gilt Torquay gemeinsam mit dem benachbarten – und weitaus wellenreicheren – Bells Beach als Wiege des australischen Surfens. 

Die lokale Erfolgsgeschichte reicht zurück bis in die 1920er Jahre, als Bewohner einfache Holzboote und Bretter nutzten, um die konstant guten Wellen zu reiten. Schnell entwickelte sich die Gegend zum Hotspot des Wassersports. Spätestens seit hier in den 60ern bekannte Sportmarken wie Rip Curl und Quicksilver gegründet wurden, gilt Torquay als absolutes Surf-Mekka. Die bunte Geschichte des Wellenreitens erzählt das National Surfing Museum in einer kleinen, aber interessanten Ausstellung. Und wer sich für den Roadtrip mit der passenden Kleidung ausstatten will, findet in den Outlets der großen Surf- und Skate-Marken sicher ein lässiges Outfit. 

Tipp: Besuchen Sie den Front Beach von Torquay und kehren Sie auf der Esplanade in eines der Lokale ein. Besonders frische und typisch australische Seafood-Gerichte sowie gesundes Frühstück serviert zum Beispiel das Restaurant Doc Hughes

Anglesea und der Great Ocean Road Memorial Arch

© Emily Godfrey/Visit Victoria
Beliebter Foto-Spot: der Memorial Arch an der Great Ocean Road

Südlich von Torquay, vorbei am Point Addis Marine National Park, beginnt die wilde Kurvenfahrt entlang der zerklüfteten Südküste. Im Städtchen Anglesea trifft die Great Ocean Road erstmals auf den rauschenden Pazifik und zeigt ihren Gästen in ganzer Pracht, warum sie so berühmt ist: Goldschimmernder Sand, dramatische Felsen in allen erdenklichen Erdfarben und die hypnotisierenden Wellen, die in perfekten Sets auf die weiten, menschenleeren Strände zurollen. 

Hinter jeder Kurve wartet eine neue spektakuläre Aussicht. Äußerst praktisch also, dass die zuständige Verkehrsbehörde VicRoads alle paar Kilometer einen Lookout errichtet hat. Die Aussichtspunkte sind manchmal auch mit Picknickplätzen und Toiletten ausgestattet. 

Fünf Kilometer südlich von Aireys Inlet erreichen Reisende den ersten berühmten Zwischenstopp des Roadtrips. Der Great Ocean Road Memorial Arch gilt als Wahrzeichen der Panoramastraße und erinnert zugleich an ihre bewegte Geschichte. Zwischen 1919 und 1932 erbauten australische Soldaten, die zuvor im Ersten Weltkrieg gedient hatten, die herausfordernde Küstenstraße. Somit schufen sie nicht nur eine wichtige Verkehrsverbindung im Staat Victoria, sondern auch ein Denkmal für ihre gefallenen Kameraden. Heute zählt der Memorial Arch zu den beliebtesten Fotomotiven entlang der Great Ocean Road. Der angeschlossene Parkplatz ist deswegen ab Vormittag meist überfüllt.

Tipp: Bereits auf den ersten 40 Kilometern der Strecke liegen einige der schönsten Lookouts. Wir empfehlen Land's End oder den Eagle Rock Lookout beim Leuchtturm von Aireys Inlet. 

Zwischenstopp in Lorne

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Blick auf die breite Bucht von Lorne

Ideal für eine Kaffeepause ist der beliebte Urlaubsort Lorne. Wer sich in einem Lokal an der Mountjoy Parade niederlässt, kann nicht nur direkt auf die Great Ocean Road und das Meer schauen, sondern trifft mit hoher Wahrscheinlichkeit auch auf die Stars des Ortes. Lorne ist bekannt für die vielen Gelbhaubenkakadus, die sich hier großzügig niedergelassen und an Menschen gewöhnt haben. Sind sie Gastronomen und Anwohnern eher ein Dorn im Auge, freuen sich internationale Reisende in der Regel über den Anblick der zutraulichen Papageienvögel. 

Übrigens: Zweimal im Jahr wird es im beschaulichen Lorne richtig voll: im November, wenn zahlreiche Schüler aus dem Großraum Melbourne hier gemeinsam ihren High-School-Abschluss feiern. Und am ersten Januarwochenende, wenn der berühmte Schwimmwettbewerb „Pier to Pub“ stattfindet und tausende gut gelaunte Zuschauer an den Strand strömen. 

Tipps: Wem der Sinn nach weiteren Naturwundern steht, biegt fünf Kilometer südlich von Lorne Richtung Swallow Cave und Sheoak Falls ab. Hier warten Bäche, Höhlen und ein Wasserfall.

Lunch-Break in Apollo Bay

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Apollo Bay ist vor allem für frisches Seafood bekannt.

Die Straße führt weiter gen Süden, vorbei an der Küste, die immer wieder neue Formen annimmt. Kurz bevor sich die Great Ocean Road vom Meer abwendet und in den dichten Regenwald des Great Otway National Park abbiegt, erscheint die Bucht von Apollo Bay. Nicht nur wegen der Südkaper und Buckelwale, die hier von Dezember bis März vorbeiziehen, ist der Ort ein beliebter Zwischenstopp. Auch die hiesigen Restaurants ziehen viele Besucher an und servieren – dank der langen Fischereitradition von Apollo Bay –  täglich frische Meeresspezialitäten.

Tipp: Am Abend bietet das Gaze in der Pascoe Street moderne australische Fisch-Gerichte. Wer tagsüber kommt, kann in der Apollo Bay Fishermen's Co-Op den Southern Rock Lobster bestellen, für den die Gegend bekannt ist. 

Great Otway National Park

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Mehrere Rundwege führen durch den dichten Regenwald im Otway National Park.

Von der Küste aus taucht die Great Ocean Road in die dichten Eukalyptuswälder des Great Otway National Park ein. Im Hinterland stehen die Chancen auf tierische Begegnungen – leider oft auch auf der befahrenen Straße – besonders hoch. Mit etwas Glück entdecken Sie Emus, Kakadus und andere Papageien, kleine Beuteltiere wie Wallabys und Langschnauzen-Kaninchenkängurus oder andere außergewöhnliche Australier wie den Kurzkopfgleitbeutler und das nachtaktive Opossum. Äußerst selten hingegen trifft man auf Koalas, die sich meist gut getarnt in den Baumkronen verstecken. 

Tipp: Wer mehr über die beeindruckende Flora und Fauna erfahren will, legt einen Stopp am Maits Rest Rainforest Walk ein. Der gut ausgebaute Spazierweg führt Besucher in einer Schleife vorbei an Jahrhunderte alten Myrtle-Beech-Bäumen mitten durch den Regenwald.

Highlight der Great Ocean Road: Die Zwölf Apostel

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Neben dem Uluru Australiens meistfotografiertes Naturschauspiel: die zwölf Apostel

Kurz hinter dem Örtchen Princetown liegt das unumstrittene Highlight der 243 Kilometer langen Great Ocean Road: die Zwölf Apostel. Gleich mehrere Viewpoints und Looksouts geben den Blick auf die gewaltigen, bis zu 60 Meter hohen Kalksteinfelsen frei, die der erosiven Kraft des Ozeans trotzen. Für das perfekte Foto braucht es zusätzlich noch etwas Wetterglück, denn nicht selten zeigt sich der Himmel hier bewölkt oder gar neblig. Heute ragen übrigens nur noch acht Felsen aus dem Meer empor, denn das unersättliche Salzwasser nagt erbarmungslos am weichen Ufer. Ob es überhaupt jemals Zwölf Apostel waren, ist tatsächlich nicht bekannt. 

Tipp: Wer frei von Höhenangst ist, kann die berühmte Sehenswürdigkeit im Helikopter überfliegen oder sich ein paar Kilometer weiter nördlich beim Skydiven mit Fallschirm ausgerüstet aus dem Flugzeug stürzen. 

Ziel erreicht: die Shipwreck Coast

© William Watt/Visit Victoria
In Schlangenlinien führt die Great Ocean Road an der Shipwreck Coast entlang.

Mit dem Besuch der Zwölf Apostel beenden viele Touristen ihren Roadtrip. Die Great Ocean Road führt offiziell allerdings noch ganze 60 Kilometer weiter, bis sie in Allansford endet

Zumindest den Abschnitt zwischen Ort Campbell und Petersborough sollten Sie nicht links liegenlassen, denn auch an der berühmten Shipwreck Coast liegen ebenfalls viele beeindruckende Buchten. Sehenswert sind zudem die Felsformationen Loch Ard Gorge, Sparks Gully und London Bridge.

Tipp: Für eine ähnliche Stimmung wie rund um die Zwölf Apostel, aber mit weitaus mehr Ruhe und weniger Menschen besuchen Sie die Bay of Islands nördlich von Petersborough. Spannende Informationen rund um die Shipwreck Coast und die hier versunkenen Schiffe erfahren Sie im Flagstaff Hill Museum in Warrnambool.

Hinweise und Informationen zur Great Ocean Road

Autofahren entlang der Great Ocean Road

Australische Mietwagen sind in der Regel mit Automatikgetriebe ausgestattet, was die abenteuerliche Fahrt erheblich vereinfacht. Nichtsdestotrotz sollte man die kurvenreiche, einspurige Straße nicht unterschätzen und sich zuvor ausreichend mit dem australischen Linksverkehr vertraut machen. Wer sich lieber vollends auf die Landschaft konzentrieren will, kann aus einem großen Angebot an organisierten Touren wählen.

Strände und Schwimmen

Zwar laden die vielen einsamen Strände zum Baden ein, doch die heftigen Strömungen vor der Küste Victorias sind für unerfahrene Ortsfremde lebensgefährlich. Gehen Sie daher unbedingt ausschließlich an bewachten Stränden mit entsprechender Beflaggung ins Wasser. Eine Liste aller Küstenabschnitt mit Life Saving Clubs finden Sie auf der Webseite der Great Ocean Road

Versorgung und Tanken 

Die Great Ocean Road verfügt über ein dichtes Versorgungsnetz und eine gut ausgebaute Infrastruktur. Etwa alle 50 Kilometer finden Sie eine Tankstelle und auch E-Ladesäulen stehen unterwegs zur Verfügung. In Australien gibt es gut gepflegte, öffentliche Sanitäranlagen, meist in der Nähe von Picknickflächen, Spielplätzen und Stränden. Führen Sie, auch außerhalb des Autos, ausreichend Wasser mit sich. Zudem sollten Urlauber wegen der hohen UV-Strahlung (auch bei bedecktem Himmel) unbedingt auf nahtlosen Sonnenschutz achten. Zum Schutz der Umwelt, vor allem des Meeres, verwenden Sie am besten Produkte ohne Oxybenzon.

Übernachten entlang der Great Ocean Road

Eine der wichtigsten Regeln entlang der Route: Nehmen Sie sich Zeit! Auch wenn dieser Roadtrip für australische Verhältnisse kurz erscheint, lohnt es sich, mehrere Tage einzuplanen. Schöne Übernachtungsorte gibt es zahlreiche, darunter moderne Lodges, schicke Hotels und gut ausgestattete Campingplätze. In der Hauptreisezeit zwischen Oktober und März sollten Sie vorab reservieren, außerhalb der Saison sind vielerorts auch spontane Übernachtungen möglich. 

Für viel Komfort und eine ansprechende Ausstattung empfehlen wir die Luxus-Suiten im Drift House von Port Fairy, das Boutique-Hotel La Perouse in Lorne sowie die Beachfront-Zimmer im Chocolate Gannets und im Seafarers Getaway.

Ende der Great Ocean Road

Die Great Ocean Road endet offiziell in Allansford. Von hier können Reisende auf selber Strecke zurückfahren. Der weitaus entspanntere und schnellere Weg Richtung Melbourne führt über den ebenfalls einspurigen, aber gut ausgebauten Princes Highway 1.