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Natur

Mallorcas Serra de Tramuntana: Naturwunder und Welterbe

Das Tramuntana-Gebirge im Nordwesten Mallorcas steht für wilde Schönheit und atemberaubende Ausblicke. Hübsche Bergdörfer prägen die Region, die immer touristischer wird.

Datum 19.05.2023

Von Peguera und Andratx über Valldemossa, Sóller und Sa Calobra bis zur Halbinsel Formentor erstreckt sich die Landschaftsregion namens Serra de Tramuntana. Das Gebirge, das ihr den Namen schenkt, macht die hiesige Landschaft zu einer vielseitigen Mischung aus sich windenden Serpentinen, steilen Hängen und friedlich daherkommenden Tälern. Kein Wunder also, dass das Tramuntana-Gebirge längst Welterbe und Naturwunder ist. 

Die Schönheit dieser Region nutzen auch Tourismusbehörden längst für sich: Besonders in der Hochsaison herrscht hier mittlerweile reges Treiben, auch was den Verkehr angeht. Wie wieder für mehr Ruhe und Abgeschiedenheit in der Serra de Tramuntana gesorgt werden soll – und viele weitere Infos – lesen Sie hier.

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Serra de Tramuntana: Höhe und Länge

Lang gezogen wie der Rücken einer Echse liegt das Tramuntana-Gebirge zwischen Andratx und Pollença. Es ist eine 90 Kilometer lange, karstige Gebirgskette, die der umliegenden Region auch über das Gebirge hinaus ihren Namen gibt. Seit über 4.000 Jahren ist die Gegend besiedelt. Der höchste Berg des Tramuntana-Gebirges – und auf ganz Mallorca – ist der 1.445 Meter hohe Puig Major („Großer Berg“).

Geschichte des Tramuntana-Gebirges

Tramuntana Mallorca © Crispin Jones/Unsplash
2011 wurde die Tramuntana von der UNESCO zum Welterbe erklärt.

Bauern und Bäuerinnen, Landarbeiter:innen und Mönche haben einst in der Tramuntana Hänge und Täler erschlossen, Terrassenfelder angelegt, Bewässerungskanäle gezogen. Und sie haben Stätten der Besinnung geschaffen wie die Einsiedelei von Valldemossa, eine halbe Stunde Fußweg von der Küstenstraße Ma-10 entfernt.

Während sich auf der anderen Seite der Insel der Badetourismus entwickelte, trafen sich in den steinigen Buchten der Berge von Tramuntana früher nur Einheimische und Hippies. Mallorca vermarktete Strände und Sangría. Die Berge waren das Hinterland, in das sich kaum ein:e Tourist:in verirrte. Bis in die 1990er Jahre interessierten kaum eine:n Urlauber:in die „herausragenden Beispiele traditioneller, menschlicher Besiedelung“, die den Ausschlag dafür gaben, dass die UNESCO die Tramuntana 2011 zum Welterbe ernannte.

Durch das Tramuntana-Gebirge mit dem Auto: Spektakuläre Küstenfahrt

Mallorca Tramuntana, Serpentinen © Birken/Unsplash
Die Tramuntana darf mit dem Auto befahren werden – es gibt jedoch Pläne, den Verkehr einzuschränken.

Wer heute ein Gefühl dafür bekommen möchte, was die UNESCO zu diesem Schritt bewogen hat, der sollte einmal die Ma-10 entlangfahren, zumindest den bekanntesten Abschnitt, die 20 Kilometer von Valldemossa über Deià nach Sóller. Die Araber legten die Terrassen an, die Dörfer wie Banyalbufar so besonders machen, pflanzten Olivenbäume, Zitrusfrüchte und Gemüse. Später kamen Weinstöcke und Mandelbäume dazu. 

Wichtig: Weil durch den vermehrten Tourismus der letzten Jahre, auch abseits von Palma, immer mehr Privatautos in der Serra de Tramuntana unterwegs sind, gibt es Vorhaben, die Zufahrt einzuschränken. So ist aktuell ein Landschaftsgesetz in Planung, das vorsieht, die Fahrt mit Privatwagen in der Hochsaison zu verbieten. Das gilt jedoch nicht für Reisebusse – ein Besuch des Gebirgszuges wäre bei Eintreten des Gesetzes also noch immer möglich. 

Tourismus in den Höhen der Serra de Tramuntana

Mallorca, Tramuntana, Wolken © Birken/Unsplash
Die Tramuntana ist längst nicht mehr nur ursprüngliche Natur, sondern auch Touristenmagnet.

Die schroffe Natur prägt von jeher die Mentalität der Bewohner:innen. Sie sind das Leben in der Abgeschiedenheit der Täler und in der Isolation der Berghöfe gewohnt. Nun aber müssen sie zusammenarbeiten, um das gemeinsame, von der UNESCO geadelte Erbe zu bewahren. Nur wie lässt sich der neue Status vermarkten, wie an ihm verdienen, ohne dass das Erbe Schaden nimmt? Es sind vor allem die Bewohner:innen der Tramuntana selbst, die eine Antwort finden müssen. Mehr als 90 Prozent der Fläche ist in Privatbesitz, die restliche Fläche mittlerweile – besonders in den Sommermonaten – so stark frequentiert, dass die Einheimischen sich nicht mehr nach Valldemossa oder Sóller wagen.

Eine Studie dazu sieht Tourist:innen als Besucher:innen eines Kulturraums, die diesen sportlich nutzen – beim Radeln, Wandern, Klettern oder Laufen – und danach in Landgütern, Dorfläden oder auf Bauernmessen Orangenmarmelade, Olivenöl oder Mandelpaste aus dem Welterbe kaufen. Das könnte neues Leben in die Berge bringen: Nicht mehr nur Wandernde und Sportler:innen sowie Tagestourist:innen würden sie bevölkern, sondern auch wieder Hirt:innen, Imker:innen oder Bauern und Bäuerinnen.

Projekte für nachhaltige Landschaftspflege

© Markus Voetter/Unsplash
Besucher:innen sind in der Tramuntana gerne gesehen – doch ihre Spuren weniger.

„Wer durch die Berge geht, ohne Spuren zu hinterlassen, ist immer willkommen“, sagt Torneu Pizà. Der Bergführer koordiniert bei Valldemossa ein Projekt für nachhaltige Nutzung und Pflege der Landschaft. Er und seine Mitarbeiter:innen ziehen Zäune gegen die wilden Ziegen, forsten Eichen und Oliven auf und kümmern sich um den Erhalt der Wege.  

Seine Auftraggeber:innen sind vier Grundbesitzer:innen, darunter Amador Morell, der an der Straße zwischen Valldemossa und Deià das Restaurant „Ca’n Costa” betreibt. In der Küche schmort schon das Essen im Topf. Gleich wird seine Tochter den Gäst:innen auf der Terrasse mallorquinische Leckereien servieren. Und ihr Vater wird wie immer zwischen den Tischen umherlaufen, zufrieden in die glücklichen Gesichter schauen und den Gäst:innen dann von seinen Bergen erzählen. Und von den Zeiten, als er hier mit den Einsiedler:innen noch allein war.

Wandern im Tramuntana-Gebirge

Mallorca Tramuntana © Birken/Unsplash
Für Wanderliebhaber:innen ist das Tramuntana-Gebirge auf Mallorca der beste Ort.

Die Serra de Tramuntana bietet sich bestens für Wanderungen ab – egal, ob es nun kurze Routen oder Mehrtageswanderungen sein sollen. Drei Highlights stellen wir Ihnen vor. 

Von Deià nach Sóller: Der auf acht Tagesetappen ausgelegte Fernwanderweg GR221 führt 150 Kilometer durch die Tramuntana. Eine besonders schöne Etappe verbindet Deià und Sóller – dreieinhalb Stunden lang geht es durch Oliven- und Orangenhaine. 

Von Son Marroig zur Punta de Sa Foradada: Vom Landgut Son Marroig zwischen Deià und Valldemossa geht es hinunter zur Halbinsel Sa Foradada, die wegen ihres Felslochs berühmt ist. Ein Abstieg mit herrlichen Ausblicken wartet auf Wandernde.
Insgesamt dauert diese Wanderung 2,5 Stunden. Wanderer:innen müssen ein Eintrittsticket (4 Euro) für das Landgut lösen. 

Zum Galatzó: Eine anspruchsvolle, aber ebenso eindrucksvolle Tour führt zum 1.026 Meter hohen Galatzó. Diese Route erfordert hohe Trittsicherheit. Sie startet nahe Estellencs an der Ma-10 bei Kilometer 97 und dauert vier Stunden.

Bergdörfer und Stauseen: Highlights in der Tramuntana

Stausee im Tramuntana-Gebirge © iStock/cinoby
Die beiden Stauseen am Fuß des Puig Major sind atemberaubend schön.

Je nachdem, wo Sie in der Tramuntana unterwegs sind, können Sie die schönsten Orte der Insel erkunden. Empfehlenswert ist ein Abstecher ins schönste Bergdorf Mallorcas: Valldemossa. Hier scheint die Zeit inmitten mittelalterlicher Gebäude und kopfsteingeplfasterter Gassen stehen geblieben zu sein. Oder Sie fahren von Palma aus mit dem historischen Ferrocarril nach Sóller – im späten Winter oder Frühling lässt sich währenddessen mit Glück die Orangenernte am Wegesrand beobachten. Auch Deià, Andratx und Pollença sind absolut sehenswert.

Neben diesen pittoresken Orten sind aber auch die beiden Stauseen am Fuß des Puig Major ein Highlight in der Serra de Tramuntana. Der Gorg Blau und der Embalse de Cúber ziehen Besucher:innen mit türkisblauem Wasser in ihren Bann. Mit einem Kanal sind die beiden Seen verbunden; die fungieren als Wasserspeicher für die Inselhauptstadt Palma

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