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Städtereisen

Sloweniens schönstes Trio: Piran, Koper und Izola

Im Südwesten Sloweniens, an der tiefblauen Adria, liegen die Traumstädte Piran, Koper und Izola – und bilden das schönste Städtetrio des Landes. Geheimtipps und Wissenswertes erfahren Sie hier.

Datum 30.03.2023

Sloweniens Küstenstädte sind vielfach unterschätzt, aber haben so vieles zu bieten: prächtige Barockbauten, Strände zum Sonnenbaden, charmante Cafés und ganz viel Geschichte, die hier noch immer in der Luft liegt. Piran, Koper und Izola haben jeweils ihre ganz eigene Anziehungskraft, eines ist ihnen aber gemein: Sie warten mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten und Plätzen zum Entspannen auf, sind dabei aber noch nicht touristisch überlaufen. Unsere Geheimtipps für die schönsten drei Städte in Slowenien gibt‘s hier. 

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Die Romantische: Piran

Piran in Slowenien, Abenddämmerung, von oben © Dimitry Anikin/Unsplash
Piran ist eine Stadt für Romantiker:innen – eben genau wie Venedig.

Wer Piran verstehen will, muss zuhören können: dem Meer, das an windigen Tagen so hoch über die Kaimauer spritzt, dass Muscheln auf den Hotelbalkonen landen. Dem Hall der Schritte in den engen Höfen und Gassen. Dem vielstimmigen Plätschern und Gurgeln in den Regenrinnen. Und er muss die Salzluft einatmen, bis der Boden unter den Füßen zu schwanken beginnt, als wär er ein Schiffsdeck.

Gar nicht so abwegig. Denn wo heute die Marmorplatten des Tartini-Platzes liegen, war früher das Hafenbecken. Und wenn es stürmt, steht das Adriawasser hier knöchelhoch, als wär's ein Stück vom venezianischen „Acqua Alta“. Kein Zufall: Vom 13. bis ins 18. Jahrhundert gehörte Piran, genau wie seine Schwesterstädte Izola und Koper, zur Republik Venedig. 1797 kamen die Habsburger an die Macht. Sie schütteten das veralgte Becken zu, verlegten den Hafen ein paar Meter weiter und errichteten Regierungsbauten rund um den Platz.

Reminiszenz an Venedig

Auch an die Venezianer:innen erinnert manches: Auf dem Altstadthügel thront der Turm der Georgskirche wie eine Miniaturausgabe des Campanile vom Markusplatz. In den Gassen leuchten die Palazzi ochsenblutrot und adriablau, dekoriert mit Spitzbogenfenstern und geflügelten Steinlöwen. „Beneanka“ (Venezianerin) heißt der berühmteste von ihnen.

Ein Kaufmann aus Venedig soll ihn für seine Geliebte gebaut haben, und die Liaison sorgte für Tratsch. „Lasst sie doch reden“, sprach der Bauherr – diese Worte im venezianischen Dialekt stehen bis heute an der Fassade. Das dachte sich wohl auch der Geiger Giuseppe Tartini, der etwa 300 Jahre später gleich nebenan zur Welt kam. Seit mehr als hundert Jahren hält seine Bronzestatue Wind und Wetter stand, das Instrument hat er trotzig hinter dem Rücken versteckt. Eines Tages wird er darauf wieder seine Teufelstriller-Sonate spielen, so die Legende – aber erst, wenn in der Kirche des heiligen Georg eine Jungfrau ihr Ja-Wort gibt. Aber Liebe vor der Ehe scheinen auch die jungen katholischen Slowen:innen zu lieben.

Highlights in Piran

Im Sommer ist die Landzunge mit der Altstadt von Badelustigen belebt – dann verwandelt sich die graue Asphaltpromenade in einen bunten Strand, liegen die Menschen auf Luftmatratzen, Handtüchern und Liegestühlen – das Gesicht zur kühlenden Adria gewandt. Gegen Abend lockt das nahe Franziskanerkloster Romantiker:innen an: Konzerte bringen den Kreuzgang zum Klingen, die tief stehende Sonne taucht das Gemäuer in ein Licht wie auf den Bildern alter Meister:innen. Auch die Kaffeehäuser Pirans können sich sehen lassen – Habsburg lässt grüßen. Im „Tartini“ sitzen alte Herren bei der Zeitungslektüre, während auf einem Drehteller ein einsames Stück Sahnetorte seine Kreise zieht. Wenn es kälter wird, geht man ins schicke „Caffe Neptun“ und nippt am Caipirinha – Hochsee-Feeling inklusive.

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Piraner Panorama: Klassizistische Fassaden und der Turm der St.-Georgskathedrale begrüßen die von See kommenden Besucher:innen.
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Im Zentrum von Piran ist die Anlage des alten Hafenbeckens noch zu erahnen – genau dort, wo die ovale Piazza ist.
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Der Tartini-Platz, gesäumt von venezianischen Palazzi und Straßencafés, ist der Mittelpunkt von Piran.

Die Geheimnisvolle: Koper

Prätorenpalast der Stadt Koper, Slowenien © iStock/cunfek
Das wahrscheinlich schönste Gebäude der Stadt ist der Prätorenpalast.

Beginnt ein Märchen mit den Worten „Es waren einmal drei Schwestern", dann weiß man gleich: Eine ist anders als die anderen. Scheu, geheimnisvoll – aber mit einer besonderen Gabe. Diese andere Schwester ist Koper: auf den ersten Blick eine gesichtslose Industriestadt. Auf den zweiten Blick eine magische Zeitmaschine.

Der zentrale Platz in der weitgehend verkehrsberuhigten Altstadt heißt „Titov trg“ wie zu Zeiten des früheren Staatsgründers – mittlerweile eine exotische Ausnahme in Ex-Jugoslawien. Doch damit fängt die Zeitreise erst an. Der Tito-Platz ist ein steinernes Bilderbuch, die Fassaden mit ihren Fresken und Inschriften erzählen Geschichten von weltlicher Macht und geistlicher Autorität. Noch liegen einige der Gebäude im Dornröschenschlaf, mit zerbrochenen Fensterscheiben und rieselndem Putz, doch schon bald soll es hier wieder aussehen wie zu vergangenen Glanzzeiten. Der Prätorenpalast überrascht mit einer ungewöhnlichen Zinnenkrone und seiner zweigeteilten Fassade, in der Gotik begonnen und in der Renaissance zu Ende gebracht. Das schönste Gebäude Kopers wurde 2001 renoviert; heute befinden sich im Erdgeschoss das Touristeninformationszentrum und eine alte Apotheke, im ersten Stock finden Sie zum Beispiel einen Trauungssaal für standesamtliche Hochzeiten. Dem Palast gegenüber liegt die Domkirche, die im Lauf der Jahrhunderte immer größer und wuchtiger ausgebaut wurde. Auch der romanische Wehrturm auf dem Platz hat eine neue Funktion: Er macht sich jetzt hervorragend als Glockenturm. Wer hinaufsteigt, wird mit einem herrlichen Blick über die Altstadt belohnt. 

Geheimtipps für Koper

Wir treffen Diana, eine Ethnologiestudentin, die in Koper lebt. Die Vorlesungspausen verbringt sie am liebsten auf der überdachten Prachtterrasse des „Golden Loggia“. Im 15. Jahrhundert trafen sich hier die Stadtoberhäupter aus dem Prätorenpalast mit Würdenträgern im Ruhestand und beratschlagten: Sollte man die Flotte erweitern, Fisch nach Genua verkaufen, nach Rom pilgern? Zu Zeiten der Habsburger wurde die Loggia ein Kaffeehaus, hier dachte der französische Dichter Stendhal über neue Romanfiguren nach. Liegt auch nahe: Der Platz ist die perfekte Open-Air-Bühne; seit 500 Jahren steht auf dem Spielplan: das Leben. Kleinkinder jagen nach Tauben, Einheimische unterhalten sich in ihrer Mittagspause über die Café-Tische hinweg. 

Kämen plötzlich zwei venezianische Würdenträger in raschelnden Gewändern um die Ecke, es würde nicht verwundern. „Hier kann ich mir am besten vorstellen, wie es im 15. Jahrhundert ausgesehen hat“, sagt Diana. Zu einem Koper-Bummel gehört auch ein Abstecher zur Kellerei „Vinakoper“. In der Probierstube mit den langen Holzbänken tischt die Verkäuferin Brot und luftgetrockneten Schinken auf, dazu den weißen Cuvée „Plemenito Belo“, der nach Birnen und Honig schmeckt. Danach ein Glas vom roten „Refosk“. Auf den ersten Schluck staubtrocken. Auf den zweiten mit einem durchdringenden Aroma von Kirschen und Waldfrüchten. Manchmal lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Das gilt nicht nur für Wein.

Die Quirlige: Izola

Izola an der Adria, Slowenien © Marc-Oliver Schulz
Ein Traum nicht nur für Segler:innen: Izola lockt mit idyllischer Altstadt, moderner Marina und dem unverwechselbaren Blau der Adria.

Izola ist eine Postkartenschönheit, mit mittelalterlichen Kirchtürmen und venezianischen Palazzi. Im Yachthafen dümpeln aufgemotzte Wasserspielzeuge aus aller Welt neben Fischerbooten mit Außenbordmotor, tanzen Sonnenkringel auf den Wellen. Nur das Promenadenrestaurant „Parangal“ schaut aus, als sei die Tito-Zeit stehen geblieben: Stühle mit orangefarbener Plastikbespannung, ein Leuchtkasten mit Fotos von Pommes mit frittierten Calamari. Doch der verstaubte Eindruck täuscht: Die Seezungen sind so frisch, dass sie beinahe vom Teller schwimmen.

Künstler:innen treffen sich in der Weinbar „Manzioli“ in der Altstadt. Man trinkt Espresso aus blauweißen Tässchen, lümmelt in Korbstühlen und beobachtet das Treiben auf dem Platz. Laute Stimmen, lebhafte Gesten – die Küstenbewohner:innen gelten als „Italiener Sloweniens“. Von hier aus kann man sich wunderbar durch die Altstadtgassen treiben lassen, vorbei an Palazzi mit bröckelndem Putz und kleinen Bars, in denen es nach Kaffee, Knoblauch und Reinigungsmittel riecht. Das schönste Gebäude ist der Palais Besenghi degli Ughi mit seiner verschnörkelten Barockfassade und den schmiedeeisernen Fenstergittern. Die Musikschule von Izola ist im Palais untergebracht, ebenso dient er als Location für Hochzeiten. Ein Traum für Bücherfreund:innen: Im Inneren lagert eine 3.000 Bände umfassende Prachtbibliothek.

Daneben windet sich eine Gasse mit von Moos überwuchertem Kopfsteinpflaster hinauf zur Pfarrkirche St. Maurus („Cerkev Sv. Mavricij“), die ein wenig groß geraten ist für das Fischerstädtchen. Auf dem Vorplatz mit den Kastanienbäumen trifft sich sonntags nach der Messe „tout Izola“: Großmütter, geschmückt mit ihren besten Kopftüchern, junge Mütter, die mit dem hübschen Priester plauschen, ein typisch mediterranes Bild. 

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