Geheimtipps in Frankreich: Diese 7 Orte versprechen noch Ruhe

Abseits von Paris und anderen Touristen-Hotspots wie der Provence versprechen die folgenden sieben Orte noch Abgeschiedenheit und Ruhe. 
Text Milena Härich
Datum21.05.2025

Romantische Kleinstädte mit mittelalterlichen Gebäuden und verschlungenen Gassen, naturbelassene Strände mit Blick auf den Atlantik oder weitläufige Landschaften voller surreal wirkender Felsformationen aus Ockergestein: Über fehlende Vielseitigkeit können Reisende sich in Frankreich wohl kaum beschweren.

Und doch sind es immer wieder dieselben Orte und Sehenswürdigkeiten, die zur Hochsaison überfüllt sind und keine Luft zum Atmen lassen. Grund genug also, sich Frankreich mal aus einer anderen Perspektive anzuschauen – und einen Blick auf die noch unbekannten Orte des Landes zu werfen.

Ob Städte, Landschaften oder Gärten: Hier kommen sieben Geheimtipps für unser Nachbarland. 

1

Oingt: Romantisches Dorf in Goldgelb

Die ockerfarbenen Steinwände der Häuser sind mit blühenden Pflanzen geschmückt: Willkommen in Oingt.

Nordwestlich von Lyon, im gleichnamigen Val d’Oingt, liegt dieses kleine Dorf. Durch seine Auszeichnung als eines der „Plus Beaux Villages de France” („die schönsten Dörfer Frankreichs”) ist seine Bekanntheit zugegebenermaßen gestiegen. Dennoch ist in Oingt nicht mit Besuchermassen zu rechnen; die kopfsteingepflasterten, engen Gassen hat man oft sogar für sich allein. Eine Besonderheit sind die ockerfarbenen Gebäude, die im Licht des Sonnenuntergangs goldgelb scheinen. Oingt befindet sich nämlich im Gebiet der „pierres dorées”, im „Land der goldenen Steine”. So wird die Region oberhalb von Lyon häufig genannt, weil sie reich an ockerfarbenenen Kalksteinen ist – die dann auch für den Bau von der hiesigen Häuser genutzt wurden. Die Ursprünge des Dorfes reichen bis ins 10. Jahrhundert zurück.

Oingt befindet sich auf einem Hügel im Beaujolais, einem der wichtigsten Weinanbaugebiete von Frankreich. Eine hervorragende Aussicht genießen Besucher etwa vom Burgturm, einem Überbleibsel einer alten Festung, aus. Besonders für Kunstliebhaber ist ein Besuch empfehlenswert, an zahlreichen Ecken des Dorfes befinden sich Ateliers und Galerien zum Stöbern. 

Übrigens: Hier haben wir die schönsten Dörfer in ganz Frankreich – inklusive Oingt – für Sie zusammengetragen.

2

Geheimtipps in Frankreich: Épinal in den Vogesen

Ein wunderschöner Sommertag in Épinal, mit Blick auf den Fluss Mosel.

Obwohl Épinal die Hauptstadt des Départements Vosges ist, gehört sie nicht gerade zu den Top-Urlaubsorten in Frankreich. Dabei hat sie so viel zu bieten: Mittelalterliche und klassizistische Gebäude säumen die Mosel, die durch die 32.000-Einwohner-Stadt fließt, und zahlreiche Parks und Waldgebiete laden zur Naherholung ein. Gleichzeitig ist Épinal der Geburtsort der sogenannten Volksdrucke, die ab dem 18. Jahrhundert entstanden. Sie bildeten häufig religiöse oder moralische Themen in kontrastreichen Farben ab; noch heute nutzt man in Frankreich übergreifend den Begriff „Images d’Épinal” für diese Art der Kunst. Jean-Charles Pellerin druckte diese Bilder damals in Massenproduktion in Épinal und ging mit ihnen hausieren. Heute zeugt die Druckerei Imagerie d'Épinal aus dem Jahr 1796 davon: Sie fungiert als Museum, in dem Gäste sich ein Bild über den damaligen Druckprozess machen können.

Sehr sehenswert sind die Basilique Saint-Maurice aus dem Mittelalter sowie die Place des Vosges. Einen hervorragenden Ausblick haben Sie vom Château d’Épinal. Épinal ist eine der grünsten Städte in der Region, der Parc du Château ist ein beliebter Ort für Spaziergänge, zum Joggen und Radfahrern gleichermaßen. Von Épinal aus lassen sich außerdem bestens Kanufahrten oder Bootstouren auf der Mosel organisieren. 

3

Die Gärten von Marqueyssac

Märchenhaft: die Gärten von Marqueyssac mit dem gleichnamigen Schloss.

Wie in einem Märchen fühlen Besucher sich, wenn sie am Abend durch die illuminierten, labyrinthartigen Buchsbaum-Pfade dieser Parkanlage wandeln oder vor dem Schloss von Marqueyssac stehen. Die Gärten von Marqueyssac sind unter Botanikern zwar kein Geheimtipp mehr, aber dennoch als Ausflugsziel noch unterschätzt. Dabei liegen sie eingebettet in eine wunderschöne Region: Die Schlösser, die malerischen Dörfer und die gesamte Landschaft des Périgord Noir bieten sich für einen Frankreich-Urlaub bestens an. Durch die schiere Größe des Gartens – rund 22 Hektar misst die Anlage – verteilen sich Besucherströme sehr gut, es wird hier nie zu voll.

Die Gärten und das Schloss von Marqueyssac thronen auf einem rund 130 Meter hohen Felsvorsprung über dem Fluss Dordogne, weshalb sie häufig auch als die „hängenden Gärten von Marqueyssac” bezeichnet werden. Besondere Bekanntheit haben die Buchsbaumgärten erlangt: Hier gibt es mehr als 150.000 von Hand geschnittene Exemplare. Sie sind vielfach in besonderen Formen wie Kugeln oder Wellen anzutreffen und säumen geschwungene Pfade. An einigen Stellen ähneln sie einem Irrgarten. Die Parkanlage beherbergt aber auch Bereiche, die mehr auf Wildwuchs statt auf akkurat zugeschnittene Pflanzen setzen. Rund sechs Kilometer Spazierwege schlängeln sich durch die Gärten von Marqueyssac. 

Das Schloss Marqueyssac wurde im 18. Jahrhundert erbaut und im 19. Jahrhundert durch romantische Elemente ergänzt. Es ist mit den hübschen Lauze-Ziegeln gedeckt, die für die Region typisch sind. Immer wieder finden sich hier Pavillons, Aussichtsterrassen oder Teiche. Besonders schön ist der Besuch im Sommer zur Veranstaltung „Nocturnes aux Chandelles”: Dann öffnen die Gärten von Marqueyssac noch spät abends ihre Tore und werden von Tausenden Kerzen beleuchtet.

marqueyssac.com

4

Eiland im Golf von Morbihan: Île de Berder

Die Île de Berder ist eine Ruheoase: Vor der Küste erstreckt sich das ruhige blaue Meer, Boote liegen friedlich in der Ferne.

Wer nach einer abgelegenen und ursprünglichen Insel in Frankreich sucht, wird im Golf von Morbihan in der Bretagne fündig. Für einen ganzen Urlaub ist die Île de Berder vor der Küste von Larmor-Baden zwar nicht geeignet – dafür fehlt es ihr an Infrastruktur –, doch für einen Tagesausflug sollte sie dringend auf der Bucket List stehen. Ein bisschen Planung ist notwendig, um das Eiland zu besuchen, denn das ist nur bei Ebbe möglich: Dann wird die Passage freigespült, die die Île de Berder mit dem Festland verbindet. Besucher sollten also dringend die Zeiten der Gezeiten überprüfen, denn es gibt hier keine Küstenwache, Eigenverantwortung zählt. Bei einsetzender Flut wird der Spaziergang auf oder von der Insel schnell gefährlich.

Die Insel ist mit rund 250.000 Quadratmetern Fläche schnell umrundet. Zeit sollte man sich hingegen dafür nehmen, die Natur aufzusaugen, etwa bei einem Picknick. Neben Sandbuchten finden sich auf der Île de Berder auch grüne Landschaften wie Wälder und Wiesen. Es gibt bis auf die Chapelle Sainte-Anne im Nordosten der Insel keine Sehenswürdigkeiten, aber auch keinen Autoverkehr. 

Ferienhäuser und Restaurants gibt es in Larmor-Baden, von hier aus legen immer wieder Boote ab, die den Golf von Morbihan durchqueren und beste Aussichten auf die Insel bescheren.

Übrigens: Hier finden Sie noch mehr Infos über den Golf von Morbihan und die Île de Berder.

5

Colorado Provençal de Rustrel: Die etwas andere Provence

Im Colorado Provençal de Rustrel finden sich beeindruckende Ockerfelsen in warmen Erdtönen, die an Nationalparks aus den USA erinnern.

Nein, das hier ist kein Nationalpark in den USA – auch wenn die Landschaft dem Grand Canyon und seinem Colorado Plateau überraschend ähnlich sieht und diesem Umstand ihren Namen verdankt. Bei dem Anblick dieses Terrains, das aus bizarren Felsformationen, kleinen Höhlen und Feenkaminen, die man sonst eher aus Kappadokien kennt, besteht, denkt man nicht direkt an Frankreich. Der Colorado Provençal de Rustrel befindet sich in der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur und bildet das Gegenteil von dem ab, was die meisten Reisenden sich unter der Provence vorstellen: lavendelfarbene Felder, so weit das Auge blickt. 

Farbenfroh geht es jedoch auch hier zu, die verschiedenen Feenkamine und Felsen erstrahlen in Gold, Orange, Rot, Gelb, Weiß und sogar Lila. Sie sind Überbleibsel eines einst überaus wichtigen Ockerabbaugebiets, noch bis ins 20. Jahrhundert wurde das Verwitterungsprodukt hier abgebaut. Natürliche Erosion tat ihr Übriges, und so ist die surreal wirkende, karge Natur hier entstanden. Rundherum erstrecken sich kleine Kiefernwälder, die für Abkühlung sorgen. 

Durch den Colorado Provençal de Rustrel führen zwei verschiedene Wanderrouten. Wandernde sollten darauf achten, nur auf den gekennzeichneten Wegen zu gehen. Außerdem wichtig: Hunde sind hier erlaubt, aber nur an der Leine. Tipp: Wer mehr über den Ockerabbau erfahren will, kann das nahe gelegene und ebenfalls sehenswerte Städtchen Roussillon besuchen – dort informiert ein Ockermuseum über die Geschichte dieses Rohstoffs.

coloradoprovencal.fr

6

Dentelles de Montmirail mit dem Dorf Gigondas

Ein Paradies für Aktivurlauber: die Bergkette Dentelles de Montmirail.

Eine weitere Empfehlung für Wandernde: die Bergkette namens Dentelles de Montmirail, ebenfalls in der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur. Spitze Felsnadeln aus Kalkstein ragen steil in die Höhe und werden von Thymian, Kiefern und Lavendel gesäumt. Das Gebirge wurde durch Erosion geformt und verdankt seinen Namen seiner Gestalt: „Dentelles” bedeutet „Spitzen”. Der höchste Punkt ist der Crête de Saint Amand mit 732 Metern. 

Unter Wandernden und Kletternden ist die Bergkette durchaus bekannt, doch hier ist man häufig noch mit der Natur allein – es geht viel weniger touristisch zu als auf dem nahen Mont Ventoux. Insgesamt gibt es rund 650 verschiedene Kletterrouten, langweilig wird es also nie. Und auch Wanderpfade für jeden Schwierigkeitsgrad sind vorhanden. 

Machen Sie unbedingt einen Abstecher nach Gigondas. Das Dorf liegt den Dentelles de Montmirail zu Füßen und gehört zu den Côtes du Rhône Villages, einem wichtigen Weinbaugebiet in Frankreich. Rund um Gigondas erstrecken sich Weinreben und -güter, die zum Teil zu Verkostungen einladen. Das Kleinod selbst punktet mit charmanten, mittelalterlichen Gassen sowie alten Steinhäusern. Hübsch anzusehen ist auch die Kirche namens Église paroissiale Saint-Catherine-d'Alexandrie. Trotz seiner überschaubaren Größe hält Gigondas mehrere Bistros und Weinbars bereit.

7

Geheimtipps in Frankreich: Baie de Somme

An der Somme-Bucht tummeln sich viele Seehunde – bitte nur aus der Entfernung beobachten.

Die Baie de Somme (deutsch: Somme-Bucht) befindet sich in der Region Hauts-de-France an der nördlichen Atlantikküste von Frankreich. Dort, wo der Fluss Somme in das raue Meer des Ärmelkanals mündet, sind die Ferienhäuser und Strände noch weniger frequentiert als etwa in der beliebten Bretagne. Die Natur ist ursprünglich, die Baie de Somme ist offiziell als „Grand Site de France” ausgezeichnet und steht deshalb unter besonderem Schutz. Neben ursprünglichen Strandabschnitten finden Reisende hier Salzwiesen, Dünen, Watt und Sümpfe, die von den Gezeiten geformt werden. 

Mehr als 300 unterschiedliche Vogelarten haben in der Baie de Somme ihr Zuhause gefunden. Doch nicht nur das, auf diesem beschaulichen Fleckchen Erde leben außerdem Seehunde. Die größte Kolonie lässt sich von der Pointe du Hourdel aus beobachten, jedes Jahr im späten Frühling dann mit neugeborenen Seehunden. Aber: Nutzen Sie nur die dafür vorgesehenen Aussichtspunkte und lassen Sie immer eine respektvolle Distanz zwischen sich und den Tieren. Regelmäßig werden geführte Gezeitenwanderungen mit Robbenbeobachtung ab Le Hourdel oder Saint-Valery-sur-Somme angeboten.

Die Somme-Bucht bietet beste Bedingungen für pure Entspannung, aber auch zum Wandern, Radfahren und zum Reiten. Touristen – obwohl es davon hier noch nicht allzu viele gibt – nutzen immer gerne die historische Schmalspurbahn namens „Chemin de Fer de la Baie de Somme“, die an der Küste entlangführt. Besonders schöne kleine Fischerörtchen sind Saint-Valery-sur-Somme, Le Crotoy und der Badeort Cayeux-sur-Mer.