Völklinger Hütte: Einzigartiges Industriedenkmal im Saarland

Als erstes Industriedenkmal wurde die Völklinger Hütte 1994 zum Welterbe erklärt, Ralf Beil ist seit fünf Jahren ihr Generaldirektor. Seitdem kommen die Ideenmaschine und das Gedankenkino bei ihm nicht mehr zum Stillstand. Merian hat mit ihm gesprochen.
Datum23.08.2025

Die Völklinger Hütte ist ein Ort, an dem Geschichte sichtbar bleibt. Zwischen Hochöfen, Rohren und Stahlgerüsten zeigt sich eindrucksvoll, wie sehr die Industrialisierung das Saarland geprägt hat. Wo einst Eisen gegossen und Schicht um Schicht gearbeitet wurde, öffnen sich heute Räume für Kultur, Kunst und Erinnerung. Das Nebeneinander von Industriearchitektur und neuem Leben macht die Anlage zu einem einzigartigen Erlebnis. 

Generaldirektor Ralf Beil gibt uns einen Einblick in die Völklinger Hütte und ihre Zukunft.

„Jeder Gang durch die Anlage bringt Neues zutage“

Ralf Beil, Generaldirektor der Völklinger Hütte

Merian: Was genau ist die Völklinger Hütte? 

Ralf Beil: Wir sind eine gigantische Bewusstseinsmaschine des menschengemachten Zeitalters, ein Mikrokosmos der die Welt in sich trägt. Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, hier hängt alles zusammen. 

Sie sind seit fünf Jahren Direktor. Was hat sich seitdem in der Hütte verändert? 

In der Gebläsehalle haben wir 30.000 Fliesen freigelegt und die Tiefgeschosse geöffnet. Wir haben neue Wege geschaffen: im Paradies, unserem Ort der Natur, über den Sinterkühler, die Kokerei und auf den Betonkohlenturm. Die Hängewagenwerkstatt wurde mit einer Rauminstallation von Rémy Markowitsch erschlossen. Auch die Trockengasreinigung und der Hochofenleitstand sind nun zugänglich, und wir haben einen neuen Eingang mit Shop, Café und Dauerausstellung.

Entdecken Sie selbst noch Neues? 

Ja, wir haben sieben Kilometer Besucherwege – der nicht zugängliche Bereich ist aber mindestens doppelt so groß. Da hängt manchmal noch die Arbeiterjacke im Staub des einstigen Pausenraums. 

Ist die Hütte auch ein Museum? 

In gewisser Weise ja, wir haben eine wachsende Kunstsammlung und zeigen Dauerausstellungen. Die Themen der Wechselausstellungen sind immer eine Parallelspur zur Bedeutung der Hütte, so wie X-RAY ab November. Hier im Werk gab es einen Röntgenbunker zur Qualitätsprüfung des hier produzierten Stahls. 

Was sind Ihre Ideen für die Zukunft? 

Der Parkplatz wird in Kürze Hochbeete tragen und eine Überdachung mit 10.000 Quadratmetern Platz für Photovoltaik. Und wir wollen ein Triangle d’Art mit dem Centre Pompidou in Metz und dem Mudam in Luxemburg realisieren. Das ist das Tolle hier im Herzen von Europa, wir können wirklich grenzüberschreitend arbeiten!

Die Völklinger Hütte im Saarland ist ein einzigartiges Monument der Industriekultur. 1873 von Ingenieur Julius Buch gegründet und bis 1986 in Betrieb, gehört das ehemalige Eisenwerk heute zu den bedeutendsten Industriedenkmälern weltweit. Seit 1994 zählt die Völklinger Hütte zum UNESCO-Welterbe – und ist damit das einzige vollständig erhaltene Eisenwerk in dieser Liste. Besucher erwartet hier eine Mischung aus authentisch erhaltener Industriearchitektur – von Kokerei bis Gebläsehalle – und einem internationalen Kulturzentrum. 

Immer wieder verwandelt sich das Gelände in eine Bühne für große Kunstausstellungen, Konzerte oder Festivals. Zwischen rostigen Stahlriesen hat sich zudem eine faszinierende Industrienatur entwickelt, in der Pflanzen und Tiere ihren Platz gefunden haben. Sehr empfehlenswert ist der Aufstieg auf die Aussichtsplattform in 45 Metern Höhe, von dem sich der Blick über das gewaltige Werk mit seinen Hochöfen öffnet.

voelklinger-huette.org