Die 11 besten Restaurants von Frankfurt

Auch abseits des Frankfurter Flughafens kann man auf Weltreise gehen: Wenn Kalifornien, die Côte d’Azur und Tokio ohne eine Spur von Jetlag am Main landen, dann gelingt das über die vielfältigen Kreationen der hiesigen Küchen.
Unser Food-Guide Olaf Deharde hat sich für uns durch Frankfurts Gastro-Szene probiert und empfiehlt elf der besten Restaurants – von traditioneller Grie‘ Soß und Ebbelwoi bis hin zu meisterhafter Sushi-Kunst und echten Originalen!
Chairs

Google Maps behauptet irgendwas von „saisonaler Speisekarte mit Chabby Chic Flair“. Klingt wie aus dem Bastel-Newsletter eines Einrichtungshauses. Trifft aber nicht den Kern. Eher: Das Chairs ist ein Fixstern im Frankfurter Gastro-Kosmos, ein Laden am Eck, von dem sich Foodies, Winelover und alle mit Geschmack auf magische Weise angezogen fühlen. Von der Weinkarte grüßen unabhängige Champagnerhäuser, frische, mineralische Weißweine und Rotwein-Bomben aus dem Burgund. Und die Küche weiß, was sie tut. Regional. Saisonal. Im ersten Moment entspannt zurückgelehnt, im zweiten Biss dann komplex, aromatisch, handwerklich stark.
Muku

Das Muku ist noch vor dem Flughafen die schnellste Verbindung nach Japan. Es dampfen die Schüsseln wie Vulkane, und was da drin schwimmt, ist kein Convenience-Gedöns: handgemachte Nudeln, geschmorter Schweinebauch, Brühen, die zwölf Stunden auf dem Herd gekämpft haben. Yamantani Ramen, die sanfte, klare Brühe mit feiner Umami-Eleganz. Oder die Tonkotsu Ramen, cremig, tief, voll auf die Zwölf. Aus Knochen, die so lange gekocht wurden, bis sie ihr flüssiges Gold ausgespuckt haben. Der Laden ist eng, laut, voll. Wie in Kyoto. Oder Shinjuku. Wer Ruhe will, soll in den Stadtwald gehen. Reservieren? Pflicht. Anstehen? Auch. Bereuen? Niemals.
Daheim im Lorsbacher Thal

Frank Winkler rettet und restauriert. Mit seinem Geschäftspartner Jonas Kugland übernimmt er Frankfurter Apfelwein-Stuben, die in Dämmerschlaf gefallen sind und pustet ihnen mit Gespür für Tradition neues Leben ein. Handkäs mit Musik gibt es, aber auch mal mit Roter Bete. Mini- Haxen, Frankfurter Schnitzel, Grüne Soße, alles mit dem kulinarischen Ernst serviert, den diese Klassiker verdienen. Im Keller lagert die weltweit größte Apfelwein-Sammlung – eine flüssige Enzyklopädie der Kelterkunst. Aus einer Schnapsidee, oder sagen wir einer Apfelweinvision sind fünf Lokale geworden. Jedes mit eigenem Charme und altem Namen. Nur eins hat Frank geändert: Er schreibt „Daheim“ davor. Und genau so fühlt es sich an, wenn man bei ihm sitzt.
Frau Schreiber

Frau Schreiber ist keine Verkäuferin, sie ist ein Denkmal. Seit gefühlt 100 Jahren steht sie in der Kleinmarkthalle, auf kaum fünf Quadratmetern, zwischen Wasserbad, Wurstzange und Weckkorb und serviert eine Rindswurst nach der anderen. Mit Senf, fluffigem Wasserweck und einer saftigen Gewürzgurke, die an den letzten Besuch bei Oma erinnert. Hier läuft der Frankfurter Mikrokosmos durch – und mittendrin steht sie: 85 Jahre alt, kein bisschen müde, voller Leidenschaft, immer mit einem flotten Spruch und dem freundlichsten Seitenblick, den diese Frankfurter Genuss-Halle kennt. Und Frau Schreiber kennt ihre Kundschaft. Nach getaner Wurstarbeit gibt es manchmal noch ein kleines Sektchen auf der Treppe. Ein Prost auf das Leben, auf das Handwerk und auf den nächsten Wursttag. Wer hier nicht kurz an- und innehält, hat die Stadt nicht verstanden.
Rausch

Hier kommt der Gast durch die Tür und steht direkt in der Küche. Mittendrin im orchestrierten Treiben. Rausch ist hier nicht nur der Name, es ist das Konzept. Ein Glas Champagner in die Hand, der Blick auf die fast choreografierten Handgriffe des Teams um Joachim Busch. Das steigert den Appetit und ist ein visueller Prolog zu allem, was folgt. Philipp Günther, der zweite Regisseur dieses kontrollierten Ausnahmezustands, reicht Häppchen und führt mit angenehmer Gelassenheit in den Gastraum. Und dann geht es los, Teller um Teller. Butterzarte, kurz angebeizte Forelle, perfekt gegrillte Jakobsmuschel… Wenn das ein Fiebertraum ist, dann bitte keine fiebersenkenden Medikamente!
Wir Komplizen

Wer das Nordend kennt, weiß, dass hinter jeder Ecke eine versteckte Terrasse lauern kann. Bei den Komplizen öffnet sich der Blick in einen Garten, der wie ein kuratierter Zufluchtsort wirkt. Über den Köpfen Lichterketten, drum herum charmante Hinterhof-Romantik. Eine moderne Weinkarte mit ein bisschen verrückten Naturweinen vom tschechischen Winzer Nestarec und ein paar schönen Mosel-Rieslingen. Die Karte wechselt, Veganer freuen sich über Spitzkohl, Paprika und Pfirsich oder gegrillte Austernseitlinge. Fisch und Fleisch? Vor allem im Hauptgang. Wer es gut mit sich meint, bestellt sechs Gänge und vertraut den Komplizen.
Shuka

Die levantinische Küste reicht bis ins Frankfurter Bahnhofsviertel. James und David Ardinast servieren hier cremigen Hummus, gegrillte Doraden, Baba beziehungsweise Mama Ganoush, als würden sie das Mittelmeer kurzerhand in eine gusseiserne Pfanne packen. Die Küche ist offen, die Stimmung laut und warm, Gewürze liegen wie Parfüm in der Luft. James ist nicht nur Gastgeber, er mischt sich ein. Seit fast 20 Jahren kämpft er für sein Viertel, redet mit Politikern, Sozialarbeitern, Bankern, weil er weiß: Das Bahnhofsviertel funktioniert nur, wenn alle zusammenhalten. Als andere gegen das neue Suchthilfezentrum wetterten, positionierte er sich dafür. Auch wenn es direkt neben seinem Laden steht. Die Bar Shuka ist für ihn kein sicherer Hafen abseits, sondern Teil des Ganzen. Essen als Brücke, Gastfreundschaft als Statement. Respekt!
Lazuli

So fresh wie der erste Schluck Champagner am Freitagabend, dazu das Beste, was das Meer zu bieten hat, auf den Tellern: Tuna, Hamachi, Austern. Als hätte Tokio kurz in Kalifornien angelegt und dann beschlossen, doch in Frankfurt zu bleiben. Mittags sitzt im Lazuli das Westend beisammen und verhandelt zwischen Wasabi-Mayo und Chardonnay die Zukunft von Start-ups und Börsenkursen. Abends ist es dann eher das Umfeld für die Aperitivo-Republik: Taunusblick, Sonnenuntergang, Gläserklirren. Ein bisschen Côte d’Azur, ein bisschen Ginza. Nur alles ohne den nervigen Jetlag.
Zum Gemalten Haus

Eine der ältesten und schönsten Apfelwein-Schenken Frankfurts. Heute in den Händen von Andreas Rupf und Familie, die das Traditionslokal Zum Gemalten Haus führen, als wäre es ein Stück Weltkulturerbe. Andreas steht hinterm Tresen wie ein Bembel im Wind, mit stoischer Ruhe und ordentlich Schank-Druck. Auf der anderen Seite: Banker neben Bauarbeiter, Tourist neben Stammgast. Hier wird die Eintracht gefeiert, hier wird gelacht, diskutiert und, wenn es sein muss, auch mal geschwiegen. Auf den Tisch kommt wie eh und je: Rippchen mit Kraut, Handkäs mit Musik, Grüne Soße.
Emma Metzler

Ab wann darf man ein Restaurant eigentlich eine Institution nennen? Sechs Jahre reichen dafür selten – hier schon. Anton de Bruyn arbeitet im Emma Metzler so konstant und präzise, dass man sich kaum vorstellen mag, an diesem Ort im Museum für Angewandte Kunst hätte je etwas anderes Gäste in Scharen beglückt. Hier wird mit dem Verständnis gekocht, Aromen so zu kombinieren, dass sich jedes Gericht anfühlt, als wäre es ein lang gehütetes Familienrezept. Etwa die geräucherte Rote Bete mit Kirschen, Navetten und Cashewcreme. Ob Lunch, Dinner oder privates Event: Das Emma Metzler liefert. Immer frisch, immer im Verbund mit regionalen Produzenten, immer mit etwas Neuem im Gepäck.
Occhio d’Oro

Flemings hat sein Flaggschiff neu sortiert und eine der schönsten Dachterrassen Frankfurts kulinarisch aufpoliert. Im 7. Stock mutiert abends der brave Frühstücksraum zur Mini-Toskana Occhio. Überraschend gute, ehrliche Mama-Gerichte wie Gnudi mit Spinat-Ricotta, gegrillter Pulpo, Bistecca vom Grill. Alles fein abgestimmt und zwar auf Seelen-Level statt Standard-Italiener. Dazu ein Service, tief verwurzelt in der Frankfurter Italo-Szene. Und eine Paternosterfahrt im Artdéco-Treppenhaus als Bonus.