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Sehenswürdigkeiten

Okinawa-Inseln: Die schönsten Sehenswürdigkeiten des Archipels

Abgelegene Strände, beeindruckende Mangrovenwälder und pulsierende Städte verbinden sorgen auf den Okinawa-Inseln im Süden von Japan für ein einzigartiges Reiseerlebnis.

Datum 21.11.2023

Okinawa, die südlichste Präfektur von Japan, ist für viele Europäer:innen noch eine große Unbekannte. Fernab von Mega-Metropolen wie Tokio wachsen Mandarinen und Mangos, leuchten Bougainvilleen und Hibiskus, raschelt der Wind durch Mangroven und Zuckerrohrfelder. 

Die Okinawa-Inseln liegen zwischen Pazifik und Ostchinesischem Meer, ungefähr auf demselben Breitengrad wie Hawaii und Mexiko. 1,4 Millionen Einwohner:innen verteilen sich auf 160 Inseln. Insgesamt misst die Präfektur Okinawa eine Größe von 49 Quadratkilometern.

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Okinawa-Inseln: Bedeutende Zeugnisse der Geschichte

Shuri-jo, Schloss in Naha auf den Okinawa-Inseln, Ausblick © iStock/kuremo
Hier zu sehen: das Schloss Shuri-jo in Naha.

Einst war Okinawa fast ein halbes Jahrtausend eigenständig: als Königreich Ryukyu (1429-1879), das regen Handel mit anderen Ländern Ost- und Südostasiens trieb. Die Zeugnisse der Geschichte zählen zum Weltkulturerbe, darunter in Naha das Schloss Shuri-jo mit seinen Steinschutzwällen und der Königliche Garten Shikina-en.

Der Garten ist ein Platz für Romantiker:innen. Es ist, als beträte man ein Gemälde: angefüllt mit einem lauschigen See, Steinbrücken, einem Pavillon, Wurzelwerk, einem Zauberwald aus Gajumaru-Bäumen, dem wiederhergestellten Palast mit roten Dachziegeln und seiner Holzarchitektur. Im Inneren gilt dort, wie in japanischen Privathäusern: Schuhe ausziehen, bitte.

Die Okinawa-Inseln: Sehenswürdigkeiten in Naha

Fukushūen Garden in Naha, Okinawa Hontō © IMAGO/Wirestock
Zauberhaft ist auch der Fukushūen Garden in Naha.

Naha ist das Tor zum Archipel, der Flughafen ein Drehkreuz. Die Stadt im Süden der Hauptinsel Okinawa Hontō bündelt Komforthotels, den vom Shinto-Schrein überragten Strand Naminoue, Shoppingzonen, den Markt Makishi. Dort liegen bunte Fische wie aus dem Aquarium aus.

In den Marktrestaurants kosten Reisende Erdnuss-Tofu, rohen Fisch und Umibudo – eine Grünalgenart in Gestalt winziger Meerestrauben, bei denen sich das Salzaroma Biss für Biss entfaltet. Andernorts wird Habushu angeboten, ein Schlangenschnaps mit einer befremdlichen Einlage in der Flasche: einer toten Habuschlange.

Die Tradition des Töpferns

Die Tsuboya Pottery Street von Naha hat, das sagt schon der Name „Pottery“, viele Keramikläden. Das beliebteste Töpfereimotiv ist der Shisa, der seit Jahrhunderten Verbreitung in allen Größen und Ausdrucksformen findet: Das an einen Löwen angelehnte Fantasietier ist symbolischer Beschützer von Shinto-Schreinen, Häusern, Wohnungen.

Ein Shisa tritt heute meist paarweise auf. Bei der männlichen Variante steht das Maul offen, damit es glückliche Dinge aufnimmt. Bei der weiblichen Variante ist das Maul geschlossen, um glückliche Dinge zu bewahren – so heißt es.

Für Töpfer Hirohumi Shimabukuro gehört die Shisa-Fertigung zum Alltag. Beim Werkstattbesuch in einem Straßenzug etwas abseits der Pottery Street gibt er gerade einer handgroßen Figur Gestalt. Bei dem Mann, Ende 50, scheinen die Figuren jedenfalls die gewünschte Wirkung zu entfalten. Er sagt: „Ich habe vier Paare zuhause und fühle mich glücklich und entspannt, damit zu leben.“

Schmerzliches Erbe der Vergangenheit: Kadena Air Base

Unweit von Naha liegt übrigens die Kadena Air Base, ein Luftwaffenstützpunkt der US-Armee. Deren weiterhin bestehende Militärpräsenz auf der Insel ist ein schmerzliches wie kontroverses Erbe aus der Vergangenheit, in Folge des Zweiten Weltkriegs. Bis 1972 lag die Region komplett in den Händen der Vereinigten Staaten.

Nago: Pulsierende Stadt im Norden der Okinawa-Hauptinsel

Nago von oben, Stadt auf den Okinawa-Inseln © IMAGO/agefotostock
Nago von oben: Die pulsierende Stadt zählt mehr als 60.000 Einwohner:innen.

Es geht in den Norden der Hauptinsel. In Nago stoppen wir in der winzigen Destillerie von Hidekazu Akimura. Dessen Passion ist der Awamori, ein Reisschnaps, die typische Spirituose in Okinawa. Die edelsten Sorten reifen jahrelang in bauchigen Tonkrügen.

Hergestellt wird der Schnaps aus thailändischem Langkornreis. „Wir haben es mit japanischem Reis versucht, aber der andere eignet sich besser“, sagt Akimura. Er füllt jede Flasche einzeln ab, leimt die Etiketten per Hand auf und sagt: „Seit fünfzehn Jahren habe ich keinen freien Tag gehabt, es gibt viel zu tun.“

Zu Besuch auf dem Okinawa-Archipel: Die Insel Ogimi

Aus Ogimi, einem weiteren Ort an der Nordwestküste der Hauptinsel, stammt ein anderes typisches Getränk. Dort werden Shikuwasa – kleine, kernreiche Mandarinen – zu Saft gepresst. Von September bis Dezember steht die Ernte in Handarbeit an. Die Essenz der Früchte nutzt man hier auch für Raumduftspender und Feuchtigkeitscremes.

Stolz zeigt Morio Taira den Mandarinenbaum im eigenen Garten. Der betagte Mann und seine Frau Etuko nehmen bei sich Zuhause in Ogimi Übernachtungsgäste auf und bewirten sie generös.

Ein Homestay wie dieser gibt Gelegenheit, sich in japanische Gastfreundschaft und Gepflogenheiten zu vertiefen. Das Zimmer ist heimelig, statt der erwarteten Schlafunterlage auf dem Boden gibt es sogar ein richtiges Bett. Für die Benutzung der Toilette stehen, wie so oft in Japan, separate Schlappen bereit.

Abends sitzt man bei Tofu, frittierten Fischlein und Donuts aus Süßkartoffeln am Küchentisch. Am Morgen wärmt Herr Taira Kaffee in der Mikrowelle auf; für den Gast hat er extra eine Plastikflasche mit vorbereitetem Kaffee gekauft. Das Paar spricht kaum Englisch, doch für eine herzliche Aufnahme bedarf es nicht vieler Worte.

Miyako: Wo die Mangroven und Bananen wachsen

Auf der nächsten Inselgruppe Miyako wachsen zahlreiche Mangroven. Sie ist ein bekanntes Schnorchelrevier mit Korallen und Meeresschildkröten. Hier arbeitet auch der Krabbenfischer Takahiro Yoshihama. Bei Ebbe startet er kleine Expeditionen zu Fuß. „Mangroven sind mit ihren Wurzeln fest verankert, die kippen sogar bei einem Taifun nicht um“, sagt Yoshihama. Unter den Gummistiefeln, die der 45-Jährige seinen Gästen zur Verfügung stellt, schmatzt der Schlamm.

Unterwegs prüft er Käfigfallen, die mit Fischköpfen als Köder bestückt sind. Verbreitet sind Mangroven-, Kabuki- und Blaukrabben. An einer Hand fehlt Yoshihama eine Fingerkuppe. Sie ist einer Krabbenschere zum Opfer gefallen.

Doch fast noch mehr als das abgeschnittene Fingerstück haben ihnen die Bedrohungen der hiesigen Natur geschmerzt: „Wenn ich mich nicht dafür eingesetzt hätte, wäre aus dem Mangrovenwald ein Zuckerrohrfeld geworden“, erzählt er. Konflikte zwischen Wirtschaftsinteressen und Umweltschutz gibt es auch hier, im entlegenen Süden Japans.

Kein rein kulinarischer Genuss: Bananenstauden

Krabbenfischer Yoshihama war früher Flugzeugingenieur. Und er ist nicht allein mit seinem Berufswechsel: Zuckerrohr- und Bananenfarmer Katsuya Matsumoto (49) war früher Forscher in der Autoindustrie – der Mann ist die nächste überraschende Begegnung auf den Inseln.

Zuckerrohr wuchert auf Miyako vielerorts bis zum Straßenrand. Matsumoto gewinnt Sirup daraus, veranstaltet kulinarische Workshops und hat seine Freiheit im Einklang mit der Natur gefunden. Bei Matsumoto lernt man, dass eine Bananenstaude nicht einzig der Fruchtproduktion dient. Er entblättert das Innenleben, holt Fasern hervor und überrascht selbst seine Landsleute mit der Behauptung: „In Japan benutzen wir Bananenpapier jeden Tag“, sagt er. Was er damit meint? Großes Rätselraten, dann löst er auf. „Damit werden Geldscheine gemacht.“

Insel-Hopping auf den Okinawa-Inseln

Boote in der Kabira Bay auf Ishigaki, Okinawa-Inseln © IMAGO/Panthermedia
Boote in der Kabira Bay auf Ishigaki

Das Okinawa-Archipel bietet weit mehr als nur die Hauptinsel. Inselhüpfen geht teils im Mietauto über Land und moderne Inselbrücken, und sonst mit Fähren oder mit dem Flugzeug.

Ishigaki etwa erreicht man in einer Stunde durch die Luft. Die südlichste Stadt Japans liegt rund 400 Kilometer südwestlich der Hauptinsel Okinawa Hontō. Von hier aus sind es nur noch 200 Kilometer nach Taiwan. Von Ishigaki starten Fähren nach Taketomi und Iriomote.

Taketomi punktet mit Stränden und einem Freilichtmuseum traditioneller Architektur aus Steinmauern und ziegelgedeckten Häusern. Auf Iriomote führt der Weg zum Wasserfall Kura hindurch unter verschlungenen Luftwurzeln. Ein Ausflugsboot schaukelt derweil durch den Mangrovenwald am Ufer.

Präfektur Okinawa: Paradiesische Strände

Emerald Beach, Okinawa-Inseln © IMAGO/Imaginechina-Tuchong
Emerald Beach ist einer der schönsten Strände des gesamten Okinawa-Archipels.

Der Okinawa-Archipel hält etliche traumhaft schöne Strände bereit. Besonders zauberhaft ist Emerald Beach im Bezirk Motobu, auf der Hauptinsel Okinawa Hontō – hier trifft smaragdgrünes und doch klares Wasser auf feinen, puderweißen Sandstrand. 

Mindestens genauso schön: die Insel Kume-jima. Hier finden Reisende zahlreiche Küstenabschnitte mit goldenem und weißem Sand, Mangroven und Palmen. Bis auf den nördlichen Teil der Insel sind die Küstengebiete außerdem umgeben von bunten, vielseitigen Korallenriffen, die zum Schnorcheln und Tauchen einladen. 

Kume-jima in östlicher Richtung vorgelagert, befindet sich der Hatenohama Beach – der rund acht Kilometer lange Strand ist gleichzeitig eine eigene kleine Insel und zieht Besucher:innen sofort in seinen Bann.

Informationen für eine Reise nach Okinawa: Anreise, Wetter und Kosten

Taketomi, Insel der Okinawa-Inseln, Kaiji Beach © IMAGO/agefotostock
Hier zu sehen: ein Strand auf der Insel Taketomi

Anreise: Flüge nach Naha gehen etwa von Tokio oder Taipeh. Von Tokio aus dauert der Flug etwa 3:30 Stunden; von Taipeh aus 1:30 Stunden.

Einreise: Nach der coronabedingten Abriegelung ist Japan seit Oktober 2022 wieder für internationale Reisende geöffnet. Derzeit muss man bei der Einreise entweder drei Corona-Impfungen nachweisen oder einen negativen PCR-Test vorlegen, der maximal 72 Stunden vor Abflug erfolgt sein muss. Mehr Infos zur Einreise gibt es auf der Website der Japanischen Botschaft.

Wetter: Das Klima hier ist subtropisch; im Jahresschnitt bewegt sich die Temperatur um 23 Grad Celsius. 

Reisezeit: Okinawa ist wegen des milden Klimas ganzjährig bereisbar. Badesaison im Meer ist etwa von Mitte März bis Oktober. Von Mitte Mai bis Mitte/Ende Juni herrscht Regenzeit.

Währung: 1000 Yen entsprechen 7,10 Euro (Stand: 9 Februar 2023). Vielerorts lässt sich mit Kreditkarte zahlen, doch ein gewisser Vorrat an Bargeld ist empfehlenswert. Am besten, man tauscht nach der Ankunft am Flughafen, möglichst schon beim Stopover in Tokio-Haneda Geld; der Kurs ist erstaunlich gut.

Autofahren: Es herrscht Linksverkehr. Wer in Japan Auto fahren will, muss den ausländischen Führerschein ins Japanische übersetzen lassen; das geht online bei der Japan Automobile Federation, die im Internet auch eine Erklärung (auf Englisch) bereithält.

Ist Okinawa teuer? Unterkünfte und Verpflegung in der Präfektur Okinawa sind in der Regel – gemessen an europäischen Standards und Verhältnissen – recht günstig. Die meisten Hotels kosten etwa 40 Euro pro Person und Nacht; für Verpflegung können Sie mit 15 bis 25 Euro pro Tag rechnen. Allerdings gilt: Auch hier sind die touristischen Übernachtungen in den letzten Jahren deutlich gestiegen; mit Preissteigerungen ist daher in den nächsten Jahren zu rechnen.

- Andreas Drouve/dpa mit mhr

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