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Kultur

Das Bruckner Orchester Linz: „Musik aus einer anderen Welt“

Salzburg hat Mozart, Linz hat Bruckner! Markus Poschner ist dort Chefdirigent des Bruckner Orchesters und hält das Erbe des berühmten Komponisten am Leben. Gerade spielt er als Erster alle Fassungen seiner Sinfonien ein – aber trotzdem gibt ihm Bruckner als Mensch und Musiker bis heute Rätsel auf. Ein Interview.

Text Kalle Harberg
Datum 12.04.2022

MERIAN: Herr Poschner, Hand auf’s Herz: Können Sie erklären, wie ein Hilfslehrer aus einem kleinen oberösterreichischen Ort, der bis zu seinem 40. Lebensjahr keine einzige Sinfonie veröffentlichte, letztlich Werke schrieb, die zu den größten der Musikgeschichte gehören?

MARKUS POSCHNER: Es ist tatsächlich schwer zu erklären, aber irgendwie auch phänomenal. Dieser Hilfslehrer, ein Dorf-Kirchenmusiker, schreibt Weltmusik, die bis heute von der ganzen Welt bewundert wird. Ohne es je in die Wiege gelegt bekommen zu haben, ohne besonders nennenswerte Unterstützung - er hatte später dann zwar wichtige Lehrer, aber bis zu einem gewissen Grad war Bruckner Autodidakt. 

Alleine seine Orgelprüfung als junger Mann in Wien war so spektakulär, dass der in der Jury sitzende Wiener Hofkapellmeister sagte: „Er hätte uns prüfen sollen.“ Ich finde es unglaublich inspirierend, was für eine starke musikalische Vision dieser Mensch entwickelte, querstehend zu damaligen Zeitgeschmack und, dass er sich gegen alle Widerstände nie von seinem Weg hat abbringen lassen. Das ist tatsächlich ein Wunder.

Aber ein wenig sollten wir schon versuchen, dieses Wunder zu entschlüsseln. Warum sind Anton Bruckners Werke bis heute so relevant?

Bruckners Musik ist einfach anders, ist mit nichts zu vergleichen. Das ist eigentlich paradox, weil gerade er sehr stark verwurzelt war in der Tradition, aber letztlich eben zu ganz eigenen Lösungen kam. Bei Beethoven war alles Drama, Kampf und Revolution. Seine Sinfonien haben eine immense Kraft, streben aus der Dunkelheit hin zum Licht des aufgeklärten Menschen. Bruckner, könnte man sagen, ist dagegen eher postdramatisch. 

Ihn interessiert besonders eine Form von Ritus in der Musik, die er immer wieder ähnlich einer Schablone inszeniert, besonders ausgeprägt dann bei seinen späteren Symphonie. Seine Musik zieht ihre Kraft aus der Expansion, sie verströmt, ist wie eine Tür zu einer geheimnisvollen Welt voller Schönheit, Mystik und Erhabenheit, hat aber auch starke irdische Tanzelemente. Bruckner nimmt uns mit auf eine innere Reise, seine Musik ist für Viele eine Art Gipfelerlebnis: sie vermittelt einen unglaublichen Weitblick.

„Die Orgel war Bruckners Lebenspartner“

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Seine Musik habe die perfekte Balance zwischen Herz und Verstand, haben Sie einmal gesagt.

Auf dem Dorf aufgewachsen hatte ihn schon als Schüler die prächtige Klosterkirche von St. Florian beeindruckt, sozusagen sein einziger Kontakt zum Überwirklichen, seine persönliche innere Fluchtmöglichkeit. Ich möchte jetzt keinesfalls esoterisch klingen, denn das war Bruckner genau nicht. Er hat sich selbst lange gezwungen, sinfonisch nichts zu veröffentlichen, weil er sagte: ich muss lernen, lernen, lernen. Er befasste sich intensiv mit den Anfängen der notierten Musik aus dem Mittelalter, lernte die Technik des barocken Kontrapunkt, studierte Berlioz und Wagner und kannte sich perfekt aus im Komponieren von Fugen. 

Die handwerkliche Seite seiner Kunst war ihm unendlich wichtig, deswegen sind seine Sinfonien gigantische und dennoch perfekt ausbalancierte Meisterwerke, eben Herz und Verstand im Einklang. Seine Werke sind für uns heute weitaus mehr, als lediglich eine Demonstration von Könnerschaft. Die Überdimensionierung seiner Werke hatte man ihm damals auch ständig vorgeworfen und vollkommen abgelehnt: er komponiere unverständliche „Riesenschlangen“, hieß es.

Geboren wurde Bruckner 1824 in Ansfelden, aber nach dem frühen Tod des Vaters schickte ihn seine Mutter ins Stift Sankt Florian, wo er aufwuchs, später eben als Hilfslehrer arbeitete und auf seinem Wunsch auch bestattet wurde. Empfand Bruckner die Jahre dort als die schönsten seines Lebens?

Sankt Florian war mit Sicherheit sein erstes Lebenszentrum und persönliches Glück. Er ist ja immer wieder dorthin zurückgekehrt – bis ins hohe Alter hat er sich jeweils im Sommer in eine Mönchszelle zurückgezogen und dort komponiert. Dieses Studierzimmer gibt es übrigens bis heute weitgehend unverändert. Aber vor allem: Die Orgel war Bruckners Lebenspartner. Er wollte schließlich unter der Orgel begraben werden und tatsächlich liegt sein Sarkophag in der Krypta direkt darunter. Ja, so gesehen war Sankt Florian für ihn wohl Anfang und Ende. Brahms meinte etwas gehässig: „Die Pfaffen von Sankt Florian haben ihn auf dem Gewissen.“ Bruckner war mit Sicherheit ein sehr religiöser Mensch, aber kein Sklave der Institution, ein sehr zwanghafter Mensch, das ja, aber er hat seinen eigenen Weg ganz bewusst beschritten.

Wie das?

Seine Zwänge sind legendär, er musste alles zählen. In seinen Tagebüchern hat er täglich  etwa seine Gebete notiert: 24 Ave Maria, 12 Vaterunser. Wenn er an einer Fassade vorbeilief, musste er alle Fenster zählen. Auch in seinen Partituren hat er alle Takte periodisiert, also durchnummeriert. Die sehen aus wie Baupläne.

Seine erste Sinfonie schrieb Bruckner in Linz, wo er 1855 den Posten als Domorganist antrat. Hat es Bruckner in der Stadt gefallen?

Ja, ganz sicher. Er war 13 Jahre hier und hat als Organist sogar in zwei Kirchen gedient: dem Alten Dom und der Stadtpfarrkirche. Bruckner wurde in Linz vom Hofkapellmeister ausgebildet, hat im Theater zum ersten Mal Opern von Richard Wagner gehört - eines seiner wichtigsten Erweckungserlebnisse – und schließlich seine erste Sinfonie uraufgeführt, die dabei auch noch ganz wohlwollend aufgenommen wurde. 1869 ist er dann nach Wien weiter, hat diesen Schritt allerdings später oft verflucht, weil er dort zwischen sämtliche kulturpolitischen Mühlen geraten ist. Im Alten Dom zu Linz verabschiedete er sich vor Abreise noch von seiner Orgel, indem er „Lebe wohl“ in die Kirchenbank schnitzte, was heute noch zu sehen.

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Auf Bruckners Spuren

Bruckner Orchester Linz

Vier Sinfonien ihres Mammutprojekts haben die Musiker vom Bruckner Orchester Linz bereits aufgenommen – aber am besten erlebt man sie live in ihrer Heimatstadt.

Stift St. Florian

Der Meister liegt in der Gruft unter seiner Orgel im Stift St. Florian begraben. Das Zimmer 4, in das er sich gerne einquartierte, können Gäste auch heute noch mieten.

Alter Dom

Diese Orgel ließ Bruckner nach seinen Ideen umbauen – sie sorgt noch heute für Gipfelerlebnisse, würde Poschner sagen.

Salzkammergut Open-Air

Im Rahmen der Salzkammergut Festwochen in Gmunden spielt das Bruckner Orchester Linz vor der Kulisse des Traunsteins und Traunsees. Am 10. Juli um 19:30 Uhr werden Markus Poschner und das Orchester mit Weltstar Piotr Beczała und der Linzer-Musiktheater-Sopranistin Erica Eloff auf der Bühne stehen. ORF III überträgt das Open-Air-Konzert aus dem Toscanapark in Gmunden am 10. Juli 2022 live.

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„Die handwerkliche Seite seiner Kunst war ihm unendlich wichtig“

© Reinhard Winkler

Warum bereute er den Schritt nach Wien?

Dort tobte ein immenser Kulturstreit: Die neu-deutschen Komponisten – Wagner und Liszt – auf der einen Seite und die Traditionalisten mit Brahms auf der anderen. Bruckner wurde oft dem ersten Lager zugerechnet und vom zweiten regelrecht bekämpft. Darüberhinaus war er   gesellschaftlich vollkommen hilflos, lebte praktisch isoliert und scheiterte kläglich in den höheren Wiener Salons bei feiner Konversation. Bruckner trug sackartige Kleider, war unbeholfen, sprach starken oberösterreichischen Dialekt und war deswegen eher Belustigungsobjekt. Als „halb Trottel, halb Genie“ beschrieb ihn damals der Dirigent Hans von Bülow.

 Den Respekt der Musikwelt musste sich Bruckner erst langsam verdienen, die ganz große Anerkennung blieb ihm Zeit seines Lebens verwehrt. Wusste er selbst, wie genial er war? 

Schwer zu sagen, aber sein Drang nach Anerkennung war  schon beinahe pathologisch. Alle bahnbrechenden Musiker haben vermutlich gelitten, aber Bruckner war eine Kategorie für sich. Als er den ersten wirklich großen Erfolg hatte, war er bereits 61 Jahre alt. 40 Jahre lang hatte er schon komponiert und wurde im Prinzip nur verlacht. 

Vor vier Tagen haben wir in Wien gerade eben Bruckners dritte Sinfonie in deren Urfassung aufgeführt – die Uraufführung 1877 damals war dort an gleicher Stelle ein Desaster. Nicht nur das Publikum, sogar einige Musiker der Wiener Philharmoniker haben während des Konzerts lachend die Bühne verlassen! Sein Selbstvertrauen war danach erschüttert, aber sein starker Glaube an seinen Weg, auch wenn es immer wieder ein Kreuzweg sein würde, haben Bruckner immer weiter angetrieben. Es gibt von ihm den fatalistischen Ausspruch: „Gott will es mit mir.“ Er legte sein Schicksal damit ganz in die Hände Gottes. Und es gibt einen Ausspruch aus der Zeit der Entstehung seiner stark kritisierten 8. Symphonie: „Meine Zeit wird kommen.“ Also die Hoffnung, dass erst spätere Generationen seine Musik wirklich verstehen würden.

„Seine Melodien haben etwas unglaublich Sinnliches“

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Bruckner hatte eine große Leidensfähigkeit. Was, denken Sie, war Glück für ihn?

Ich stelle ihn mir am glücklichsten improvisierend an seiner Orgel vor. Es wird berichtet, dass er im Alten Dom in Linz nächtelang durchspielte, zusammen mit dem Bischof Rudigier, der sich dazu in Ekstase betete. Man stelle sich diese gigantischen Kirchenräume in Oberösterreich vor, wo der Klang gar nicht abreißen will, und dann diese riesige Orgel in St. Florian, damals einer der größten Instrumente der Welt – das muss auch für ihn wie im Rausch gewesen sein. Und Bruckners Symphonien sind ja auch ganz Klangrausch, haben etwas unglaublich Sinnliches, Körperliches und Tänzerisches. Zum großen Teil steckt ja auch echte Volksmusik drin! Das ist eine Dimension, die man Bruckner, dem sogenannten „Gottesmusikanten“, dem Transzendenten - ein fürchterliches Klischee - lange nicht zugestanden hat. 

Er war religiös, gar keine Frage, aber für mich war er dann eher eine Art Ketzer, jemand der auf einen Vermittler, einen Priester, völlig verzichtet und lieber direkt zu Gott, quasi von Angesicht zu Angesicht, spricht - wie alle großen Ketzer der Geschichte. Und obendrein noch die völlige Hinwendung zur weltlichsten Gattung, eben die der Symphonie, die es ja überhaupt gibt, ganz weg von Kirchenkompositionen. Denn genau das ist Bruckner: quer stehend zu allem anderen.

 So quer stehend war er, dass er sein Leben lang allein blieb – seine Avancen an vor allem jüngere Frauen blieben erfolglos. War er ein einsamer Mensch?

Ich stelle ihn mir sehr einsam vor. Aber auch als jemand, der die Einsamkeit gesucht und gebraucht hat, der sich immer wieder nach Sankt Florian in die Stille zurückzog. Und dann gibt es das andere Extrem: Bruckner, der Gesellige, der mit seinen Studenten die Nächte im Wirtshaus durchzechte und zum Tanz aufspielte. Es gibt dazu eine schöne Anekdote: Bruckner wollte seinem Idol Richard Wagner ein Werk widmen und fuhr mit zwei Sinfonien zur Auswahl nach Bayreuth, um sie diesem vorzulegen. Aber die beiden haben so viel gesoffen, dass Bruckner am nächsten Morgen nicht mehr wusste, für welche Sinfonie sich Wagner entschieden hatte.

Und dann?

Dann hat er Wagner geschrieben und nachgefragt, welche es denn nun war. Wagner antwortete prompt mit einer Postkarte: „…die mit dem Trompetenthema“, gemeint war also die Dritte. Diese Karte gibt es heute noch.

„Verwurzelt in der oberösterreichischen Volksmusik“

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So groß Bruckners Bewunderung für Wagner, so legendär seine Rivalität zu Brahms. Haben sich die beiden auch selbst als Konkurrenten empfunden?

Ich glaube nicht, dazu war der gegenseitige Respekt viel zu groß. Zu Konkurrenten wurden sie vor allem von der Öffentlichkeit gemacht, als Galionsfiguren für den tobenden musikalische Richtungsstreit in Wien. Es gibt keinerlei Berichte über ein tatsächliches Treffen der beiden, dass man sich in Wien völlig aus dem Weg gehen kann, ist allerdings ebenso unwahrscheinlich. Man kann sich allerdings wenig Konträreres vorstellen als die sinfonischen Ergebnisse der beiden. 

Aber ich glaube, dass solche Genies trotzdem sehr wohl ein sicheres Gefühl für das unglaubliche Können des anderen hatten. Bruckner starb 1896, ein Jahr vor Brahms, und zu seinen Ehren wurde im Wiener Musikverein seine achte Sinfonie aufgeführt. Der Legende nach stand der schon todkranke Brahms ganz hinten auf den Stehplätzen hinter einer Säule, um nicht erkannt zu werden und hat weinend der Aufführung gelauscht, um sich danach schnell und unbemerkt hinausschleichen zu können. Einige Zeitgenossen bezeugen seine Anwesenheit, bewiesen ist das aber natürlich nicht.

2024 jährt sich Bruckners Geburtstag zum 200. Mal, das Land Oberösterreich wird den Komponisten mit einem eigenen Festjahr ehren. Ihr Geschenk: Das Bruckner Orchester wird bis dahin alle Sinfonien des Komponisten zum ersten Mal in all ihren Fassungen eingespielt haben. Ein Mammutprojekt, oder?

Absolut, eine solche komplette Einspielung aller 18 Symphonien hat es bis jetzt noch nie gegeben. Und man muss hier bei den verschiedenen Fassungen der Symphonien tatsächlich von völlig eigenständigen Werken sprechen, das ist sehr lange unterschätzt worden. Bruckner hat eben nicht nur hier und da ein wenig retuschiert, sondern mitunter ganze Sätze ausgetauscht. Besonders von den frühen Werken gibt es da die unterschiedlichsten Versionen. Diese Urfassungen haben oft die radikalste Sprengkraft, hier ist er völlig bei sich und gänzlich rücksichtslos dem Zeitgeschmack gegenüber. Über die Jahre ist Bruckner dann ein wenig zahmer geworden, natürlich gezwungenermaßen, auf Grund des ausbleibenden Erfolgs. 

Hat Oberösterreich Bruckners musikalischen Stil geprägt? 

Unbedingt. Das ist der Grund, warum wir als Bruckner Orchester Linz behaupten: Unser Bruckner, wie wir ihn in Oberösterreich spielen, ist mit keinem auf der Welt vergleichbar. Bruckner ist verwurzelt in der oberösterreichischen Volksmusik. Die war zu seiner Zeit von Dorf zu Dorf eine andere, ähnlich den Dialekten. Hier spielte man die Polka schneller, dort phrasierte man den Walzer anders, und im dritten Ort gab es eine völlig andere Ländler-Tradition. 

Bruckner war ebenso Schrammelgeiger, war also mit Volks- und Tanzmusik bestens vertraut. Und dieses Idiom ist aus keiner Zeile seiner Musik wegzudenken. Hier ist der Dreh- und Angelpunkt zu verorten, der sämtliche musikalischen Parameter mitbestimmt, vom Tempo bis zur Phrasierung, ja sogar bis zur Konzeption: „Wirtshaus und Kirche, Polka und Choral“ - das ist das Spannungsfeld seiner musikalischen Welt. In fast jeder Symphonie von ihm taucht irgendwo eine echte Polka, genauso wie ein Choral auf! 

 

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Welches seiner Werke fand er denn selbst am gelungensten?

Es es von ihm zu seiner Musik nur sehr wenig persönliches überliefert. Aber über seine erste Sinfonie, die Linzer Sinfonie, hat er am Ende seines Lebens geschrieben: „Das ist mein keckes Beserl.“ Beserl ist ein österreichischer Ausdruck für ein fesches Mädchen, also diese Sinfonie war und blieb so etwas wie sein Lieblingskind. Aber er hat über keines seiner Werke gesagt: Hier ist nun mein Opus magnum! Für uns aus heutiger Sicht ist das wohl am ehesten die neunte Sinfonie, die ja ein Fragment geblieben ist, denn Bruckner ist über dem letzten Satz verstorben. Diese widmete er „dem lieben Gott“. Was er da schreibt, das ist tatsächlich Musik aus einer anderen Welt, die weit ins 20. Jahrhundert hineinreicht. Auf der Titelseite steht die Tonart d-moll, aber die Sinfonie hat eigentlich längst keine Tonart mehr. Viele Aspekte nehmen bereits die Musik von Schönberg, Messiaen und Ligeti voraus. Diese seine letzte Sinfonie – die ist nicht mehr irdisch, sondern umweht von einem großen Geheimnis.

„Seine Kompositionen sind ein Rätsel“, haben Sie einmal gesagt, „wie die ganze Person ein Rätsel ist.“ Wenn auf einmal eine Zeitmaschine in Ihrer Garderobe stünde und Sie in Bruckners Ära zurückreisen könnten, nach welchem Rätsel würden Sie ihn als erstes fragen?

Ihm eine dezidierte Frage zu stellen, hätte wohl gar keinen Sinn, obwohl ich natürlich hundert Details wissen wollte. Seine Kunst steht vollkommen für sich, die ist ja nicht erklärbar, nicht im geringsten. Am allerliebsten würde ich mit ihm wohl einfach ins Wirtshaus gehen wollen. Da käme man der Person Anton Bruckner vielleicht am nächsten. Was war das wohl wirklich für ein Typ, sein Genie, seine immensen Selbstzweifel, sein Gottvertrauen? Es wäre eine Wonne, das bei einem Bier herauszufinden.