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Städtereisen

Bozens schönste Geheimnisse

Die Südtiroler Landeshauptstadt Bozen hat viel mediterranes Flair und verbindet urbanes Leben und Bergromantik in perfekter Harmonie. Die Radiomoderatorin Sarah Bernardi verrät MERIAN die Lieblingsorte in ihrer Wahlheimat.

Datum 24.03.2021
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Sarah Bernardi, Jahrgang 1975, ist in Brixen aufgewachsen und in Bozen heimisch geworden. Seit 2003 arbeitet sie hier beim Radiosender „Südtirol 1“. Ihr sehr persönlicher Rundgang lässt die bekannten Top-Sehenswürdigkeiten aus, die ja oft genug beschrieben wurden: den gotischen Dom Maria Himmelfahrt, das Franziskanerkloster, die vielen Burgen und Schlösser im Umland, die mittelalterliche Laubengasse. Dafür zeigt sie Orte, die nur Einheimische kennen.

Alpin und mediterran

© Gregor Lengler
Dolomiten

Bozen hat für mich die richtige Mischung: Einerseits die Anonymität einer Stadt, andererseits treffe ich unterwegs viele Menschen, die ich kenne und gerne mag. Auch die Kontraste der Vegetation liebe ich: An den Südhängen der Stadt gedeihen mediterrane Pflanzen wie Feigenkakteen oder Agaven, gleichzeitig bin ich innerhalb kürzester Zeit oben am Berg, inmitten von Enzian und Edelweiß.

Ich will immer nach oben, beispielsweise nach Jenesien oberhalb von Bozen. Mein Freund lebt dort, entsprechend ist das inzwischen meine Trainingsstrecke zu Fuß (eine Stunde auf recht steilen Wegen) oder mit dem Rennrad. Immerhin muss ich dabei etwa 800 Höhenmeter überwinden. Es ist aber auch schön, mit der Seilbahn hochzufahren.

Ruhe auf dem Salten

Von Jenesien ist es zu Fuß noch eine Stunde weiter bis auf den Salten. Dieses mit Lärchen bestandene Hochplateau hat eine unheimlich beruhigende Wirkung auf mich. So wie der Platz, wo ich wohne: inmitten von Weinbergen in Rentsch bei Bozen. Von meinem Esstisch aus sehe ich die Dolomiten und das Abendrot am Rosengarten. Und dennoch bin ich in sieben Minuten mit dem Fahrrad im Studio meines Radiosenders.

Ein Kaffee vor dem Waaghaus

Für einen Kaffee besuche ich gern das neue Kulturcafé „Waag“. An warmen Tagen sitzt man dort vor dem wunderschönen, historischen Waaghaus mitten in der Altstadt. Danach geht es zum Bozner Obstmarkt. Dort schlägt das Herz der Stadt, und es ist immer was los. Unter der Woche werden an den Marktständen frische Lebensmittel und Blumen verkauft, am Freitag- und Samstagabend trifft sich hier Bozens Jugend.

Hinter den Marktständen versteckt liegen kleine Läden wie mein liebster Krimskrams-Laden „Arts & Crafts“. Und an der „Eisdiele Nicolas“ am oberen Ende des Obstmarkts komme ich nie vorbei, ohne mir eine Kugel zu holen. Das Eis ist eine Wucht, da steckt Liebe drin. Wenn Nicolas mich vorbeigehen sieht, läuft er mir mit seiner neuesten Kreation hinterher. So lecker!

Keramik aus ganz Europa

© Volker Renner

Wenn ich ein besonderes Geschenk suche, gehe ich eine Gasse weiter ins „TonHaus“. Ich liebe diesen Laden! Die Inhaberin Christine reist quer durch Europa, um die besten kleinen Keramikmanufakturen und -künstler zu finden. Mein Tipp: das farbenfrohe Geschirr der Boznerin Veronika Thurin.

Wenn Sie mittags Gusto auf Knödel haben, empfehle ich das „Restaurant Feichter“, ein Familienbetrieb mit sehr guter Südtiroler Kost. Ich esse auch gern im „Restaurant 37“ über den Dächern der Altstadt. Dort nehme ich aber niemals den Lift: Ich finde, wenn ein Restaurant „Alpine Eating“ anbietet, sollte man sich das Essen durch Treppensteigen erarbeiten. Die Belohnung? Zum Beispiel das handgehackte Tatar.

Ein Gefühl wie in Vicenza

© Volker Renner
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© Volker Renner

Um die italienischste Seite von Bozen kennenzulernen, reichen ein paar Schritte von den Lauben über die Talferbrücke bis zum Siegesplatz. Hier wird in den Bars und Geschäften meist nur Italienisch gesprochen, und die faschistische Architektur der dreißiger Jahre prägt das Bild. Das ist ein trauriges Kapitel der Südtiroler Geschichte. Wer sich aber unvoreingenommen auf die Atmosphäre einlässt, fühlt sich unter den Lauben der Freiheitsstraße wie in Padua oder Vicenza. Das mag ich.

Bestens geht das etwa im „Il Corso“: Drinnen wird der Espresso meist al banco – also direkt am Tresen – getrunken, draußen hat man den geschichtsträchtigen Siegesplatz im Blick. Zum Aperitif gibt’s supergute Tramezzini. Ein Klassiker, um den Tag bei einem Hugo oder Veneziano ausklingen zu lassen, ist die „Franzbar“. Dort mischt man sich einfach draußen unter die Grüppchen an den Stehtischen.

Eisacktaler Weißweine

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Am und rund um den Obstplatz liegt ein In-Lokal neben dem anderen. Einer meiner Lieblingsplätze für einen gepflegten Aperitif ist die „Wineboutique Lisa“. Lisa ist eine profunde Weinkennerin mit gutem Humor, wir kennen uns schon ewig. Sie stammt wie ich aus Brixen und hat alle guten Eisacktaler Weißweine im Sortiment. Mein Favorit ist der würzige Kerner! Der beste Platz dort ist das kleine Separee mit zwei Sesseln und einer Glastür, die den Blick auf das Treiben in der Gasse freigibt. Das ist wie Fernsehen live.

Der schönste Ort für Livemusik in stilvollem Ambiente ist die „Laurin Bar“: Freitagabends gibt es fantastische Jazzkonzerte. Die Bozner lieben das „Laurin“, auch wichtige Geschäfte werden hier schon seit Generationen abgewickelt. Ich komme gern für berufliche Termine her, aber auch privat. Bei schönem Wetter setze ich mich in den Gastgarten, das ist wie Kurzurlaub mitten in der Stadt.

Mein Geheimtipp für Romantiker ist ein Abend auf der jahrhundertealten Haselburg über dem Stadtteil Haslach: Man kann dort zuerst mit einem Glas Wein in der Hand den Ausblick auf Bozen und den Sonnenuntergang genießen, um danach im feinen Burgrestaurant zu speisen.

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