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Extremwetter in Griechenland und Umgebung: Diese Folgen hat Sturmtief Daniel

Extreme Regenfälle haben derzeit in Griechenland und in Teilen von Bulgarien und der Türkei verheerende Folgen. Wie viele Opfer es bislang gibt und welche Auswirkungen Sturmtief Daniel auf die Infrastruktur vor Ort hat, erfahren Sie hier.

Datum 07.09.2023

Mehrere Tote in Griechenland, Bulgarien und der Türkei: Sturmtief „Daniel“ wütet mit schwersten Regenfällen. Die Schäden sind noch nicht abzusehen. Menschen stecken auf Fähren und an Flughäfen fest, Dörfer und Städte stehen unter Wasser. In den Städten und Ortschaften Mittelgriechenlands häufen sich Berge aus Schlamm, Dreck und Müll. Die Rettungskräfte kommen kaum durch, die Menschen dürfen nicht auf die Straßen. Das griechische Sturmtief, das auch in Teilen Bulgariens und der Westtürkei für Chaos sorgt, sprengt alle Vorhersagen. Und noch gibt es keine Entwarnung. Alle Infos im Überblick.

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Wie viele Todesopfer gibt es bislang?

In Griechenland barg die Feuerwehr am Mittwoch die Leiche einer Frau im Dorf Paltsi östlich der Hafenstadt Volos, am Abend die eines Mannes nahe der mittelgriechischen Stadt Karditsa. Damit stieg die Zahl der Opfer auf drei. Auch in der türkischen Metropole Istanbul kamen bei sturzflutartigen Regenfällen zwei Menschen um. Insgesamt liegt die Zahl der Opfer in der Türkei damit aktuell bei sieben. Weitere 31 Menschen seien verletzt worden, hieß es. An der bulgarischen Schwarzmeerküste kamen mindestens vier Menschen ums Leben. Somit stieg die Zahl der Opfer (Stand: 6. September) insgesamt in allen drei Ländern auf 14.

Extremwetter in Griechenland und Umgebung: Inwiefern ist die Bevölkerung betroffen?

Zerstörte Brücke in Thessalien, Überschwemmung(en) © IMAGO/ANE Edition
Auch ganze Brücken wurden von den Wassermassen in der Region Thessalien zerstört.

In den überfluteten Gebieten herrscht Chaos. Immer wieder mussten am Mittwoch, den 6. September, Menschen gerettet werden, die vom Wasser eingeschlossen waren. Auch der Verkehr lag lahm, vor allem in der Region Thessalien in Mittelgriechenland. Dort untersagte der Zivilschutz den Bürger:innen vielerorts, das Auto zu nehmen, und warnte davor, überhaupt auf die Straße zu gehen. Zum einen waren viele Straßen und Bäche überflutet, zum anderen blockierten Privatautos dann die wichtigsten Verkehrsverbindungen für die Rettungsdienste. Außerdem gefährdeten die Menschen sich selbst, weil immer wieder Autos von den Wassermassen mitgerissen wurden.

Auswirkungen auf den Tourismus in Griechenland

Das Extremwetter und seine Folgen betreffen auch die Tourist:innen vor Ort. So lag die Fähre „Superstar“ mit 400 Passagier:innen, darunter vielen Tourist:innen, bereits seit Dienstagabend wenige Seemeilen vor der Hafenstadt Volos im Meer, ohne dort anlegen zu können, wie auf der Seefahrtplattform Marinetraffic zu sehen war. 

Am Mittwochnachmittag fuhr sie dann in den weiter südlich gelegenen Hafen Agios Konstantinos. Zuvor hatte die Hafenpolizei von Volos das Anlegen untersagt, weil die Verkehrssituation in der Stadt so schwierig sei. „Es ist unmöglich, die Straßen zu räumen“, sagte Bürgermeister Mpeos, „gerade hört es für ein paar Minuten auf zu regnen und wir gehen mit schwerem Gerät rein, dann fängt es sofort wieder an.“

Insel Skiathos: Flugverkehr stark beeinträchtigt

Der Betrieb am Flughafen der Insel Skiathos blieb am Mittwoch stark beeinträchtigt. Dort mussten laut Sprecher Savvas Karagiannis mehrere Hundert Menschen übernachten. „Ein Flugzeug versucht gerade, zu landen – wir müssen sehen, wie es weitergeht“, sagte er der dpa am Mittwoch Morgen. Er wisse nicht, wann der Flughafen wieder vollständig den Betrieb aufnehmen werde. „Es sind unglaubliche Wassermengen runtergekommen, die Zufahrtsstraßen sind gesperrt.“

Sturmtief Daniel: Auswirkungen auf die Infrastruktur in Griechenland

Überschwemmungen in der griechischen Hafenstadt Volos, Auto und Rettungswagen © IMAGO/ANE Edition
Überschwemmungen in der griechischen Hafenstadt Volos

In Thessalien herrschte unter anderem in der Hafenstadt Volos wortwörtlich Land unter. „Wir können die Strom- und Wasserversorgung nicht wieder herstellen“, sagte Bürgermeister Achilleas Mpeos am Mittwochmorgen. „Die Transformatoren stehen unter Wasser, es ist gefährlich, überhaupt zu versuchen, dort heranzukommen.“ Ohne Strom gebe es jedoch kein Wasser, auch die Kläranlagen funktionierten nicht, sagte Mpeos.

Neuer Regen-Rekord in Thessalien

Die Regenwassermengen, die bislang über der Region Thessalien niedergingen, seien die größten, die jemals im Land gefallen seien, seit diese Daten erhoben würden, teilte am Mittwoch die Wetterbehörde EMY mit. Rekordhalter ist nun die Ortschaft Zagora, wo am Dienstag von Mitternacht bis 20:45 Uhr 754 Liter Regen je Quadratmeter herunter kamen.

Den bisherigen Rekord hielt nach Angaben des Nationalen Observatoriums in Athen der Ort Makrinitsa, der ebenfalls in der Region liegt. Damals betrug die Niederschlagsmenge am 10. Dezember 2009 allerdings nur etwas mehr als die Hälfte des neuen Rekords, nämlich 417 Liter pro Quadratmeter. „Was in (der Region) Magnisia passiert, ist ein äußerst extremes Phänomen, sowohl was die Menge und Intensität der Niederschläge als auch ihre Dauer angeht“, sagte Chefmeteorologe Kostas Lagouvardos in einem Interview.

Sturmtief Daniel: Ursachen für das Extremwetter in Griechenland

Lagouvardos vermutet, dass die aktuell relativ hohen Temperaturen des Meeres zur Entwicklung des derzeitigen Extremwetters beigetragen haben könnten. „Es handelt sich um ein statisches System, das ständig mit feuchter Meeresluft versorgt wird, wodurch es dauernd an derselben Stelle regnet“, sagte er. Über den Klimawandel als Ursache wurde derweil in griechischen Medien noch nicht diskutiert – allerdings sind die Meteorolog:innen zunächst auch mit der aktuellen Lage befasst. Eine Auswertung der Unwetter und deren Ursachen wird jedoch sicher noch stattfinden.

Topologie in Griechenland: Wasser fließt ins Meer ab

Übrigens: Bei der Ahrtal-Flut im Juli 2021 lagen die Niederschlagsmengen zwischen 100 und 200 Liter pro Quadratmeter, mindestens 134 Menschen starben. Dagegen wurde nun in Griechenland die höchste Niederschlagsmenge mit 754 Litern pro Quadratmeter gemessen.

Aber: Von der Regenmenge allein kann man nach Angaben des Meteorologen Markus Übel vom Deutschen Wetterdienst (DWD) nicht auf die Stärke der Auswirkungen schließen. Eine entscheidende Rolle spiele die Topographie – im Ahrtal floss das ganze Wasser in ein enges Tal und konnte nicht ausweichen. Vielerorts in Griechenland hingegen fließt das überflüssige Wasser schließlich ins Meer ab.

Extremwetter in Griechenland, Bulgarien und der Türkei: Wie geht es weiter?

Für Mittelgriechenland können die Meteorolog:innen bislang keine Entwarnung geben, im Gegenteil. Das gilt auch für die Türkei: Dort warnen die Behörden ebenfalls vor weiteren Unwettern in der Schwarzmeerregion. Lediglich in Bulgarien scheint sich die Lage zu entspannen – dort soll es zunächst nicht mehr regnen.

-dpa

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