© Barbara Kloth
Sehenswürdigkeiten

Architektur in Görlitz: Es glänzt und bröckelt

Die prächtigen Jugendstilhäuser und barocken Palais von Görlitz beeindrucken Regisseure und Schauspieler aus aller Welt. Wir zeigen die architektonischen Sehenswürdigkeiten zwischen strahlender Zukunft und Zerfall.

Text Mila Krull

Im Stadtzentrum von Görlitz liegen die Sehenswürdigkeiten dicht beieinander. Nur wenige Minuten sind es von der schmucken Bahnhofshalle bis zum Jugendstil-Kaufhaus; ein Steinwurf entfernt beeindruckt mit dem Schönhof das nächste Gebäudeensemble. Viele der architektonische Perlen sind zu neuem Leben erwacht, beherbergen Museen, Hotels und Gastronomien. Doch nicht alles strahlt wie einst in Zeiten der Belle Epoque. Vielerorts wird einiges getan, um den Perlen zu neuem Glanz zu verhelfen.

Bahnhof Görlitz: Außergewöhnliches Gewölbe

© Peter Oltmanns/Pixabay

Zunächst stand an dieser Stelle nicht mehr als ein kleiner Bahnhof, doch die Bedeutung von Görlitz als Verkehrsknotenpunkt wuchs zu Beginn des 20. Jahrhunderts rasch. Die Station wurde ausgebaut und um eine prachtvolle Empfangshalle im Jugendstil erweitert. Aktuell ist eine umfangreiche Sanierung des Bahnhofs Görlitz geplant. Dazu sollen unter anderem die historischen Glaswände der Halle ausgetauscht, die Konstruktion erneuert und die Beleuchtung modernisiert werden.

Jugendstil-Kaufhaus: Ein Hauch von Hollywood

© Daniel Hoppe

Eine Kulisse wie gemacht für Hollywood: Das Kaufhaus von Görlitz aus dem Jahr 1913 vereint Elemente des Historismus und Jugendstils unter einer eindrucksvollen Glaskuppel und prächtigen Kronleuchtern. Regisseur Wes Anderson war begeistert und ließ zahlreiche Schlüsselszenen seines Films „The Grand Budapest Hotel“ hier drehen. Die positiven wirtschaftlichen Folgen der Oscar-prämierten Produktion waren zu spüren. Doch auch sie konnten das Kaufhaus nicht vor dem Verfall bewahren. Seit 2009 ist das einst so prunkvolle Gebäude geschlossen, der zuständige Investor ist öffentlich heftig umstritten, und die Pläne für die umfangreiche Sanierung und den Ausbau verzögern sich seither auf unbestimmte Zeit.

Sehenswürdigkeiten von Görlitz: Neue Synagoge

© Reiner Weisflog

Um die Jahrhundertwende entwarfen die Dresdner Architekten William Lossow und Max Hans Kühne ihre Pläne für die Neue Synagoge in Görlitz. Der Kuppelsaal, das Portal und der Toraschrein vereinen Elemente des Jugendstils und Neoklassizismus. Als eines der wenigen jüdischen Gotteshäuser in Deutschland überstand das Gebäude den Zweiten Weltkrieg unbeschadet. Lange jedoch zerfiel die Synagoge in der Otto-Müller-Straße. Nach langen Bauarbeiten feierte die Gemeinde im Sommer 2021 schließlich den ersten Gottesdienst seit mehr als 80 Jahren. In der Synagoge werden heute Ausstellungen und Führungen angeboten.

Hotel Börse: Himmlischer Schlaf

Mitten im Herzen der Altstadt von Görlitz steht das schmucke Palais, in dem einst Händler ihre Waren feilboten. Das barocke Gebäude fand vielseitige Verwendung als Bibliothek, Gericht und Polizeiwache. Mittlerweile können Besucher hier edel nächtigen: Die 15 Zimmer des „Hotel Börse“ sind teils mit antikem Mobiliar, Himmelbetten, verzierten Decken und Kronleuchtern ausgestattet. Gemütlich sind auch die Dachkammern mit den historischen Schrägbalken.

Schönhof: Kunstvolle Wände

© Plugge/Europastadt GörlitzZgorzelec GmbH

Der Schönhof in der Brüderstraße ist das älteste Renaissance-Bürgerhaus in Görlitz. Seit seinem Bau im 16. Jahrhundert diente er als Repräsentationsgebäude und beherbergte angesehene Gäste, darunter Könige. Besonders und gut erhalten sind die mit Blumen und Ranken bemalten Holzdecken und detaillierten Wandmalereien. Von außen lassen sich Erker, Giebel und Turm bestaunen. In den Innenräumen ist heute das Schlesische Museum zu finden.

Kulturhistorisches Museum Görlitz: Sehenswertes Barockhaus Neißstraße

Gleich drei denkmalgeschützte Gebäude beherbergen das Kulturhistorische Museum Görlitz. Eines reiht sich in die historische Neißstraße und diente im 18. Jahrhundert als repräsentatives Handelshaus. 2011 wurde das Haus saniert, seither erstrahlt die Oberlausitzische Bibliothek der Wissenschaften im neuen Glanz. Zu sehen sind zudem wertvolle Arbeiten und Kunstwerke des Barocks.

Ein weiteres Juwel, um das es aktuell nicht gut steht: Die Stadthalle von Görlitz diente lange Zeit als Raum für große Veranstaltungen jeder Art. Das Jugendstilgebäude am Stadtpark liegt Kulturschaffenden wie Denkmalschützern gleichermaßen am Herzen. Seit 2005 sind die Türen der Halle jedoch geschlossen, erfolglos suchte die Stadt nach privaten Investoren. 2018 erklärten sich der Bund und der Freistaat Sachsen bereit, je 18 Millionen Euro für eine Sanierung bereitzustellen. Start- und Eröffnungsdatum will die Landesregierung derzeit nicht kommunizieren.

Ratsapotheke: Torten in historischer Kulisse

© Reiner Weisflog

Ebenfalls am Görlitzer Untermarkt steht die Ratsapotheke im Renaissancestil. Das detailvoll verzierte Eingangsportal können Besucher erst seit einigen Jahren bestaunen, zuvor lag es jahrzehntelang unter dickem Mauerwerk verborgen. Hinter ihm befindet sich heute ein Café, das Frühstück und Torten im historischen Ambiente serviert. Interessant sind auch die zwei Sonnenuhren, der mehrgeschossige Eckerker und die Inschriften am Haus, die Aufschluss über einstige Konstrukteure, Maler und Inhaber geben.

Villa Ephraim: Drehort und Eventlocation

© KommWohnen

Im Süden der Altstadt von Görlitz liegt diese Jugendstil-Perle von 1909. Einst ließ sie der Kaufmann Martin Ephraim für seine Familie errichten, später lebten hier weitere wohlhabende Görlitzer. In den 1980er-Jahren erwarb die Stadt das Gebäude und betrieb zwischenzeitlich eine Jugendherberge. Heute befindet sich hier ein preisgünstiges, einfach ausgestattetes Hotel. Auch können die Räume für Feste, Veranstaltungen und Dreharbeiten gemietet werden.

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